Spanien: Von Aragon bis Andalusien - Teil 3
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Länder/Regionen/ Wegpunkte |
Andalusien |
Straßenart | |
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Spanien: Von Aragon bis Andalusien - Teil 3
Teil 3: Durch Extremadura, Kastilien Leon, Aragon in die Pyrenäen und ab nach HauseJetzt heißt es wieder heimwärts Richtung Norden fahren. Aber in Zentralspanien warten mit Avila, El Escorial und Segovia nochmals Highlights auf uns und auch die Pyrenäen warten mit der Überraschung Ainsa auf. Dann geht es aber ernsthaft durch Frankreich und Wallis nach Hause.
Tag 11: Sevilla – Avila: 540 km
Der Urlaub neigt sich dem Ende zu und wir müssen Kilometer nach Norden machen. Wir nehmen die teilweise schon als Autobahn ausgebaute N630 über Merida nach Caceres. Es ist backofenheiß, viel Schwerverkehr unterwegs. Merkwürdiger Weise sind gerade die Autobahnabschnitte so gut wie leer. Wir verabschieden uns von Andalusien und kommen nach Extremadura.
In Caceres will ich eigentlich die im Kulturerbe der Unesco verzeichnete Altstadt besichtigen, aber überall hindern Absperrungen an der Fahrt Richtung Innenstadt, die teilweise aufgestellten aufgeblasenen Tore kommen mir irgendwie von der Tour de France bekannt vor. Nach einigem vergeblichen Kreisen stoppen wir erst mal an einer Bar und stellen dann fest, dass Caceres heute der Zielort der Vuelta ist, der Spanienrundfahrt per Radl. Das erklärt einiges, wir geben unsere Besichtigungspläne auf und fahren weiter.
Die Straße und auch die Landschaft sind weiter eher spröde bis Plasencia, dann aber biegen wir auf die grün gekennzeichnete gelbe EX203 ab und bis Avila haben wir schönste Straße und tollste Landschaft.
Erst geht es entlang an der Sierra de Gredos, durch Korkeichen, dann Obstbäume, vor allem Feigenbäume, auch einige Edelkastanien. Rechts hinunter der Blick in die tiefer liegende Ebene. Dann kurven wir durch prachtvollen grünen Pinienwald. Ab und zu grüßt eine Burg am Wegesrand und erinnert uns, dass wir schon wieder in Kastilien sind, jetzt auf der Rückfahrt in Kastilien-Leon.
Dann geht es tatsächlich eine echte Passstrasse hinauf auf 1300 Meter, ein wunderschönes Hochtal entlang und dann nochmals ein Puerto mit 1566 Metern und wir sehen hinab in die Hochebene von Avila, der mit über 1000 Metern höchstgelegenen Provinzhauptstadt Spaniens.
Schnurstracks geht es auf Avila zu, die Sonne steht tief und vergoldet die Stoppelfelder und braunen Wiesen, die Sierra von Avila rahmt dunkelblau-violett die Ebene. Aber ich darf nicht mehr fotografieren, es ist schon spät und Jens ist hungrig und es zieht ihn gewaltig gen Avila, das bald mit seiner durch 88 Türme befestigten und noch vollständig erhaltenen Stadtmauer sichtbar wird.
Wir halten an einem der Stadttore, ich besorge ein Hostal, d.h. ein einfaches Gasthaus, in der Altstadt und nach dem Essen ist endlich Zeit die prachtvolle Befestigung und die Adelspaläste auf einem nächtlichen Rundgang zu besichtigen. Nach dem hellen leuchtenden Andalusien mit dem Weiß und den warmen Ockertönen wirkt diese Stadt aus Granit streng, wehrhaft und düster.
Tag 12: Avila – Escorial – Segovia: 110 km
Heute steht die Besichtigung des El Escorial an, des Kloster-Palastes Phillip des II. Die 60 Kilometer von Avila dorthin fahren wir eine schöne Provinzstraße, die landschaftlich reizvoll entlang des Bergzugs führt. Dann weitet sich der Blick hinab und wir sehen unter uns El Escorial liegen, auf einer Höhenstufe vor der Sierra Guadarrama.
