W:O:A
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Wacken open airDonnerstag 12.45 Eigentlich wollte ich schon irgendwo auf der Bahn kurz vor Hamburg sein, aber der letzte Klient zieht alle Register, um einem Sachbearbeiter das leben schwer zu machen. Nicht um Arbeit bemüht, Halskrause, um darzulegen wie krank man doch ist, aber keine Krankschreibung, kein Kindergeld beantragt, trotz 3facher Aufforderung und eine fristlose Kündigung der Wohnung. "Was soll ich denn jetzt machen?" jammert er mir vor. Super, ich verarzte ihn mit aller Professionalität und schmeiße ihn mit einem Wust an Papieren raus. Jetzt aber rein in die Lederklamotten, rauf aufs Bike und ab nach:
W A C K E N !
Heavy Metal !!!!!!!!
Ich war da bisher noch nicht, Großveranstaltungen sind eigentlich nicht mein Ding, aber ich muss mir das einfach mal geben. 50,- Euro für soviel geballte Musik ist nicht so teuer.
13.00, der Motor der Ninja erwacht zum Leben. Leider komme ich nun in den beginnenden Berufsverkehr, die Sonne brennt. Zäh geht es aus Berlin raus, auch bis zum Berliner Ring wird es nicht besser. Der Verkehr nimmt erfreulicherweise ab und dann signalisieren Fahrbahn, Verkehr und Verkehrsschilder freie Fahrt. Ich gebe green flame die Sporen und die 12er schneidet durch die stickig warme Luft wie ein heißes Messer durch Butter. Leider ist der Verkehr nicht so wenig, dass man wirklich schnell vorwärts kommt. Der eine oder andere will halt doch auch mal überholen, was man ihm bei 160-170kmh zugestehen muss. Es ist ein ziemliches Ziehharmonikafahren. Probleme habe ich mit den Dosenfahrern keinerlei. Keiner zieht im falschen Moment raus und verlässt nach dem Überholen immer wieder brav die linke Bahn. Nur diese &%%$%&%$§$%& LKW-Fahrer !!! Egal, Schlamm drüber.
Ich erreiche Hamburg. Ich hasse diese Stadt. Für den Durchgangsverkehr eine Horrorvision. Die A23 zu finden machte großen Spaß, die Wegbeschreibung des ADAC nutzte mir wenig, da ich nicht ständig anhalten kann und die Straßennamen kontrollieren kann. ich machte eine kleine Stadtrundfahrt, zum Schluss orientierte ich mich an der Sonne und kam dann auch auf die A23. Kleiner Tipp für die Hansestädter, schildert doch einfach auch Heide oder Itzehoe aus. Es wollen nicht alle Leute nach Flensburg oder Kiel, auch Berliner nicht.
Das hat mich ziemlich Zeit gekostet, suchen und Berufsverkehr waren eine unheilige Allianz. Ich will aber unheilige Lieder hören, also husch husch, ich werde schließlich vor Ort erwartet. Schnell geht es bis Wacken allerdings nicht mehr. Da wird es ordentlich voll sein. So war es auch, eine Segen, dass ich mit Bike hier bin. Dem Stau mal eben einen gegrinst. Rauf aufs Gelände, Kumpel holt mich ab und weißt mir den Weg zu unserem Platz. Ist hier was los. Himmel und Menschen. Es geht nur im Schneckentempo über das staubige Gelände. Die Ninja ist kurz vor dem Kochen, meine Unterschenkel inzwischen wahrscheinlich gut durch.
Dass der Grill an ist befriedigt mich sehr. Schnell 3-8 Stücke Grillgut inhaliert, denn gleich geht es los aufs tatsächliche Festivalgelände. Aber erst mal das "Eintrittsbändchen" abholen. Super, richtig Schlange und die Jungs und Mädels da im Counter arbeiten in einer Geschwindigkeit, dass man nicht weiß, ob sie mal wieder kurz eingenickt sind oder einfach nur nicht aus dem Arsch kommen. Nach einer halben Stunde(!) habe ich endlich dieses Bändchen, was ich ein wenig an uns Wolle Petri erinnert.
