Alle FotoalbenTour melden
Offline
Tedy 08.06.2004

Ride to Sardinia 2004

Wegstrecke 0 km
Länder/Regionen/
Wegpunkte
Sardinien
Straßenart
Tour-Motorrad
Schwierigkeit
Schlagworte
Alle 4 Kommentare anzeigen


Ride to Sardinia 2004

Tourenbericht einer Gruppen fahrt nach und auf Sardinien
Der Tag 0, Freitag
Der nördlichste Teilnehmer Micha startet in Norderstedt um sich in Hamm bei Tedy ein letztes Mal auszuschlafen.
Tag 1, Samstag
Endlich! Der Tag des Aufbruchs ist gekommen. Nachdem die Truppe Wulfgäng, Heinrich und Wolfgang viel zu pünktlich (gefühlte zwei Stunden vor der Abfahrt) unsere Nachtruhe beendete, wurde noch ein Kaffee runtergestürzt und los gings. Noch schnell denn Peter an einer Tankstelle aufgesammelt und ab Richtung Süden. Die Konvoiübung begann mit 5 Moppeds und einem Senator. Unterwegs wurde dann noch Bella am Flughafen FFM eingesammelt.
Zur gleichen Zeit und nach einer viiiiel zu langen Frühschicht schwang sich Laabernix auf`s Mopped und düste nach Gaggenau, wo er wie üblich als erster eintraf. Lipps erwartete ihn schon händeringend mit einer kleinen Erfrischung.
Unter heftigster Geräuschentwicklung trafen später auch noch die Nordlichter ein, u. a. Tedy und Bella (unsere „Senatoren“) mit Auto, da Tedy durch einen Unfall etwas gehandicapt war. Ein richtiger „einarmiger Bandit“ also. ;-)
Die Nachtläger wurden gerichtet, und anschließend strebten wir der Stammtischkneipe der Gaggenauer zu, die von uns heftigst „begastet“ wurde. Eine ruhige Nacht, die nur von diversen Sägewerksbesitzern unterbrochen wurde, war die Folge.
Tag 2, Sonntag (Abfahrt Gaggenau / Einsammeln der übrigen Mitfahrer)
Als die Mannschaft frisch gefrühstückt, mit vollbepackten Bäuchen und Moppeds abfahrbereit war, konnte es losgehen. An einer Tankstelle wurden die noch fehlenden Freunde (Siggmän, Beule und Mischaell) aufgelesen, anschließend ab auf die A5, GenItalien.
Mit den „Senatoren“ als „Pacecar“ voraus, wurde schnell die Schweizer Grenze erreicht, hinein in das Land der Tunnels und grandioser Landschaften. Die Löcher in den Bergen passen auch wunderbar zum Schweizer Käse, gern wird in einem Tunnel auch mal „das Rohr freigeblasen“, akustische Ereignisse werfen ihre Schallwellen voraus.
Als Premiere durften wir einen Stau in einem Tunnel vor der Einfahrt in den Gotthardtunnel erleben, was zu einer spontanen Party Anlaß gab. Wie bereits vorher ausgetestet, inclusive „Soundcheck“. Nach der Gotthardröhre bogen wir ab, nach Chiasso, wo die erste Übernachtung vorgesehen war. Das Hotel war schnell gefunden, zumindest sahen wir es schon frühzeitig. Aber wie hinkommen? Aufgrund einer etwas unübersichtlichen Baustelle nahezu unerreichbar für Fahrzeuge, war erstmal Ratlosigkeit angesagt. Laabernix wagte sich als „Pfadfinder“ vor, nur um wenig später genau wieder am gleichen Platz anzukommen, wo die anderen noch warteten.
Zwischenzeitlich wurde durch freundliche Polizisten schon eine Wegbeschreibung geliefert: „Rechts, und gleich wieder Rechts...!“ Soviel zur Theorie. Nach einigen „Rechts“, leichten „Rechts“, linksherumigen „Rechts“ etc. standen wir zwar immer noch nicht vor dem Hotel, waren jedoch schon spürbar in die Nähe gekommen. Und schon war wieder die Polizei, unser Freund und Helfer (oddr?) zur Stelle, und erklärte nachträglich die von uns geHolisterte Fläsche zum BU moppet abstell terrain, das nahe am Hotel lag.
Der Abend klang mit einem gemütlichen Beisammensein im Hotelrestaurant aus. Im Anschluß kam es noch zu einigen netten „Balkonszenen“, bei denen das plötzlich aufgetretene „Bauchweh“ unverzüglich mit zufällig griffbereit stehenden Gegenmitteln erfolgreich bekämpft oder vielleicht auch verschlimmert wurde....
