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chicago-cat 13.03.2006

Teil 3: Asturien - Spaniens Grüner Norden: Die erlebnisreiche Heimfahrt

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Tour-Motorrad
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Teil 3: Asturien - Spaniens Grüner Norden: Die erlebnisreiche Heimfahrt

Durch die Pyrenäen und Cevennen geht es Richtung Heimat. Dabei endet nicht jeder Tag wie geplant, und einige Highlights fallen in das Dunkel der Nacht, wie das gigantische und doch elegante Viadukt bei Millau und der funkelnde Sternenhimmel auf dem Furka-Pass. [Deshalb gibt es auch nicht ganz so viele Bilder wie in Teil 1 und 2]
Tag 15: Cuerres – Ainsa: Aufbruch nach Hause: 580 km
Curres - Autovia nach Torrelavega - Longrono - Pamplona - Jaca - Laguarta - Ainsa
Es wird Zeit Abschied zu nehmen, der Urlaub geht dem Ende zu. Drei Tage haben wir für die Heimfahrt bis Sankt Gallen geplant, nicht gerade zum Bummeln aber zum schönen Touren soll es reichen. Wir starten bei trüben, leicht regnerischen Wetter und sehen zu, dass wir so rasch wie möglich über das Küstengebirge in trockenere Regionen gelangen. Kurz vor Santander biegen wir von der Autovia Richtung Süden und Longrono ab. Eine kleiner Pass, der Puerto del Escudo, und wir verlassen Cantabrinen und fahren ein nach Navarra. Tatsächlich bessert sich auch ab hier das Wetter, es wird wärmer und freundlicher, bis in Rioja wirklich die Sonne wieder scheint.

Wir mogeln uns großräumig um Pamplona herum und düsen Richtung Pyrenäen. Entlang des Stausees Yesa kringelt sich die Straße in großen und kleinen Radien.

Flott geht es gen Jaca und weiter Richtung Huesca, so flott, dass wir erst mal prompt an der kleinen hübschen Straße über Laguarta nach Ainsa vorbeidüsen, obwohl wir die doch von unserer Vorjahrestour kennen. Es hilft nix, wir wenden auf der vierspurigen Straße, fahren nochmal Retour, finden diesmal den Abzweig und 40 wunderschöne kurvige Kilometer durch das reizvolle Tälchen in den Hängen der Pyrenäen liegen vor uns.

Leider ist es schon recht spät und wir haben nicht viel Zeit zum Bummeln, die enge windige Straße kostet aber ihre Zeit, und so überrascht uns doch vor dem letzen kleinen Pass die Dunkelheit. Gut dass Jens so helle Scheinwerfer hat und vorweg fährt, mit meinen Funseln wäre ich noch langsamer gewesen. Endlich um halb 10 erreichen wir unser Ziel Ainsa und haben Glück, dass "unsere" Hosteleria noch ein Zimmer und dann auch noch ein warmes feines Abendessen für uns hat. Das ist das Schöne an Spanien, lange Tage und kein Mensch wundert sich, wenn man erst um halb elf zum Abendessen erscheint.
Tag 16: Ainsa - Severac: Durch die Pyrenäen in die Cevennen: 610 km
Ainsa - Arrau - Tarbes - Toulouse - Albi - St. Afrique - Millau - Severac le Chateau
Der nächste Tag bringt Regen. Schon kurz hinter Ainsa fängt es an zu tröpfeln, nicht lange und es regnet heftig und dauerhaft. Auf dem Weg nach Norden Richtung französische Grenze fahren wir genau hinein in die düsteren tiefhängenden Wolken. Kein einziger Blick ist während der Fahrt auf die hohen Berge um uns herum zu erhaschen. So bin ich auch nicht direkt traurig, dass uns nicht ein hoher Pass über sondern der Tunnel de la Bielsa unter dem Hauptkamm der Pyrenäen hindurch führt. Das Wetter bessert sich auch auf der französischen Seite nicht, das hübsche Städtchen Arreau, wo ich bei der Hinfahrt logiert habe, versinkt in tristem Grau. Nix wie raus aus den Bergen und auf die Autobahn nach Toulouse.