Für die Besichtigung nehmen wir uns viel Zeit. Zum Glück ist es nicht Montag, da wäre alles geschlossen. Was mir auffällt ist die steinerne Wuchtigkeit und die strengen Linien des Gebäudekomplexes, an dem jede Zeit vorüber gegangen zu sein scheint, so gut erhalten ist es.
Das Grau des Granits, die Schlichtheit der königlichen Räume kontrastiert gegen den Punk in der unterirdischen Nekropole: Sarg an Sarg, Gold, Jaspis, roter Marmor, düster geschlossen in dunklen Farben für die Habsburger Königsgruft, heller und nicht ganz so streng die langen Reihen der Räume mit Infanten- und Burbonen-Gräbern in weißem Marmor. Wunderbar und prachtvoll die Bibliothek, wuchtig, massig, streng und stolz wieder die Kirche.
Nach einem fürstlichen Mittagessen beschließen wir, nur noch über die Sierra Guadarrama nach Segovia zu fahren. Die Straße dorthin macht ab dem gleichnamigen Örtchen echt Laune. In den schönsten Kurven führt sie uns über die Sierra, durch dichten Wald aus hohen alten Kiefern. Anscheinend ist diese Strecke auch bei den Einheimischen als Motorrad-Bergrennstrecke beliebt, einige hetzen an uns vorbei, als wir bei einem Stopp die Aussicht genießen.
In Segovia quartieren wir uns direkt an dem über 700 Meter langen römischen Aquädukt ein.
Wir haben noch Zeit vor Sonnenuntergang in die reizvolle Altstadt hinaufzulaufen mit der schönen hochgotischen Kathedrale, den vielen Adelspalästen und dem zierlichen Alcazar auf dem Fels hoch über dem Fluss.
Der Charakter der Stadt ist freundlich, leicht und heiter, bedingt durch die warmen Töne des hellgelb changierenden Steins und den zierlichen immer wechselnden Kratzputzmustern, die die meisten Fassaden schmücken wie vergrößerte Brüsseler Spitzen. Nur die Adelshäuser sind an den Portalen mit dem schweren grauen Granit versehen um ihnen die rechte Gewichtigkeit zu verleihen.
Tag 13: Segovia – Aines: 500 km
Relativ früh morgens noch im ersten Licht fahren wir am Fluss entlang um die Altstadt herum um von dort einen Blick auf den Alcazar in der Morgensonne zu erhaschen.
Dann fahren wir zügig in Richtung Pyrenäen. Über die Nationale per Soria geht es flott dahin über die Meseta, die Höhenzüge der Sierras als blaue Rahmen der goldenen, teils roten, alles in allem aber doch überraschend grünen Landschaft. Kann auch sein, dass wir auf der Reise durch das doch viel trockenere und kargere Spanien eine besondere Sensibilität für die Farbe Grün entwickelt haben.
Die Luft ist klar, die Linien der Höhenzüge zeichnen sich scharf in den blauen Himmel. Ein Highlight zwischendurch ist die Überquerung des Puerto de Madero, als wir in über 100 Kilometern Entfernung am Horizont die lange Kette der Pyrenäen sehen. Nach der Unterquerung der Autobahn nach Zaragoza biegen wir ab auf kleinere gelbe Straßen, es wird wieder heißer, die Ebro-Ebene scheint endlos, karge niedrige Tafelberge, keine Pyrenäen mehr zu sehen. Dafür überraschen nette Kirchtürme, auf denen oft Storchennester zu entdecken sind.
Nach einem extrem preiswerten Menu del Dia mutiert die eben noch schnurgerade gelbe Straße in ein holpriges schlechtes Sträßchen, das sich in unglaublichen Kringeln durch die flachen Tafelhügel windet. In Ayerbe schauen wir auf die Uhr und entscheiden uns für die flottere Variante gen Nordosten, schnurgerade nach Huesca, dann kurz Autobahn, die in die schnelle Nationale übergeht. Weiß auch nicht, warum ich diese Strecke, die wir ja auch bei der Hinfahrt gekommen sind, nicht genossen habe. Jetzt passt alles: tolle Landschaft, schnelle kurvige Straße, dann durch den Tunnel, über einen Pass und überwältigend liegt eine geschlossene Bergkette vor uns. Schade dass ich kein Foto schießen kann.