Die Nachtruhe war dann auch schnell da.
Tag 3, Montag (Abfahrt in Chiasso / weiter nach Livorno/Fähre)
Durch den lieblichen Klang einer kleinen „Feinsteinsäge“ auf der Baustelle vor’m Hotel sanft aus den Federn geschleudert, begann der Tag der größten Etappe. Das Pacecar fand mit schlafwandlerischer Sicherheit die Autobahn, der Fahrer zweifelte aber kurz nach der Auffahrt an seinem Orientierungssinn, da ihm dort ein immens großes, leuchtendgelbes Teil „entgegenschradderte“ auf dem man nach mühsamem Ausweichen seitlich die Aufschrift „Caterpillar“ lesen konnte.
Nett war es auch, sich dem losbrechenden Montagmorgenverkehr auf einer italienischen Autostrada einzugliedern, zart umwogt von Formel 1 verdächtigen LKWs, die sich Überholversuchen teilweise heftigst widersetzten. Nur durch eine kleine Panne aufgehalten, wurde das letztjährig erstmals durchgeführte „Mauthäuschenroulette“ wieder zur Perfektion getrieben. Irgendwie beneidenswert, wie TOLL so was funktionieren kann....
Aus Zeitgründen war eine PISAstudie leider nicht möglich, das Einchecken in Livorno musste pünktlich geschehen. Dank italienischer Präzision und Organisationstalent war das Verladen der Bikes auf der Fähre ein Beispiel für das problemlose Zusammenspiel der Chaostheorie mit den Interessen kilometerfressender Fernreisender, fahrpraxisloser Wohnmobilisten und grobmotorisch veranlagten Wohnwagengespannfahrern.
Nett war auch die Verteilung der Kabinen. Durch den völlig unverständlichen Wunsch einiger Fahrgäste, ihre bezahlte Unterkunft auch tatsächlich zu erhalten, wurde das Schiffspersonal vor nahezu unlösbare Aufgaben gestellt. Mit viel Gefuchtel und noch mehr Sprachverwirrung und mit der unbeirrbaren Meinung Tedys konfrontiert, gelang es dennoch irgendwie, die Gruppe gleichmäßig weitverstreut über das Schiff zu verteilen. Gemütliche begehbare Schränke, Kabinen genannt, wurden für die kurze Nacht zu unserer Heimat. Zu nachtschlafender Stunde gegen 05.00 Uhr mussten wir schon aufstehen, da das Schiff bereits um 06.00 Uhr in Olbia anlegte.
Tag 4, Dienstag (Ankunft Olbia / Fahrt nach Baia Sardinia)
Bei der Abfahrt lief es genau wie bei der Einschiffung ab, dezent durcheinander, aber irgendwie sortiert kamen wir nebst unseren „Senatoren“ zügig vom Schiff runter. Ein kurzes Frühstück gegen den ersten Hunger, dann brummten wir aus dem Hafen. Daß wir allerdings der kleinsten Tankstelle Olbias mit immerhin einer einzigen Zapfsäule den Wochenumsatz verschafften, war mal ein nettes Erlebnis.
Mit vollem Tank und ebensolchem Rohr fuhren wir weiter Richtung Baia Sardinia, an der Nordostküste, Costa Smeralda. Hier bekamen wir schon einen kleinen Eindruck von den landschaftlichen Schönheiten und verkehrlichen Gegebenheiten der Insel. Gerade Strecken sind hier absolut in der Minderheit, was zum gehäuften Auftreten einer unter Motorradfahrern beliebten Krankheit, der akuten „Chro-Mo-Ku-La“ (Chronische Motorradfahrer Kurvenlatte) führt. Ein Gegenmittel ist auf der Insel glücklicherweise nicht erhältlich.
-Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie ihren Fahrlehrer oder Reifenhändler-
Tag 5, Mittwoch (Rundfahrt mit Hafeneroberung und Staudammdiskussion)
Die Insel rief, wir folgten dem Ruf.
Sonne, blauester Himmel und Urlaubsstimmung, es kann losgehen!
Über Palau, ein malerisch gelegener Fährhafen an der Nordküste, strebten wir dem Landesinneren zu. Die Kurven warfen sich vor uns zu Poden, also chleuderten wir hindurch. Heftiges Ignorieren deutlich sichtbarer, völlig verrosteter Sackgassenschilder führte uns vor verschlossene Gittertore der Staumauer am Lago della Liscia, die sich jedoch (entgegen vergleichbaren Versuchen des Vorjahres) schnell aufdiskutieren ließen. Nach Überqueren des Sees mit Fotoshooting erfolgte der erste „Slow-Motion Albanientest“, der jedoch viel zu kurz ausfiel, um wirklich Spaß zu machen.