Wir kommen gut voran, der Regen mäßigt sich, aber als wir längere Zeit vor einer Peage in der Schlange stehen will Jens' Moped danach nicht wieder starten, meine Diagnose: Batterie runter. Es hilft nix, wir müssen die Depannage rufen. Während wir warten beäugen wir besorgt das beängstigend dahingeschmolzene Profil von Jens Hinterreifen. Das hätte uns gerade noch gefehlt wenn die Schweizer Grenzbeamten uns morgen nicht in die Schweiz reinlassen würden. Wie es der Zufall will, halten just da zwei deutsche Motorradfahrer auf dem Parkplatz neben uns, wir kommen ins Gespräch und einer erzählt, dass er gerade aus selbigem Grund in Tabres beim Reifenwechseln war. Auf seiner Rechnung steht die Telefonnummer, wir rufen sofort an und tatsächlich hat der Reifenhändler noch bis zum späten Nachmittag auf, ein Glücksfall, denn immerhin ist es Samstag.

Also fahren wir nach der Starthilfe des Depannage-Autos wieder zurück und nach Tabres, wo wir auch ohne ortskundig zu sein den Reifenhändler finden und 40 Minuten später sind wir wieder Richtung Toulouse unterwegs. Das Warten auf die Pannenhilfe und der Reifenwechsel in Tabres haben locker 2-3 Stunden gekostet. Wenigsten hat der Regen aufgehört. Zügig fahren wir weiter nach Osten über Albi Richtung Cevennen und Millau, wo wir uns das riesige Autobahn-Viadukt über den Tarn anschauen wollen. Während wir per gelbe Straßen über Land düsen, wird mir klar, dass es heute spät werden würde. Ein bisschen Strecke wollen wir noch machen und ich zweifle nicht daran, dass wir hier im Hinterland problemlos eine Übernachtung finden, was sich leider als völlige Fehleinschätzung herausstellt. In St. Afrique dämmert es bereits, ich frage nach Zimmern, aber es ist nichts zu machen, alle Hotels der Stadt sind belegt und auch auf der Strecke nach Millau haben wir kein Glück. Es hilft nix, wir müssen weiter, Millau ist unsere nächste und auch beste Chance auf einen Schlafplatz.

Kurz vor Millau kommen wir unter dem Viadukt durch, das an gigantischen und doch eleganten Pfeilern hängend in luftiger Höhe über das Tal führt. Trotz der fortgeschrittenen Zeit halten wir an und bewundern diese Glanzleistung des Brückenbaus.

Hier ein Link auf das Viadukt in Wikipedia, auch mit schönen Bildern, die ich hier ja nicht kopieren darf, und irgendwie haben wir uns zwar die Muße genommen, es zu betrachten, nicht aber die Zeit, das Stativ auszupacken und ein Foto zu schießen. Schade eigentlich.
http://de.wikipedia.org/wiki/M​illau-Viadukt​

Dann kreisen wir durch Millau, es ist schon fast 10 Uhr, ich will nur noch ein freies Hotelzimmer, koste es was es wolle, aber ich kann das uns empfohlene teuerste Haus am Platz nicht finden. Derweil wir schon das dritte Mal um denselben Kreisverkehr fahren, folgt uns beharrlich ein Auto. Als wir halten um nach dem Hotel zu fragen, steigen zwei Frauen aus, sprechen uns auf deutsch an, ob wir ein Hotel suchen - na und ob. Ob wir mit ihnen zu ihrem Bikerhotel 20 Minuten nördlich von hier kommen wollten, ein Zimmer ist frei, ein Essen könnten wir auch kriegen. Wir zögern keine Sekunde und fahren den beiden durch die Dunkelheit hinterher.

Um 22:30 rollen wir in dem kleinen Örtchen Lapanouse bei Severac le Chateau ein und sitzen kurz später am Tisch eines Motorradfahrer Paares, das sich hier nahe des Gorges du Tarn eine kleine Bikerpension aufgebaut hat und vor allem Cross-Touren in die Umgebung anbieten. Aus den beiden spricht hoffnungsfrohe Begeisterung und auch der Pioniergeist eines beginnenden Unternehmens. Nach viel Erzählen und etlichen Gläsern Wein fallen wir müde in die Betten.
Hier der Link auf die Webseite der netten Motorrad-Pension (natürlich eine deutsche Webseite):
http://www.refuge-pour-motards​.de/deutsch/region.htm​
Es war wirklich nett und ist nicht nur für Fans der Französischen Provinz sondern auch für Offroad-Fans eine gute Adresse mit ausgearbeiteten Offroad-Touren in der Umgebung (der Wirt fährt selbst eine dickere und dünnere Enduro, genaueres siehe Webseiten).

Tag 17: Severac - St. Gallen: Vom Gorges du Tarn übers Wallis und die hohen Pässe nach Hause: 877 km
Severac - Gorges du Tarn - Mendes - Privas - Valence - Autoroute über Grenoble nach Alberville - Chamonix - Col de Forclaz - Martigny - Wallis - Furka Pass - Oberalp Pass - Dissentis - Chur - Autobahn nach St. Gallen
Am nächsten Tag haben wir Mühe rechtzeitig aufzubrechen, kaum lassen uns unsere Gastgeber davon ziehen: Fotos müssen noch geschossen werden, wir bekommen noch die besten Ratschläge für schöne Strecken mit auf den Weg.




