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lonesome-rider 04.06.2001

Scotland at its Best 1994

Wegstrecke 0 km
Länder/Regionen/
Wegpunkte
Schottland
Straßenart
Tour-Motorrad
Schwierigkeit
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Scotland at its Best 1994

Ein Reisebericht von lonesome-rider
Ein mittlerweile schon etwas angestaubter Bericht über die Highlands. Aber nachdem ich gestern mit einer lieben Bikerin den letzten Singlemalt aus Schottland (der war mittlerweile nicht mehr nur 12 Jahre sondern jetzt schon 19 Jahre alt!) getrunken habe, habe ich gemerkt das auch alte Dinge durchaus noch ihren Reiz haben. *g*
Die Entscheidung
Sabine und Wolfgang (Muddlä), Thomas, Otto, Brigitte und ich waren uns sehr schnell einig. Diesmal soll’s nach Schottland gehen, mitten in die Highlands. Aber wie? Nachdem sich Sabine und Muddlä auf das Flugzeug geeinigt hatten, wählten auch Thomas und Otto den „bequemen“ Luftweg, zumal der nicht nur schneller, sondern auch noch billiger war (Frankfurt - Glasgow - Frankfurt für 439,- DM pro Person). Für Brigitte und mich stand dies allerdings nie ernsthaft zur Debatte. Ein Sommerurlaub ohne Motorrad? Nein danke! So entschlossen wir uns wieder mit Northsea Ferries von Rotterdam nach Hull überzusetzen, wie wir es schon bei unserem Irland Urlaub 1990 getan hatten ( 544,- DM pro Person, Motorrad und Kabine).
Wir suchten eine Ferienwohnung als Unterkunft und Treffpunkt, von wo aus wir dann die Highlands per Mietauto und Bike durchstreifen wollten. Muddlä fand dann auch über British Link Tours in Mainz ein günstiges Quartier. Für 2.199,- DM gab´s einen 5-Zimmer-Bungalow mit Garten, Garage und allem Komfort vom 13. bis zum 27.8.94.
Donnerstag, 11. August 1994,
8.00 Uhr: Abfahrt in Obermichelbach. Bei fast idealem Biker-Wetter (nicht zu heiß, heiter bis wolkig und trocken), machen wir (Brigitte & Uwe) uns auf dem Weg nach Rotterdam. Aufgrund von wenigen Baustellen und flüssigem Verkehr kommen wir gut voran und können -schon auf holländischem Boden- noch eine gemütliche Rast einlegen. Dabei macht sich eine Wespe das schöne Wetter und meine hochgekrempelten Ärmel zunutze und sticht gnadenlos zu. Ansonsten gab`s keine besonderen Vorkommnisse.
Beim Verladen treffen wir einige Biker aus Essen, die auch nach Schottland wollen und uns wegen unserem Gebäck etwas aufziehen. Sie haben nämlich ein „Begleitfahrzeuge“ dabei.

Um 19.00 Uhr legt unsere Fähre, die MS Norsun (North Sea Ferries) ab und nimmt Kurs auf England. Nachdem wir unsere Motorräder fest vertäut haben, verstauen wir unser Gebäck in der winzigen Kabine. Kurz umgezogen und geduscht und schon geht’s ab zum Abendessen (ebenso wie das Frühstück am nächsten Morgen, im Preis enthalten) ins Bordrestaurant.
Danach wird unser „Dampfer“ noch etwas erkundet, was er alles zu bieten hat. Neben Kino, Disco, Spielkasino, Duty-free-Shop gibt es noch ein Bistro, Piano-Bar und Lounge mit Live-Musik.
Freitag, 12. August 1994
Nach dem, wieder phantastischen englisch breakfeast im Restaurant, heißt es Packen und Motorräder beladen.
Gegen 8.00 Uhr legen wir am King George Dock in Hull an.
Nach dem Zoll wird auf dem Hafengelände noch mal alles festgezurrt, bevor wir uns in den englischen Linksverkehr stürzen.
Zuerst geht’s nach Beverly -wo wir allerdings keine Beverly Hills Cops antreffen!- um uns das gigantische Münster und die historische Altstadt ausgiebig anzusehen. Das military transportation museum hat -zur Freude von Brigitte- noch geschlossen.
Weiter geht’s nach Great Driffield, wo wir nach einigen Meilen Umweg -weil wir uns immer die kleinsten Straßen aussuchen und wohl irgendwann mal einen Wegweiser übersehen haben- auch irgendwann ankommen. Über Sledmere kommen wir nach Norton/Malton wo wir zum ersten Mal auf britischem Boden tanken. Am Rande des „North York Moors National Parks“ wenden wir uns nach Westen in Richtung Thirsk, um dann auf der A168/A167 über Northallerton nach Darlington zu fahren. Von nun an folgen wir der A68 über West Auckland, an Newcastle vorbei und überqueren die erste historische Grenze, den Hadrian´s Wall, den englischen Limes. Weiter geht’s durch die schönen Cheviot Hills von Northumberland -the border country-.bis zur „Grenze“.
Nächste Rast machen wir in Carter Bar, der Grenze zwischen England und Schottland. Hier unterhält der erste Dudelsackspieler die Touristen und schreckt auch nicht davor zurück, einen deutschen Reisebus mit „Muß i denn... zum Städele hinaus“ zu verabschieden. Nach einigen Fotos und einem kurzen Imbiß treffen auch unsere Bekannten aus Essen wieder ein, die wir vorher schon wieder überholt haben. Sie erzählen uns, daß sie schon den ersten Unfall hinter sich haben. Noch in Hull haben sie auch kurz angehalten und sind rechts (!!) rangefahren. Entsprechen der Gewohnheit fährt einer von Ihnen auch wieder rechts los. Er kann zwar einen Zusammenstoß mit einem entgegenkommenden LKW knapp vermeiden, stürzt aber dabei. Nachdem er das Loch im Motorgehäuse an einer Werkstatt repariert hat, fährt er mit dem lädierten Bike (total krumme Gabel etc.) weiter. Auf meine Frage, wieso er denn nicht wenigstens den nur noch am Kabel hängenden Blinker etwas befestigt hat, erfahren wir, daß sie trotz Begleitfahrzeug (BMW Cabrio) wohl kaum Werkzeug dabei haben. Ich hole von meiner CBR Isolierband und Kabelbinder, was mir die Bemerkung einbringt: Ihr Bayern habt wohl alles dabei. Bestimmt auch noch ein Weißbier. Als Ich ihn daraufhin informiere, daß ich erstens Franke bin und zweitens lieber Pils trinke, holt er eine Halbliterdose JEVER aus dem Auto.

