Pässe, Schluchten und Lavendel: Teil 1
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Pässe, Schluchten und Lavendel: Teil 1
Über die Route des Grandes Alpes zu den Schluchten des VerdonÜber die hohen Alpenpässe in die Lavendelblüter der Provence und durch die Schluchten des Vercors zurück.
Rund 5000 km von München bzw. 4000 km von Bad Säckingen sind Waschbär und ich in den beiden ersten Juliwocchen gefahren. Wir sind über die höchsten Pässe der Alpen gekommen, haben ganz besondere Begegnungen gehabt, haben grandiose Schluchten umrundet, haben die blauen Lavendelfelder durchfahren und ihren Duft genossen, haben in glühender Mittagshitze in alte bis uralte Gemäuern erkundet, haben Flugstunden genommen und 125ger gefahren, sind in das bunte Leben des Rhone-Tals eingetaucht, haben Flamingos, weiße Pferde und schwarze Stiere bewundert (letzter auch mit Genuß verzehrt) und sind voll Eindrücke und Erlebnisse wieder wohlbehalten, wenn auch nicht mit dem ursprünglichen Fuhrpark, wieder zuhause angekommen.
Hier unser Bericht in 4 Teilen, damit ihr nicht gleich ganz erschlagen seid *G*.
Teil 1: Über die Route des Grandes Alpes zu den Schluchten des mitarbeiter/projekte_2010/bik
30.6.2002 Bad Säckingen – Olten – Willisau – Wiggen - Thun – Zweisimmen – Gstaad – Villars – Thonon
Verspäteter Start erst um 12 :00. Nach 15 km muss WASCHBÄR erst mal zurück sein Telefon holen. Dann geht es los wie der Start der 4D-Tour 1. Tag bis Olten. Danach zieht es sich bis Willisau, aber dann geht es mittenhinein in das schöne Berner Oberland. Die Emme entlang, das südlichste Tal des Berner Oberlands.
Wir machen Rast mit Blick auf die Nordseite des Rothorn und auf die Strasse, wo ein schönes Motorrad nach dem anderen vorbeifährt.
Durch Thun finden wir dann per Autobahn das Simme-Tal, dann geht es das Saane-Tal runter. In Saane links ab durch Gstaad in Richtung Col de Pillon. Endlich werden die Berge höher und kommen näher. Es war schön zu fahren, die Passhöhe gab aber nicht viel her.
Noch schöner war der Col de la Croix zu fahren. Links abgebogen in les Diablerets ging es auf eine riesige Felswand zu, die das Tal im Halbkreis abschließt.
Und rechts daran vorbei schrauben wir uns höher und höher.
Während bei der Auffahrt eher das Landschaftliche dominiert, gab es runter zu das größere Fahrvergnügen. Nun mehr auf gutem Belag brausen wir den Hang hinunter, hinein in das Rhone-Tal, das quer vor uns liegt. Auf dieser Strecke hat WASCHBÄR zum 2. Mal am Tag seinen Stiefel angespitzt und war stolz wie Bolle.
Unten im Tal kurz vor dem Genfer See will WASCHBÄR noch mal tanken, auch weil es in der Schweiz so schön billig ist. Ich bin etwas daneben und versuche, den Schweizer Automaten mit Euro zu füttern, die er prompt wieder ausspuckt, aber dabei leicht unter die Verkleidung schiebt, in die ich den Schein nun völlig verwirrt ganz hineinschiebe. Und weg isser und kommt auch nicht wieder raus. Teures Tanken: Aber was haben wir gelacht! Immerhin etwas! Think positiv!
Dann rollen wir die N5 am See entlang Richtung Thonon, unserem ersten Etappenziel. Nach einem viergängigen Menü mit dreifachem Schnaps danach können wir uns gerade noch einmal zum See schleppen und zurück, bevor wir uns ins Bett fallen und Morpheus Arme sinken lassen. Dabei soll es doch morgen erst richtig losgehen mit der Route des Grandes Alpes.