An der nächsten kleinen Abzweigung biegen wir nach Osten ab, durch ein flaches reizendes Tal, wildromantisch mit niedrigen Felsen zur Linken, dem kleinen Fluss zur Rechten, niedere Kiefern, dazwischen Pappeln, teilweise schon gelb, bereits den kommenden Herbst kündend stieben Blätter unter unseren Rädern.
Hier macht auch fast erstmalig das Achtung-Rindvieh-Schild Sinn, welches überall in Spanien aufgestellt ist. Neben dem Zirkeln um die engen Kurven zirkeln wir um die noch feuchten Hinterlassenschaften der Horntiere, zweimal sogar um selbige, die hier freilaufend weiden. Die Straße windet sich am Hang hinauf, schöne Blicke auf die näheren Berge, dann geht es wieder hinab ins Tal.
Hier beim Zusammenfluss der Ara mit der Cinca liegt Ainsa, wo wir ein nettes Quartier für die Nacht finden und nebenbei noch ein Kleinod entdecken. Ainsa war im 11. Jahrhundert Hauptstadt eines kleinen Königreiches und ist im alten Kern noch völlig erhalten. Wir eilen die Treppen und mittelalterlichen Gassen hinauf zum Plaza Major und erhaschen das letzte Licht der Sonne auf den Bergen des Ordesa Nationalparks im Norden von uns: Glühende Felsen hinter den Granitfassaden während hunderte von Schwalben durch den kristallblauen Himmel zirkeln.
Tag 14: Ainsa – Quillan: 340 km
An unserem letzten Spanientag fahren wir in die Pyrenäen Richtung Osten. Wunderschöne Berglandschaft, wenn auch nicht so hoch wie in den Alpen, die Luft frisch und klar, gestochen die Linien der Bergkämme gegen den Himmel.
Die N260 ist super ausgebaut und sieht dabei auf der Karte genauso gelb aus wie das kleine Sträßchen, das uns danach nach Tremp führt. Es windet sich, schön, mal am Süd- mal am Nordhang geführt, einen kleineren Höhenrücken hinauf und hinab und bietet immer wieder prachtvolle Ausblicke hinab und auf die nächsten Bergketten.
In Tremp machen wir kurz Rast, Jens besorgt sich noch eingeschweißte Chorizzos, eine pikante, typisch spanische Paprika-Knoblauch-Wurst, dann nehmen wir ernsthaft die Pyrenäen-Überquerung in Angriff.
Dafür haben wir uns in völliger Unkenntnis Andorra ausgesucht, welch ein Fehler. Die Straße ist stark befahren, viel Schwerverkehr. Kurz vor Andorra ziehen düstere Wolken auf, nichts Gutes kündend. Schon kurz vor der Grenze fallen die ersten Tropfen, die aber schneller wieder verdampfen als sie fallen. Dann beginnt auch der ätzende Stau, der uns durch halb Andorra begleitet. Andorra finde ich grässlich, gepflastert mit Tankstellen, dunkelgraubraune Häuser in hässlicher Architektur verbauen die Landschaft, eine Baustelle nach der anderen, aber nur ein einziger Stau, der sich durch all diese hindurchquält.
Irgendwann löst sich der Stau auf, der dichte Verkehr bleibt, zusätzlich beginnt es zu regnen, regnet mehr und mehr. Bei der Auffahrt zum Pass nach Frankreich kommen wir in die Wolken und sehen kaum noch was. Verkrampft vor Kälte passieren wir in Nebel und Regen die Grenze zu Frankreich und winden uns hinab in eine grüne Hölle. Faszinierend, wie sensibilisiert für Grün wir nach 3000 Kilometern Spanien sind. Der Regen hört auch auf, aber die Kälte bleibt.
