Mein erstes Mal
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Mein erstes Mal
Kap. 3 – Eine zarte Liebe entwickelt sichMal wieder war es Mittwoch, mal wieder war es 17:15 Uhr, mal wieder…usw.
Mittlerweile habe ich schon wieder zwei Fahrstunden hinter mir, aber beim letzten Mal ist nicht wirklich viel passiert. Derselbe Weg wie immer: Straße und auf direktem Wege zum Übungsplatz. Aufgrund der wahrscheinlich schon allseits bekannten Erfahrung der vergangenen Stunde, erklärte sich mein Fahrlehrer kurzer Hand zum Drill-Sergant und übte mit mir Stop&Go. Bis zum Erbrechen. Aber es war nicht umsonst: Das Pony hörte irgendwann auf zu bocken. Das war die entscheidende Wendung in unserer Beziehung. Sie hatte begriffen, wer der Herr (die Frau) im Sattel ist und ich hatte gelernt, behutsam und sanft mit ihr umzugehen. Eine zarte Liebe begann zu blühen.
Ich war der Meinung, angefahren bin ich an diesem Tag schon genug. Mein Fahrlehrer sah das anders. Akuter Energiemangel seitens des Ponys machte es notwendig, eine Futterstelle anzufahren. Natürlich mitten in der Stadt. Und jede Ampel auf Rot. Und warum müssen wir die ganze Zeit links abbiegen? Macht der das mit Absicht? Und immer diese blöden Ampeln, wo erst der Gegenverkehr durchfahren muss. Und wieder Stop und wieder los und wieder... Aber oh Wunder, alles ging glatt, nichts ist passiert, einfach gar nichts.
Deshalb war ich auch schon wesentlich zuversichtlicher, als ich gestern an der Fahrschule eintraf. Jetzt schnell noch andere Schuhe an, Jacke, Helm, Handschuhe. Die üblichen Sicherheitschecks und ab geht’s. Normalerweise fahren wir immer direkt vom Hof und danach gleich links. Nicht dieses Mal. Wir fuhren rechts. Mir schwante Böses. Diese Richtungsänderung hatte natürlich auch etwas Gutes: Ich musste nicht wieder den Rasen mitnehmen, weil die Kurve doch enger war, als ich dachte, aber rechts herum, ging es zu der Stelle. Zu DER Stelle. Zu DER STELLE. Genau dahin, wo das Pony und ich uns so furchtbar zerstritten hatten und sie mich schließlich abwarf. Nein, dachte ich, so fies ist der nicht, das bringt der nicht. Das tut der mir jetzt nicht an. Doch...genau das tat er. Mein Herz begann zu klopfen...pock, pock, pock. Es waren nur noch wenige Meter. Pock, pock, pock. Meine Hände hielten den Lenker noch ein bisschen fester. Pock, pock, pock, pock, pock. Und da standen wir. An der Stelle. Genau da, wo die Auseinandersetzung zwischen dem Pony und mir vor zwei Wochen ihren Höhepunkt hatte. An der Einmündung zur Bundesstraße. In was für unmöglichen Situationen man doch anfängt zu beten. Komm Kleine...tu mir das jetzt nicht an. Sei einfach brav. Ich will dir echt nichts Böses.
Fahrlehrer fuhr zuerst. Ich fuhr kurz an, blieb noch mal stehen, schaute. Alles war frei. Ok Kleine...jetzt. Langsam gab ich ihre Zügel frei, gab behutsam Gas...und sie fuhr so schön, wie sie noch nie gefahren war. Ich glaubte sogar, das erleichterte Schnaufen meines Fahrlehrers zu hören. Gut, dass ich einen Helm aufhatte. Er allein sorgte dafür, dass sich meine Mundwinkel nicht am Hinterkopf trafen, so breit musste ich grinsen vor Freude und Erleichterung. Yeah Baby, Ride on...für diese Kür gibt es eine 10.0 von der Jury. Applaus, Applaus.
Die darauf folgende Stadtfahrt verlief mehr oder weniger unspektakulär. Ich hatte eigentlich damit gerechnet, dass wir wieder auf den Übungsplatz fahren, war aber nicht so. Wir fuhren stadtauswärts. Und das war die bisher schönste Fahrt, die ich hatte.
