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chicago-cat 17.12.2007

A-Way to Sicily - Take 2 (2007) - Teil 3

Wegstrecke 0 km
Länder/Regionen/
Wegpunkte
Ligurien
Straßenart
Tour-Motorrad
Schwierigkeit
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A-Way to Sicily - Take 2 (2007) - Teil 3

Von Syrakus über Agrigent , Segesta und Monreal nach Palermo zur Fähre nach Genua
Gut fünf Jahre nach meiner ersten Tour durch den Stiefel nach Sizilien kommt es zur Wiederholung, bei der so vieles anders ist. Diesmal starte ich nicht im März, wo es unterwegs in den Abruzzen und auch auf den Sizilianischen Bergen doch noch ganz schön frisch war, sondern im Juni, was sich als hervorragende Reisezeit erweisen sollte. Auch fahre ich nicht allein sondern im bereits bewähren Duo mit Jens (Waschbär89)
10. Tag: Siracusa - Siculiana (246 km)
Heute verlegen wir nach Siculiana bei Agrigento und wollen uns auf dem Weg dorthin noch die Villa Casale in Piazza Ameria anschauen. Dorthin geht es über flotte gut ausgebaute Straßen, wieder viele bunte Blumen am Straßenrand, teilweise wuchern sie so auf die Straße, dass sie den Verlauf der Kurven verbergen. Mehr als einmal zieht sich eine Kurve für mich unerwartet zu, aber ich bin heute auch nicht richtig fit. Ganze Batallione von Agapantus stehen blühend am Straßenrand. Wir fahren über hügliges Land, immer wieder bieten sich weite Blicke über die großen Felder des Landesinneren.


Jens fährt vor, manchmal einen Extrakringel durch eine Stadt, wenn der Verlauf der Hauptrichtung nicht mehr erkennbar ist, bzw. die Beschilderung zu wünschen übrig lässt. Ein lustiger Kringel durch die engen Gassen von Piazza Ameria erinnert mich an unsere Durchfahrt von Arcos de la Fronterra. Dann sind wir aber schon fast an der Villa bzw. den Mosaiken und stärken uns mit einem guten wie preiswerten Essen im Landgasthaus für die Besichtigung.


Von der römischen Villa steht noch erstaunlich viel, zu Recht berühmt aber ist sie wegen der vielen großartigen und sehr gut erhaltenen Mosaike. Diese sind wirklich überaus prachtvoll. Überall wird auch an ihrer Restaurierung gearbeitet, etwa mit der Zahnbürste die Steinchen gereinigt oder auch versonnen die Bruchstücke von Marmor-Intarsien zusammengepusselt.


Danach drängeln wir uns durch das Chaos der parkenden, abfahrenden und ankommenden Busse, finden gerade noch eine Lücke und brausen gen Agrigento davon.
Das Tal der Tempel grüßt dort zur Rechten, ein schneller Blick dorthin, aber das ist ja für morgen mit mehr Zeit vorgesehen. Wir fahren weiter nach Siculiana, wo wir unseren Agrotourismo, die Villa Capo hoch im Hang über einem Olivenhain rasch finden, eine idyllische Villa, wo wir in einem umgebauten Stall einquartiert werden.

In der riesigen Tratoria unterhalb der Villa sind wir um halb acht noch ganz allein, Sizilianer gehen eben später essen. Auf dem Weg zurück in der Nacht zirpen die Grillen und in der Ferne geben Frösche ein Quak-Konzert.
11. Tag: Siculiana - Agrigento - Sciacca - Siculiana (133 km)
Wir frühstücken auf der Terrasse in der Sonne, beim Gezwitscher der Vögel. Dann ist griechische Kultur angesagt, wir besichtigen das Tal der Tempel vor den Toren Agrigents. Eigentlich müsste es Hügel der Tempel heißen, denn auf einem abfallenden Hügel liegen die einst prachtvollen Tempel aus dem 6. bis 5. Jahrhundert vor Christus, in sehr gutem Erhaltungszustand bis hin zum völligen Trümmerfeld. Eine riesige beeindruckende Anlage, vor allem mit dem fast komplett stehenden Concordia-Tempel, der seinen Erhalt dem Fakt verdankt, dass er mehrere Jahrhunderte als christliche Kirche gedient hat.