Wie zu erwarten, gaben sich anschließend unzählige Kurven den Mittelstreifen in die Hand. Eine dieser Kurven führte zu einer Raststätte, wo wir die Gastfreundschaft der Sarden erstmals hautnah erleben durften. Zur Erleichterung der „Entgastung“ wurden Oliven, Schafskäse und Salzbrot auf Kosten des Hauses gereicht. Wohlgenährt und ebenso gelaunt traten wir nach erfolgter „Teilentgastung“ die Rückfahrt an, die mit einem weiteren geselligen Beisammensein auf diversen Terrassen den Tag ausläutete.
Tag 6, Donnerstag
Dieser Tag stand ganz im Zeichen kulinarischer Exzesse. Vormittags erkundete ein Vortrupp die nahe liegenden Elendsquartiere (Porto Cervo) der örtlichen Yachtbesitzer. Es bot sich uns ein Anblick des Grauens: Elend und Armut wohin man blickt! Der mitleiderregende Anblick aus Spritmangel im Trockendock liegender 40-Meter Yachten, herrenlos am Straßenrand abgestellter Harleys und verstaubter englischer Nobelkarossen trieb uns die Tränen der Fassungslosigkeit in die Augen. Ärmliche Viermaster ohne Segel rundeten das Bild der allgegenwärtigen Mittellosigkeit nach unten ab.
Zur Erholung von dieser Tour beschlossen wir, es uns einmal richtig gut gehen zu lassen. Der wehrlose Supermarkt stemmte sich unserem Besuch nur kurz entgegen, die Küchenchefs sammelten alles ein, was zu einer Spaghettischlacht gehört. In der „Chefetage“ und im „Oberhaus“ liefen parallel die Herde heiß und die Nudeln kochten um die Wette. Zu hausgemachten Soßen (mit einer Knoblauchzehe pro Nudel) fand eine gnadenlose Durchnudelung statt, einer griechisch-römischen Orgie gleich. Dazu wurde ein leckerer Rotwein gereicht, der ausnahmsweise nicht korkte, sondern leicht „schraubverschlußte“...
Nach ausgiebigem Genuß des „Rosso Brutale“ stellte sich beschleunigte Bettschwere und völliger Verlust der Muttersprache ein, weiteres ist nicht überliefert.
Tag 7, Freitag
Aufgrund des vorangegangenen Abends war ein Teil der Gruppe mit der Suche nach der Muttersprache und abhandengekommener Gehirnzellen beschäftigt, die „Chro-Mu-Ku-La“-Infizierten brachen jedoch schon frühmorgens zu therapeutischen Kurvendiskussionen auf. Der Rest des Tages bestand aus urlaubstypischer Betätigung. Individualentgastung.
Heißgemacht durch die Ausfahrt am Vortag, bildeten sich Kleinstgruppen, um mit ihren individuellen Stärken die Insel zu entgasten. Die Chopper traten an zum choppern, die Kurvenjäger zum jagen und die Senatoren zum senieren....
Die Rennleitung (in landestypischen dezentem Blau) brachte sich an den unwichtigsten Geradeaus- Boxenausfahrten in Position und achtete auf das faire Verhalten der Dosenlenker gegenüber den Moppeds und die optimale Nutzung des zur Verfügung stehenden Verkehrsraumes bei maximaler Durchflussgeschwindigkeit. Das Schnürleziehen konnte beginnen.
Schnell waren die Regeln klar: Das ist der lässigere Teil Südeuropas. Alle haben ihren Spaß am mobilen Vorankommen und Bremsbeläge sind teurer als anderswo. Die Handlungsempfehlungen am Straßenrand und auf der Fahrbahn sind Orientierungsgrößen für Neulinge und gelb benummernschilderte Wohnmobilisten. Die Gültigkeit liegt so in etwa auf dem Niveau eines deutschen Tarifvertrages im östlichen Teil der Galaxis.
Der Rest funktioniert einfach: Jeder gegen Jeden (Auch die mit vollgeladenem Tankzug, die mit geschicktem Dompteur eine ungeahnte Dynamik entwickeln können). Und: Der zweite Gewinner macht Platz. Von dieser sportlichen Einstellung motiviert ging es nach dem Reifenanwärmen um die besten Rundenzeiten. Dafür wurde manche Strecke bedauerlicherweise und auf Grund der Auswahl völlig unnötig mehrfach bekurvt.