Nach einigen Kilometern durch eine landschaftlich immer schöner werdende Gegend, suchen wir uns am Scottish Boarders Tourist Board in Jedburgh eine Übernachtungsmöglichkeit. Bei Mrs. Armstrong in Sandystones, einem Weiler ca. 6 km von Jedburg entfernt- finden wir ein sehr komfortables Quartier.
Abends geht’s nochmals nach Jedburgh zum Essen und Bummeln. Nach einiger Sucherei (alle Pups waren voll) fanden wir in einem Tearoom noch Platz und bekamen ein sehr gutes Abendessen. Die Ruine der Jedburg Abbey und das Castle sind echt sehenswert. Allerdings hatten wir keine Zeit und Lust mehr das Haus von Mary Queen of Scots zu besichtigen.
Samstag, 13. August 1994
Weiterfahrt auf der A68 nach Edinburgh. Hier kommt Dir zwangsläufig der Song „riding up and town the highway“ in den Sinn, wenn Du dieses ewige auf und ab der Straße durch die tolle Hügellandschaft erlebst.
Vor Edinburgh stellt sich die Frage, wie wir am schnellsten weiter nach Norden kommen, da Brigitte unbedingt nicht durch die Stadt fahren will.
Eigentlich wollten wir auf der Forth Road Bridge den Firth of Forth überqueren und ein Stück auf der A90 fahren. Aber da die A90 plötzlich nicht mehr auf den Wegweisern auftaucht, müssen wir uns spontan zwischen zwei Bridges entscheiden, ohne zu wissen welche denn die richtige ist. Spontan wähle ich die falsche und wir fahren am Firth of Forth entlang zur Kincardine-Bridge. Was aber wie wir später erfahren, die billigere Lösung war, da diese „gratis“ ist, während die Forthbridge gebührenpflichtig ist. Bei einem Abstecher nach Clackmannan (schöne ruhige Gegend) sehen wir uns den Ort etwas an und kaufen schon ein paar Lebensmittel ein, da wir befürchten bis wir in Aviemore sind, könnten die Geschäfte schon geschlossen sein. Auf der Weiterfahrt in Richtung Bridge of Allan sehen wir schon von weitem einen riesigen Turm. Nichts wie hin. Nach Besichtigung des beeindruckenden Wallace Monuments (von außen) geht’s weiter auf der tourist road über Crief nach Aberfeldy. Ohne so genau zu wissen wo’s langgeht, da wir noch keine vernünftige Schottlandkarte besitzen, fahren wir weiter auf einsamen und engen Straßen durch die Lowlands nach Tummel Bridge.
Vorbei am wunderschönen idyllischen Loch Tummel mit dem Aussichtspunkt Queens View geht’s über Kiliecrankie und Blair Athol, wo wir tanken, bis zu A9, die wir von nun an noch sehr oft fahren werden. Teilweise zweispurig mit ständigen Warnschildern vor speed cameras -vor denen wir den gesamten Urlaub hindurch verschont blieben (vielleicht gibt es ja gar keine?) kommen wir nun schnell voran. In Aviemore angekommen finden wir auch schnell unser Ferienhaus und werden von einer jungen Dame nach kurzer Anrede in Englisch mit klassischem schwäbischen Dialekt begrüßt.
Nach einiger Zeit treffen auch Sabine, Muddlä, Otto und Thomas mit Ihrem Mietauto (Peugeot 405 Turbodiesel) vom Flughafen Glasgow kommend ein. Sie erzählen von einer spannenden Anreise, da sie die letzte Etappe in einem kleineren Flugzeug mit einem Sträfling an Bord zurückgelegt haben. Wir haben zwischenzeitlich noch die nötigsten Lebensmittel eingekauft, der SPAR-Laden hatte glücklicherweise noch auf.
Sonntag, 14. August 1994