Zwei Stunden stiefeln wir in diesen Zeugnissen einer großen Vergangenheit umher, dann lassen wir uns erschöpft in der Bar nieder und eilen dann zurück zur Siesta nach hause.
Als Nachmittagsprogramm steht das verwunschene Schloss - Castello Incantabile - in Sciacca auf dem Programm. Die 40 Kilometer bis dort hin sind auf der breiten Küstenstraße rasch gefahren, die Suche nach dem Schloss gestaltet sich aber zur Geschicklichkeitsprüfung in der engen Altstadt am Berg mit ihren steilen Kehren, Einbahnstraßen und Sackgassen. Als wir endlich vor der Burg stehen, zu der uns die Einheimischen geschickt hatten, ist sie für Publikum nicht zugänglich. Handelt es sich wohl tatsächlich um ein verwunschenes Schloss? Nein, die Einheimischen kennen nur ihre Burg im Zentrum der Altstadt auf dem Berg. Das Castello Incantabile wollen nur die Touristen sehen, es ist auch keine Burg oder Schloss und befindet sich überhaupt ganz wo anders. Beim Rausfahren aus der Stadt sehen wir dann doch tatsächlich Hinweisschilder, die uns zu einem Garten am Hang führen. Dort stehen entlang gewundener Wege zwischen Olivenbäumen hunderte von kleinen bis größeren Steinköpfen, einzeln und in Gruppen. Für sich genommen ist keiner der Köpfe besonders sehenswert, aber der Gesamteindruck ist doch etwas Besonderes, etwas Wunderliches. Der Künstler muss allerdings auch wirklich selbst etwas wunderlich gewesen sein.

Das war der letzte offizielle Programmpunkt des Tages. Nach einem Wasser und einem Eis auf dem Dorfplatz brausen wir nach Hause zu unserem Agrotourismo und der riesigen leeren Tratoria, die uns als wunderliche Früh-Ausgeher ja schon kennen.
12. Tag: Siculiana - Palermo (143 km)
Unser letzter Tag auf Sizilien bricht an. Schade dass wir unsere Beschaulichkeit der Villa Capo im Hang über dem Meer verlassen müssen. Wir brausen bei schönstem Wetter über die rote Küstenstraße gen Nordwesten um so schnell wie möglich unser erstes Ziel Segesta zu erreichen. Bei Sciacca drehen wir Richtung Norden ab. Weite hügelige Landschaft, oft ganz ohne Baum und Strauch, goldene Weizenfelder mit eingestreuten rot blühenden Kleefeldern, wieder viele Blumen am Straßenrand.



Gleich bei der Abfahrt von der großen auf eine kleine Straße bremst uns eine Schafherde aus, die über die Straße getrieben wird.
Erfreulich früh kommen wir in Segesta an, die vielen Reisebusse künden von der touristischen Bedeutsamkeit des griechischen Tempels. Zum Glück ist Vorsaison und der Rummel hält sich in Grenzen. Auf dem Hügel über dem Parkplatz erhebt sich der Tempel, eine eindrucksvolle archaische Form mit dem komplett stehenden äußeren Säulenumgang. Innen ist der Raum leer, gefüllt von der Bläue des Himmels und Vogelgezwitscher. Anders als in Agrigent können wir hier überall herumspazieren, die Erhabenheit der dicken, noch unkannellierten Säulen mit dem warmen Ockerton des Kalksteins auf uns wirken lassen.



Nach einer Erholungspause und den obligaten Unmengen von Wasser entschließen wir uns, auch noch das Amphitheater zu besichtigen. Ein Bus bringt uns die zwei Kilometer auf den Berg hinauf, die vielen Kehren geben immer wieder einen schönen Blick auf den Tempel tief unter uns. Von der einstigen Siedlung sind viele Mauern zu sehen, bei weitem aber am beeindruckensten ist das in den Hang gelegte Amphitheater mit dem grandiosen Blick auf die raue Berglandschaft umher.

Unser letztes Besichtigungsziel für heute und den Urlaub ist Monreal, ein kleiner Ort in den Hängen oberhalb von Palermo mit einem bekannten Normannen-Dom mit angegliedertem Kloster. Die Straße dorthin führt durch karge Berge, dann plötzlich ist der Blick frei zur Küste, wo sich vor dem blauen Meer Palermo als riesiges Häusermeer ausbreitet.

Mit etwas Mühe und der freundlichen Hilfe eines Sizilianers, der uns das Geleit gibt, finden wir den Dom von Monreal. Der erste etwas raue Anblick von außen lässt nicht ahnen, welche Pracht uns im Inneren erwartet. Über weißem Marmor mit bunten Schmuckbändern aus Mosaik in orientalischem Stil sind die Wände und Gewölbe komplett mit Mosaiken auf Goldhintergrund geschmückt, jede Fläche, jeder Pfeiler, jede Nische erzählt eine Begebenheit aus dem alten oder neuen Testament mit großer Ausdruckskraft. Darüber liegt ein prächtiges, grün-, rot- und gold-bemaltes Dachgebälk. Der Eindruck ist überwältigend. Gleich zweimal werfe ich einen Euro zur Beleuchtung der Mosaike ein. Dann wird die große schwere Bronze-Tür, die Paradies-Tür, geöffnet, Brautjungfern erscheinen, ein Hochzeitszug formiert sich.

