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kdk11 27.05.2005

Viva Las Vegas und dann ins Death Valley

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Viva Las Vegas und dann ins Death Valley

Was will man eigentlich in Vegas, wenn man nicht zockt. Was im Death Valley, wenn man eigentlich hitzescheu ist? Na dumm rumschauen, futtern und schwitzen.
Über die Interstate 15 geht es Richtung Las Vegas. Auch wenn dieser in relativ gutem Strassenzustand ist und teilweise sehr schön durch Felsenschluchten führt, Interstates zu befahren sucks. Das einzig "spannende", auf einer Strecke von rund 20 Meilen durchfahre ich drei Zeitzonen, da ich von Utah wieder nach Arizona und von dort nach Nevada mit Pacific Time fahre. Die spinnen, die Amis. Allerdings begrüßen einen gleich hinter der Grenze in Nevada die ersten Casinos und preiswerten Motels. Es ist sicher die bessere Wahl, nicht in Hurricane abzusteigen, sondern bis hier durchzufahren.
Es ist knallwarm, meine Haut bedankt sich trotzdem, daß ich mit Handschuhen und Jacke fahre. Nicht nur, daß die Haut verbrennt, sie trocknet auch aus, wenn sie Wind und Sonne ausgesetzt ist. Der Fahrtwind scheint keinerlei Kühlung zu bringen, es dürften wieder so knappe 40° sein, doch beim Anhalten zum Tanken merke ich, ohne Wind ist es noch viel heisser. Die Strecke zieht sich wieder endlos, noch 60 Meilen bis Vegas. Ich habe Riesendurst, hier ist jedoch genau gar nix.
Dann endlich, in 14 Meilen Entfernung, taucht die unwirklich erscheinende Skyline von Las Vegas auf, über allem der Stratosphere-Tower, der alle anderen Hotels überragt, aber auch die anderen Hotels sind nicht wirklich zu übersehen. 9 der 10 größten Hotels finden sich in Las Vegas, hier in der der kargen und heissen Einöde der wüstenartigen Landschaft Nevadas. Ich war schon einmal hier und hatte Vegas für langweilig befunden und doch geht ein eigenartiger Reiz von diesem Kunstprodukt aus. Ich weiss auch nicht, ob ich die Meinung der Mehrheit teile, wonach es einen besonderen Reiz habe, bei Dunkelheit auf Vegas zuzufahren und die unendlich vielen Lichter zu sehen. Ich dagegen empfinde es bei Tag, wo man auch diese flimmernd von Asphalt aufsteigende Hitze, den Sand, die kargen Berge, welche in der Ferne sogar schneebedeckt sind, als sehr viel interessanteres Kontrastprogramm.
Ich suche so schnell es geht mein hiesige Unterkunft, wieder ein Hostel, empfohlen von den beiden Studenten, auf. Der Tip erweist sich als gut. Sehr sauberes Zimmer mit Klimaanlage, Pool, Billiard, sehr saubere Küche und jeden Tag Entertainment für kleines Geld, wer es mag. Scheint eine runde Sache zu sein.

In der Stadt suche in erstmal einen Elektronik-Discounter auf, um mir einen Card Reader und eventuell ein Batterieladegerät zu kaufen. Bahhh.... viel zu teuer. Da nehme ich lieber das Angebot eines Hostel-Mitarbeiters wahr, der mir anbot, mit seinem Lesegerät die Fotos auf dem USB-Stick zu speichern. In San Diego oder LA werde ich sicher was günstigeres finden.
Schlau wie ich bin suche ich auch eine örtliche Bibliothek auf. Dort bekommt man immer kostenlos Internetzugang, eine mehr als angenehme Einrichtung, ich kann mir nicht vorstellen, daß man das bei uns auch bekommt. In der hiesigen kann man sogar einen USB-Port zum laden von Daten verwenden, wenn das kein Stück Glück und Komfort ist. Da lade ich doch gleich mal die ins Nirvana geschossenen Treiber für meine wireless card runter.
Wieder zurück, haue ich mich erstmal an den Pool, richte das wireless lan ein (Mist, hier hat keiner ein Netzwerk am laufen?) und will weiter Bericht schreiben. Da kommt einer der Hostel-Mitarbeiter und drückt mir meinen Fahrzeugschlüssel in die Hand. Den habe ich mal wieder stecken lassen, ich kann mich einfach nicht an die Schlossposition an meinem linken Knie gewöhnen. Ich Doof, das ist mir jetzt bestimmt schon 5x passiert. Im Pool wird Volleyball gespielt und das so schlecht, daß der Ball doch ziemlich häufig in meine Richtung fliegt. Ich fürchte um die Unversehrtheit der Computers und entschliesse mich besser in den Pool zu hüpfen und mitzustümpern. Das ist dann auch eine lustige Angelegenheit, bis ich merke, daß ich mir am recht rauen Poolboden beim rumhüpfen an mehreren Stellen die Fußsohle und die Zehen aufgerissen habe. Wenn man es erstmal bemerkt hat, brennt es auch schön.
Ich werde hungrig und beschliesse, in einem der riesigen Hotels ein nettes Büfett aufzusuchen. Wo ist mein Bikeschlüssel, den habe ich doch erst wiederbekommen... nachgedacht... bekommen... in die Hosentasche gesteckt... mit dieser Hose in den Pool gesprungen... dort rumgehüpft... der kann nur im Pool sein. Bingo, da auf dem Grund liegt er, schön, daß ich schon umgezogen bin, aber eine nette Seele holt mir das gute Stück raus. Ich bin so ein selten blöder Hund...