In Ax biegen wir auf eine kleine gelbe Straße nach Quillan ab. Hätten wir uns vorher das Höhenprofil genauer angeschaut, hätten wir es gewusst. So sind wir überrascht, dass uns die Straße unerwartet in Kurven und Kehren wieder hinauf in die Berge führt. Oben auf dem Plateau reißt sogar der Himmel auf und die tief stehende Sonne beleuchtet dramatisch durch dicke Wolkenfetzen die Szenerie.
An einer Stelle durchquert unsere Straße eine große Schafherde. Wir eben auch, was drei großen weißen pelzigen Schäferhunden nicht passt. Sie jagen Jens mit einem Affenzahn hinterher, rennen auf die Fahrbahn und verbellen uns tapfer. Gar nicht so einfach, nicht stehen zu bleiben, was wir verständlicher Weise nicht tun wollen, aber troztdem auch keinen der wachsamen Hunde zu überfahren.
Kurz vor Dunkelheit sind wir endlich wieder im Tal in Quillan und haben ein Hotel, wo wir nach der ersehnten heißen Dusche exzellent französisch dinieren und uns dann in die Betten fallen lassen.
Tag 15: Quillan – Grenoble: 500 km
Es wird Zeit nach Hause zu kommen, d.h. erst mal Kilometer machen, egal was es kostet, also Autobahn Peage bis Orange. Ui, das windet gewaltig, bzw. man sollte eher sagen es stürmt: Schräglagen auf gerader Strecke, leider weiß ich nie, wann sie anfangen, wann sie aufhören, so böig ist es. Manchmal kann ich die kommende Schräglage anhand der gepeitschten Bäume entlang der Autobahn ahnen. Teilweise habe ich Mühe überhaupt die Spur zu halten. Mei, bin ich froh in Orange von der Autobahn zu fahren, obwohl klar ist, dass der Wind auch auf den Landstraßen bei uns bleiben wird, solange wir nicht in die schützenden Täler kommen.
Orange verabschiedet uns bei der Ausfahrt nach Norden mit dem schönen römischen Triumphbogen. Dann biegen wir gen Osten ab, folgen der Route Touristique des Vins des Cotes du Rhone. Unterwegs ist der Blick frei auf den Mont Ventoux, der mich von Ferne schon auf der Autobahn am Mittelmeer entlang gegrüßt hat. Ich hätte ja gerne den Umweg über den Gipfel gemacht, aber der Sturm hätte uns da oben gewiss runter geblasen.
Wir fahren von Nyons durch die felsige Schlucht der Aygues bis Serres, schön zu fahren, im wesentlichen windgeschützt, endlich Schräglagen wann ich sie einplane, freundlich heitere provenzalische Dörfer auf dem Weg, einfach nett.
Dann geht es nordwärts über die N75. Wolken wälzen sich über die Berge, der Wind wird bitter kalt. Wir halten, ziehen alles an, was wir dabei haben, packen sogar die Winterhandschuhe aus – spanische Mimosen. Auf der linken Seite begleiten uns die beeindruckenden Kalksteinstürze des Vercors bis Grenoble mit ihrer Haube aus herabstürzenden Wolken.
Hinter Grenoble fahren wir von der Autobahn ab, finden ein mehr als einfaches Hotel, eher eine Absteige. Das einzige Restaurant des Ortes ist ausgebucht, bleibt uns nur die kleine Abhol-Pizzeria mit ihren fünf Tischen. Wir sind die ersten Gäste. Nicht lange, kommt ein weiterer Gast, der unvermittelt zur Gitarre greift und tollsten Blues spielt und singt. Und auf einmal sind alle Tische besetzt und eine klasse Stimmung verbreitet sich, mal wieder ein unerwartetes Highlight.
