Alle FotoalbenTour melden
Offline
chicago-cat 22.07.2002

Pässe, Schluchten und Lavendel: Teil 3

Wegstrecke 0 km
Länder/Regionen/
Wegpunkte
Provence
Straßenart
Tour-Motorrad
Schwierigkeit
Schlagworte
Alle 5 Kommentare anzeigen


Pässe, Schluchten und Lavendel: Teil 3

Touren im Lavendel und im Schatten des Bergs der Winde
Der Mont Ventoux ist mit seiner Lage am Rande der Rhone Ebene und seiner Höhe von fast 2000 m die beherschende Gestalt der gesamten Region. Bekannt ist er auch durch die Tour de France, die diesen Berg bereits 12 Mal im Programm hatte und ihn zu einem Mythos gemacht hat. Schon Petrarchar hat ihn besungen und bestiegen. Und in der Tat ist er wundervoll und ein Traum für mich schon seit meiner Jugend.
6.7.2002 Touren in den Hängen des Plateau de Vaucluse
Nachdem Waschbär sein Tantchen weggeschmissen und sich in Forcalquier Schaukelpferdchen erwählt hatte (sein Fahrbericht ist verewigt unter http://www.biker.de/magazin/er​fahrungsberichte?cmd=Anzeigen&​amp;id=66521),​ verlegten wir die Etappe für weitere 3 Nächte nach Sault, ein kleines Örtchen auf dem Plateau de Vaucluse mitten im Lavendelland und am Fuße des Mont Ventoux, dem Berg der Winde.

Das Plateau de Vaucluse, auf dem Sault liegt, ist von rauer Schönheit und vor allem auch eines der großen Lavendel-Anbaugebiete, es werden aber auch andere Duftpflanzen wie z.B: Muskateller-Salbei angebaut.



Sault ist Hinterland, freundlich, verschlafen, Provinz, aber gerade das macht es für mich zu einer Etappe für's Herz und so richtig zum Entspannen.


Sault kenne ich von früheren Touren u.a. mit dem Fahrad und Städtchen wie Umgebung sind mir wirklich ans Herz gewachsen. Es gibt Orte der Sehnsucht, die kannst du erreichen und doch nie ankommen. Bei Sault ist es anders. Wenn ich dort hinkomme und mich auf die Mauer setze, mit Blick auf die Lavendelfelder auf dem Plateau und dem Mont Ventoux dahinter, dann weiß ich, dass ich an diesem Ort meiner Sehnsucht auch angekommen bin.



Und so ist es mir diesmal auch gegangen. Passenderweise ist genau dort auch eine nette Bar mit vielen Tischen draussen, wo Waschbär und ich den Tag bei vielen kühlen Bieren ausklingen lassen bevor wir dann zum Essen schreiten. Das ist auch eines der Highlights in Sault, schönste lokale provenzalische Küche.



Nachts regnet es, morgens regnet es noch immer, aber gegen 11:00 reißt es auf und 11:30 sitzen wir auf den Maschinen. Da der Mont Ventoux noch in den Wolken ist, entscheiden wir uns für die Tour durch die Gorges de la Nesque – Nesquick, wie Waschbär sie nennt – und in den Hängen des Plateau de Vaucluse. Die Gorges sind schön zur Einstimmung am Morgen mit imposanten Tunneln und schönen Kurven. Die Sonne leuchtet auf den noch feuchten Fels und intensiviert dessen Farben und Strukturen.



Wir wollen eigentlich nach Carpentras um neue Moods für Waschbär zu fassen, aber in Villes sur Azon biegen wir erst noch mal links ab auf ein winziges Sträßchen, das und durch die Makie über die Hänge des Plateaus nach Mur führt. Ganz einsam ist es hier. In Mur geht es Richtung Col de Mur und gen Carpentras über die kleine wieselige D4, die uns Wechselkurven kleinster Radien ohne Unterlass vor die Räder wirft, bis wir die Ebene von Carpentras erreichen.




Die ist eher langweilig, Moods gibt es auch keine und so schlagen wir uns nach Fontaine de Vaucluse, unserer nächsten Station, durch. Das Wasser dieser Quelle stammt von dem Plateau de Vaucluse, wo es durch den porösen Fels sickert, sich unterirdisch sammelt und einen Fluss bildet, der in einem hohen Felsrund am Fuß des Plateaus wieder an die Oberfläche tritt. Hier herrscht zwar ein grässliches Touristenaufkommen und ein entsprechender Rummel, aber der Quelltopf der Sorgue ist auch halb leer (wir haben ja Sommer) noch imposant und die Sorgue selbst hat wundervoll klares Wasser, in dem sich sanft und intensiv grün die Wasserpflanzen wiegen.