Als praktisch erwies sich die in der Straßenmitte durch zwei dicke Linien gekennzeichnete Kradspur. Diese innovative Idee sollte auch in spießigeren Teilen Europas aufgegriffen werden, damit der arbeitende Teil der Bevölkerung sich in Ruhe seinen Rushhourritualen zuwenden kann und nicht durch zügige Zweiradfahrer im Stillstand behindert wird.
Mit diesen Einzelheiten, welche alle bekannten Reiseführer mit konstanter Boshaftigkeit verschweigen, reift eine Erkenntnis: Die Insel ist DIE Kurve und alle haben Spaß daran. Auch die mit Vorgärten. Einige Einzelpersonen waren dabei so gierig auf Schräglage, dass sie ungeschützten Verkehr ohne Kniekondome riskierten.
Die Motoren hatten ihre Party und genehmigten sich in guter Laune den einen oder anderen Liter Vollsynthetisches, das sie unter lautem Geblubber und Gekreische mit den Ventilen und Zylindern zügig vernichteten. Den Reifen wurden die hässlichen Noppen abgeraspelt, die Sitzbänke von ausdauernden Hintern sanft massiert und die Fahrer grinsten im Kreis. Wenigstens bis zu den Ohren.
Ohne „die Zigarette danach“, hätten auch die Boxenstopps rekordverdächtige Zeiten gedauert. Das Tankpersonal schafft es die Maschinen vollzutanken und zu kassieren, ohne dass der Fahrer das lästige: Tankrucksack ab, aufbocken, Nummer merken, in der Kassenschlange anstehen und Tankrucksack wieder dranfummeln etc. durchmachen muss. Da gibt man doch gerne Trinkgeld und alle Beteiligten sind zufrieden.
Für Kultur wurde manchmal sogar auch gehalten. Hat man gehört. Aus den Augenwinkeln waren auch gute Pausenhinweise aus dem Reiseführer zu erkennen, die auf versteinerte Urwälder hinweisen, tolle Aussichten vom „Castell di la irgendwas“ versprechen, oder Siedlungen der Nuraghen zeigen. Das ist das Volk, das hier einige Steine aufeinandergeschichtet hat, als unsere Leute noch von 200 km/h in der Kneipe träumten. Also ungefähr so lange her wie Jesus. Diese Zeit mal drei und dann rückwärts – von heute an. Beim nächsten Besuch sehen wir uns bestimmt alles mal an.
Nicht zu vergessen die Kaffeekultur. Die Empfehlung unserer Feldforscher ergab dass eine Caffee-Latte aufgrund reizender Bedienung die beste Kombination für einen erholsamen Blick auf das Gedärm der Inselstraßenkarte ist.
Cagliari (die Inselhauptstadt) hat keiner von uns entdeckt. Ständig drängten sich dem mutigen Vorderrad unerschrocken wild marodierende Banden und ganze Völkerstämme von freilaufenden Kurven in den Weg. Das Ausweichen auf eine Schnellstraße (dass sind die mit beschränktem Radius), hat nicht lange Erfolg. So kam es, dass manche Gruppe erst im Schutz der Dunkelheit sich vor den „Rechts, Links und Doppelrechts“... retten konnte.
Fairerweise muss geschrieben werden, dass von den Kurven keine miesen Tricks, wie Bitumenpfusch, Blitzdingser oder gripfreie Zierstreifen benutzt wurden. Bereits nach den ersten 42,75° Schräglage stellt sich ein nie enttäuschtes Urvertrauen in die Griffigkeit und passgenaue Verarbeitung ein. Wir freuen uns aufs nächste Match gegen uns selbst und dem Sicherheitsstreifchen am Reifen.
Tag 8, Samstag (Extremschiffing)
Heute entgasten wir den ärmeren Teil der Insel von allen Seiten. Ca. 2000 gefühlte KawaHondaSuzi- PS auf der Straße und 40 Yamaha- PS vom Wasser aus.
Die koordinierte Aktion lief so ab, dass die ersten Kräfte –wie immer - gegen halb neun mit Winken vom Balkon verabschiedet wurden. Die Seeseite wurde halb zehn, nach dem traditionellem Spätwecken der Mannschaft mit Kaffeerunterstürzing und extrem Tretbooting in Startposition gebracht. Punkt zehn drehte sich der Zündschlüssel und mit Volldampf ging es ab. In die andere Richtung.