Tag 16: Grenoble – St. Gallen: 550 km
Der letzte gemeinsame Reisetag. Das Wetter sieht ganz gut aus und wir beschließen, daraus mehr als nur einen Autobahntag zu machen und über Albertville, Chamonix durchs Wallis Richtung St. Gallen zu fahren. Besser wir hätten wenigstens bis Albertville die Autobahn genommen. Die Landstraße zieht sich ewig dahin mit einer Ortsdurchfahrt nach der anderen. Zwischen Albertville und Chamonix wird viel gebaut, Umleitungen führen uns über winzigste Sträßchen die Hänge rauf und runter, durch Kurven und Kehren, bei denen ich mich anstelle wie der letzte Mensch, irgendwie ist das nicht mein (Vormit)-Tag. Nach der Mittagspause in Chamonix geht es mir besser und die Landschaft auf dem Weg nach Martigny ist einfach klasse, über zwei kleine Pässe, durch wunderschöne alpine Tälchen.
Dann öffnet sich der Blick hinunter ins Wallis, das brett-eben und ausgebreitet wie eine große Landkarte tief unter uns liegt. Das Wallis ist lang, daher fahren wir erst mal Autobahn solange es geht, die lässt auch viel Zeit, die Berge zur Rechten und zur Linken zu beschauen. Einige haben einen frischen Schneeüberzug bekommen, das hätte uns zu denken geben sollen. Bei der Auffahrt zum Furka-Pass zieht es zu und es wird immer kälter. Als Nieselregen einsetzt, die Wolken- wie auch die Schneegrenze erkennbar nur knapp 100 Meter über uns liegen und ein Blick auf die Verlade-Anzeige verrät, dass wir gleich um 18:00 einen Zug kriegen können, wählen wir in Anbetracht der fortgeschrittenen Zeit und des miserablen Wetters die Alternative per Zug durch den Tunnel. Das war eine Premiere für mich. Schon ein lustiges Gefühl, mit den zwei Motorrädern in dem dafür vorgesehenen Eisenbahnwagon zu stehen, als würde man Fahrräder mit der Bahn transportieren.
Nachdem wir dann wieder in Wolken, Nebel, Regen und Kälte ausgespuckt sind, können wir uns kaum warm fahren, dann geht nix mehr: Stau, rien ne va plus. Wir fangen an, uns bei Nebel und einbrechender Dunkelheit an der Schlange vorbei zu mogeln, bis zur Ursache des Desasters, einem Unfall in einer der Galerien. Ich spiele noch rasch Rückwärtsgang für Jens, der sich zu weit vorgewagt hat und mit den breiten Koffern dem Abschleppauto den Weg blockiert, dann können wir weiter. Lange noch fahren wir in den Wolken, es ist düster und dann dunkel, kalt sowieso, und dann fängt es an zu regnen und hört auch bis St. Gallen so gut wie nicht auf. Durchgefroren kommen wir dort spät in der Nacht an.
Tag 17: St. Gallen – Oy: 180 km
Was der letzte Tag für mich hätte sein sollen ist dann doch nur der vorletzte geworden, und zu meiner eigenen Verwunderung sitze ich abends nicht zuhause in München sondern in Oy, irgendwo im Allgäu zwischen Nesselwang und Kempten. Morgens ist erst mal ausschlafen angesagt. Gegen Mittag verabschiede ich mich von Jens und breche auf. Das Wetter sieht gut aus und ich fahre wieder meine Lieblingsstrecke übers Appenzeller Land, Walsertal, Hochtannberg, Lechtal. Die Luft ist frisch, frischer Schnee liegt bis weit hinab.