Noch ein Kaffe und ein Eiskaffe zu stark überteuerten Preisen aber neben der wundervollen grünen Sorgue und weiter geht’s weiter. Gordes ist das nächste Ziel und hervorragend über kleine weiße Straßen ausgeschildert. Der erste Anblick des typischen malerischen Städtchens ist imposant, ein echter Fotopunkt. Gordes liegt vor uns, Häuser kunstvoll in den Hang übereinandergetürmt mit der krönenden Burg und der Kirche obenauf.

Leider sind Fontaine de Vaucluse wie auch Gordes bekannte Touristenziele. Entsprechend ist auch das Fahrzeugaufkommen. Und was am schlimmsten ist, die ortsfremden Autofahrer beherrschen das Fahren auf den teils engen Straßen mit den Kurven und Kehren wirklich nicht und eiern teilweise nervtötend dahin. Überhohlmanöver sind mit Schaukelpferdchen auch nur noch bedingt machbar. Panische unsichere Autofahrer im Schneckentempo dann auch den Weg zur nahe gelegenen zur nahegelegenen Zisterzienser-Abtei von Senaque. Wunderschön eingebettet in die Lavendelfelder liegt die Abbey de Senaque in dem kleinen Tal. Leider ist es schon zu spät zum Besichtigen, aber wir kommen wieder.


Zurück geht es durch die enge Anfahrtsstraße und Gordes und dann ab durch die Mitte Richtung Sault. Auf dem Wege lassen wir kurz hinter Gordes fast alle Touristenautos hinter uns und als wir bei St. Saturin nach links auf das Plateau abbiegen, sind wir auf den kleinen Straßen wieder fast ganz allein. Die Luft ist klar, die Fernsicht super. Noch ein letzter Blick auf den lang gezogenen Bergrücken des Luberon, dann tauchen wir wieder ein in die Hänge des Plateaus und in karstig felsige kleine Seitentälchen.

Oben dann grüßt uns nun klar sichtbar der Mont Ventoux. Begleitet von Ginster- und Lavendelduft legen wie die letzten Kilometer nach Sault zurück.
[img 10871]
7.7.2002 Auf den Berg der Winde
Heute Traumwetter, genau das Richtige für den Berg meiner Träume, den Mont Ventoux. Der Berg der Winde ist die beherrschende Erscheinung in der gesamten Region und bei guter Sicht noch bis zum Mittelmeer zu sehen wegen seiner Höhe von rund 1900 m und seiner isolierten Lage direkt am Rand der Rhone-Ebene. Damit erhebt sich der Gipfel imposante 1700 Höhenmeter über die Ebene, harte Arbeit für Fahrradfahrer oder Fun pur für Motorradfahrer. Bei beiden Gruppen ist der Berg beliebt, wohl noch mehr bei den Radlern wegen der Tour de France, die regelmäßig eine Bergankunft auf dem Berg der Winde hat. Entsprechend viele Fahrradfahrer in verschiedenen Erschöpfungszuständen sind denn auch auf dem Weg zu passieren und sammeln sich oben mit den Motorradfahrern und nicht wenigen Autofahrern um das grandiose Panorama zu bewundern. Aber ich will nicht zu weit vorgreifen.

Unser Weg von Sault auf den Mont Ventoux führt als erstes über die „Rennstrecke“ Col des Arbeilles (Pass der Bienen) vom Plateau hinab nach Bedoin, damit wir die dort startende Bergrennstrecke in voller Höhe bzw. Länge auskosten können. Nach den ersten Kurven lasse ich Waschbär mit Schaukelpferdchen vor, da ich nicht einschätzen kann, wie gut er mit der schwachen Maschine überholen kann, bzw. wie schnell Schaukelpferdchen berghoch sein wird. Dann läuft es flüssiger. Schaukelpferdchen wieselt eifrig Kurve um Kehre bergan und auch ein paar verunsicherte Autofahrer sind leicht überholt.

Die Seitensicherung mit den Doppelplanken sieht man an, dass die Strecke für Bergrennen genutzt wird, die 2002 gerade ihr 100-jähriges Jubiläum hatten. Wir kurven höher und höher, die Aussicht in die Rhone-Ebene einerseits und den näherkommenden Gipfel andererseits ist beeindruckend. Führte der erste Streckenabschnitt noch durch lichten Eichenwald, so sind wir bald im Bereich mannshoher Maccie, die dann in niedrigeren alpinen Bewuchs übergeht, zum Schluss nur noch grüne Flecken im fast weißen Geröll und dann sind wir gänzlich im vegetationslosen Gipfelbereich, begleitet nur von Radfahrern und den schwarz-gelb-gestreiften Schneepfosten.


Auf dem Gipfel ist ein Riesenauflauf auf beschränktem Platz. Überall parken Autos, Motorräder und Fahrräder kreuz und quer.

Auch wir parken und steigen auf die Aussichtsplattform um in Ruhe den genialen Blick rundum zu genießen. Die Rhone-Ebene liegt unter uns, als wären wir gerade mit dem Fallschirm abgesprungen. Zur anderen Seite blicken wir über die Kette der Haute-Provence bis hin zu den schneebedeckten Gipfeln der Alpen. Sogar den Mont Blanc können wir mit Hilfe der Orientierungstafel zweifelsfrei ausmachen. Einfach genial!