Auf auf den Strip, ich habe den Tip bekommen, im Belagio soll man recht gut und gediegen, wenn auch etwas teurer speisen können. So geht die Fahrt durch die unendliche Anzahl bunter und greller Lichter. Die Luft ist auch jetzt, deutlich nach Sonnenuntergang noch nicht wirklich doll abgekühlt. Vor dem Belagio ist ein riesiger Teich und Dutzende Wasserfontänen tanzen zur Musik von Sarah Brightman und Andrea Borchelli, sehr nett anzusehen. Aber auch Seeschlachten oder ausbrechende Vulkane sind zu bewundern. Auch wenn es kitschig ist, es ist schön anzuschauen. Mir reicht es im Vorbeifahren, da ich das meiste schon gesehen habe.
Ich betrete also das Belagio... was für ein Prunk... Marmor wohin man blickt, feine Teppiche, edle Kronleuchter. Alles ausgesprochen edel. Edel auch die Preise, $40 wollte ich nicht für ein Steak ausgeben. Da ein Schild, "tram to Monte Carlo"
Wie jetzt Tram? Tatsächlich verkehrt zwischen diesen beiden Hotels eine Hochbahn, die zweigleisig den geneigten Gast den Weg von ca. 600 Metern zum jeweils anderen Hotel abnimmt. Abgesehen davon wäre der Weg über die stark befahrene Strasse tatsächlich nicht besonders einfach und der Gast soll es hier einfach haben, damit er keine Zeit verschwendet und vom Zocken abgehalten wird. Mich bekommt jedoch gar nix an den Spieltisch oder -automaten. Auch das Monte Carlo muß als mehr als gediedigen bezeichent werden. mit viel Liebe zum Detail werden dort Geschäfte und Restaurants nach dem jeweiligen Thema des Hotels ausgestaltet. Man kann diesem Prunk und der Verschwendung, dem Irrsinn des Zockens noch so kritisch gegenüber stehen, es ändert nichts daran, daß das einfach in absoluter Perfektion gemacht wurde.
...und dann zwischen all dieser Perfektion Mr. Bebbit (oder Bobbit?). Wer ist Mr. Bebbit? Es ist das Pseudonym für Mr. Jedermann, denn nicht die Reichen dieses Landes halten Vegas am laufen, sondern die zockenden kleinen Leute. Diese sind doch bisweilen etwas... na sagen wir ruhig geschmacklos gekleidet. Hellblaues Polo-Shirt mit weiss abgesetzten Ärmelrändern, hellbeigegrüne Dreiviertel-Hose mit weissem Stoffgürtel, bunte Turnschuhe und weisse Tennissocken. Dieser Stil wirkt in diesem eleganten, hochwertigen Ambiente doch etwas deplaziert. Doch wieviel Stil hat es, mit einer 600er Shadow hinter einer ellenlangen Stretchlimosiene ins Parkhaus zu knattern? Wie viel Stil hat ein Holzfällerhemd mit Jeans und schmutzigen Wander/Motorradschuhen? Die Hände und Arme fast schwarz wie die Nacht, abgesetzt von weissen Hautfetzen meiner derzeitigen Häutung. Das Gesicht in mehreren Braunschattierungen und Dreitagebart, mit deutlich mehr weissen Haaren, als mir lieb ist. Na zumindest eine Art Stil, wenn auch nicht wirklich hierher passend.
Ich komme an eine wirklich nette Bar, eine der Bars, wo draussen keine Preise stehen. Drinnen spielen zwei Pianospieler ein musikalisches Duell, die Besucher gehen begeistert mit. Erstmals vermisse ich meine Frau, mit der würde ich mich dort jetzt gern reinsetzen und mir wäre auch der zu erwartende hohe Preis für die Getränke egal. Gerade jetzt bin ich nicht nur allein, erstmals fühle ich mich auch allein.Natürlich fehlt mir meine Frau auch so, nur war bisher vermissen nicht das richtige Wort, schliesslich werde ich Ende Juli wieder da sein, wo ich hingehöre. Vermissen ist deshalb nicht das richtige Wort, weil ich weiss daß sie mit dieser Art des Reisens keinerlei Freude hat und sie sich jetzt in Berlin eben auch mal 3 Monate von mir erholt. Aber hier wäre ich halt gern mit ihr reingegangen. Alleine habe ich definitiv keine Lust dazu.
Ich suche also weiter nach einem netten Büfett und komme natürlich zu spät, da ich doch recht trödelig war. Aber so richtig hungrig bin ich auch auf einmal nicht mehr. Gehe ich halt morgen essen.
Also zurück ins Hostel. Am Pool ist noch Party, ich gehe aber mal besser schlafen, morgen will auch noch eine Tour unternommen werden. Passe ich besser ins Hostel? Irgendwie passe ich überall und nirgendwo, zumindest empfinde ich das so.
Ich breche früh auf, mein heutiges Ziel ist der Hoover Damm, der dort angestaute Lake Mead und das Valley of Fire.
Der Damm ist natürlich recht beeindruckend, zumindest wenn man sich überlegt, was der leistet. Mit seinem Bau konnte Las Vegas überhaupt nur vom mikroskopisch kleinen Provinzkaff zum Spielerparadies Nr.1 aufsteigen. Der Damm und sieben gigantische Generatoren versorgen diese Oase mitten in der Wüste mit der Unmenge an Strom, welche diese künstliche Glitzerwelt verschlingt.