Im Lechtal beginnt es unter mir zu rasseln und zu prasseln, ich stelle ab, kann natürlich nix sehen. Na ja, fahre ich weiter, das Prasseln hört auf. Dafür geht die Batterielampe an, zusätzlich zu der Warnlampe, die eh schon seit Andorra brennt, vermutlich ein Wackler am Rücklicht, wie mir BMW per Telefon mitteilte. Letzteres ist also vermutlich nichts Ernstes, das Batteriewarnlicht aber eher schon. Was soll ich tun, probiere ich es eben und fahre weiter, mal schauen, ob ich es bis München packe, dann wird Eve direkt zum BMW gebracht. Das Namloser Tal klappt noch wunderbar, das Motorrad startet auch nach dem Tankstopp in Bichelbach wieder. Als aber am Plansee dann in voller Fahrt alle Anzeigen für Touren und Geschwindigkeit aussetzen, habe ich kaum Zeit nachzudenken, ob meine Bremskraftverstärkung noch funktioniert, da ist eh der Motor tot und ich kann nur noch die Kupplung ziehen, an den Straßenrand rollen und den ADAC bzw. sein österreichisches Pendant rufen. Die kommen zügig innerhalb von 30 Minuten, bestätigen meine Diagnose, dass der Keilriemen gerissen ist, und schicken mir den Abschlepplaster.
Der kutschiert mich statt nach oder wenigsten Richtung München durch das halbe Allgäu bis nach Oy, wo angeblich die nächste deutsche BMW-Werkstatt ist. Nun steht Eve vor der Werkstatt und ich sitze in einer Pension um die Ecke und werde morgen früh sehen, wie bald ich wieder Richtung Heimat aufbrechen kann.
Tag 18: Oy – München: 130 km
Früh morgens um 8:00 informiere ich den BMW-Händler, der verspricht, die Maschine bis Mittag wieder flott zu machen. Nach dem Frühstück in der Pension quartiere ich mich bei ihm ein, bestaune die neue K1200S, fachsimple so gut ich kann, kriege Kaffee, lese Motorradmagazine und dann ist um 10:30 mein Motorrad wieder startklar. Ich bummele durchs Allgäu, mache noch einen kurzen Abstecher zur Wieskirch und rolle endlich am frühen Nachmittag nach rund 6000 Kilometern wieder in München ein.
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Roundup: Tips und Links
Spanien ist ein schönes Land für Motorradreisen. Hat man sich erstmal an die Kargheit gewöhnt, entwickelt man ein Gespür für die Schönheit der Landschaften, ihre Weiten, ihre vielfältigen Muster. Ausserdem ist natürlich die Kargheit bedingt durch die Trockenheit. Während der ganzen Tour in Spanien fiel kein einziger Tropfen Regen. Der September ist immer noch ein sommerlicher Monat, ohne dass die Temperaturen übermäßig hoch wären. Freundlich ist auch nicht nur das Wetter sondern auch die Menschen in Spanien, die sich alle bemühten, mich mit meinen angelesenen Spanisch-Brocken und einer untermalenden Gestik zu verstehen.
Die Straßen sind durchweg gut bis sehr gut, die größeren wirklich flott zu fahren, so dass man auch gut über die Landstraßen Entfernung brücken kann. Und während der 3000 Kilometer durch Spanien haben wir keine einzige Geschwindigkeitskontrolle erlebt. Schön sind natürlich auch die vielen bergigen Regionen, von denen Spanien mehr als genug zu bieten hat. Nach der Schweiz ist Spanien angeblich das bergigste Land Europas. Erfreulich niedrig sind auch die Benzinpreise, mit etwa 30 Cent tiefer als die deutschen Preise sogar noch niedriger als in Österreich. Und dabei ist die Versorgung mit Tankstellen wirklich gut. Den Ersatzkanister, den wir vorsichtshalber dabei hatten, mussten wir nie bemühen.
Auch Hotels oder die preiswerteren Hostales gibt es in ausreichender Dichte, und ausser in Ronda haben wir auch immer auf Anhieb eine Unterkunft gefunden. Praktisch ist dabei, sich vor Dämmerung die größeren Orte auf der Strecke im Guide Michelin für Hotels anzuschauen, dann weiß man wenigstens mit Sicherheit, wo bestimmt Hotels zu finden sind. Es gibt aber auch viele Hostals an den Landstraßen gelegen, die allerdings teils auch geschlossen hatten. Lange Etappen sind auch kein Problem: Da Spanien viel weiter im Westen liegt, aber dieselbe Zeitzone hat wie etwa Deutschland, sind die Tage lang. Und zum Abendessen ist man nie zu spät, da die Spanier selbst erst ab 21:00 bis 23:00 zum Essen gehen. Die lange Zeit vom Frühstück bis dahin lässt sich prachtvoll mit einem Tapas-Imbiss unterwegs überbrücken. Diese leckeren Kleinigkeiten erhält man in allen Bars oder Caffees.