Der Weg hinab führt über die gut ausgebaute Nordroute, die mit topfebenen Belag und meist weiten Kurvenradien ein fröhliches Hinunterbrausen erlaubt. Schaukelpferchen läuft zur Hochform auf und galoppiert fröhlich vor mir bergab. Unten strahlt Waschbär beim kurzen Halt: „Ich bin wieder der Alte“.

Bis zur Mittagspause in Vaison la Romaine haben wir noch etwas Zeit und umrunden die dem Ventoux vorgelagerten Dentelles du Montmirailles – die „Zähnchen“ - auf kleinen und kleinsten Straßen. Erst recht einsam über einen kleinen Col und durch die duftenden Pinien, Zedern und Zypressen, dann auf der Westseite durch die Lagen des Cotes du Rhone Villages (Appellation controles).


In Vaison machen wir Mittag und besichtigen in der schönsten Nachmittagshitze die römischen Ausgrabungen, die der Stadt den Beinamen geben „la Romaine“. Mir hat die römische Ladenstraße noch mit Original-Belag mit am besten gefallen. Zum Glück sehen heute die Straßenbeläge hier anders aus, wenn sie auch oft wellig und Flickwerg sind.

Anschließend fahren wir noch auf einen Kaffee ins nahegelegene Mollans in die mir von Radeltouren her ans Herz gewachsenen Bar du Pont. Am Flusslauf der Ouveze direkt an der Brücke im Schatten der hohen Platane lässt es sich ganz prachtvoll pausieren.


Danach geht es nach Hause nach Sault, die Runde um den Berg der Winde vollendend in nordwestlicher Richtung. Ein kleiner Col, dann wieder hoch auf das Plateau de Vaucluse über Aurel und dann laufen unsere Maschinen schon wieder in Sault ein, als würden sie den Weg schon kennen.

Hier noch ein paar Links:
- Moustier: http://www.provenceweb.fr/e/al​aupro/moustier/moustier.htm​
- Sault: http://www.provenceweb.fr/e/va​ucluse/sault/sault.htm​
- Mont Ventoux http://www.beyond.fr/sites/ven​toux.html​

Kommentare


ABSENDEN

Missing_mini
Gelöschter Benutzer
Hi Claudia,
wie die erten beiden Teile, einfach klasse -> 10 points. *g*
Hab mal nachgeschaut wer Eric Cantona ist:
http://www.france.diplomatie.f​r/label_france/DEUTSCH/DOSSIER​/SPORT/Can.html​
Anscheinend ein berühmter Prollballspieler.
OK, muß man/frau also nicht wirklich wissen. *fg*
Meine Güte, was heute so 125er gebaut werden..
Die Zwiebacksäge sieht ja aus wie ne Große. *lol*
Hatte mir auf Formentera (Flieger genommen) auch mal so ein Teil geliehen, war ganz witzig das Rengtengteng.
Man muß sich eben zu helfen wissen, allemal besser als die Tour abbrechen. Auf den kleinen Landstraßen reicht die Leistung auch.
Da dann warten wir mal auf Part 4...
;o) Jojo
Kommentar melden
Offline
waschbaer89
oh mein lieblings kätzli,
ich will wieder mit dir in sault an der mauer sitzen, den windigen berg mit dir fahren, lavendelduft live mit dir geniesen. hhmmmm
du hast mich so richtig wieder dort hin verzaubert.
das war alles sooo schön
:-xxx der waschbär
Kommentar melden
Missing_mini
Gelöschter Benutzer
hi cat,
einfach nur schön, dein bericht.
jetzt weis ich endlich wonach es mich sehnt...
dieses steht 100pro nächstes jahr bei mir im programm. danke für die schönen bikder und beschreibungen.
lhg
Searcher
Kommentar melden
Offline
chicago-cat
Der Mont Ventoux ist mit seiner Lage am Rande der Rhone Ebene und seiner Höhe von fast 2000 m die beherschende Gestalt der gesamten Region. Bekannt ist er auch durch die Tour de France, die diesen Berg bereits 12 Mal im Programm hatte und ihn zu einem Mythos gemacht hat. Schon Petrarchar hat ihn besungen und bestiegen. Und in der Tat ist er wundervoll und ein Traum für mich schon seit meiner Jugend.
Kommentar melden
Offline
Tarzan123
Hei Cat
Super Bericht, echt genial, und das mit dem Schaukelpfredchen *gg*
Wenn mein Moped nicht gerade kaputt wär, würd ich gleich wieder da runter Düsen.
Gruß von Tarzan und Jane
* mich jucks schon wieder in den Fingern *
Ich will wieder da hin !!!!! nein ich muß wieder da hin !!!
Kommentar melden
[Anzeige]

Ähnliche Touren

Dolos 2011
Motorrad und Badeurlau...