1.7.2002 Thonon – D26 Cluses –Col de la Colombiere – Clusaz –Col des Aravis – Flumet – D218 Col des Saisies – Beaufort – Cormet de Roselend – Bourg St. Maurice – Val d’Isere – Col de l’Iseran – St. Michel – Valloire – Col du Galibier – Briancon.
Start in Thonon, Vorfreude auf Berge. Die D26 lässt sich toll fahren, fast kein Verkehr.
Dämpfer: der Motoradunfall ohne Motoradfahrer, das Moped liegt auf der Straße, ein Fahradfahrer auch, aber kein Motoradfahrer zu sehen. Ob das wohl doch der Fahradfahrer war?. Der Col de la Colombiere und der Col des Aravis (1487 m) sind schöne Mittelgebirgspässe, eine Vorahnung auf das was noch kommen wird.
WASCHBÄR erinnert sich dabei an das Riesengebirge.
Immerhin können wir vom Aravis aus einen Blick auf den Mont Blanc erhaschen.
Eher bergig zeigt sich der Col des Saisis. Dort machen wir Mittag. Wir treffen die Dukatis:
3 Dukatis in rot, gelb und schwarz und eine blaue R1, eine farbfrohe Truppe – bunt und lustig - die wir noch öfters treffen werden, zuletzt beim Wettrennen mit WASCHBÄR im auslaufenden Iseran.
Auf dem Iseran unterhalten wir uns mit einem anderen Biker, der meint, nie kämen wir noch bis Briancon, viel zu weit und noch drei Pässe. Dabei war es erst halb fünf! An die Abfahrt vom Iseran schließt sich ein schönes Tal an, das schnell zu fahren ist. Während wir dahinbrausen überholen uns mit Karacho die Dukatis, denen WASCHBÄR hinterher hechten muss.
Dann kommt die RN6. Superklasse und schnell zu fahren, kaum Verkehr. Dann eine irre Schlucht, eine tolle Festung. Die hohen Alpen rechts und links. Wirklich eine Route des Grandes Alpes.
Der Col de Telegraph lässt sich super und flott fahren, aber die Passhöhe enttäuscht, also gleich weiter zum Galibier. Keine Randbefestigung, eine Straße die in den Kurven in den Himmel zu führen scheint.
Wir finden auch den Abzweig über den Col, nicht über den Tunnel. Bei der Abfahrt beeindruckt der Gletscher, der im Berg hängt.
Hinter Briancon schieben sich Wolken über die Berge. Noch aber regnet es nicht und wir fahren flott in die Festungsstadt zu unserem zweiten Etappenziel.
Erst als wir geduscht zum Abendessen auf der Terrasse der Brasserie sitzen – hinter weißem verspielten Schmiedeeisengeländer und unter nostalgisch weiß-grün gestreiften Markisen – fängt es an zu regnen.
2.7.2002 Briancon – Col d’Isoar – Col de Vars – Cime de la Bonnette – St. Saveur – Guillaume – Gorges de Dalius – Castelane – Route Napoleon – Chateaurenard – Moustiers St. Marie
Aufgebrochen sind wir bei dramatischen Wolken, bei zum Glück trockenen Straßen, und während des Vormittags wurde es nach und nach immer sonniger.
Ruck-Zuck waren wir auf dem Isoar, die Auffahrt toll zu fahren, kein Verkehr, super Belag. Oben war dann natürlich Foto-Shooting angesagt an der Säule, die der Route des Grandes Alpes gewidmet ist.
Das richtige Ein-Surfen für den Morgen und Einstimmung auf den Cime de la Bonnette, dem höchsten anfahrbaren Punkt der Alpen mit 2803 Metern.
