Alle FotoalbenTour melden
Offline
bad-girl77 08.09.2005

Mein erstes Mal

Wegstrecke 0 km
Länder/Regionen/
Wegpunkte
Bayern
Straßenart
Tour-Motorrad
Schwierigkeit
Schlagworte
Alle 38 Kommentare anzeigen


Mein erstes Mal

Kap.2 - Das Pony und ich
Es war wieder Mittwoch und wieder stand ich um Punkt 17:15 Uhr vor der Fahrschule.
Diesmal haben wir gar nicht lange rumgemehrt und sind nach den üblichen Sicherheitsüberprüfungen, Fahrlehrer im Auto vornweg, direkt losgefahren. So denn, dache ich, geben wir dem Pferd die Sporen. Pferd ist eigentlich ein bisschen zuviel gesagt. Eine Kawasaki EL, 34 PS. Ein kleines Eisenpony. Im Laufe der Fahrstunde haben wir einige Gemeinsamkeiten entdeckt: Am Anfang noch ein bisschen unterkühlt, aber mit der Zeit läuft sie sich warm. Ein bisschen zickig, manchmal bockig und nicht ganz einfach in der Handhabung. Doch wenn man einmal weiß, wie man mit ihr umgehen muss, schnurrt sie wie ein kleines Kätzchen.
Mein Fahrlehrer fuhr zügig vornweg und wir erreichten die vorgeschriebene Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h. Zum ersten Mal fühlte ich eine gewisse Schutzlosigkeit. Gedanken beschlichen mich: Was wäre, wenn ich jetzt stürze? Wie hart ist der Asphalt? Wie stark wäre ein Aufprall? Was schützt mich? Ein Helm? Ein paar Klamotten? Ich schob diese Gedanken beiseite. Im Hinterstübchen waren sie jedoch immer noch. Aber vielleicht ist das auch ganz gut und bewahrt mich vor Leichtsinn.
Wir haben uns nicht auf Anhieb verstanden, das Pony und ich. Sie war nicht ganz einfach zu bändigen und hat mir auf dem Übungsplatz einige Schwierigkeiten gemacht. Slalom ging ganz gut, das Bremsen war auch ok, nur beim Anfahren bzw, beim Stop & Go hatten wir immer wieder Streit.
Als wir vom Übungsplatz wieder losfuhren, hatte sie mich bald so weit. Ich musste ein paar Mal schlucken und war ein wenig verzagt. Ich hätte sie gern ein bisschen ins Gebüsch geschmissen und in ihre Eisenteile getreten – aber nein – das brächte ich nicht wirklich übers Herz.
Auf der Rückfahrt dachte ich, wir hätten uns wieder versöhnt, doch sie war immer noch ein bisschen sauer und es kam wie es kommen musste. Wo zwei Zicken zusammen sind, ist eine zuviel und muss weg. In diesem Fall war ich das. Beim Linksabbiegen auf die Bundesstraße hatte sie endgültig die Schnauze voll. Das Pony warf mich ab. Warum nicht auf dem Übungsplatz? Warum nicht auf einer einsamen Dorfstraße? Nein, es musste mitten auf der Bundesstraße sein. Sie liebt dramatische Auftritte.
An dieser Stelle bedanke ich mich auch bei dem freundlichen Mercedes-Fahrer, der gestern Abend auf der B 388 zwischen Erding und Taufkirchen unterwegs war. Er wird das wahrscheinlich nie lesen, aber er ist sofort ausgestiegen und hat seine Hilfe angeboten. Natürlich kam auch mein Fahrlehrer sofort dazu und hat das Pony wieder auf die Beine (Räder) gestellt. Ich war ein bisschen verdattert und habe nicht sofort reagiert. Deshalb dieser besondere Dank an die Beiden.

Uns beiden geht es gut. Soweit ich sehen konnte, hat das Pony keine größeren Kratzer abbekommen und ich habe lediglich eine Beule am Schienbein. Ich glaube, ihr tat das später auch ein bisschen leid, denn die restliche Fahrt war sie ganz brav. Die Sonne stand tief über den Feldern, die Luft war angenehm warm. Wir waren wieder ein Team, wurden eins mit der Straße und genossen die Fahrt zurück. Es war ein tolles Gefühl, auch wenn ich nicht wusste, ob ich lachen oder heulen sollte. Aber sie tat wirklich alles, um mich wieder ein bisschen aufzubauen. Mein Fahrlehrer meinte, dass irgendwann der Tag kommt, wo ich darüber lachen kann. Ich glaube ihm noch nicht so recht. Aber seine langjährige Berufserfahrung und die Tatsache, dass wahrscheinlich fast jeder Motorradfahrer irgendwann ein Erlebnis dieser Art hatte, sprechen natürlich für seine Aussage. Ich hoffe, dieser Tag kommt sehr bald.
Wir sind an diesem Abend im Guten auseinander gegangen, das Pony und ich. Ich musste ihr versprechen, dass ich bald wieder komme und das habe ich gern getan. Ach Schätzchen, du bist ein dummes kleines Biest, aber verdammt, ich freu’ mich auf das nächste Mal!