Eigentlich hatte ich es aber auch nicht eilig, denn auf der Bühne steht Motörhead. ich bin allerdings etwas überrascht, wie viel Leute da vor der Bühne stehen. Nun ja, ich finde Motörhead eher gräulich, aber jedem das seine, für mich kommt noch genug. Ich schaue mich ein wenig um. Drei Bühnen hat das Gelände, es wird immer abwechselnd auf der True Metal Stage oder gleichzeitig auf der Blackstage und der Party Stage gespielt. Das ist günstig, Black oder Death Metal muss ich mir auch nicht geben, da kann ich gut zu den weniger bekannten Gruppen auf der Party Stage ausweichen.
Motörhead ist fertig, es kommt mein erster Favorit, die Onkelz. Yeah, geht gleich gut los, "Fahr mit uns zum Himmel, wir ebnen Dir den Weg. Wir öffnen Dir die Augen, zeigen Dir wie´s geht. Hier sind die Onkelz schnallt euch an, warum willst du laufen, wenn Du fliegen kannst!". Hirn ausschalten und mitgesungen. Wer hinter dem letzten Satz was tiefgründiges vermutet oder es interpretieren möchte, nur zu. Es steht da aber nichts zwischen den Zeilen und es heißt genau das, was da steht. Onkelz vom rechten Image und vom Anspruch auf musikalische Höchstleistungen befreit ergibt gute Launemusik und Spaß beim mitsingen. Träller...
Es geht auch erst mal gut weiter, aber irgendwie knickt nach einem Drittel des Konzertes die Stimmung ein. Es werden zwar noch gute Stücke zwischendurch gespielt, aber die Band versteht es nicht, die Stimmung hochzuhalten. Zu viele Balladen und die sind eher nicht Onkelz Stärke (Ausnahme Erinnerungen) und 0815 Stücke. Was soll das? Die haben doch genug Spaßlieder. Wo bleiben Dick und Durstig, Kneipenterroristen, Viva los dois, Opium fürs Volk usw.? Statt dessen kommen viele der Verliererhymnen wie Stunde des Siegers und Schutzkreis der Scheiße. Das macht das macht die Pogo-Gesellschaft zwar an, aber der Normalo-Onkelz-Fan hat nicht mehr so die Superstimmung. Das in zwei Stücken der Text hakt und vergessen wird trägt auch nicht eben zum positiven Eindruck bei. Etwas daneben die Frage, wer der wahre Headliner von Wacken sei: "Wir oder Motörhead?". Nun ja... räusper... weder ihr noch Motörhead.
Ich bin ein wenig enttäuscht, aber es hätte auch schlimmer sein können. Es folgen ja noch zwei Tage. Im Campingbus kämpfen wir gegen 32423598235902 Fliegen. Diese Drecksbiester. Im übrigen bin ich überrascht, wie gesittet es auf dem Campingplatz zugeht. Dafür, dass hier tausende Metalheads hausen ist es fast leise und gediegen. Wenn ich da an den Sachsen GP denke und die ganzen Durchgeknallten, dagegen geht es hier zu wie auf einer Konfirmandenfahrt.
Nächster Tag, ganz entspannt angehen. Die ersten Bands interessieren mich so gar nicht. Ich werde dann um 14.00 Uhr mitgeschliffen, da ich unbedingt Arch Enemy hören müsse. Hmmmpf... auf der Black Stage, das wird ja was sein...
Die Musik geht los und das undefinierbare Gegrunze eines "Sängers" beginnt. Brrrr... schnell weg hier, da tue ich mir nicht mal ein Lied an. Auf der Party Stage spielt Dionysos, kannte ich nicht, aber gut hörbar. Melodic Rock mit einem guten Live-Sänger. Ein netter Zeitvertrieb.