Wir warten noch die Orgelbegleitung zum Einmarsch des Brautpaars ab, dann überlassen wir die Kirche der Feiergesellschaft.
Wir besichtigen den Kreuzgang des Benediktiner-Klosters direkt neben der Kirche, ein großes Geviert, der Kreuzgang heiter durch die schlanken Säulenpaare aus hellem Marmor, die teils fein ziseliert, teils wie schon die Wände der Kirche mit eingelassenen arabischen Mosaiken aus schwarzen, roten und goldenen Steinen in wechselnden Mustern geschmückt sind. Die Kapitelle sind fein gearbeitet, alles atmet Leichtigkeit und Lebensfreude.




Zum Abschluss bestaunen wir noch die mit prächtigen Einlegearbeiten aus schwarzer Lava dekorierte Außenfassade der Apsiden, ein Irrgarten aus Mustern und sich durchdringenden Bändern.


Dann schwingen wir uns wieder auf die Maschinen und es geht hinab ins pralle Leben und vor allem ins Verkehrschaos von Palermo. Kurz hinter dem Ortseingangsschild Palermo umschließt uns ein Strom von Autos, Bussen und Rollern, die sich durch das Ganze und rechts und links um uns herum wuseln. Es hätte so einfach sein können, eine große Straße zum Meer, links auf die breite Straße entlang der Bucht und schon ist man am Hafen zum Einschiffen. Im Prinzip hätte es so sein können, aber zum einen liegt die Innenstadt zwischen uns und dem Meer, und dann ist da noch das Heer der Vier- und Zweirädrigen Fahrzeuge, das ohne erkennbare Regeln durch die engen Straßen brandet. Endlich, nach vielen Links-Rechts-Links Kombinationen, einer überhitzten Batterie und zwei überhitzten Fahrern treffen wir endlich im Hafen zum Einschiffen ein. Unsere Fähre steht schon bereit, es dauert aber noch anderthalb Stunden bis alle Lastwagenhänger entladen sind und wir dann endlich an Bord fahren können.


Ein schönes Gefühl dann geduscht und umgezogen mit einem kühlen Bier den Antipasti im Bordrestaurant entgegen zu blicken.
Der Abschluss
Den nächsten Tag faulenzen wir an Bord, strecken die Nase in den Wind, sonnen, schauen aufs Meer und betrachten wie die Inseln Monte Christo und Elba am Horizont auftauchen und vorbeiziehen, lassen die Seele baumeln. Gegen Abend legen wir in Genua an, fahren noch 200 Kilometer bis wir unser in unserem Quartier für die Nacht kurz vor Aosta beziehen. Der Weg zurück führt über das Saarland, die Hochzeit meiner Cousine will gefeiert werden, dann geht es bekannte Wege endgültig Richtung Heimat, durch Lothringen und über die Vogesen, über den Rhein und durch den Schwarzwald. Bei Donaueschingen trennen sich unsere Wege und Jens fährt Richtung Süden nach St. Gallen, ich Richtung Osten nach München. Ich komme zuhause an, 4500 Kilometer mehr auf dem Tacho und um viele schöne Eindrücke reicher.

Kommentare


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heike1303
und auch für den 3. Bericht gibts natürlich die volle Punktzahl. Deine Berichte entführen mich jedesmal.
Bis in ca. 3 Wochen
LG Heike
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chicago-cat
Gut fünf Jahre nach meiner ersten Tour durch den Stiefel nach Sizilien kommt es zur Wiederholung, bei der so vieles anders ist. Diesmal starte ich nicht im März, wo es unterwegs in den Abruzzen und auch auf den Sizilianischen Bergen doch noch ganz schön frisch war, sondern im Juni, was sich als hervorragende Reisezeit erweisen sollte. Auch fahre ich nicht allein sondern im bereits bewähren Duo mit Jens (Waschbär89)  mehr...
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Missing_mini
Gelöschter Benutzer
Booh! Wenn ich mal groß bin, dann fahre ich auch wieder mal dahin. Klar, volle Punktzahl. Solche Berichte zu lesen macht richtig Laune, bei dem trüben und kaltem Nebelwetter!
Peter
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