Nach dem Check der Frühstücksbrötchen im Rest der Bucht nahmen wir Kurs auf Palau. Begleitet von fröhlichem Geträller aus dem Gaggenau BU- Reiseliederbuch beendeten wir den Sound- und Geschwindigkeitstest mit einem Café Latte im Hafen von La Maddalena. Die Knoten der Ankerkette lösten sich auch wieder nach gutem Zureden und wir nahmen abermals Kurs auf Palau:
„Put the Hebel on the Table“ – und vorbei. Dafür waren wir Erster. Brotzeit, Zigaretten- und Pinkelpause. Ist eigentlich wie Motorradfahren; nur ohne Reifen, Bitumen und Orientierung.
Nach Palau? Da vorne am Leuchtturm rechts und dann wieder... den Rest kennt man ja schon. Das Verblüffende war nur: Es stimmte! Erhebt eigentlich schon irgendwer Anspruch auf 1% im Mittelmeer? Mit viel Gaudi gings über Zweimetersiebzigwellen und mindestens 80 Sachen gen Hafen. Na gut. Siebzigzentimeterwellen, aber der Spaßfaktor lag bei mindestens Zehn. Auf dem Rückweg wurden noch die Fotostopps für Montag geprüft und eine Mütze aus dem Meer gefischt, die sich unerlaubterweise vom zugewiesenen Platz entfernte. Fazit: Wellen sind wie Kurven. Nur gerade.
Tag 9, Sonntag Besuch bei Mike etc.
Der Tag begann eigentlich ganz harmlos, eben wie üblich mit Kaffee (direkt in die linke Herzkammer) und geistreichen Gesprächen über nichtanwesende Personen. Anschließend wurde entweder „Extremsupermarkting“ (ja, auch Sonntags) oder „Normalentgastung“ betrieben.
Der Höhepunkt des Tages war allerdings die mittägliche Ausfahrt zu Mike, dem Gründer der BU. Eine gemütliche Tour, entlang der Küstenstraße, mit den üblichen Verfahrensfehlern und Kehrtwendungen. Von Silja, Mikes Frau, sicher geleitet, bogen wir auf einen gut ausgebauten Feldweg ab, nur um letztendlich für den weiteren Weg die Mitfahrer mit einer Wegstrecke zu konfrontieren, die selbst den von der letztjährigen Albanienetappe gestählten das Allerletzte abverlangte: Eine lose geschotterte, nahezu senkrecht in den Himmel führende, aus unzähligen Serpentinen bestehende, streichholzschmale Holperpiste. Die Grenzwertigkeit dieser Zuwegung wurde von den Albanienspezialisten einstimmig beschlossen.
Wilde Pflanzen aller Art, riesige Kakteen und Bergblumen, dazwischen das Heim von Mike’s Familie, ein urgemütliches Haus mit Grillplatz bildeten das Sahnehäubchen auf der Schottertorte. Dort empfingen uns Mike und Silja mit Töchterchen Shana-Cheyenne, Loll nebst Tochter und ein gedeckter Tisch mit allerlei hausgemachten Köstlichkeiten. Diese wurden auch heftigst niedergemetzelt (nur die Köstlichkeiten selbstverständlich!!), um im Anschluß an den Kaffee, der Verabschiedung und der Drohung „Wir kommen wieder!“ den motorisierten Abstieg durch die Wand zu beginnen.
Die Zusammenhänge aus: Sand/Schottergemisch, extremem Gefälle in ebensolchen Haarnadelkurven, ausschließlicher Benutzung des allerersten Ganges und NUR mit Motorbremse erschlossen sich nicht jedem gleich. Extremstalpinisten strebten die direkte Falllinie an; in Ermangelung eines Bremsfallschirms wurde ein Blinker sowie ein Fußbremshebel zur Hemmung des Vortriebs eingesetzt. Weitere Verluste waren nicht festzustellen, über das Innere diverser Hosen breiten wir hier den Mantel des Schweigens. Glücklich und mehr- oder weniger nervlich zerrüttet am Fuße der Sardinien-Nordwand angekommen, wurde der Heimweg angetreten.
Was folgte, war ein Musterbeispiel für: „Wie macht man aus 40,2km Hinweg 131,7km Rückweg bis wohin.“ Tja, wohin? Irgendwie sieht Sardinien nachts überall sehr dunkel aus. Zur Steigerung des Spaßfaktors trennte sich die Gruppe auch noch unter schweigendem Uneinverständnis in „die mit richtiger Straßenkarte“ und „die mit ADAC-Material“. Die „Kartenspieler“ gewannen mit drei Stunden Vorsprung! Die „ADAC-Reisenden“ wurden mit einer La-Ola Welle begrüßt, die aber aus völlig unverständlichen Gründen nur auf einseitige Begeisterung stieß.