Danach treffe ich wieder auf die anderen und fragte, warum zur Hölle ich denn unbedingt Arch Enemy hören sollte? Ja, habe ich das denn nicht gesehen? Der Sänger war eine Sängerin und es sei doch unglaublich, was die aus diesem kleinen Körper an Tönen hervorbringt. Unglaublich trifft es gut, schauderlich noch besser. Das es eine Frau ist, die solche Töne fabriziert, vergleiche ich mal so: Wenn Honda eine 25ccm Maschine rausbringt, die auf der Bahn 165kmh geht und sich unter Volllast anhört wie eine Heuschrecke auf Extasy, dann mag das technisch beachtlich sein, hat aber soviel Sinn, wie einer Kuh das Eierlegen beizubringen. Also die Black Stage wird mich eher nicht noch mal sehen.
Kommen wir wieder zu den angenehmen Überraschungen. Es folgt Brainstorm, kannte ich bisher ebenfalls noch nicht. Feiner Metal, professionell durchgespielt, guter Sound. Keine Überflieger, aber kurzweilig und gut. Starker Auftritt.
Ich ruhe mich erst mal am Lager aus, denn heute wird es noch spät. Ich kehre zurück zu Dio. Was soll man dazu sagen? Hammergeiler oldstyle Metal. Von Anfang bis Ende super durchgespielt, keine Hänger, so macht Metal Spaß.
Das wird schwer für die folgende Doro, Warlock und Gast. Dazwischen ist aber eine Pause zu überbrücken und wir gehen zu Eläkeläist. Eine finnische Band die bekannte Rocksongs neu textet und finnisch singt. Soll Kultstatus haben und vor der Part Stage ist es auch knackig voll. Es geht los... nun ja, räusper... belassen wir es beim Kultstatus. Das Publikum ist begeistert, wir gehen nach 1 1/2 Liedern, man muss nicht nur Black Metal nicht haben.
Dann beginnt Rocklady Doro. Was soll man sagen, geile Stimme, klasse Metal ohne Schnörkel, aus der Kehle übers Trommelfell voll ins Hirn, Partystimmung. Dazu ein klassisches Orchester. ich mag dieses crossover von Metal und Klassik sehr. Dann der Gast. Kein geringerer als Blaze, ehemaliger Sänger von Iron Maiden. Im Duett mit Doro, schöne Musik, super. Das Publikum ist begeistert. Nur eines Mädel, quatsch nicht soviel, sing lieber, das kannst Du besser. Später dann noch Warlock dazu, Doros alte Band in der Zusammensetzung von 1986. Verlernt haben sie nix. Es endet ein geiler musikalischer Abend.
Im Bus warten wieder 235235536346 Fliegen...
Letzter Tag, vor 16.00 Uhr brauche ich mich nicht auf den Weg machen. ich höre noch das letzte Drittel von After Forever, saublöder Bandname, aber klasse Musik. Ich hatte die schon mal als Vorband von Nightwish gehört und fand die da nicht so toll. Hier knallen die aber ordentlich. Im Stille von eben Nightwish mit einer Sängerin mit Opernstimme, die Musik aber eindeutig gothiclastiger, auf jeden Fall klasse Live-Auftritt, empfehlenswert.
Weiter geht es mit Nevermore. Da ist von Anfang an klar wohin die reise geht. Power Metal, Drums und Guitars werden richtig gedroschen. Instrumental hätten die auch locker auf der Black Stage spielen können. Dazu hätte aber der Gesang und die Stimme des Sängers nicht gepasst, die eher so einer Melodic Rock Band passt. Aber gute Mischung, lecker Musik, Publikum ist voll da, klasse Nummer.
Die Wartezeit verbringe ich mit schlendern und reinhören bei Thunderstone, ganz nett, aber nix weltbewegendes.