Die erste Nacht in unserem Ferienhaus haben wir, nach der doch etwas anstrengenden Anreise, natürlich lange ausgeschlafen.
Nach dem Frühstück erkunden wir etwas unser „Hinterland“. Entsprechend der Empfehlung unserer Vermieterin suchen wir den kürzesten Weg zum Aviemore-Center, einem mittlerweile doch etwas heruntergekommenen Feriencenter im völlig „unschottischem Stil“. Nach einigen überkletterten Zäunen geht’s quer über die Pferdekoppel bis zu einem abgesperrten Gelände. Bevor wir uns versehen und überlegen wie wir nun weiterkommen, hat Brigitte schon an einer Holztür gedrückt und siehe da, die ist offen. Nach kurzem Zögern folgen wir Ihr und befinden uns plötzlich mitten im Santa Claus Land, dem Weihnachts-Themenpark des Centers. Nachdem wir alles ausgiebig angesehen haben verlassen wir das Gelände durch den Hauptausgang und stellen fest, daß durch diesen Eingang ein happiges Eintrittsgeld zu berappen gewesen wäre.
Nachmittags fahren wir nach Kincraig zum Highland Wildlife Park um “Eye to Eye with Scottish Wildlife (Past and Present)“ zu sein. Ein Problem ergibt sich beim Eingang, da Brigitte und ich mit dem Motorrad gefahren sind, man aber nur mit dem Auto durch das Freigehege fahren darf. Nach einigem hin und her, dürfen wir aber dann zu sechst im Auto, hineinfahren. Neben Bison`s, Hochlandrindern, Wildkatzen und Wildpferden bekommen wir bei der Fahrt durchs Freigehege allerlei Kleingetier zu sehen. Anschließend geht’s zu Fuß durch einen kleinen Zoo, der außer einem einsamen Bären, noch viele andere Tiere zu bieten hat.
Abends gehen wir Essen zu Littlejohn`s, einem originell eingerichteten, immer vollen, Kettenrestaurant. Am Eingang wird man von zwei originellen Wachspuppen empfangen und im Innern fährt eine Modelleisenbahn über die Köpfe der Gäste hinweg kreuz und quer durch den Raum. Muddlä bestellt sich eine Riesen Portion Sparerips und bekommt dazu auch gleich einen „Sapperlatz“ umgebunden. Man kennt Ihn eben überall.
Montag, 15. August 1994
Heute haben wir uns den Malt Whisky Trail von Speyside vorgenommen, nachdem in diesem Jahr 500 Jahre Scotch Whisky -The spirit of Scotland- gefeiert werden. Unsere erste Station ist The Glenlivet, an der B9008.. Nachdem obligatorischen Gruppenfoto vor der Distillery geht’s hinein. Leider wurde wegen Wassermangel gerade nicht gearbeitet. Eine gute Führung und anschließender Gratisschnaps lassen uns mit guter Laune weiterfahren. Die anderen fahren mit dem Auto voraus, da wir dachten, der Beifahrer könnte bequem auf der Karte die richtige Route zu unserer nächsten Station finden. Leider war dem nicht so. Mehrere Wendemanöver und ein gehöriger Umweg sprechen ihre eigene Sprache. Allerdings bekommen wir dadurch das schöne Tomintoul zu sehen. Aber trotz und alledem erreichen wir irgendwann unser nächstes Ziel: Dufftown. Zuerst laufen wir etwas durch das malerische Städtchen bevor wir in einem kleinen engen Tearoom Mittagessen. Anschließend besuchen wir die legendäre Glenfiddich-Distillery. Hier wird auch gearbeitet und nach einer sehr guten Multivisionsshow über die Geschichte der Destillen führt uns eine nette deutsche Studentin durch die Produktion. Ein irrer Whiskygeruch erfüllt die ganzen Räume.

Obgleich wir unterwegs noch einige Distilleries zu Gesicht bekommen und ich ja gerne noch ein-zwei Proben genommen hätte, lassen wir sie doch lieber links liegen, wegen „don`t drink and drive“.
Der „Versuch“ auf dem Rückweg Ballindalough Castle zu besuchen scheitert an „Closed means Closed“ des Schloßherrn, der „never problems with germans“ hat. Dies liegt aber sicher nicht an seiner freundlichen Art. Wir hatten zwar ein „road closed“-Schild gesehen und auch unsere Fahrzeuge davor abgestellt. Daß man dann aber auch nicht zu Fuß zum Castle laufen darf, war uns leider nicht bewußt.
Abends gehen Otto und Muddlä noch mal zum Spey zum Angeln. Nach einigen Stunden kommen sie ziemlich deprimiert heim. Nicht nur weil sie nichts gefangen haben, sondern noch mehr weil Muddlä seine noch ziemlich neue Angel abgebrochen hat, als sich der Haken in dem flachen Wasser verhakt hat.
Den restlichen Abend verbringen wir, bei Whisky und Karten, vor unserem gemütlichen Kamin.
Otto wird von Thomas zwischenzeitlich wegen unzumutbarer Geräuschentwicklung beim Schlafen ausquartiert. Also macht er sich’s mit Matratze und Whisky im Wohnzimmer bequem, wo er auch die folgenden Tage schläft.
Dienstag, 16. August 1994

Bei leichtem aber ständigen Regen geht es auf der A9 diesmal nach Süden. Brigitte zieht es diesmal vor im warmen Auto mitzufahren, das aber leider nur 5 Plätze hat, so daß ich wieder einmal meine neue Tourenjacke auf Wasserdichtigkeit testen darf. Kurz nach Calvine geht es links ab auf die old road nach Blair Atholl. Zunächst besuchen wir Blair Castle, das meistbesuchte historische Gebäude Schottlands. Dieses imposante Schloß aus dem 13. Jahrhundert ist der Stammsitz des Duke of Atholl, der als einziger in ganz Großbritannien auch heute noch das verbriefte Recht auf eine Privatarmee hat.