Beim Entzünden des anschließenden Lagerfeuers diente das ADAC-Material als willkommene Starthilfe. 
Tag 10, Montag.
Die eigentlich für heute vorgesehene Seefahrt wurde in Anbetracht des starken Mistrals um einen Tag verschoben und gekürzt, man will ja das „Bröckchen-Lachen“ nicht unnötig provozieren. Genutzt wurde die Zeit zur Be- und Ver- und Entsorgung diverser verschlissener Verschleißteile.
Dafür hatte der Abend eine Premiere zu bieten: Aus einer Laune heraus besuchten „die üblichen üblen Verdächtigen“ die örtliche Kleinraumdiscothek. Mit Unmengen von Kleingeld bewaffnet fand dort eine „musikalische Umorientierung“ des Münzgeldmusikvideoautomaten statt. Die doch mehr „härtere“ Mucke sorgte bei einem Großteil der anwesenden Einheimischen für beschleunigten Abschied, also voller Erfolg der Entgastung. Dazu trug möglicherweise auch die ein- oder andere Karaokeeinlage unserer Gruppe bei....
Zu unserem völligen Erstaunen mussten wir allerdings feststellen, daß diese Lokalität nicht einmal ansatzweise auf das Trinkverhalten einer BU-Delegation vorbereitet war, so daß plötzlich und unerwartet eine erstmals –wenn auch ungeplante- „Entbierung“ stattfand. Es war einfach keins mehr da. Tja, öfter mal was neues. Dies tat unserer Laune jedoch keinerlei Abbruch, auch der Billardtisch musste wie üblich dran glauben und wurde mit einer Mischung aus Billard und Hindernisgolf heftigst bespielt. Fröhliche Weisen in den lauen Nachthimmel schmetternd traten wir den kurzen Heimweg an.
Tag 11, Dienstag.
Das für gestern vorgesehene Enterkommando startete heute zum Angriff auf die umliegenden Buchten und wehrlosen Yachthäfen. Käpt’n Tedy, Leichtmatrose Siggmän, Ausguck Mischaell und Hilfssteuermann Laabernix tuckerten mit gnadenlosen 40 PS über- und gegen auf- bzw. ablandige Winde, sowie durch querlaufende Brecher.
Ausgerechnet Leichtmatrose Siggmän, der einer der größten „Bedenkenträger“ im Vorfeld der Bootsfahrt war, fand einen wahren Spaß an der Hopserei, von seiner anfänglich befürchteten Seekrankheit war absolut nichts zu spüren. Lediglich das gelegentliche „Dümpeln“ zum Fotografieren löste bei einem Viertel der Mannschaft leichtes „Hirnsausen“ und Völlegefühl aus. Die vorgelagerten Inseln wurden umrundet und die dort versteckt gelegenen Behausungen eher minderbemittelter Zeitbewohner lösten mehrfach nachgerade Mitleid bei uns aus, ob des offensichtlichen Elends.
Käpt’n Tedy führte den „Schlaucher“ (so die inoffizielle Bezeichnung des Schlauchbootes mit GFK-Rumpf) sicher durch die Untiefen des Nordsardinienmeers, wobei sich gelegentliche Wettrennen mit anderen Booten als willkommene Gelegenheit zum Wasserumrühren ergaben, sehr zur Freude unseres Skippers. Leichtmatrose Siggmän hatte als Galionsfigur eine wertvolle Funktion inne, konnte doch so eine gewisse Distanz zu anderen Booten gewahrt werden.
Viel zu schnell war die Fahrzeit um, so daß wir in der Bucht von Baia Sardinia das Boot wieder abgaben. Fazit: Eine Seefahrt die war lustig!
Wie üblich nutzte ein Teil unserer Gruppe den Tag zur weiteren Inselerkundung, es ging natürlich wieder „Mitten durch’s Gedärm“, wie die kurvenreichen Paßstraßen inzwischen genannt wurden. In diesem Zusammenhang ist die Erstbefahrung des höchsten Bergs der Insel (1829m, Monte Incognito) zu nennen, die auf steilen vorrömischen Bergpfaden erfolgte. Der Abstieg war aufgrund der mittlerweile reichlich vorhandenen Geländeerfahrung kein Problem, er zog sich jedoch wegen geschätzter 1003 Fotostops ein wenig in die Länge. Das Filmstudio „Wollowood“ fand unendlich viele Motive, die einer digitalen Festhaltung nicht entgehen konnten.