Kommentare


ABSENDEN

Missing_mini
Gelöschter Benutzer
....oder liegend in einem see "parkt"
Kommentar melden
Offline
traum-wunsch
auch von mir die vollen 10 :-))
freu mich schon auf Deine nächsten Fahrstunden *gg*
der Umfaller ist wirklich nicht weiter schlimm, sei ehrlich irgendwie kannst Du nun schon drüber schmunzeln...
und die Beule ist sicher auch bald vergessen :-))
Kommentar melden
Missing_mini
Gelöschter Benutzer
auch von meinereiner volle Punktzahl für das Artikelchen!
das mit der "Beule am Knie" wegen des Umfallers ist halb so wild......, denn Du wirst (wenn Du Deine Fahrprüfung bestanden haben wirst- kein Zweifel daran!) mit Sicherheit noch etliche Moppedfahrer kennenlernen, die sich vermutlich bei ihrem ersten "Ableger" nicht nur ne Beule am Knie sondern an der Rübe zugezogen haben...., was sich manchmal in der unkonventionellen (oder sollte ich besser sagen: unkontrollierten) Fortbewegungsart ihres Vehikels derart manifestiert, dass diese unvermittelt ihr Gefährt horizontal in der "Prärie parken" ;-))
Kommentar melden
Offline
bad-girl77
Ach @Speedy, weißte was, vielleicht sitzen wir ja irgendwann, so in 30 Jahren, auf irgendeinem Bikertreffen, auf einem richtigen Hämoriden-Kissen...und dann sagen wir: Ey weißte noch, so hat sich das damals angefühlt auf der Kawa... ;-)
Kommentar melden
Missing_mini
Gelöschter Benutzer
Schön geschrieben, Zicke Nr.1! :-))
Wäre ich gemein, würde ich Dir nun viel Fahrstunden wünschen, damit ich nette Berichte lesen kann. Aber ich wünsch Dir mal, daß es mit dem Schein schnell geht und Du dann von noch größeren Ausritten in die weite Prärie schreiben kannst!
10 Punkte
Dirk
Kommentar melden
Offline
Wernertour
Sehr gut geschrieben volle 10.
Auch meine Errinerungen wurden wider wach vom ersten mal, nur war mein T-schirt vom Regen klatsch nass.
Kommentar melden
Deaktiviert
Speedfreak
Hab auch auf ner EL252 gelernt. Mußte ja mit meinen kurzen Beinen irgendwie auf den Boden kommen. Das Teil hat eine Sitzbank weich wie ein Hämorriden-Kissen ~gg~
Nach der ersten Autobahnfahrt analysierte ich kurz die Leistung des Moppeds und wies den Fahrlehrer darauf hin, daß die Kawa ab 140 irgendwelche Vergaserfehler zu haben scheint.
Leider erklärte er mir, daß bei 140 einfach Schluß ist bei dem ollen Fahrschulfahrrad.
Kommentar melden
Missing_mini
Gelöschter Benutzer
es ist schön wenn man merkt das man nicht alleine steht. Ich habe Führerschein mit eigener Masch. gemacht. Eigentlich viel zu groß für mich aber ich wollte es so. Mit Honda CBR600 112 PS.
Ich konnte nie den Schrittslalom und bin dabei umgekippt. das war so peinlich weil sehr viele rumstanden und guckten. Jetzt habe ich 1 Jahr Führerschein und halte mich immer noch von Situationen ( steiler Berg anfahren u. ä. ) fern.
Aber ich merke das ich sicherer werde und fahre fast jeden Tag. Alleine,weil ich keine Bremse für andere sein will.
Wünsche dir viel Glück. Es lohnt sich.
Kommentar melden
Missing_mini
Gelöschter Benutzer
einfach nur gut - 10 Pts
Du packst es ganz bestimmt!!!
Kommentar melden
Missing_mini
Gelöschter Benutzer
hi bad-girl,
nicht aufgeben, aller anfang ist schwer und man denkt man sei einfach nur zu blöd zum fahren..aber glaub mir das vergeht. irgendwann sitzt du, als wäre es das natürlichste der welt, auf deinem eigenen kl. pony und genießt das fahren und touren...habe selber meinen lappen im april gemacht und es nicht eine sek. bereut...bleib einfach am ball und laß dich nicht unterkriegen.
P.S. ich finde du hast deinen beitrag unheiml. nett verfaßt...sehr sympathisch...10 points dafür!
Kommentar melden
[Anzeige]

Ähnliche Touren

Neue Zündapp-Motorrada...
Biker-Treff