Anschließend besuchen wir die Blair Atholl Mill, die wir uns aber nur von außen ansehen. Bei dem Schmuddel-Wetter besichtigen wir lieber den gemütlichen mill-tea-room, da es ohnehin höchste Zeit für unsere tea-time ist.
Frisch gestärkt und aufgewärmt geht es weiter nach Pitlochry. Hier wollen wir die nächste Destille besuchen. Aber die 1878 gegründete Blair-Athol-Distillery, wo Bells Scotch Whisky zu Hause ist, nimmt an diesem Tag keine weiteren Besucher mehr an. Dies ist wohl auch gut so, denn das war die einzige Destille, die Eintritt verlangt! So aber mogeln wir uns durchs Freigelände und besichtigen eben etwas „schwarz“.
Nun sehen wir uns noch die Hydroelectric Power Station mit Fish Ladder an. Dieser große Staudamm wird von einem serpentinenförmigen Fisch-Wander-Weg umgangen, auf dem die Lachse, trotz Staumauer ihre Wanderung fortsetzen können. In einer der Röhren sind Unterwasser-Schaugläser, durch die man die Fische sieht, und ein automatisches Zählwerk angebracht. Wenn man -so wie wir- Pech hat und gerade nichts vorbeischwimmt, kann man im Ausstellungsraum auf Video eine Aufzeichnung der Lachswanderung ansehen. Nach einer erneuten Tee-Pause geht’s im Regen zurück.
Abends sind wir wieder bei Littlejohn`s zum Essen.
Mittwoch, 17. August 1994
Heute geht’s in das Highland Folk Museum nach Kingussie. Ein kleines, aber sehr ansehnliches Landeskunde Museum mit einigen lebenden und einigen Wachsfiguren in entsprechender Tracht. Neben dem Ackerbau-Museum, dem MacRobert-Haus, etlichen Traktor-Oldimern gibt es noch eine Wassermühle und eine Lachsräucherkammer (von 1828) zu sehen. Am meisten fasziniert uns aber das Blackhouse, eine Originalbehausung der Inselbewohner von Lewis auf den äußeren Hebriden. In diesem niederen Steinhäusern mit Strohdach wohnten Mensch und Vieh hautnah beisammen. Auf Lehmboden nur von einem qualmenden Torffeuer notdürftig geheizt. Eine Frau erzählt uns drinnen von den armseligen Lebensumständen dieser Inselbewohner und deren, entsprechend kurzen Lebenserwartung.
Ein kleiner Spaziergang durch Kingussie zeigt uns schnell, daß es hier ansonsten nichts Interessantes für uns zu sehen gibt. Also, nichts wie heim.
Unterwegs gehen wir im Nobel-Restaurant Rowentree am romantischen Loch Alvie essen. Zuerst trinken wir Aperitifs auf dem Ledersofa vor dem offenen Kamin und begutachten die Speisekarte. Das anschließende Essen kann ich leider kaum beurteilen, da ich ja unbedingt einmal das schottische Nationalgericht Haggis versuchen mußte. Nachdem ich alle `mal habe probieren lassen, schaffe ich es auch aufzuessen.

Donnerstag, 18. August 1994

Heute heißt es früh aufstehen, um unsere Mammut-Etappe zu schaffen. Rauf auf die A9 und ruckzuck sind wir in Inverness, von wo aus wir der A82 am Loch Ness entlang bis Drumnadrochit folgen. Hier ziehen wir uns das official Loch Ness Monster exhibition center rein. Eine 40-Minuten Multivisionsshow in 10 Statio- nen, die man durchaus als kitschig empfin- den kann. Zumindest aber entspricht das, was geboten wird nicht den recht hohen Eintrittspreisen.
Weiter geht’s am Loch Ness entlang bis Invermoriston, wo wir auf A887 abbiegen, die uns teilweise als single track road durch einsame aber schöne Gegend führt, bevor wir auf die A87 treffen, der wir vorbei am Loch Clunie zunächst bis zum Loch Duich folgen. Hier erreichen wir -leider bei Ebbe- das Highlander-Schloß schlechthin: Eilean Donan Castle. Nach den obligatorischen Fotos und Besichtigung beschließen wir kurzerhand noch einem Abstecher auf die Isle of Skye zu machen.