Tag 12, Mittwoch.
Der Tag begann langsam und gemütlich.
Mittags holten wir zwei alte Bekannte des letztjährigen „Ride to Kavala“ (den „Arzt den die Frauen verhauen“) nebst „Heidi“ (Vorstandsmitglied der „IG-Motorrad“, der schweizerischen Entsprechung zur BU) am Fährterminal in Olbia ab. Die beiden machten zur Zeit auch Urlaub auf Sardinien, so daß wir mit ihnen eine kleine Rundfahrt durch den Norden der Insel machten. Im Verlauf der Runde zeigte sich allerdings, daß sich mittelalterliche Gassen und überbreite Schwertransporte (Senatoren) nicht wirklich vertragen. Auch eine Möglichkeit, eine Gruppe aufzuteilen...
Abends feierten wir mit unseren „Neuzugängen“ noch ein Begrüßungsessen mit „Extremkühlschrankleerfuttern“​.​ Hier zeigte sich, daß die BU sogar über hochqualifiziertes Bedienungspersonal verfügt, wie von den Oberkellnern Herrn Lipps und Herrn Laabernix mit handgemachten Hors d`oeuvres exzellent zelebriert wurde. Einige Gläser „Rosso brutale“ und Diskussionen mit „Mister Beam“ beendeten den Tag.
Tag 13, Donnerstag
Der letzte Tag auf der Insel bricht an. Koffer und Taschen packen, aufräumen, spülen etc.
Verbliebene Eßwaren und Getränke wurden heftigst entsorgt bzw. weggekocht. Nach einer letzten Tour in Kleingruppen stellten wir fest, daß uns die Sonne schon voraus gereist ist und machten uns pünktlich um 18:00 Uhr auf den Weg, sie einzuholen. Nach einem glimpflich verlaufenen Sturz auf regennasser Fahrbahn erreichten wir den Hafen, dort testeten wir den sardischen Notdienst. Ein Pflaster später wurden wir wieder einmal Zeuge der südländischen Mentalität: Während die Bordmechaniker eine der tonnenschweren Verladerampen mit Kabelbindern, auch „Strapse“ genannt reparierten, versuchte ein Holländer (Grins) eben über diese Rampe, die noch ca. 2m vom Boden weg war, das Schiff zu verlassen, was an Bord zu einiger Aufregung führte. Leider wurde es nix mit dem „Foto des Jahres“... Nach dem Entern der Fähre ließen wir uns wieder die schon erwähnten Schlafschränke zuweisen und gingen nahtlos zur Entgastung der Fähre über.
Tag 14, Freitag
Nach viel zu wenig Schlaf und fluchtartigem Verlassen der Fähre standen wir mitten in Genua, der Stadt ohne Verkehrsregeln und der hilfsbereiten Taxifahrer.
Nach kurzem Training der haltlosen Überquerung rotgeschalteter Ampeln und der Kür des geschlossenen Linksabbiegens über doppelt durchgezogene Linien, unter Beifall der Roller- und Brummifahrer, erreichten wir die rettende Tanke.
Dort wurde beschlossen die Fahrt mit einem Taxi fortzusetzen. Keine Panik! Der Grund war die Besorgung des am Vortag zur direkten Verzögerung eingesetzten Bremshebels. Das Taxi-Team landete einen Volltreffer. Unter Einsatz drei verschiedener, perfekt nichtgesprochener Sprachen, wurde dem Taxi das Problem erklärt. Der Fahrer, der sich später in das Gespräch einmischte, sagte dass der Schwager seines Bruders einen Freund hat, der jemanden kennt, der so einen Hebel mal hatte. Eigentlich wie immer.
Nach einer rasanten Lehrstunde italienischem Innenstadtverkehrs kam das Taxi- Team tatsächlich in einem Keller an. Dieser beherbergte nach kurzer Diskussion einen neuen gebrauchten Bremshebel. Das Problem war jetzt nur, dass an dem Hebel noch eine Trude dran war. Die verständnisvollen hilfsbereiten Besitzer lösten das Problem kurzerhand durch Demontage. Nun konnte es mit frisch reparierten Fahrzeugen weitergehen. Nachdem der Gruppe durch „el Diktatore“ verkündet wurde, dass bis zur Autobahn keinerlei Rücksicht auf irgendwelche Verkehrsregeln genommen wird und sich jeder selbst bis zur Autostrada durchschlagen muss, funktionierte die innerstädtische Gruppenfahrt perfekt. GEHT DOCH!