Und überall sind die alten Kulturen spürbar, die dem Land, den Städten und der spanischen Kultur ihr faszinierendes Gepräge gibt. Am offensichtlichsten ist dies in Andaluzien mit den grandiosen Hinterlassenschaften der Maurischen Herrschaft, aber auch später noch lebte dieser typisch spanisch-maurische Stil in der Mujedar-Kunst weiter. Oft trifft man auf römische Spuren, teils unübersehbar wie das Aquädukt in Segovia, das heute noch seinen Dienst tut. Allgegenwärtig auch die Geschichte, vor allem die der Reconquista mit den gothischen Wurzeln und der Vollendung durch die katholischen Könige Isabella von Kastilien und Ferdinand von Aragon, die die letzten Mauren aus Granada vertrieben. Unübersehbar auch der Glaubenseifer des Mittelalters, greifbar in den geschichtlichen Gestalten wie den katholischen Königen, aber auch etwa der heiligen Theresia von Avila oder des Habsburgers Phillip II, manifestiert im von ihm erbauten El Escorial.
Hier noch ein paar Links zu Land, Geschichte, Geographie, Regionen usw.
⋅Offizielle Spanische Tourismusseite (deutsch)
⋅Ratgeber Spanien (deutsch mit vielen Links)
⋅Spanische Geschichte auf SiSpain(deutsch)
⋅Spaniens Regionen mit Karten(deutsch)
⋅Liste des Weltkulturerbes in Spanien
⋅Alhambra in Granada
⋅Andalusien und die
⋅ Pueblos Blancos der Provinzen
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Hallo Claudia
Den 3. Teil hab ich mir Freitag ausgedruckt, bin damit nach Hause und nachdem ich meine Hausharbeit erledigt hatte, hab ich den Kamin angezündet, mir einen guten Rotwein eingeschenkt und hab den letzten Teil gelesen.
Klasse, das macht Spass und Lust auf Urlaub und so haben wir gleich angefangen fürs Frühjahr zu planen.
Übrigens ist mir das mit dem Keilriemen auch passiert vor kurzem. Ich war im Schwarzwald und mich hat meine Werkstatt gerettet. Der Mech ist Sonntagmorgen mit dem Motorrad gekommen und hat mir einen neuen Keilriemen eingebaut. So konnten wir wenigstens den Sonntag noch geniessen.
Bei längeren Reisen kommt jetzt immer ein Keilriemen mit.
Lieben Gruss
Heike
Alle drei Teile: Toll!
Da hatten wir in Andorra ja mehr Glück mit dem Wetter, oben auf 2400m 20°! und Sonne !!!
Aber beruhigt mich das nicht nur Harley\'s pannen haben *fg*
wieder 10 !!
Naja, halt ganz klassisch, vom Motor an die Lichtmaschine um selbige zu treiben. Daher kann man dann auch nur noch fahren, bis eben die Baterie leer ist.
Vielleicht ist die BMW eben doch ein verkapptes Auto. Bei den Japanern ist die Lichtmaschine anscheinend direkt mit dem Motor verknüfpt.
Ich finde auch nicht, dass das Ding nach 39.000 km verschleissen muss, aber so war es nun mal.
... lieben boxer-gruss ... claudia
Jetzt heißt es wieder heimwärts Richtung Norden fahren. Aber in Zentralspanien warten mit Avila, El Escorial und Segovia nochmals Highlights auf uns und auch die Pyrenäen warten mit der Überraschung Ainsa auf. Dann geht es aber ernsthaft durch Frankreich und Wallis nach Hause. mehr...
Schick, schick, 10 points...
Aber wo zum Teufel hat ein Mopped denn nen Keilriemen? *fg*
;o) Uwe