Natürlich wird mit dem riesigen Stausee Lake Mead eine noch unnatürlicher wirkende Seenlandschaft in dieser Landschaft voller Hitze und Sand. Hier will man allerdings für das Vergnügen Dammbesuch Taler sehen. Zumindest die will man schon fürs Parken $5 sehen. So erpicht bin ich darauf nicht, habe ich doch schon den Glen Canyon Damm besichtigt. Ausserdem will ich noch am Lake Mead entlang und ins Valley of Fire und das ist wieder eine Strecke, die erstmal gefahren werden will. Ich schätze ca. 150 Meilen. Ich suche jedoch erstmal wie verrückt die Strasse 167, die mich am Lake Mead entlang führen soll. So blöd kann ich doch gar nicht sein, aber kein Hinweis zu finden. Schliesslich biege ich dort ab, wo es theoretisch sein müßte, da wird aber von "fee area" geschrieben und auf der Karte ist das eine normale Strasse. Am Kassenhäuschen erfahre ich dann, das es tatsächlich die richtige Strasse ist und eben durch die Lake Mead National Recreation Area führt. Bezahlen muß ich nicht, mein Nationalparkpass gilt auch hier. Schön wäre trotzdem ein Hinweisschild auf die 167 gewesen, das hätte mir eine halbe Stunde suchen erspart. Die Landschaft ist dann recht nett, allerdings passt der Lake Mead für meine Begriffe wirklich nicht so gut in die Landschaft, wie der Lake Powell. Dazu kommt eine wirklich grottenschlechte Strasse und bis zum Valley of Fire sind es ca. 60 Meilen. Die Fahrt gleicht einem Rodeoritt, die Bodenwellen lassen sich leider nicht erkennen und gewarnt wird auch nicht.


Schliesslich erreiche ich gut durchgeschüttelt und bei knallender Sonne die Abfahrt zum Valley, die Strasse wird ein wenig besser und die tief tonroten Felsen stimmen auf eine interessante weitere Fahrt ein, rechts und links geschaut und Landschaft genossen. Schild mit dem Hinweis "fee area", ja ja, wissen wir doch schon. Am Parkeingang ist dann aber mal genau keiner. Pffft... mir doch Latte, habe ja eh den Pass.

So geht die Fahrt ca 10 Meilen und man ist etwa auf halben Weg zurück zum Highway, da kommt dann doch mitten im Park eine Kassenhäuschen. Karte rausgepoppelt... Wie die gilt hier nicht???? Das sei hier ein State Park und mein Pass gilt nur für National Parks, ne oder? Für lässige $6 könne ich Einlass erhalten. Kommt ja überhaupt nicht in Frage, da bin ich bockig. Was machen bockige Kinder? Sie fahren zurück zur Kreuzung, schauen sich das Schild mit dem Hinweis auf die "Fee area" richtig an und sehen unten dann tatsächlich den Schriftzug, daß keinerlei Pässe anerkannt werden. Wer liest das schon so schnell?
Egal, mit einem Umweg von ca. 45 Meilen komme ich inzwischen lässig klar. Damit waren das aber dann doch wieder über 170 Meilen, die ich von und bis Las Vegas bis zum späten Mittag durchgezogen habe. Man ist das warm... Ich will eigentlich zum Mittag das Büfett im Monte Carlo einsaugen, aber ist stehe mal wieder vor Dreck, dieser netten Mischung aus Staub und Schweiß. Der Geruch ist im Zusammenspiel mit verbrannter Haut ein einmaliges Geruchserlebnis. Man könnte es positiv umschreiben und sagen, ich rieche nach Mann. Weniger positiv, es ist anderen Gästen eines Restaurants nicht zumutbar. Böse Zungen würde sagen, es hat was von Iltis. Also erstmal Grundreinigung im Hostel vernehmen und dann aber husch, nicht zu spät kommen, zum Lunch-Büfett. Nach der Aufmachung des Hotels hätte ich mir mehr erwartet. Gleichwohl gibt es auch keinen Anlass zur Kritik. Die Qualität übersteigt die eines Chinamannes bei weitem und auch die Auswahl ist okay. Für $11 ausserdem für das gebotene unschlagbar günstig. Trotzdem, ein bleibendes Gaumenerlebnis ist es nicht und das hatte ich mir insgeheim erhofft.