Vor der Auffahrt zum Crime haben wir noch eine Begegnung der besonderen Art. Tantchen schrie nach Bremsflüssigkeit und während WASCHBÄR selbiges nachfüllt, winke ich freundlich vorbeifahrenden Bikern zu. Diese Truppe kam postwendend zurück und wir dachten, sie hätten sich verfahren. Wie groß ist unser Staunen als als erste Maschine eine Vstrom auf den Parkplatz einrollt und Grisu sein breites Grinsen aus dem Helm schält. Dann kommen sie alle an: Dukeman, Tarzan, Brumbrum, und Ernst. Was für ein Hallo! Sie waren auf dem Weg vom Verdon zurück und wollen an dem Tag noch bis Chamonix. Nach dem Hallo, Knuddeln, Staunen, Erzählen noch rasch ein Foto-Shooting und weg sind sie wieder.
Wir machen Mittag und brausen dann mit gestärkten Tantchen-Bremsen gen Bonnette / Restfond. Die Auffahrt geht zügig. Oben entscheiden wir uns, die Schleife um den Cime de la Bonnette auch zu fahren, man ist ja nicht alle Tage auf dem höchsten befahrbaren Punkt der Alpen. Tarzan hatte uns noch gewarnt, es sei schmierig dort gewesen und deshalb hatte er mit seiner Truppe den direkten Weg über den Restfond genommen. Aber WASCHBÄR will unbedingt. Zum Glück war es trocken und daher staubig und nicht schmierig. Halb ein Schotterweg mit aufgeschobenem Schotter rechts und links brachte die Rundfahrt Tantchen ins Schnaufen, es ringt nach Luft. Dann ist der höchste Punkt da, wo sich ein kleiner Motorrad- und Fahrradtreff mit geselligem Ablichten und Landschaft Bestaunen etabliert hat.
So gastlich war es dort aber auch wieder nicht und so haben wir rasch die Abfahrt in Angriff genommen. Kurz hinter dem Gipfel, was war das? Erst ein Schatten, der rasch in ein Erdloch huscht und dann hoppelt doch glatt ein Murmeltier vor Tantchen her. WASCHBÄR ist fasziniert. Kurz später hätte er fast eines überfahren, das vor uns hurtig die Straße quert. Es muss sich um eine gefährdete Spezies handeln.
Dann folgt ein Ritt der Extra-Klasse. Tantchen und Anna holpern und bocken über den welligen geflickten Belag, der bis hinunter ins Tal diese einzigartige Qualität hatte. Nichts als Erstaunen konnte da ein plötzlich platziertes Schild „Chausse deforme“ hervorrufen. Wie, geht es noch schlechter? Was denn? Noch schlimmer?
Dann folgen wir der schönen breiten Schlucht, nunmehr auf breiter Straße kommen wir zügig voran. Dann geht es bei St. Sauveur recht ab in die Berge, den Hang hoch.
Auf einmal hoch über uns wie ein Adlernest hängt ein Dorf in die höchsten Zinnen der Felswand geklebt. Was wir noch nicht wissen, dort hoch wird uns die Straße führen und 15 Minuten später fahren wir durch Roubion.
Die Tankanzeige von Tantchen stand schon vor 10 km auf rot und WASCHBÄR wird allmählich nervös. Weitere tolle Landschaft, nun auf dem Plateau, aber weit und breit keine Tankstelle. Erst Eingangs der Schlucht Gorges du Dalius in Guillaume werden wir fündig und gönnen auf den Nervenkitzel – WASCHBÄR ist den Hang zum Benzinsparen teilweise nur im Leerlauf gerollt - eine Pause in der Bar Central. Der Wirt versorgt uns noch unaufgefordert mit einer Karte über die Route des Grandes Alpes und gibt uns Tipps über weitere Tourenmöglichkeiten in der Gegend.
Dann geht es hinein in die roten Klüfte des Gorges de Dalius. Gleich zu Beginn überrascht die Schlucht mit einem Feuerwerk von Tunneln im roten Porphyr-Felsen mit weißen mannshohen Leuchtstreifen. Meist ein Einbahn-Tunnel, wie hohe enge Galerien, rote Säulen, als würde mit dem Moped durch altägyptische Ausgrabungen mit Reihen von Obelisken fahren. Ein Erlebnis der Extraklasse.