Gesagt, getan fahren wir weiter auf der A87 bis Kyle of Lochalsh wo wir nach Skye übersetzen. Auf Skye fahren wir an der Ostküste entlang nach Norden. Schon bald nimmt der Regen und vor allem der Wind, immer mehr zu, so daß wir kaum noch was sehen. Zu Freude von uns Bikern, entschließen sich die Autofahrer dann doch zur Teatime in einem recht noblen Hotel. Vor dem offenen Kaminfeuer schlürfen wir Tee und sehen immer wieder durchs Fenster, ob der Regen nicht doch endlich nachläßt. Da dies nicht geschieht, beschließen wir unseren Skye-Aufenthalt abzubrechen und zurück zur Fähre zu fahren.
Kaum zurück auf dem Festland hört der Regen auch schon wieder auf. Brigitte und ich fahren mit den Motorrädern voraus, auf der gleichen Strecke zurück und haben dabei Glück, daß wir gerade noch Parkplätze vor Urquart Castle bekommen. Als wir uns aus den Regenklamotten gekämpft haben, fahren die anderen, ohne Chance auf einen Parkplatz, vorbei und direkt nach Hause.
Mit einem enormen Druck auf der Blase, besichtigen wir als erstes die Toiletten, bevor wir die Ruine, einer der größten schottischen Burgen, erkunden. Auf einem Felsvorsprung über dem Loch Ness gelegen, bietet sich uns eine herrliche Aussicht über den See. Leider ist es schon recht spät und wir müssen schon bald weiter.
Recht erschöpft kommen wir nach dieser 420 km-Tour abends daheim an, wo die anderen schon vor dem Kamin sitzen. Da sie schon unterwegs in Inverness gegessen haben, begnügen sich Brigitte und ich mit einigen Burgers und Popcorn vom Mini-Rummelplatz.
Freitag, 19. August 1994
Schon wieder geht’s auf der A9 nach Inverness, um diesmal die Stadt selbst anzusehen. Zunächst besichtigen wir die James Pringle Weavers Weberei und dabei vor allem den Fabrikverkauf. Dieser stellt sich allerdings als nicht besonders preisgünstig heraus. Als nächstes werden das Castle und die Innenstadt etwas unter die Lupe genommen, wobei sich unsere Motorräder bei der Parkplatzsuche klar im Vorteil befinden. Nach einem kurzen Stadtbummel und einem Fastfood Imbiß machen wir uns wieder auf den Weg.
Kurz nach Inverness biegen wir auf die A9006 ab, die uns vorbei an dem berühmten Schlachtfeld Culloden Moors, wo 1746 die Highlander unter Bonnie Prinz Charles von den Engländern vernichtend geschlagen wurden, zum Cawdor Castle führt.
Diese märchenhafte Burg wurde von Shakespeare in Verbindung zu Macbeth gebracht. Die immer noch von den Thanen von Cawdor bewohnte Burg, zeigt eine sehr umfangreiche Sammlung von Bildern, Wandteppichen und Möbeln. Noch beeindruckender fanden wir allerdings den Burggarten und die Naturpfade durch die idyllische Umgebung.
Für die Rückfahrt wählen die Autofahrer wieder die A9, während ich unbedingt neue kleine Straßen erforschen muß. Ohne jemals ganz sicher über die richtige Route zu sein, fahren wir durch immer kleiner und enger werdende Wege nach Südosten, in der Hoffnung doch irgendwann auf die A939, die Verbindungsstraße von Nairn nach Grantown on Spey, zu kommen. Plötzlich fahren wir in ein idyllisches Tal hinunter, die zwei Häuser vorher nannten sich Dulsi Bridge, und treffen auf eine wunderschöne alte Steinbrücke inmitten einer total romantischen Umgebung. Nach einer kurzen Pause und Fotos geht es weiter, bis wir plötzlich auf eine Einmündung mit unleserlichen, verrosteten Wegweisern treffen, wo wir die Wahl zwischen Norden und Süden haben. Instinktiv entscheiden wir uns für Süden und erfahren später, daß dieser einspurige, holprige Weg die B9007 sein muß. Ohne dies zu wissen, fahren wir durch eine imposante Hochebene ohne Wegweiser, Kreuzung oder gar menschliche Ansiedlung weiter, bis wir irgendwann ganz überraschend in Carrbridge ankommen. Dort tanken wir und entdecken gleich nach der Tankstelle eine wunderschöne alte Steinbrücke.
Zum Abendessen gehen wir in´s Sheffields, wo Otto, wie fast immer, Schellfisch ißt. Dies bringt ihm auch sofort seinen neuen Spitznamen ein: Captain Haddock .

Samstag, 20. August 1994
Der ganze Samstag gehört den Abornathy Highland Games in Nethy Bridge, unweit von Aviemore. Dieses Spektakel ist eine Mischung aus Volksfest und volkstümlichen Sportwettkampf. In den verschiedensten Disziplinen geht es um sportliche Ehren und wohl auch um die Ehre des jeweiligen Clans.
Den ganzen Tag über tanzen kleine Jungs und Mädchen in schicken Schottenröcken zu Dudelsackmelodien.

Die Erwachsenen üben sich in zwei Klassen (Junioren und Senioren) in einem typisch schottischen Mehrkampf aus Hochsprung, Weitsprung, Eisengewichte hoch bzw., weit zu werfen und das Baumstammwerfen.
Daneben gibt es noch Dudelsack-Wettbewerbe und Radrennen.
Der Höhepunkt aber, war wohl die große Parade verschiedener piping und drum Bands rund um den Sportplatz, angeführt von einem in jeder Hinsicht beeindruckenden Bandleader. Kann man über den Klang eines einzelnen Dudelsacks noch geteilter Meinung sein, so war dieser geballte Aufmarsch für Augen und Ohren echt imposant.
Sonntag, 21. August 1994
Am Sonntag erfolgt unsere Erstbesteigung des Cairngorm (mit 1.248 m. der 5. höchste Berg Großbritanniens!). Leider habe ich meinen Foto vergessen. Während sich Sabine, Muddlä gleich unten für den Sessellift entscheiden, machen wir anderen uns auf den beschwerlichen Aufstieg. An der Mittelstation verläßt auch Thomas die Lust oder Kraft (?) und er steigt in den bequemen Sessel über. Brigitte, Otto und ich kämpfen uns weiter nach oben und überwinden dabei in ca. einer Stunde über 600 Höhenmeter.
An der Bergstation angekommen, finden wir die anderen schon im Restaurant, entscheiden uns aber gleich auch noch das letzte Stück bis zum Gipfel weiterzugehen. Oben genießen wir eine herrliche Aussicht bis nach Inverness und die Nordsee (Moray Firth). Allerdings kühlt ein eisiger Wind unsere verschwitzten Klamotten recht deutlich ab, was uns dann zum „Rückzug“ bewegt.
Vor dem Abstieg, bei dem sich uns auch Thomas wieder anschließt, wärmen wir uns bei Tee und Gebäck in der Gipfelstation noch etwas auf.
Montag, 22. August 1994