Wieder im Hostel lerne ich weitere deutsche Besucher kennen. Einer bleibt nur noch drei Tage in den USA und er hat zufällig ein Kartenlesegerät. Ich schwatze es ihm ab, da ich das ziemlich dringend brauche. Er lamentiert ein wenig herum, erzählt was von einer innigen Beziehung, die er zu diesem 6 Euro teuren Gerät aufgebaut hat und er wäre bereit mir das gebrauchte Gerät für $10 zu überlassen. Verbrecher... damit dürfte sein Herzschmerz ausreichend vergütet sein. Mir ist damit natürlich sehr geholfen, kosten die Lesegeräte hier doch $20+tax. So bleibe ich dem Verkäufer auch wohlgesonnen und gemeinsam wird bis 4:00 früh Skat gezockt. Ein Glück muß ich heute früh nicht weiter... Ich wache aber schon um 6:30 auf und packe, was ich im Skatrausch natürlich ebenfalls vergessen habe. Ich war wohl doch noch nicht richtig wach und mit kompletten Gepäck rutsche ich auf der letzten Stufe des Hostels ab, knicke um und fliege auf den Pinsel. Autsch, umgekickt und schwer das Knie angeschlagen. Na super... Das hätte allerdings auch schlimmer ausgehen können, so was sollte mir besser nicht öfter passieren. Trotzdem hinke ich unter ziemlichen Schmerzen zum Bike und verschnüre das Gepäck. Auf gehts Richtung Death Valley. Ich kann kaum Aufsteigen und auf der Tanke nur mit Schmerzen absteigen. Aber nur nix anmerken lassen. Was dann weniger schön, um nicht zu sagen, nicht ganz ungefährlich ist. Neben mir hält ein Wagen und ein durchgeknallter Schwarzer springt aus dem Wagen, tobt und reisst sich das Shirt vom Leib. Schlägt immer wieder mit einer Faust auf die Brust und in die flache Hand. Wenn der nicht auf Crack ist, wer dann? Nun kommt er mehr als zielstrebig auf mich zu. Jo... nicht das ich ein besonderer Schisser bin, aber die Situation gefällt mir nicht wirklich. Meine Frage "what can i do for you?" beantwortet er jedoch nicht, dreht aber einen Meter vor mir um und tobt woanders lang. So schnell kann das hier gehen, am helllichten Tag. Na ist ja nix passiert...
Also raus aus Vegas, eigentlich erwarte ich brütende Hitze, nach Abfahrt auf die 157 und geplanten Abstecher zum Mount Charleston erwarten mich jedoch erstmal Berge mit Schnee nur 30 Meilen von Vegas entfernt und es ist auch recht frisch. Im übrigen tut mir jeder Schaltvorgang ziemlich weh, bin ich doch mit dem linken Fuss umgeknickt. Stinkt mich das an.

Wieder zurück auf die Interstate, könnte schlimmer, aber auch besser sein. Jedoch kein Grund unaufmerksam zu werden, der Luftwirbel eines entgegenkommenden Trucks trifft mich wie eine Keule und reisst mit fast die linke Hand vom Lenker. Wow... An der nächsten Tanke erhalte ich die Warnung, auf keinen Fall zur Mittagszeit ins Death Valley zu fahren. Ich werde es berücksichtigen. Ich erreiche den Ort Beatty aAdW. Eigentlich wollte ich hier wieder im Hostel absteigen, aber das ist geschlossen und for sale. Ich glaube auch nicht, daß ich da abgestiegen wäre. Also Motel mit Internet für $41 gebucht. Es folgt der erste "Ausflug" von ca. 130 Meilen ins Death Valley, der "Ort" Scottys Junktion, jo... da ist genau gar nix und ich müßte eigentlich tanken.

Augen zu und rein ins Vergnügen, wird schon reichen. Ich erreiche Scottys Castle, nett gelegen und ziemlich viel Grün an diesem Ort, wo man eigentlich Wüste erwartet. Die $11 spare ich mir jedoch, so wichtig ist mir das Innere dieser Residenz dann doch nicht. Immerhin kann man hier auch tanken, man muß sich nur beim Imbiss melden, dann kommt der Hot-Dog-Befüller mit einem zur Zapfsäule. Die Gallone für nur $2,99, na ja, hier ist das sicher gerechtfertigt und wenn ich schon auf dem Rand des Vulkans tanze, dann muß ich nicht auch noch reinspringen und auf eine kommode Landung hoffen. Spirt im Tank ist hier sicher nicht die schlechteste Option, ohne Sprit liegen bleiben, auf keinen Fall empfehlenswert.


Es herrschen allerdings recht moderate Temperaturen, nicht, das es mich fröstelt, aber das sind max. 35-36 Grad. Allerdings bin ich ja auch noch nicht im Valley, sondern nur im entsprechenden NP, der doch etwas größer ist. Die Strasse schlängelt sich dann sehr kurvig um Felsen und Berge, die ihre Ausläufer wie Arme Richtung Strasse strecken, immer weiter bergab führt. Es ist als wollten die Berge die Strasse fangen, diese weicht jedoch immer wieder aus. Oder wollen sie die Fahrzeuge fangen? Wie auch die Strasse, so entkomme auch ich den hinterhältigen Versuchen der Gesteinsmassen, Beute zu machen. Ich glaube ich bin zu lange allein unterwegs... oder es liegt an der langsam ansteigenden Temperatur... oder ich versuche einfach die Schmerzen beim Schalten zu vergessen, in dem ich mir Geschichten ausdenke. Es ist inzwischen ca. 18.00 und dafür ist es schon noch recht heiss. Aber da trifft mich dann plötzlich eine Hitzwelle wie eine Keule. Ohne erkennbaren Grund fahre ich plötzlich in brütender Hitze, der Fahrtwind bringt keinerlei Abkühlung, im Gegenteil, es ist, als ob mir einer einen Heisslüftfön ins Gesicht hält. Ich muß das Visier schliessen, denn meine Augen brennen. Oha und das um diese Uhrzeit. Wie es hier zur Mittagszeit wohl gewesen ist? ACDC schwirrt durch meinen Kopf "I'm on the highway to hell... highway to hell"


Die Landschaft hat eine eigenartige Anziehungskraft, eigentlich nix neues, weiss auch nicht warum. Noch immer bin ich nicht im Tal des Todes, werde heute auch nur den Rand sehen. Beim Anhalten zum Fotos machen stellen ich ein eigenartiges Phänomen fest, im Stehen ist es kühler als beim Fahren, sogar relativ gut auszuhalten, was mich doch ziemlich verwundert. Kann mir einer das erklären? Eigentlich müßte der Fahrt wind doch kühlen. Wie auch immer, an den ersten Ausläufern des Valleys biege ich wieder ab nach Beatty und raus aus dem NP, es geht wieder aufwärts und wird recht frisch nur mit T-Shirt. Jetzt wird es beim Anhalten auch wieder wärmer. Entweder ich oder die Luft drehen hier durch.
