Alle FotoalbenTour melden
Offline
kdk11 27.05.2005

Bryce und Zion NP

Wegstrecke 0 km
Länder/Regionen/
Wegpunkte
Straßenart
Tour-Motorrad
Schwierigkeit
Schlagworte
Alle 13 Kommentare anzeigen


Bryce und Zion NP

Zwischenstation in Page über den Petrifed Forrest NP nach Flagstaff und dann nach Kanab, zum Ausgangspunkt für für Bryce und Zion NP
Nach der gestrigen Mammuttour starte ich trotzdem recht früh, da mein nächstes Ziel Flagstaff heisst und das ist auch nicht eben um die Ecke. Ausserdem werde ich zwischendurch den Petrified Forest NP besuchen. Also kein Grund zu trödeln. Auch wenn das Zimmer eher schäbig war so, habe ich doch gut geschlafen. Also auf, die 180 bietet nichts wirklich dramatisches, schon gar nicht im Vergleich zu gestern. Ich erreiche den NP, auch hier zunächst keine Aha-Effekte. Dann kommen jedoch die ersten versteinerten Bäume und die sind natürlich toll anzusehen. Äußerlich noch sehr klar als Baum zu erkennen, so sind sie doch völlig aus Stein und schimmern in unterschiedlichsten Farben.
Auch die Landschaft hat wieder ihren ganz eigenen Reiz. Die Weite, das Spiel der Farben, die Gesteinsformationen, leider legt sich meine Kamera völlig die Karten. Es ist einfach zu hell. Selbst mit tricksen komme ich nur auf 1/1850 Sekunden Verschlußzeit, das ist aber viel zu kurz, um alles in der richtigen Helligkeit abzubilden. Die hellen Flächen der Steine und des Bodens lassen die Kamera einfach zu kurze Verschlußzeiten auswählen. Dazu kommt mein Problem mit den Batterien, die schneller leer sind als man Piep sagen kann. Mit den gekauften Batterien kann ich max. 50 Fotos machen und das ohne Blitz. Das ist ja lächerlich...





Wie auch immer, der Besuch des NP hat sich sicher gelohnt. Also weiter ins noch rund 120 Meilen entfernte Flagstaff. Hierzu muß ich die Interstate 40 befahren und die ist nun dazu genaue Gegenteil zu dem, was ich gestern an Strassen erleben konnte. Habe ich gestern noch Strassen wie aus dem Bilderbuch erlebt, so ist diese Strasse eine Flut von Wasser auf die Mühlen eines jeden, der eine negative Einstellung zu den Strassen und dem Fahren in den USA hat. Schnurgerade durch endlos flache Landschaft, dabei in schlechtem Zustand, viele Längs- und Querrillen, die das Fahren weder angenehm, noch sicher machen. Insbesondere die Längsrillen können meiner Meinung nach zu üblen Stürzen von Motorrädern führen, die Querrillen sind dagegen nur unkomfortabel. Mein einziger Blickfang ist der in weiter Ferne aufragende, schneedeckte Berg. Es bläst ein kräftiger Wind, der jedoch keinerlei Abkühlung bringt. Dazu recht kräftiger Verkehr mit vielen Trucks. Fährt man hinter einem solchen, hat man zusätzlich kräftige Verwirbelungen und bekommt jede Menge Steine und Schmutz entgegen geschleudert. Die Shadow kommt gerade so auf 80-85 mph, damit kann man aber nur selten überholen, hier wird kräftig Gas gegeben, erlaubte Geschwindigkeit 75 mph. Selbst viele Trucks donnern an einem vorbei und haben sicher gute 90 mph drauf. Das ist dann besonders schön, wenn einen Verwirbelungen aus irgenwie allen Richtungen treffen, garniert mit einer schönen Längsrille und lecker Auspuffgase zum abgewöhnen. Trotzdem die Strasse aber so besch... eiden ist, fahren hier sehr viele Motorräder, insbesondere die aus Millwaukie. Klar, befindet man sich hier doch auf der historischen Route 66. Das dieser Highway mit der damaligen Strasse nur noch so viel gemein hat wie ein Mondkalb mit einer Primadonna sei nur nebenbei bemerkt. Mir ist eh nie aufgegangen, was an diesem Mythos Route 66 so besonders ist.
Endlos zieht sich die I-40 dahin, mir tut alles weh. Endlich erreiche ich Flagstaff, Gateway zum Grand Canyon. Ich bin ziemlich platt, die Motels sehen entweder schäbig oder sehr teuer aus. In der Touri-Info keinerlei Preise zu erhalten, ich sehe mich schon wieder in einer teuren und dabei ranzigen Absteige landen. Erstes Motel gefragt, $65 und auch nur, weil ich ADAC-Mitglied bin... Beim zweiten werden $37+tax gefordert, ich sage gleich ja, habe keine Lust weiter zu suchen und so viel habe ich gestern in der Bruchbude auch gelöhnt. Die Moteleignerin fährt auch Motorrad und fragt gleich, ob ich die I-40 genommen habe. Nachdem ich dies bejahe, bekomme ich einen mitleidigen Blick und die Auskunft, diese Strasse sollte man meiden, wann immer es geht.