Weiter unten verbreitet sich die Schlucht, die Fahrt wird zügiger, bis wir auf die RN stoßen und in Richtung Castelane abbiegen.Dort biegen wir zu zeitig ab, verfahren uns und gelangen auf einen Abschnitt der Route Napoleon. Damit machen wir einen ungeplanten Schlenker vor unserem eigentlichen Ziel Moustiers und kommen in den Genuss von weiteren Schluchten, und schönen windigen, extra für uns frisch asphaltierten Straßen durch die Hügel mit dem niedrigen Bewuchs aus Hartlaubgewächsen. Da wir uns im Grand Canyon du Verdon wähnten, haben wir keine Bilder gemacht, das sollte ja am übernächsten Tag kommen ;-)
Dann hält WASCHBÄR auf der Hügelkuppe trotz seines mittlerweile großen Hungers an. Ein wunderschönes Panorama bietet sich uns und vor allem der Blick über die plötzlich flächendeckenden Lavendelfelder und dann noch der Duft. Gelegenheit zum Riechen und um das Bild „WASCHBÄR im Lavendelfeld“ zu schießen.
Kommentare
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24.10.2006
Hi Cat,
klasse Bericht, freue mich schon auf die weiteren Teile.
Da ich leider noch eine Weile arbeiten muss, tauche ich immer gerne ab in die Tourenberichte. Wenn dann auch noch tolle Fotos dabei sind, fällt das Träumen von der nächsten Tour umso leichter.
Gruß Sigrid
Fein. *g*
Morgen abend was zu lesen...
;o) Jojo
Hi Jojo,
Teil 2: Um den Grand Canyon du Verdon
hab ich grad gepostet, vielleicht schafft Dukeman es ja noch morgen, ihn freizuschalten.
Wenn ich morgen und Dienstag fleissig bin, gibt es diese Woche dann noch:
Teil 3: Touren im Lavendel und im Schatten des Bergs der Winde
Teil 4: Kult-Tour im Rhone-Tal
Teil 5: Durch die Wälder und die Schluchten des Vercors
... touren(beschreibungs-)freudig ... claudia
Ich will auch weg hier......
Kalender guckt, noch 14 Tage und dann geht\'s auch in die Prevence! *g*
Klasse der Bericht, werd mir ein paar Stellen rauskopieren und abspeichern, evt. kann ich sie ja verwenden.
Supi Fotos, besonders das vom \'Bär im Korn-, ähöm.. im Lavendelfeld gefällt. *g*
Nein Quatsch, war ein Joke.
Wann kommt der 2. Reil? *neugierig*
;o) Jojo
Einfach toll - die Tour selbst als auch die mitreißende Beschreibung.
Wünsche euch weiterhin soviel Spaß beim Touren.
Gruß Peter
Hi Cat,
mal wieder ein schön geschriebener und bebilderter bericht von dir.
da schreibst du von schluchten und pässen und ich sitze hier in berge von akten. :-(
aber nur noch 3 stunden, dann hab ich endlich
URLAUB :-)
und mache mich dann selbst auf, ein paar berge in angriff zu nehmen. *gg
bis zum nächsten bericht von dir.
lhg
Searcher
Hi Tarzan,
ist doch gerade toll wie sich hier unsere Berichte kreuzen, genau wie unsere Touren vor dem Cime de la Bonnette. Und ich freu mich schon auf deine Darstellung der unheimlichen Begegnung :-)
... lieben boxer-gruss ... claudia
Hei Chicago-cat und Wasch(flug)bär
Superbericht, *gg*, ich will sofort wieder da runter.
Tja, nu haste mir die Unheimliche Begegnung der dritten Art genommen. *schniff*
Na egal *gg*, ich freue mich auf die nächsten Berichte von dir.
Gruß Tarzan
PS. 10 Points
Über die hohen Alpenpässe in die Lavendelblüter der Provence und durch die Schluchten des Vercors zurück.
Ein toller Bericht mit super Bildern, freue mich schon auf die nächsten 3 Teile.
Ducman