Dazu solle ich noch erwähnen, dass ich meinen Schein nicht in Erfurt mache, wo ich im Moment noch zu Hause bin, sondern im bayerischen Erding. Auch bekannt durch das hier gebraute Weißbier, welches auf Rang 9 in den Bier-Charts rangiert. Um Erding herum ist alles sehr ländlich. Die Straßen sind nicht sehr breit, sie schlängeln sich durch Wiesen und Wälder. Ab und an fährt man durch ein Dörfchen. Man hat manchmal ein bisschen das Gefühl, dort ist die Zeit stehen geblieben. Alles hat eine sehr idyllische Ausstrahlung. Ich fahre meisten zwischen 17:00 und 19:00 Uhr. Dann steht die Sonne schon tiefer, die Hektik des Tages lässt nach, Kühe und Pferde grasen friedlich auf den Weiden, die Menschen gehen nach Hause, die Bauern stehen an den Zäunen und unterhalten sich. Es ist schon etwas kühler, aber nicht kalt. Und dort fährt man dann hindurch, atmet ein, nimmt alles in sich auf. Alle Probleme, die eben noch so wichtig waren, sei es Stress, Ärger, Prüfungsangst, was auch immer, es ist plötzlich nicht mehr wichtig. Alles fällt ab und wird zurückgedrängt von einem Gefühl, dass man einfach nicht beschreiben kann. Es fängt an in deinem Herzen, du atmest einmal tief ein und es breitet sich durch deinen ganzen Körper aus, geht in den Kopf, bis auch die letzte Haarwurzel erreicht ist. Es kribbelt durch den Bauch, geht in die Beine und kommt in den Fußspitzen an. Ich wollte einfach nur fahren, fahren, fahren! Heute war der erste Tag, an dem ich es von ganzem Herzen bedauert habe, dass es schon vorbei ist.
Mein heutiger Dank geht mal wieder an meinen Fahrlehrer. Der Mann ist einfach pädagogisch so wertvoll. Ich glaube, er hat gespürt, dass der Übungsplatz einfach nicht meine Welt ist (obwohl natürlich wichtig). Aber diese Fahrt heute war einfach nur genial. Er hat gar nicht groß über Funk mit mir gesprochen. Er hat mich einfach nur fahren lassen. Ich habe es so genossen.
Übrigens fange ich langsam an, dem Geheimnis der Kurvenlage auf die Spur zu kommen. Es hat so einen Spaß gemacht. Die nächste Stunde habe ich vielleicht schon am Samstag, spätestens am nächsten Mittwoch. Aber egal wann und egal wohin die Fahrt geht: ICH WILL KURVEN!
Kommentare
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Hi o-sen,
ich würde nie ohne grund ein sinnloses saufgelage veranstalten...
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irgendeinen grund findet man doch immer *ggg*
Da kann man sich nur anschließen, was die Vorgänger alles geschrieben haben!
Klar gibt es da 10 points jedesmal!
Bin total gespannt wie die Prüfungsbeschreibung wird, so wie man bei den Berichten mitfühlen kann, wird jeder nochmal die Prüfungsangst zu spüren bekommen ;-)))
Morgen bad-girl :)
Am Ende haben wir dann einen ganz guten Bericht und ein leicht beschwippstes bad-girl.
ehehehe, also nicht, dass ich Dich zu sinnlosen Saufgelagen animieren möchte, aber a) ist ein Glas Rotwein am Abend durchaus gesundheitsfördernd und b) wenn dabei so tolle Berichte rauskommen, dann können Deine Schriftwerke gar nicht so erfolglos sein :)
o-sen
Geht doch!
... einfach köstlich ... volle 10 (natürlich) ... weitermachen ;-)
Lg, Susanne
Same procedure as every time...
10 points! :-)
Du schreibst sooooooooooooooooo schön!
alla gut..
und schon wieder werde ich genötigt...
SPEKTAKULÄR... oder wie ich früher zu sagen pflegte... TIP TOP.
:-ppp
10 points, keine frage....
wann kommt teil 4?
nee...du hattest einfach nur keine lust, dir ein neues superlativ auszudenken...*fg*
tja, da wohl schon alle superlativen von meinen vor-schreibern genutzt wurden....
ein einfaches: 10 points
:-)))