Wieder in Beatty gehe ich zum Essen in einer typisch amerikanischen Truckerkneipe. Einrichtung und Bedienung, ein natural blond redneckgirl, wie in jedem Roadmoviefilm. Wäre das Steak jetzt super, dann wäre jedem Klischee genüge getan. Ist aber nur guter Durchschnitt, aber oke und mit $13,99 mit Vorsuppe, Röstbrot und Backkartoffel muß man es sehr günstig nennen.
Zurück im Motel lasse ich mich erstmal ins Bett fallen. Mir tut alles weh, der Knöchel, das Knie, die aufgescheurte Fusssohle, mein Rücken und Hintern. Die Haut spannt. Ich menschliches Wrack, heul doch Du Memme... Ernsthaft, trotz der körperlichen Blessuren fühle ich mich sauwohl, bin nur müde und schlafe erstmal ein. Nix da schlafen, hier ist Internet incl. also wieder aufgestanden und gearbeitet, bin ja nicht zum Vergnügen hier. Bilder runterladen, bearbeiten, hochladen, Bericht schreiben usw. usw. Irgendwann gebe ich dann auf und falle ins Bett. Morgen soll es ja weiter gehen und dann richtig ins Death Valley.
Ich erwache tranig und taste nach der Uhr... Augen gerieben... und senkrecht im Bett gestanden. 10.45 !!!!!! Ich Schlafmob ! Noch nicht gepackt und die heutige Fahrt vor Augen. Ich Dummbrot, 10:45 ich falle in Ohnmacht. Nix da, hier wird nicht in Ohmacht gefallen, sondern der Wasch-Pack-Anzieh-Checkout-Bel​adundungs-Turbo​ eingeschaltet. Zwanzig Minuten später bin ich on the road muß aber noch tanken und was zu Trinken besorgen. Dadurch werde ich ziemlich genau High Noon im NP ankommen, genau was ich vermeiden sollte. Wie auch immer, ich werde das schon überleben. Es ist auch zunächst nicht sonderlich heiss, aber ich bin ja auch noch nicht da. Wie gestern, erreiche auch heute eine unsichtbare Hitzegrenze, hinter der es schlagartig heisser wird. Läßt sich aber noch gut aushalten. Die Landschaft präsentiert sich wie gestern, allerdings ist es sehr diesig. Regelrecht geheimnisvoll ragen in der Ferne weitere Berge auf, über den nahgelegenen Bergen dieser endlos scheinenden beiden Gebirgsketten nordöstlich und südwestlich des Tales, liegt ein leichter Schleier. Ich erreiche das Besucherzentrum Furnace Creek und sehe auf einem Thermometer, daß gerade mal knapp über 40° Celsius herrschen. Na das geht ja gerade noch. Dafür, daß dies einer der heissesten Orte der Welt ist, recht kommod. Auch gehört das Tal zu den tiefstgelegenen natürlichen Stellen der Erde. Doch ich bin noch nicht an der tiefsten Stelle angekommen, dem Badwater Bassin 282ft/86m unter NN, gegenüber liegt der Telescope Peak, immerhin 3368 Meter hoch, nettes Kontrastprogramm. Ich entschliesse mich dort hinzufahren und dann den weiten Weg durch das gesamte Tal zu fahren. Man könnte auch hinter dem Besucherzentrum wieder rausfahren. Aber jetzt wird nicht rausgefahren, jetzt wird sich alles angesehen und dann auch die restlichen 72 Meilen erledigt. Relativ kurz hinter Furnace Creek legt die Temperatur nochmal eine Schippe drauf, auch beginnt hier erst richtig diese weisse Wüste, die man vom Death Valley auch erwartet. Bisher gab sich die Landschaft fast wie alle anderen befahrenden Deserts, mit erstaunlich vielen Pflanzen in teilweise sattem Grün. Den Golden Canyon bewandere ich natürlich trotz ansteigender Hitze. Eine Kopfbedeckung wäre nicht das schlechteste, aber man darf auch nicht zuviel Mitdenken vom Reisenden erwarten. Schlauere Leute haben sowas natürlich dabei. Weiter geht es vorbei an Devils Golf Course, um dann das Badwater Bassin zu erreichen. Die weisse Ebene breitet sich richtig aus. Das weisse ist Borax, eine Salzart, die früher auch hier abgebaut wurde. Muß Spass gemacht haben, hier zu arbeiten. Das Salz kommt aus prähistorischen Zeiten, als hier noch ein riesiger See war und sich hier Fische tummelten. Auch heute ist hier noch Wasser, jedoch wie der Name Badwater vermuten läßt, nicht wirklich zum Verzehr geeignet. Sogar mitten in dieser Wüste muß man nur ein wenig graben und man findet Wasser. Was es alles gibt...




Ich fahre weiter und sehne langsam den Ort Shoshone herbei, zehrt die Hitze doch langsam recht heftig. Auch muß ich die Jacke anziehen, damit meine Arme nicht völlig verbrennen. Puhhh... warm... "Highway to Hell" summe ich wieder vor mich hin.