Es folgt Helloween, yeah, ich singe im Geiste schon mit "Watch out, take care..." und "I will out...", ich bin freue mich auf eine Highlight. Aber was ist das? Könnten die bitte mal einen Sänger auf die Bühne lassen? Was ist das denn für ein Gefiepe? Ist der Junge krank oder warum kann der keine Töne rausbringen? Dann kommen auch nur wenig Klassiker, kein "Helloween", kein "I will out". Eine herbe Enttäuschung, auch der für letzten zwei Lieder dazustoßende Kai Hansen, ehemaliger Leadsänger, ändert daran nix, zumal man ihn auch nicht ans Mikro lässt. Na ja... Schwamm drüber.
Es folgt für mich der Abschluss, nach dieser Band werde ich gehen, will die aber in jedem Fall noch hören und das ist eine weise Entscheidung von mir. Denn nun folgt Saxon. Vom ersten Ton an ist klar wohin die Reise geht. Wurde je wirklich über den wahren Headliner dieser Veranstaltung spekuliert, hier wurde eine eindeutige Antwort gegeben. Oldstyle Metal wie aus dem Lehrbuch. Die uralten Säcke da oben hämmern ein Programm runter, dass die Schwarte kracht! Eine Stimme wie eine Orkan, instrumental absolute Sahne, 30 Jahre Erfahrung auf den Punkt gebracht. War das Publikum bisher nicht eben schlecht drauf, hier war ebenfalls der Höhepunkt. Die Diver stauten sich bisweilen über den Köpfen und Armen des Publikums als "Crusader" gespielt wurde. Die beste Band zur Primetime des letzten Tages, so soll es sein. Ein fantastischer Ausklang eines Festivals, welches mich zum ersten, aber sicher nicht zum letzten Mal sah.
Nach Saxon schwang ich mich um 0.00 Uhr auf mein Bike, ich hatte keinen Bock noch mal gegen Milliarden von Fliegen zu kämpfen, außerdem war die Luft angenehm kühl und an schlafen wäre jetzt eh nicht zu denken. Also rauf auf die Bahn, schön den Motor warm gefahren, als Straßenzustand, Verkehrsschilder und faktisch keinerlei Verkehr eines aussagte:
Ready for take off, please fasten seatbelts.
Deep green drosch durch die kühle Nachtluft und versprach einen extremen Verbrauch, aber auch schnelle Heimkehr. Leider steckte der Teufel im Detail und ich musste meine ICE-Fahrt abbrechen. Unerklärlich Vibrationen traten immer wieder an mir aber nicht am Bike auf, schnelles Fahren wäre zum Himmelfahrtskommando geworden. So umrundete ich diesmal Hamburg ohne Probleme, Berlin ist dann doch ausgeschildert..., und erreichte auch nicht so dramatisch langsamer bald die heimatlichen 4 Wände. Ein geiles WE voller schöner Musik lagen hinter mir.
Wer Metal mag sollte mindestens einmal nach Wacken.
Kommentare
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Na zum Glück finden nicht alle das gleiche gut, sonst würden alle auf einem Fleck stehen.
Also, ich fands geil, auch und besonders die Black-Stage-Bands wie Mayhem oder Cannibal Corpse. Onkelz und Saxon waren Highlights, aber Doro??? nein danke!!! War ja zum einpennen dat Geigengefiddel...
Ich bin sicher im nächsten Jahr wieder dabei, natürlich wieder mit dem Bike, denn da haste Recht, sonst ist kein durchkommen ;-))
Es stimmt schon, daß da Himmel und Menschen sind.
Aber es wird ja auch ein breites Spektrum abgedeckt.
Die Preise sind knackig.
Tja, wo nicht? Alle wollen unser Bestes unser Geld, aber gebe es ihnen nicht. Den Eintrittspreis von 50,- Euro finde ich gerechtfertigt.
Viele Kiddies und Hohlbirnen.
Erstens werden wir nur alt und Dumpfbacken sehe ich täglich überall.
Ich konnte alles ausblenden, was scheisse erschien, nur die Mucke zählt und die zählte ganz weit nach oben.
Wacken open air mehr...