Das Zimmer ist schön, hätte schlimmer kommen können. Ich entschliesse mich, zum nahegelegenen Walnut Canyon NM zu fahren. Dort angekommen verkündet ein Schild "closed" man kann aber reinfahren. Der dortige Wanderweg ist seid 16:30 geschlossen, nach meiner Uhr ist es 17:45. Super und wieder kein Hinweis in dem Nationalparksbuch. Es sind aber noch Bedienstete in dem Visitorcenter , daher frage ich nach, woher man denn bitte wissen soll, welche NP früher schliessen. Tja, da könne ich jeweils nur vorher im Park anrufen oder rechtzeitig da sein. Ich bemerke, daß mir dies nun schon zum zweiten Mal passiert ist und ich immerhin $50 bezahlt habe, um die entsprechenden Parks zu besuchen. Das täte ihr ja so leid, aber da könne man gar nix machen. Ich erzählte auch von dem ersten Erlebnis, wo ich nur 10 Minuten zu spät kam. Meinen Ärger hierüber konnte sie gut verstehen. Ich wollte gerade gehen, da fiel mein Blick auf die Uhr an der Wand. 16:50. Laut meiner Uhr ist es 17:50... Ich frage nach, ob die Uhr falsch ginge, da mir schon bei meinem Motel in Springerville auffiel, daß dort die Uhr anscheinend eine Stunde nachging. Nein, meine Zeit sei falsch. Aber hier sei doch Moutainzeit, oder? Ja, aber in Arizona gibt es keine Sommerzeit, daher sei es hier eine Stunde früher. Oke... das bedeutet wiederum, daß ich nicht 1:15 in diesem Park zu spät war, sondern nur 15 Minuten. Schön, daß die Rangerin meinen Ärger über 10 Minuten zu spät verstehen konnte, aber nicht im Traum daran dachte, selber zu sagen, na dann gehen sie noch eben durch. Na waren ja auch keine 10, sondern 15 Minuten, das ist dann schon eine ganz andere Problematik... Wenigstens sind es hier nicht 88 Meilen umsonst gewesen, sondern mit Bausstelle und Umleitung nur 18 Meilen. Nach einem Restaurantbesuch ziehe ich mich in mein Zimmer zurück, ich bin zu kaputt für Sightseeing.
Ich kämpfe nun gegen mein Laptop, es will einfach nicht gelingen, die Bilder von der Kamera zu holen, trotz mehrfacher Neuinstallation. Schliesslich gebe ich erstmal auf.
Am folgenden Morgen geht die Reise weiter nach Page, aufgrund des Tips von Reino, hatte ich meine Reiseroute entsprechend geändert, um den Antelope Canyon zu besichtigen.
Auf dem Weg dahin mache ich einen Abstecher zum Sunset Crater NM und Wupatki NM. Beim ersten kann man einen Vulkan mit entsprechender Landschaft bewundern und hat das Gegenstück zum White Sands NP, sehr schön anzusehen, mit den schroffen Gesteinsformationen und bizarren Bäumen. Der Wupatki ist ganz nett bietet Landschaft und Indianerkultur.



