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traum-wunsch 31.05.2008

Overland nach Indien

Wegstrecke 0 km
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Wegpunkte
Straßenart
Tour-Motorrad
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Overland nach Indien

Eine besondere Reise mit Enfield Motorrädern.
Ich veröffentliche hier, mit Erlaubnis, die Berichte von einer Tour der besonderen Art. Die Texte und Bilder stammen von Günter Schiele.
Organisiert bzw. ausgerichtet wird die Tour von Wheel of India


Overland nach Indien - einige Fotos
Hallo liebe Daheimgebliebene,
heute gibt es zur Abwechslung mal nur Bildunterschriften. Wenn man so durch die Lande fährt, sind die visuellen Eindrücke ohnehin das überwiegende Erlebnis. Nur aus Rücksicht auf Eure ansonsten überquellenden Mailboxen, halte ich mich mit dem Versenden von Fotos zurück und schicke Euch nur eine kleine Auswahl.
Weiter unten gibt es noch einen Hinweis für die Overlander der Rücktour.
Also, viel Spaß beim Bildergucken und liebe Grüße,

Euer Günter Schiele


Mit dem Essen im Iran können wir uns noch immer nicht so recht anfreunden. Selbst ausgeprägten Fleischessern ist die Küche zu einseitig. Im besten Fall gibt's ein paar Blätter Salat und Fladenbrot zu Unmengen Gegrilltem. Gemüse: Fehlanzeige! Am besten kommt man noch in den einfachen Kebab-Buden am Straßenrand weg. Hier schmeckt's und der Preis stimmt.

Ganz anders, wenn man hat das Glück, zu einem Iraner nach Hause eingeladen zu werden. Auf einer kleinen Tour vor die Tore von Shiraz haben wir Kamal kennen gelernt. Er lud uns drei, Udo, Horst und mich gleich in sein Gartenhaus zu Kaffee (dem besten und bislang einzig guten Kaffee im Iran) und Keksen ein und die ganze Gruppe zum einem für Shiraz typischen Frühstück am nächsten Morgen. Das war mal was ganz anderes. Oben drein bekamen wir noch Nachhilfe in persischer Geschicht, Poesie und islamischer Religion.

Irgend wann musste es ja mal passieren. So schadlos konnten wir doch nicht die ganze Strecke von Deutschland nach Indien hinter uns bringen. Heute nun ist es passiert, wir haben uns verfahren. Statt des Highways hatten wir uns vorgenommen, eine kleine Seitenstraße entlang eines gigantischen Salzsee anzusteuern. Zunächst sah auch alles gut aus. In Kherangeh verlor sich die Straße dann aber im Nirgendwo und gut 20 Jugendliche waren mit unterschiedlichen Richtungsangaben zur Stelle. Schließlich entschieden wir uns, der Nase nach zu fahren und irrten ziemlich wahllos durch das Hinterland von Fars. Die einzige Orientierung war die Sonne (mein GPS hatte man mir ja schon in Qasvin geklaut). Wir hielten uns gen Süden und erreichten so Stunden später den rettenden Highway, den wir eigentlich vermeiden wollten.

Bereut haben wir diesen kleinen Abstecher keine Minute. Er führte uns durch Landschaftsszenarien, die man mit Worten kaum beschreiben kann. Hinter jeder Kurve erwarteten uns neue Eindrücke. Mal ging es steil bergan, dann wieder in langen Windungen hinab. Nur die Beschaffenheit der Straße, Wellblechschotterpiste, ließ uns das Tempo zügeln, sonst hätten wir unseren Bikes freien Lauf gelassen und wären im Eilschritt durch Persien gallopiert.

Die Moscheen in den Dörfern sind einfach und mit den Prachtbauten der großen Städte nicht zu vergleichen. Die Dörfer selbst fallen kaum auf und man bemerkt sie erst, wenn man sich direkt vor ihnen befindet. Als Baumaterial verwenden die Menschen Sand und Lehm, den sie überall finden, und so heben sich ihre zudem noch sehr flach gebauten Häuser durch nichts vom Wüstensand ab.

Mit viel Mühe und Aufwand bemühen sich die Wüstenbewohner, dem Land das Nötigste zum Überleben abzuringen. Schafzucht und in geringem Maße Ackerbau stellen die wichtigsten Wirtschaftsfaktoren dar. Dem Reisenden fallen besonders die ungewöhnlichen Felsformationen ins Auge. Hier Leben will wohl keiner von uns.

Nach vielen Stunden Fahrt erreichen wir nun endlich doch den großen Salzsee. Wie ein weißer Schleier scheint er über dem Land zu liegen. Kaum gelingt es dem Auge die dichte Dunstschicht zu durchdringen, und, wie man hier und auf den folgenden Bildern sieht, hat die Kamera auch so ihre Schwierigkeiten.