Als ich endlich Shoshone erreiche habe ich bereits 120 Meilen auf dem Buckel. Das erweist sich jedoch als Nest ohne Supermarkt oder Lokalität. Nur eine Tankstelle und die belagert von ca. 20 Harley´s, aber keiner tankt. Kurz darauf kommt ein Krankenwagen und ich sehe, daß in einem Wagen ein verletzter Motorradfahrer sitzt. Seine "Mitfahrer" haben übrigens nichts besseres zu tun, als den Verletzten zu fotografieren und zu filmen. Auf keinem der Bikes war im übrigen Gepäck und die Jungs und Mädels sahen mir doch sehr danach aus, als gehörten sie zu der Kategorie "Ich will auch mal Motorrad fahren und natürlich Harley". Tja, da ist hier schnell mal vom Motorrad gefallen. Der Verletzte ist natürlich trotzdem ein armes Schwein, sein Urlaub im Eimer, das kaputte Motorrad bezahlen, zumindest eine entsprechende Selbstbeteiligung und dann diese Bullenhitze. Ich tanke im übrigen für unverschämte $3,10 die Gallone Regular, das ist sogar noch deutlich teurer als im Death Valley bei Scooty´s Castle. Dafür ist die Kassierin auch ausgesucht "freundlich"... schnell weg hier. Also weiter nach Baker, da werde ich schon was zu trinken bekommen und die 56 Meilen reite ich jetzt auch noch runter. Die Fahrt geht durch ähnliche Landschaften wie im NP und es ist keinen Deut kühler. Ich zähle die Meilen, die ziehen sich jetzt endlos. Für die Landschaft habe ich immer weniger einen Blick, meine Konzentration läßt nach. Ich habe heute noch nichts gegessen und nur getrunken. Ich werde müde und denke an den verletzten Motorradfahrer. So sehr ich solche Reisegruppen ablehne, so hatte er immerhin gleich jemanden, der sich um ihn gekümmert hat. Ich denke daran, was wäre, wenn ich mich hier abseile. Hier begegnet mir wieder mal kein Schwein und selbst wenn einer vorbeikommt, heisst das noch lange nicht, das er mich sehen würde, wenn ich in der Pampa liege. Die Fahrt wird langsam hart, die Hitze läßt nicht nach. Selbst wenn es "nur" um die 40° sind, so ist inzwischen schon eine weite Strecke zurückgelegt. Kein Schatten weit und breit. Nur 56 Meilen bis Baker, ich zähle diese fast einzeln runter. Hoffentlich ist das nicht auch so ein Nest, ich brauche dringend Nahrung und was zu trinken. Nein, dies ist hier keine Gegend für eine Sonntagsnachmittagsausflugsfah​rt.​ Völlig ungerührt von dieser Hitze zeigt sich die Shadow, nicht mal der Lüfter arbeitet während der Fahrt.
Endlich erreiche ich Baker, es ist ein Kaff, aber mit vielen Fast-Food-Schuppen und Tankstellen. Geschafft, schnell tanken und dann was futtern. Aber, aber, auf der ersten Tanke kann ich nicht tanken, weil ich den Schlauch nicht weit genug in den Tank bekomme, bei der nächsten, funktioniert meine Kreditkarte auf einmal nicht mehr, auch im Laden keine Funktion.. Nein, das jetzt nicht, nicht ohne Kreditkarte dastehen. Nächste Tanke, wieder funktioniert die Karte nicht, ich drehe fast frei, im Laden eine lange Schlange. Vierte Tanke, wieder geht die Kreditkarte nicht, kann hier aber wieder im Shop nachfragen. Ich müsse vorher bezahlen heisst es da. Toll... und warum steht das draussen nicht? Warum ist da ein Kartenleser, der alles schön schnell machen soll? Zum Glück zieht die Karte nicht vorher durch sondern schaltet die Säule frei. Endlich kann ich tanken und siehe da, auch die Karte funktioniert auf einmal. Ich frage noch in den hiesigen Motels nach den Preisen. Bitte? $60??? plus Tax... ein köstlicher Scherz, da fahre ich auf jeden Fall weiter und wenn ich unter der Brücke schlafe. Aber erstmal Nahrung fassen, heute müssen mal wieder Burger im Fastfood reichen. Wichtig ist der selbst befüllbare Becher, den man natürlich wiederholt nutzen kann. Keine Ahnung, ob das erlaubt ist, ich habe Superdurst und flösse mir 1,5 Liter kühles Nass ein. Der Burger und die Fritten sind eher Beilage, wenn jetzt so um 17.00 doch nötig. Immerhin habe ich 180 Meilen hinter mir. Die Strecke hat mich zwar nicht geschafft, aber ich wurde heute doch sehr nahe an meine Grenze gebracht.