Die anderen fahren heute nach Inverary. Brigitte und ich heben uns das lieber für den Heimweg auf, zumal wir von den großen Touren der letzten Tage noch etwas mitgenommen sind. Motorradfahren auf den schottischen Straßen strengt doch ziemlich an.
Deshalb beschließen wir das Landmark Heritage Center in Carrbridge zu besuchen. Dieser Park bietet für immerhin 4,75 Pfund neben dem Abenteuerspielplatz für Kinder eine ganze Menge. Eine eindrucksvoller Multivisonsshow und Ausstellung über die Geschichte der Highlands und der Highlander. Ein Waldlehrpfad auf Holzstegen geht bis auf Höhe der Baumwipfel durchs ganze Gelände. Im forest workshop wird die Entwicklung der Forstwirtschaft vom ersten Beil bis hin zu den modernsten vollautomatischen Holz-Ernte-Maschinen gezeigt.
Vorführungen einer von einer Dampfmaschine angetriebene Sägemühle und dem Zugpferd Bob the Clydale und ein Rundblick vom riesigen, schwankenden Holzturm über die ganze Gegend runden das Ganze ab.
Abends sind wir wieder im Sheffields zum Essen, die Bedienungen lachen schon (warum bloß?) wenn wir kommen.
Danach ziehen sich die Herren der Schöpfung wieder ´mal zu einer Schafkopfpartie zurück, was nicht auf ungeteilte Zustimmung stößt.
Dienstag, 23. August 1994
Da heute der ganze Tag ziemlich verregnet ist und am Mittwoch wieder eine große Tour ansteht, nehmen wir uns nichts großartiges vor.
Zunächst fahren wir mit einer historischen Dampflokomotive, der Strathspey Steam Railway Co. Ltd. von Aviemore nach Boat of Garden und zurück. In den historischen Waggons fehlt nicht einmal der afternoon tea mit Shortbread (eine schottische Keks-Spezialität).

Unsere Angler wollen anschließend die Fischfarm im Rothimurchus Estate ansehen. Wir besichtigen auch das visitor center und den obligatorischen gift shop an.
Otto und Muddlä gehen abends am Loch Insh Angeln. Dabei muß Muddlä runde 30 Pfund für Boot, Lizenz und Leih-Angel hinblättern. Mit Regenkombi gegen die Kälte ausgerüstet rudern sie ,völlig optimistisch, los. Als Thomas und ich abends die beiden abholen, rudern sie gerade an Land. Völlig durchgefroren berichten sie, ganz ohne Angler-Latein, daß sie aus völlig unverständlichen Gründen wieder nichts gefangen haben.

Mittwoch, 24. August 1994
Wieder einmal führt uns die A9 nach Inverness, aber diesmal geht’s über die Beauly Forth Bridge weiter nach Norden, bis wir auf die A832 treffen. Dieser folgen wir zunächst bis zu den Falls of Rogie. Hier führt ein kurzer Trampelpfad bis zu den Wasserfällen, an denen man die Lachse beim Wandern zusehen kann, wie sie mühsam versuchen die Wasserfälle hochzuspringen. Wenn man wie wir zur falschen Zeit dort ist und nur einen einzigen Lachs springen sieht, kann man sich auf einer Metalltafel die Lebensgeschichte eines Lachses durchlesen. Eine interessante Lektüre.
Weiter geht’s auf der A832 bis Gorstan, wo wir auf die A835 in Richtung Ullapool abbiegen, der wir, vorbei am Loch Glascarnoch, bis kurz vor Braemore folgen. Da das Wetter hält, haben wir uns nach einigem zögern doch dafür entschieden, die Wester Ross Küstenstraße zu nehmen. Also geht’s wieder auf die A832 durch die Berge in Richtung Westküste. Die Behauptung, daß diese Straße eine der schönsten Küstenstraßen der Welt sei, bestätigt sich immer mehr. Aufgrund der tollen Aussichten aufs Meer zur rechten bzw. die Berge zur linken möchte man eigentlich alle paar Meter anhalten, schauen und photographieren. Aber es liegt noch ein weiter Weg vor uns, also fahren wir langsam weiter auf den engen Straßen. Zwischendurch müssen wir mal halten, weil uns ein Schäfer seine Herde mitten auf der Straße entgegen treibt.
Unser nächstes Ziel: Inverewe Gardens ist ein exotischer Hochlandgarten mit allerhand ungewöhnlichen Pflanzen. Vom Eukalyptusbaum bis hin zu riesigen Rhododendren findet auch der Nichtbotaniker schnell Gefallen an der weitläufigen Anlage.
Abends versuchen wir zum zweiten mal im Old Inn unterzukommen und diesmal klappt es auch.

Donnerstag, 25. August 1994
Am Donnerstag fahren wir zunächst zum Castle Stuart am Moray Firth, zwischen Inverness und Nairn. Als wir dort sind stellen wir aber fest, daß wir eigentlich schon genügend Burgen und Schlösser besichtigt haben. Also betrachten wir es nur von außen und fahren weiter nach Cawdor.
Dort leihen wir uns die Ausrüstung aus und spielen alle zum ersten mal Golf auf einen 9-Loch-Platz.