Ca. 25 Kilometer vor Sirjan, unserem Tagesziel, schießt plötzlich ein Polizeifahrzeug mit Blaulicht aus einer Seitenstraße auf den Highway, rast an uns vorbei und der Fahrer bedeutet uns, hinter ihm zu bleiben. Bei der nächsten Gelegenheit fährt der Wagen rechts ran, die drei Beamten springen heraus und verwehren uns die Weiterfahrt. Was ist denn nun los? Die Polizisten haben eindeutig auf uns gewartet. Ich habe ja schon an anderer Stelle berichtet, dass wir regelrecht von einem Polizeidistrikt zum nächsten weitergereicht werden. Da wir heute nicht die übliche Strecke gefahren sind, haben die Jungs wohl Panik gekriegt und geglaubt, uns verloren zu haben. Sie machen uns nun klar, froh die Ausbrecher wieder eingefangen zu haben, dass wir ab sofort hinter ihnen her zu fahren haben. In Sirjan geht#lsquo;s dann zunächst zum Polizeirevier. Dort werden wir von Zivilen übernommen. Sie weisen uns den Weg zum Hotel. Wer aber nun glaubt, damit sei die Geschichte zuende, hat sich geirrt. Zwei Beamte quartierten sich im gleichen Hotel ein und unser abendlicher Verdauungsspaziergang wurde aufs schäftste beobachtet und als wir die Hauptstraße zu einem Teeshop überqueren wollten, hielt man uns zurück: bis hier und nicht weiter.
Auf dem Foto sehen wir Horst im Gespräch mit den Beamten, die sich sehr freundlich und zuvorkommend verhalten haben.

Am nächsten Morgen ging es im gleichen Stil weiter. Die ganze Strecke nach Kerman fuhren wir zwischen zwei Polizeifahrzeugen. Wirklich gestört hat das nicht. In Kerman wurden wir dann wieder von örtlichen Beamten übernommen. Das ganze hat sogar einen großen Nutzen, da wir bis zum Hotel geleitet werden und sich so die lästige Suche erübrigt.
Nach eingehender Beratung mit den Reisenden haben ich mich dazu entschlossen, auf der Rücktour den Zwischenstopp in Sirjan zu streichen. Der Ort gibt nichts her außer der Unbill mit der Polizeiüberwachung. Die Strecke von Kerman nach Shiraz ist zwar ziemlich lang, ca. 550 km, aber als Tagesetappe zu schaffen, da die Straßen in einem sehr guten Zustand sind. Wir verschaffen uns dadurch einen Zusatztag in Kerman, den wir nach der Reise durch Pakistan bestimmt gut gebrauchen können.

Heute sollten wir unsere erste Panne haben, einen Plattfuß wegen eines abgerissenen Ventils. Ansonsten sind die Bikes der Inbegriff der Zuverlässigkeit. Wir hatten bislang nur einen ernst zu nehmenden Schaden, und der betraf ein Bauteil, dass nicht zur Standardausstattung der Enfield gehört. Ich hatte mir den Luxus erlaubt, testweise bei meiner Maschine eine elektronische Zündung einzubauen. Zu Anfang schien das Teil auch anstandlos zu funtionieren. Nach ca. 3.000 Kilometern fielen mir plötzlich Zündaussetzer auf. Mit der Zeit wurde das immer schlimmer, bis ich dann schließlich etwas unternehmen musste. Zunächst weigerte ich mich, zu akzeptieren, dass meine schöne elektronische Zündung die Ursache sei. Wir tauschten die Zündkerze aus, den Kerzenstecker, das Zündkabel und die Zündspule. Nichts brachte eine Besserung. Nun konnte es also nur noch das elektronische Steuerteil sein. Also raus damit, die alte Kontaktzündung wieder eingebaut und tatsächlich, jetzt läuft das Bike wieder wie eine Eins.

Kommentare


ABSENDEN

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Kralli
Warum hab ich nicht soviel Urlaub am Stück. Iran ist so ein faszinierendes Reiseland. Ich hab ja im Block schon gelesen und erlebe gedanklich meine Zeit in Persien nochmal. Mit dem Motorrad ist das bestimmt noch intensiver, als ich es erlebt habe. Die Jungs und Mädels sind zu beneiden.
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traum-wunsch
stimmt :-)
Das ist noch ein Mopped mit dem man durch die Welt reisen kann und es kann überall repariert werden - eben weil es einfach gehalten ist...
gibt es eigentlich noch andere in der Art, die heute noch gebaut werden?
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traum-wunsch
Eine besondere Reise mit Enfield Motorrädern.  mehr...
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Missing_mini
Gelöschter Benutzer
Ist ja klar, die Enfield ist so konstruiert daß sie jeder Dorfschmied reparieren kann. Da hat so ein elektronischer Schnickschnack nichts dran zu suchen!
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