Gut gefüllt und mit neuer Energie versorgt, mache ich mich nach Barstow auf. Das ist eine relativ grosse Stadt, da finde ich sicher gut eine Unterkunft. Die 63 Meilen bis dahin mache ich auf uninteressantem Interstate dann wirklich nebenbei. Hier ist aber definitiv Ende der Fahrt, über 240 Meilen sind mir dann wirklich genug für heute. Zimmer ist dann auch schnell gefunden. Mit $41 incl tax nicht billig, aber es ist Freitag und das Wochende des Memorialdays. Hätte schlimmer kommen können
Abends muß man in Barstow doch ne nette Bar finden, scheint mir doch eine typische Truckerstadt zu sein, außerdem ist Freitag und da sollte man doch irgendwo gepflegt essen und Musik hören können. Aber Fehlanzeige, nur zwei waren zu finden, zumindest auf der Hauptstrasse und eine sah wenig einladend aus das andere schon und das pries auch dancing, liquers, dining an, nannte sich aber Nightclub. Nun ja, in einen Nachtclub wollte ich nun eigentlich nicht. Allerdings waren da überall Fenster und im prüden Amerika geht da drin dann nix ab, was bei uns einen Nachtclub ausmachen würde. Also rein da... denkste, erstmal bodycheck, alles oke. "ID please" Wie ID? Sehe ich so jung aus? Der wollte echt meinen Ausweis sehen, na soll er. Kasse, "$5 please", grummel, Eintritt wollte ich eigentlich nicht ablegen. Kreditkarte gezückt, aber nein, Kreditkarte wird nicht genommen. Boa ne,oder? Ich will eigentlich wieder gehen, als die Kassenfee bereits einen Securityman herbeiruft, ihm die Karte in die Hand drückt und ihm erklärt, daß ich kein cash habe. Kein Problem, dann wird der Eintritt halt an der Bar gelöhnt, meint der schwarzgekleidete Pumper und geht los, ehe ich was sagen kann. Wir gehen rein und nochmal "ne oder?". Das ist hier eine Disco... noch dazu mit richtig besch... eidener Musik. Auf Droge mag der Mist ja ertragbar sein, meine Karte ist aber schon über den Tresen gewandert und wird per Klammer an der Wand befestigt. Na gut, dann trinke ich halt was und Essen soll es hier auch geben. Bei uns käme ich nicht mal im Traum auf die Idee, in eine Disco zu gehen geschweige denn, was zu essen. Die Preise gehen aber, also Getränk und Fish und Chips geordert. Man ist die Musik grauenhaft, passt aber zum Publikum. Das Essen ist dann aber sogar recht üppig und wäre Zitrone und Essig dabei gewesen, wäre es nicht schlechter als in England gewesen, nur viel günstiger und beim Getränk gibt es refill. Leider bin ich nicht durstig und die Musik wird wahrlich nicht besser, also raus hier. $11,50 incl. tip hätte ich mir trotzdem sparen können.
Am nächsten Tag nöhle ich mich mal wieder aus, schliesslich habe ich eh noch eine Übernachtung bis San Diego hinter mich zu bringen. Allerdings ist es Wochenende und nicht irgendein Wochenende, sondern Memorial Day Weekend. Das heisst, halb Amerika ist auf Reisen und wie ich im Fernsehen mitbekommen habe, ist dieses ein Rekordjahr. Spricht weder für einfach Unterkunftssuche noch für günstige Preise. Trotzdem habe ich keine Lust zu hetzen. Ich fahre eine kleine Strasse Richtung Joshua Tree NP. Da ich es nicht eilig habe und die Landschaft wieder für den einen oder anderen Seitenblick gut ist, winke ich hinter mir fahrende Trucks vorbei. Den letzten hätte ich mir besser gespart. Das war nämlich ein Viehtransporter und der fuhr dann gar nicht mehr schnell, da die jetzt kurvenreiche Strecke dies nicht mehr zuläßt. Gut, das Visier kann ich zum Glück schliessen, aber ich möchte nicht wissen, was für feine Tropfen da ständig meine Hände treffen. Überholen war nun aber mit der Shadow auch nicht mehr drin. Das stank mir im Sinne des Wortes gewaltig. Schleisslich schaffe ich es und erreiche dann relativ schnell Yucca Valley. Sieht gar nicht so schlecht aus. Erste Nachfrage in einem Motel, entspannte $99... in einem Motel... plus tax... jo... da schlafe ich eher unter einem Joshua Tree, als daß ich das bezahle. Neue Nachfrage, das Motel preist die besten Preise der Stadt an. Definitiv nicht zum besten der Stadt gehört das Aussehen. $45... oke... wenn das der günstigeste Preis des Ortes ist, dann ist das relativ hart. Allerdings liegt der Ort relativ günstig zwischen dem NP und Palm Springs. Bei einem weiteren Motel, das ein wenig besser aussieht, zahlen ich dann auch $45, insgesamt 49,50. Strammer Kurs, aber was soll man an einem solchen Wochenende machen? Das Zimmer, na ja, das hat schon bessere Zeiten gesehen, ist aber sauber.
Ich mache mich dann auf in den Josuha Tree NP, der schnell erreicht ist. Auch hier wieder andere Felsformationen, neue Pflanzen, insbesondere eben die Joshua Trees, scheint eine Mischung aus Baum und Kaktus. Ein wenig wandern muß sein. AUTSCH! Nicht nur die Kakteen stechen hier. Auch diese an sich normal aussehende Pflanze hat mal eben ihr stahlhartes und spitzes Blatt in meinen Oberschenkel gebohrt. Grunz, warum wird vor Klapperschlangen gewarnt, aber nicht vor heimtückischen Pflanzen, die versuchen, arglose, auf der Suche nach einer guten Fotoposition befindliche Touristen, zu meucheln? Nebenbei, vor den ebenfalls anzutreffenden Taranteln wird ja auch nicht gewarnt. Der NP ist jedoch ausgesprochen schön. Er wartet nicht mit bombastischen Superlativen auf, er ist einer der Parks für einen netten Spaziergang und, wenn man was dabei hat, ein gediegenes Picknick.