220 Kilometer später, Kreisverkehr Chiasso. Zimmerbesetzung. Darauffolgende Zufußerstürmung Italiens (ca. 150m). Auf der verzweifelten Suche nach der geöffneten Pizzeria wurde diese sofort „entpizzat“. Fast jedenfalls. Pizza wird hier nach Gewicht verkauft. Proportional abnehmend zum Eigengewicht fielen die Portionen aus. Sofortiger Rückzug zum Mittagsschlaf mit dem Versprechen oder der Drohung, abends wiederzukommen. So geschah es denn.
Mit Verstärkung und bestens gelaunt starteten wir als Nachtisch die Begastung der geschlossenen Bar gegenüber. Nach Erstürmen der Bar stellten wir fest, dass Mirco der Wirt, ein waschechter Biker ist. Nach kurzem Kennenlernen stürmte er in seine Wohnung, um mit Kutte für das Gruppenfoto angemessen gekleidet zu sein. Dem vorausgegangen ist ein kurzer Grappa und einige Liter Bier. Mircos Bar wurde mit einem von allen signierten BU T-Shirt zur ersten italienischen „BU Ehrenaußenstelle“ ernannt. Er verpflichtete sich, nach dem sofortigem aufhängen des Shirts, mit seiner „Royal Star“ in Schleiz 2004 aufzuschlagen. Im Gegenzug drohten wir ihm mit dem „wiederbegasten“ seiner Bar zum Ride to Sardinia 2005.
Mit fröhlichen Liedern, laut und deutlich vorgetragen, unterhielten wir auf dem Rückweg die italienisch-schweizer Grenzposten. Sie fragten auch gar nicht mehr, wer wir sind.
Angelockt von den zarten Kurven in einer Schweizer Bar, führten wir auch dort unsere gut geübten Gesänge auf. Die Polizei auf dieser Seite der Straße fand das aber nicht so lustig, wie ihre italienischen Kollegen und drohten mit Schließung der Bar. Leiser trällernd, -einige behaupteten was von „Schalldruck der Balkontüren aufschiebt“- strebten wir unseren Betten entgegen.
Tag 15, Samstag
Heute fahren wir zu Mama Bine. Fünf Tankpausen und viele Tunnels später trafen wir in Zeutern ein. Zwischenzeitlich durfte „Wulfgäng“ seine dicke Backe in Karlsruhe einer ärztlichen Betrachtung unterziehen, was allerdings erst nach mehrmaliger Umkreisung der Karlsruher Innenstadt gelang. Es gelang den „Kreisfahrern“ jedoch noch, pünktlich zum gemeinsamen Abschlußessen im „Weinschlauch“ in Zeutern anzukommen. Dort erwartete uns ein deftiges Essen, nahrhafte Gerstenkaltschale und Jubel, Trubel, Heiterkeit.
Nach der Verlesung des –bis dahin fertiggestellten Urlaubstagebuchs- brachen einige in der Nähe wohnende „Extremurlauber“ zum finalen Heimweg auf, die übrigen nächtigten in der vorbestellten Hotellerie.
Tag 16, Sonntag
Dank Mama Bine von einem mächtigen Frühstück begrüßt begann auch dieser mit bester Laune und schönstem Wetter. Die Nordlichter machten sich an die letzte Etappe die Sie Unfallfrei hinter sich brachten.
Eines sei zum Abschluss noch erwähnt, die Beteiligten haben beschlossen diese Tour im „Jahre des Herrn 2005“ zu wiederholen es wird mit ziemlicher Sicherheit wieder der Mai werden. Interessenten können sich an die bekannten Adressen wenden.
In diesem Sinne ein GEHT DOCH „oddr“
Die Sardinia Reisenden

Kommentare


ABSENDEN

Missing_mini
Gelöschter Benutzer
Soooo, bin aus Klinik zurück - Danke Schlunz für die Grüße - und hier mal die ersten Bilderlinks von mir und MiAusBi:
http://www.pixum.de/viewalbum/​?id=1299373​
http://www.pixum.de/viewalbum/​?id=1313720​
Kommentar melden
Offline
Tedy
Die kommen noch wenn Bella wieder aus der Klinik da ist....
Kommentar melden
Offline
Tedy
Tourenbericht einer Gruppen fahrt nach und auf Sardinien  mehr...
Kommentar melden
Deaktiviert
schlunz0811
Schöner Bericht, 10 Punkte. Trotz der fehlenden Fotos!
saluti
Kommentar melden
[Anzeige]

Ähnliche Touren

Schweiz 1997
Paradiesmuehle