Das Wetter verspricht einen tollen Tourentag, die Gegend ist auch wunderschön und obwohl wir wissen, dass wir eine lange Etappe bis Sankt Gallen vor uns haben, müssen wir unbedingt eine kurze Strecke durch die Gorges du Tarn fahren, eine fantastische Schlucht, die der Tarn hier in den weichen Kalk der Cevennen gegraben hat.





Schade dass wir nicht mehr Zeit hier unten haben, aber auch die anschließende Strecke über das Hochplateau macht richtig Laune.

Über Mendes und Privas geht es hinunter in das Rhonetal, wo wir uns kurz vor Valence auf die Autobahn nach Grenoble setzen, wir müssen dringend Kilometer machen. Von den beiden Deutschen haben wir von den heftigen Überschwemmungen in der Zentralschweiz erfahren, was unsere Optionen um nach St. Gallen zu kommen erheblich einschränkt. Mittlerweile ist klar, dass wir uns auf eine Nachtfahrt einstellen müssen und die leichte Strecke über die Autobahn würde uns genau durch das Zentrum der Überschwemmungen führen. Also kommt nur der Weg durch das Wallis und über die beiden hohen Pässe Furka und Oberalp in Frage. Insgeheim hoffe ich, wenigstens die Auffahrt zum Furka noch in der Dämmerung zu schaffen.

Ich bewundere im Vorbeifahren die Kalkfelsstürze des Vercor während wir weiter nach Alberville brausen. Von hier nehmen wir die direkte Strecke am Montblanc vorbei über Chamonix und Col des Montets nach Martigny im Wallis. Bei der Abfahrt vom Col de Forclaz begrüßt uns das Wallis mit einem schönen Abendrot, auf unserer Fahrt nach Brig dämmert es und am Fuß des Furka Passes ist es endgültig stockdunkel. Es hilft nichts, wir müssen drüber. Jens fährt mit seinem hellen Scheinwerfer vor, ich hinterher, hinein in ein Dunkel, in das Jens Lichtkegel einen schmalen fahrbaren Weg malt. Leuchten in diesem Kegel direkt vor uns Randsteine grell weiß auf, ist eine Kehre angesagt. Es ist schon ein merkwürdiges Gefühl, sich dann in Schräglage zu werfen, voll Vertrauen auf meine Bergroutine, und diese quasi blind im Dunkeln zu fahren. Glücklicherweise sind die Randbegrenzungen zuverlässig geweißelt, insgesamt ist die Fahrerei durch die erforderliche hundertprozentige Konzentration sehr anstrengend.

Trotzdem entgeht uns bei alldem nicht der wunderschöne Sternenhimmel. Die Nacht ist eiskalt und klar und über uns funkeln tausende von Sternen. Kurz vor dem Gipfel halten wir auf einem Parkplatz um den prächtigen, von keinem Streulicht getrübten Blick auf die Milchstraße zu genießen. Ein wundervoller Moment der Ruhe, der Betrachtung, des In-Sich-Aufnehmens. Ich glaube ich habe noch niemals in Mitteleuropa einen solchen Sternenhimmel gesehen. Bei der Abfahrt habe ich mich schon an das Passfahren im Dunkeln gewöhnt und der Oberalp ist dann auch noch zu schaffen. Trotzdem bin ich froh, als wir in Dissentis die hohen Pässe hinter uns gelassen haben. Jetzt nur noch das Tal entlang bis zur Autobahn und dann ab nach Sankt Gallen. Aber die nachlassende Spannung gibt auch der Müdigkeit Raum und die hohe Konzentration fordert ihren Tribut. Ich bin todmüde und merke, wie ich kaum mehr als mechanisch hinterher fahre.

Das letzte Stück Autobahn ist dann zum Glück schnell hinter uns gebracht und endlich kommen wir um halb zwei Uhr mitten in der Nacht in Jens Domizil St. Gallen an. Völlig Platt und todmüde lassen wir unsere Maschinen auf die Seitenständer und uns die Federn fallen.
Tag 18: Nach Hause: St. Gallen – München: 320 km
St. Gallen - St. Anton - Ruppen-Pass - Altstätten - Furkajoch - Lechtal - Namloser - Garmisch - Penzberg - München
Was soll ich sagen, über bekannte schöne Strecken geht es für mich am nächsten Tag endgültig nach Hause. Diesmal fahre ich über St. Anton, ein wunderschöner Aussichtspunkt am Rand des Appenzeller Plateaus etwas nördlich des Ruppen-passes. Bei dem kleinen Kirchlein stelle ich die Maschine ab und genieße den Rundblick. Hinter mir leuchtet tiefblau der Bodensee, vor mir liegt das Panorama der Österreichischen Berge hinter dem Rheintal, rechst grüßt nochmal der Säntis, St. Gallens Hausberg.