Überraschenderweise gelingen uns hie und da ganz gute Schläge. Jedenfalls macht es uns enorm Spaß. Otto gewinnt mit 57 Schlägen bei Par 32 (Länge: 1161 Yards).
Anschließend machen sich die Anderen auf den Heimweg, während Brigitte und ich noch Fort George besichtigen.
Diese gigantische Festung aus dem 18. Jahrhundert liegt an einer Engstelle des Moray Firth. Interessanterweise dient die Festung auch heute noch als aktive Kaserne. Daher begegnet man bei der Besichtigung laufend Soldaten; du kommst aus den rekonstruierten historischen Unterkünften und könntest, wenn es erlaubt wäre, direkt im Nachbargebäude die Schlafsäle der derzeitigen Besatzung besichtigen. Die mehreren Meter dicke Mauern und die Kanonen sind schon sehr beeindruckend. Anschließend besuchen wir noch das Regimentsmuseum der Queen´s Own Highlanders, das deren Geschichte von der Aufstellung, über Kolonialeinsätze auf der ganzen Welt, bis hin zu den beiden Weltkriegen zeigt.
Heimwärts fahren wir wieder unsere Strecke vom Freitag, um noch einmal bei Dulsie die romantische Brücke zu erleben.
Als wir heimkommen klagt Muddlä über Rückenprobleme und muß zu Hause verpflegt werden, was mittels Take away Pizza aus dem Sheffields geschieht.
Freitag, 26. August 1994
Eigentlich wollten wir -vor allem ich- heute am Loch Morlich Kanu fahren, was aber an der stürmischen See und eiskaltem Wind scheitert. Da es zum Baden am Sandstrand natürlich auch zu kalt ist, machen wir teatime im Strandhaus.
Danach geht’s zurück nach Aviemore zum Go Cart fahren. Nach den Vorläufen mit den munteren Flitzern und ersten Slides und Remplern folgt das Hauptrennen.

Hier läßt sich allerdings aufgrund eines Frühstartes von Otto kein eindeutiger Sieger ermitteln.
Gleich nebenan auf dem putting green, verbessern wir anschließend unsere Golfkünste weiter.
Abends heißt es leider schon Abschiednehmen von Mrs. Grant und den Anderen, die schon um 2 Uhr Nachts raus müssen um Ihr Flugzeug in Glasgow zu erreichen.
Samstag, 27. August 1994
Noch einmal lange ausgeschlafen und alles aufgeräumt, bis es kurz vor 10 Uhr auch für Brigitte und mich losgeht. Entlang des Spey-Tales fahren wir auf einer landschaftlich tollen Route nach Fort Williams.

Was schon lange zu erwarten war holt uns jetzt auch ein und läßt uns den ganzen Tag nicht mehr in Ruhe: heavy scottish showers.
Nach einem kurzen Blick auf Inverary Castle, das nach Auskunft der anderen nicht so toll sein soll, besuchen wir lieber Inverary Jail. Dieses historische Gefängnis erzählt seine Geschichte und die seiner Insassen in lebendiger Art und Weise. Höhepunkt ist der Gerichtssaal, wo man zwischen lebensechten Wachsfiguren Platz nehmen kann und sich plötzlich inmitten einer laufenden Gerichtsverhandlung aus dem 19. Jahrhundert wiederfindet. Durch in den Wachsfiguren versteckte Lautsprecher, werden historische Gerichtsverhandlungen und ihre harten Urteile nachgespielt.
Weiter geht’s auf tollen Straßen immer zwischen Wasser und Bergen. Leider kommen wir nicht mehr aus den Regenklamotten raus. Lauter kleine weise Streifen tauchen plötzlich an den Steilhängen auf und entpuppen sich bei näherem Hinsehen als unzählige Wasserfälle.
Vorbei Loch Lommond geht es weiter quer durch Glasgow. Wir wären sicher auch problemlos durchgekommen, wenn nicht ausgerechnet „unsere Auffahrt“ auf den M8 gesperrt gewesen wäre. Da die Umleitung sehr dürftig beschildert ist und uns plötzlich genau in die entgegengesetzte Richtung führt werden wir doch skeptisch und halten an. Hier hält plötzlich ein netter Fahrradfahrer, fragt nach unserem Problem und erklärt uns sehr ausführlich wie wir zu A73 weiterkommen.
Nachdem es schon dunkel wird suchen wir nun eine Unterkunft. Gleich der erste Versuch : Bed and Breakfast klappt in Kaimend bei Lanark (25 Pfund pro Person).
Nach einem recht langen Fußweg müssen wir uns völlig ausgehungert noch einige Zeit vor dem einzigen vernünftigen Restaurant in Kaimend herumdrücken bis wir endlich Platz finden. Das ausgezeichnete Essen entschädigt uns dann allerdings für die Warterei.
Sonntag, 28. August 1994
Auch heftiger Wind und Regen kann uns nicht von unserem Vorhaben abbringen, uns heute Edinburgh anzusehen. Dort angekommen erhalten wir bald zwei Informationen. Die gute davon: Zur Zeit läuft das weltbekannte Edinburgh Tattoo, ein riesiger Aufmarsch der besten Dudelsack-Bands der ganzen Welt direkt vor dem Edinburgher Schloß. Die schlechte lautet: Für heute abend ist die Veranstaltung leider ausverkauft.
Daher schlendern wir zunächst etwas orientierungslos durch die Stadt, bis wir direkt unterhalb des Castles die Camera Obscura entdecken. Aufgrund des Wetters und der schlechten Sicht locken uns ermäßigte Eintrittspreise hinein. Was wir dort zu sehen bekommen verblüfft uns enorm. In einem völlig abgedunkelten Raum wird über einen beweglichen Spiegel in der Dachkuppel ein lebendiges Bild der Stadt auf einen konkaven weisen Tisch projiziert. Und dies geschieht seit 1853 auf die gleiche Weise! In den Stockwerken darunter gibt es Ausstellungen zur Geschichte der Nadelloch-Fotografie und zur Holographie. Hier bestaunen wir einige phantastische Hologramme.
Während wir noch etwas zögern das Edinburgh Castle (5 Pfund Eintritt) mit den schottischen Krönungs Insignien zu besuchen, sehen wir unter die Tribüne für das abendliche Tattoo untergestellt, wie die Wachsoldaten in ihren kurzen Schottenröcken im Regen paradieren.