Auf dem Rückweg darf ich dann meinen Horizont ein wenig erweitern. Von den picknickenden anderen Parkbesuchern hungrig gemacht, sehe ich ein unscheinbares BBQ-Restaurant, wo aber rechlich Besucher zu sehen sind. Hmmm... unscheinbar, eine Menge einheimische Besucher, Steak, die Wahrscheinlichkeit auf ein Spitzensteak ist hoch. Als ich die Speisekarte aufschlage, verstärkt sich diese Wahrscheinlichkeit noch, da die Preise gepfeffert sind. Wieder gehen? Ne, das muß hier gut sein. Nur einen Burger, die sind billiger? Nix da, Steak muß sein. Also Ribeye geordert für $21,99. Kommt dann auch, Fleisch wie immer anständig groß, Beilagen, nun ja. Geschmackstest, ähhhmmm... Steak vom Grill ist lecker, aber dieser leicht angebrannte Geschmack kann nicht von Steak selber stammen, denn das ist rare wie bestellt. Das spricht nicht gerade für ein sauberes Rost und der rauchige Geschmack überlagert doch den feinen Steakgeschmack. Das ist mehr als schlapp. Insgesamt zahle ich mit Trinkgeld $29... das ist ein richtig teurer Tag.
Dafür will ich aber heute wenigstens in einer Bar gepflegt Musik hören. In Palm Springs sollte doch was gehen. Also hin da. Auf dem Weg dorthin erinnere ich mich doch dunkel, daß ich schon mal in Palm Springs war und vor der Stadt sehr heftige Winde herrschten. Nur war ich damals mit einem Auto unterwegs und nun mit einem leichten Bike. Fängt auch bald an zu winden und dann kommt erst ein Hinweisschild "heavy winds". Jo... es ist dunkel, kurvig, die Strasse voller Längsrillen und auch auf einer Geraden kann/muß man Schräglage fahren. Nicht wirklich entspannend die Fahrt. Für Abwechslung sorgt dann Sand, der vom Wind begleitet, mich ein wenig sandstrahlt. Ich erreiche die ersten Häuser und bin so erstmal sicher. Also Palm Springs Downtown gesucht. Wenig später bin ich bereits eindeutig zu weit, es war aber definitiv kein Hinweisschild vorhanden. Ich drehe um und versuche taktisch klug einen Ort für ein wenig Entertainment zu finden. Aber so sehr ich auch kreuz und quer fahre, hier ist ja gar nix los. Kann doch nicht sein, in Palm Springs mit Millionen Besuchern im Jahr und dann noch am Memorial Weekend. Allerdings habe ich Palm Springs auch nur in seinen Ausläufern erreicht. Ich erinnere mich dunkel, daß bei meinem letzten Besuch hier auch schon nix los war. Ich breche das gleich ab denke ich, da erreiche ich plötzlich auf wundersame Weise die Mainstreet von Palm Springs und Menschenmassen. Ich stelle das Bike ab und laufe ein wenig umher. Das juckt mich ja nun alles gar nicht an. Nur normale Restaurants, Karaoke-Bars und Souveniershops und teilweise stehen die Leute in langen Schlangen an. Man muß das toll sein hier... Kann man hier nirgends gepflegte Rockmusik hören? Anscheinend nicht. Auf den Strassen scheint es auch mehr Papagalli als an jedem italienischen Strand zu geben. Es wirkt hier wie in jedem südeuropäischen Touristenzentrum, wenn auch sicher ein wenig gediegener. Ich verabschiede mich jedenfalls. Mal wieder nicht mein Tag heute. Die rund 50 Meilen hätte ich mir mal getrost sparen können. Auf dem Rückweg gibt es keine Highwayauffahrt in meine Richtung, also 5 Meilen in die falsche Richtung und dann wenden. Aber der Wind bläst ja nicht so stark, da kann man sich schon mal ein wenig durchschütteln lassen.
Morgen geht es nach San Diego, da werde ich mich 5 Tage lang entspannen.

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kdk11
Weiteres ist in Arbeit. Ich werde mir wohl auch mal wieder die Zeit nehmen, den kompletten Bericht vor Veröffentlichung durchzulesen. Was ich da teilweise schreibe, lassen einem ja die wenig verbliebenen Haare zu Berge stehen...
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kdk11
Thx,
so ein kühler Drink kann schon mal echt die Lebensgeister reaktivieren.
Die grosse Hitze ist allerdings vorbei. Kalifornien zeigt mir die kalte Schulter. Gestern wurde es sogar richtig kalt. Einsam war es in San Diego und LA auch nicht wirklich, aber das habe ich bereits hinter mir.
Gruß aus der kalifornischen Pampa
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ChrisF650
Frank,
eindrucksvoller Bericht, schoen anzuschauen! Alle Punkte fuer\'n kuehlen Drink. Hier ham wir grad Mittag und nur 12°.
Genieß die Einsamkeit der Gegend und bleib bei Dir... Grueß Dich :) Chris
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XL1200C
10 Points auch für diesen Bericht!! Weiter so, ich moechte noch mehr davon lesen! *sabber*
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kdk11
Was will man eigentlich in Vegas, wenn man nicht zockt. Was im Death Valley, wenn man eigentlich hitzescheu ist? Na dumm rumschauen, futtern und schwitzen.  mehr...
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