Auf der österreichischen Seite nehme ich zur Abwechslung den Abzweig ins Laternsertal und zum Furka-Joch statt über das Große Walsertal und das Faschina-Joch zu fahren. Es ist ja Montag und ich hoffe, die Strecke frei von langsamen Campingwagen und bummligen Ausflüglern vorzufinden. Zum Furka-Joch hinauf ist die Straße nämlich über eine weite Stecke einspurig, und wenn dort gar Camper unterwegs sind, was wochenends fast immer der Fall ist, ist dieser Abschnitt eine Quälerei. Allerdings ist die Landschaft des Laternsertals und dann am Furka-Joch einfach eine Freude, die man sich ab und an gönnen sollte.








Auf der gesamten Strecke sind die Folgen der verheerenden Regenfälle des Wochenendes zu sehen, Ich habe wirklich Glück, dass die Straßen überhaupt passierbar sind. An vielen Stellen an der Bregenzer Aach und auch an der Lech fehlen Teile der Straße, manchmal ist fast eine komplette Spur vom Fluss mitgerissen worden. Riesiges Räumgerät ist unterwegs und hat wohl erst kürzlich den Schutt und Dreck beiseite geschafft, den kleine harmlose Zuläufe über die Straße geschwemmt haben. Entsprechend schmutzig und schmierig war denn auch die Straße an diesen Stellen. Überall in den Hängen sind die dunkelbraunen Narben der Murenabgänge in den grünen Matten zu sehen.

Zum Glück sind fast alle Straßensperrungen aber wieder aufgehoben bis auf die Plansee-Straße, so dass ich stattdessen von Reute über Garmisch fahre und dann weiter durch das Loisach-Tal gen Norden und München. Glücklich und zufrieden rolle ich auf meinen Stammparkplatz hinter dem Isartor ein.

Kommentare


ABSENDEN

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chicago-cat
Stimmt, Wikipedia sagt, dass man sie nutzen kann. Aber die Artikelbestimmungen von biker.de sind wesentlich strickter und schließen jegliche Bilder, die man nicht selbst gemacht hat, kategorisch aus. Und neuerdings kann man auch nicht mehr publizieren ohne das auch anzuklicken, dass man das akzeptiert.
... lieben gruss ... claudia
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Missing_mini
Gelöschter Benutzer
Was für schöne Alpenbilder! Hast Dir die 10P echt verdient. Ich meine, die Wikipedia-Bilder darf man, mit Quellenangabe, auch für eigene Zwecke verwenden. Aber ganz sicher bin ich mir da nicht. Vielleicht kennt sich jemand besser aus?
Peter
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lupus9
Hallo Claudia,
hab` selten einen solch schönen Reisebericht gelesen.
Einfach Spitze!
Viele Grüsse
wolf
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heike1303
Hallo Claudia
Und wieder hast du es geschafft mich in Urlaubslaune zu versetzen. Selbst Regen, Dunkelheit und Autobahnfahrten kann du so beschreiben, das es ein Abenteuer wird. Vielen Dank für die kurzen Augenblicke, die ich im Gedanken wieder in Frankreich und Spanien verweilen durfte.
Lieben Gruss Heike
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Missing_mini
Gelöschter Benutzer
Hallo Claudia,
Nochmals grosses Lob :-)
Habe mir heut Morgen Deinen letzten Teil mit Hochgenuss zu Gemüte geführt! Bilder und Beschrieb lassen mich wieder in Gedanken reisen...
Deine Routenwahl ist bemerkenswert sowie auch die Härte der "Etappen-Vollstreckung&qu​ot;​ !
Hast wieder Gold verdient!!
LG Ben
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Offline
chicago-cat
Durch die Pyrenäen und Cevennen geht es Richtung Heimat. Dabei endet nicht jeder Tag wie geplant, und einige Highlights fallen in das Dunkel der Nacht, wie das gigantische und doch elegante Viadukt bei Millau und der funkelnde Sternenhimmel auf dem Furka-Pass. [Deshalb gibt es auch nicht ganz so viele Bilder wie in Teil 1 und 2]  mehr...
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