Als der Regen etwas nachläßt besichtigen wir das Castle doch noch, was wir hinterher auch nicht bereuen. Das Castle bietet eine herrliche Aussicht über die ganze Stadt und die Ausstellung der schottischen Kronjuwelen führt uns in mehreren Stationen noch einmal die gesamte schottische Geschichte vor Augen. Von der Einigung Schottlands im Jahre 843 unter Kenneth MacAlpin über die Herrschaft der Stuarts 1371-1567 bis hin zum Jakobiten-Aufstand unter Bonnie Prince Charles 1745 und 46.
Anschließend gehen wir die royal mile hinunter vorbei an der St. Giles Cathedral und dem John Knox House.
Da es immer noch regnet machen wir eine Guided Tour (Stadtführung) mit dem Doppeldecker-Cabrio-Bus.
Abends vernichten wir unsere letzten Wertmarken bei Pizzaland, die wir in Aviemore geschenkt bekommen haben. Beim Zahlen erhalten wir prompt eine ganze Hand voll neuer Gutscheine, die wir beim besten Willen nicht mehr losbringen.
Montag, 29. August 1994
Nachdem guten scottish breakfeast und etwas smalltalk mit den Vermietern, machen wir uns dann langsam auf den Weg.
Wir fahren nach Süden entlang dem River Tweed über Peeples -eine nette idyllische Kleinstadt- nach Melrose. Hier wollen wir die bekannte Melrose Abbey besichtigen, beschließen aber nach einigen Fotos und Umrundung der Ruine uns den Eintritt zu sparen. Dafür haben wir zwischenzeitlich einen kleinen Wegweiser zum Melrose motor museum entdeckt. Obgleich es von außen eher unscheinbar in einer alten Scheune untergebracht ist, lohnt sich die Besichtigung. Wir entdecken eine bemerkenswerte Sammlung alter Autos, und Motorräder. Von AJS, Norton, Triumph bis hin zu einigen Exoten sehen wir alles was das Biker-Herz höher schlagen läßt.
Aber langsam drängt die Zeit und wir fahren weiter nach Süden. Eigentlich wollte ich an Darlington vorbei über die A167/A168 nach Northallerton. Aber wir verfahren uns tüchtig, kommen nach Darlington und finden eine ganze Weile nicht mehr den richtigen Weg heraus. Etliche Kilometer weiter verpasse ich eine Abzweigung und versuche „frei Schnauze“ wieder auf die richtige Straße zu kommen. Dies stellt sich sehr schnell als weiterer Fehler heraus. Die Wege werden immer enger und weit und breit weder Wegweiser, noch Menschen, die man hätte fragen können. Kurz vor der endgültigen Verzweiflung treffen wir dann aber doch noch auf die Hauptstraße. Etwas erschöpft, hektisch und genervt biege ich nach links ab und fahre prompt auf der rechten Straßenseite. Ein Auto kommt entgegen und ich brauche ewig bis ich kapiere, daß ich auf der falschen Seite bin. Aber glücklicherweise sind wir beide ziemlich langsam und können einen Unfall noch vermeiden.
Nach dieser „Schrecksekunde“ muß ich mich erst etwas beruhigen. Aber dann geht’s weiter in „zügiger Fahrt“ auf der A19 an York vorbei und dann auf der A63 in Richtung Hull. Zum Zeitpunkt des planmäßigen Eincheckens waren wir noch über 50 km vom Hafen entfernt. Zur „Strafe“ müssen wir deshalb mit dem Verladen bis zum Schluß warten und bekommen ziemlich miese Stellplätze, direkt an der Laderampe auf schräger Fläche. Bis wir unsere Motorräder vertäut haben und nach oben kommen, finden wir zunächst keinen Steward, der uns unsere Kabine aufschließt. Aber auch dieses Problem´chen löst sich nach einiger Suche und wir können uns in der engen Kabine breit machen.
Nach dem Duschen geht’s gleich ab zum Essen, von dem wir nach der Hektik eine ganze Menge zu uns nehmen. Abends klappern wir wieder das ganze Schiff ab um unsere letzten englischen „Pfunde“ loszuwerden, was uns aber erst am nächsten Morgen im duty free shop gelingt.
Dienstag, 30. August 1994
Wohl zum letzten Mal für lange Zeit gibt’s English Breakfast, bevor wir uns bei trübem Wetter auf das Ausladen und die Heimfahrt vorbereiten.
Das Wetter ist uns wieder gut gesonnen. Noch auf dem riesigen Hafengelände des Europort steht das Wasser auf der Straße, es muß wohl kurz vorher einen dicken Platzregen gegeben haben. Im dichten Verkehr fahren wir los in Richtung Heimat. Unser Sprit reicht gerade noch bis über die Grenze, wo wir aber von der Autobahn runter müssen um eine Tankstelle zu finden.
Nach einer weiteren Rast auf der Autobahn, kommen wir gegen Abend glücklich und wehmütig, aber doch etwas erschöpft in Obermichelbach an.
Zumindest habe ich, trotz strahlendem Sonnenschein, die nächsten Tage keine große Lust auf Motorradfahren
Na ja, schließlich haben unsere Motorräder (Honda XBR 500 und CBR 1000 F) jetzt auch runde 4.500 km mehr auf dem Tacho.
Euer
lonesome-rider

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