Es ist extrem warm, ich muß ohne Jacke und Handschuhe fahren, auch auf dem Highway. Die Luft steht förmlich, selbst der Fahrtwind bietet keinerlei Abkühlung. Meine Lippen sind aufgequollen, und rau wie 100er Schleifpapier. Meine oberen Handgelenke sind so verbrannt, daß das rohe Fleisch durch keinerlei Haut geschützt ist. Auch die Shadow leidet, die dünne Luft und die Hitze sorgen nicht eben für Spitzenleistung und wenn ich anhalte geht der Motor fast von alleine aus. Auch bemerke ich ein hohles Scheppern, was mir zwar schon vorher auffiel, ich es aber anscheinend unzureichend beachtet habe.
Trotzdem geniesse ich die Fahrt vorbei an schönen Felsen einer gewaltigen Felswand. Zur Strafe für mein Fahren ohne Jacke überholt mich eine Corvette mit hoher Geschwindigkeit und schiesst mir einen Stein auf die Brust. Autsch... das tat weh.


Ich komme in Page an, jedoch ist keiner in Herberge, trotz gestrigem Anruf und Reservierung. Ich fahre daher zum Glen Canyon Damm. Dort erfahre ich, daß heute 35 Grad Höchsttemperatur herrschten, zwischen den Bergketten, wo ich langfuhr, dürfte es sicher noch etwas wärmer gewesen sein. Den Damm kann man kostenlos besichtigen, was man auch tun sollte. Die Besichtigung führt einen auf und in den Damm, eine nette Abwechslung, ausserdem ist es dort angenehm kühl.


Danach fahre ich erneut zur Herberge, wieder niemand da. Das ganze wiederholt sich noch 3 weitere Male, erst beim 6 Anlauf ist jemand anwesend. "Herbergsvater" Greg ist doch was besonderes. Eine Pistole im Hosenbund, ich gehe allerdings nicht von einer scharfen aus, T-Shirt mit Farbflecken, das Office seine Wohnhöhle und zwei Überwachungsmonitore für die Umgebung des Hostels. Na da fühlt man sich doch gleich sicher und behütet. Abgesehen davon kann man für $14, leider nur cash, no creditcard, mit der Herberge leben, ist eben billig. Es ist aber sauber und frisch geduscht ist die Welt gleich viel schöner. Greg scheint ein bißchen durchgeknallt, redet viel, scheint aber schon in Ordnung zu sein.
Ich erfahre auch, daß der Antelope Canyon, welcher Grund für meinen Besuch hier hier war, inzwischen von den Navajos als Einnahmequelle entdeckt wurde. Individuell kann da keiner mehr rein, es ist authorisierter Füher, sprich bezahlte Tour, und zusätzlich eine Eintrittsgeld erforderlich. Insgesamt würde eine 2 stündige Tour ca. $30 kosten, einschliesslich der Anfahrt. Ob ich das mache, sei mal dahingestellt.
Ich versuche nun mein Laptop gerade zu biegen und es beginnt ein harter Kampf gegen den PC. Kurzfristig sah der Rechner sogar wie der Sieger durch k.o. aus, als ein Absturz bei der Neuinstallation die Bootpartition ins Nirvana schickte und die ehemalige Partition D:, mit allen Daten die so brauche, einfach zum Laufwerk C: gemacht wurde. Allerdings konnte ich kein Windows auf der neuen C: Partition erstellen, da falsch formatiert. Joooo... neuformatieren war nicht wegen der Daten darauf. Am Ende siegte ich doch, durch Erdcommander und Partition Magic und Neuinstallation von WinXP. Alles schön? Kaum, es läuft zwar jetzt, aber in 600x480 in 4 Farbmodus, nicht etwa, daß WinXP die Grafikkarte erkennt... Ein Mitbewohner hat jedoch einen Cardreader dabei, daher kann ich wenigstens die Fotos von der Kamera holen, was das wichtigste war.
Nebenbei vergeigt Dirk Nowitzki mit den Dallas Maveriks ein sicher gewonnenenes Spiel noch, verliert nach Verlängerung und scheidet mit 2:4 gegen die Suns aus. Was für Deppen...
Am nächsten Morgen entschliesse ich mich gegen die geführte Tour. Ich habe und werde noch soviel schöne Canyons ohne zusätzliche Kosten sehen, da sind mir $30 einfacher zu viel für vielleicht 1 Stunde Aufenthalt in dem Canyon. Dieser muß allerdings wirklich sehr schön sein und jeder, der nicht ganz so viele Alternativen hat, sollte die Fahrt machen. Aber macht die Tour Mittags, da sind die Lichtverhältnisse am besten und das Spiel der Farben am abwechslungsreichsten.
Nun macht es auch keinen Sinn hier in Page zu bleiben und so fahre ich weiter nach Kanab. Dazu wähle ich jedoch nicht den kurzen Weg über die 89, sondern fahre etwas zurück auf die 89A, welche als landschaftlich schöne Strecke ausgewiesen ist. Das ist so auch sicher richtig, führt sie doch zwischen zwei Cliffketten hindurch, etwas später geht es auch wieder in die Berge durch karstiges Gebirge und schöne Nadelwälder. Sicher ist dieser Weg schöner als die 89. So erreiche ich recht bald den nächsten Bundesstaat und fahre nach Utah.

Damit verliere ich wieder eine Stunde und bin um 14.00 Uhr dort. Die Stadt macht wiederum einen sympathischen Eindruck, wie auch der kurz davor gelegene Ort Fredonia, noch in Arizona. Ich entscheide mich jedoch für Kanab, denn hier gibt es ebenfalls ein Hostel und das scheint eine gute Wahl. Für $15 die Nacht bleibe ich deren zwei.

Nach dem Abladen mache ich mich schnell auf, um rechtzeitig das Pipe Springs NM zu erreichen, was mir diesmal auch gelingt. Das ist durchaus sehenswert. Mitten in diesem trockenen Hochland befindet sich einen kleine Quelle. Indianer waren nicht in der Lage dies zu nutzen, erst ein mormonischer Siedler baute hier ein Ranch, die heute in ihren historische Zügen zu besichtigen ist.


Ich fahre zurück und kaufe ein, schliesslich ist im Hostel eine Küche und sogar ziemlich sauber. Also Steak gekauft, dann kann ich es mirgenau so machen, wie ich es mag und zwar wirklich rare. Dazu gedünstete Zwiebeln, krosser Speck und Käse. Das Leben ist ein Fest. Während ich mampfe, kommt der Hostelbesitzer und bestaunt mein Mahl.

Aber ob ich nicht wußte, daß man hier heute Abend ein BBQ veranstaltet? Nein, wußte ich nicht, aber ich hatte auch erst 2 von 3 Steaks in die Pfanne gehauen, da wandert dann das letzte heute Abend auf dem Grill. Abends finden sich dann auch fast alle Hostelgäste am Lagerfeuer ein. Sehr international. Schweden, Dänen, Engländer, Südafrikaner, Spanier, Argentinier, Mexicaner und eben ein Deutscher sitzen auf den Bänken und Stühlen. Nebenbei kann ich mit Hilfe einem geschenkten Rohling vom Hostel und dem IPod und Brenner der Schweden meine Fotos sichern. Gehen gerade auf eine CD.
Endlich ist der Grill soweit, rauf mit der Scheibe Fleisch. Hmmmmmmmmm, gegrillt gleich nochmal so gut. Derweil ein wenig Smalltalk, was ansich schon nicht meine Stärke ist, wobei ich wieder meine grauenhaften Englischkenntisse erkennen muß. Die Schweden und Dänen unterhalten sich wie in Muttersprache auf Englisch. Schwach, Herr Haase. Never mind, ein schöner Tag klingt ebenso aus.

Tief in der Nacht stelle ich dann noch mein Laptop wieder auf Werkseinstellungen zurück und wie nicht anders zu erwarten, gehen alle Daten verloren. Hauptsache die Fotos sind da, alles weitere bekomme ich schon wieder hin.
Am folgenden Morgen rufe ich gleich bei einem Motel beim Zion NP, da habe ich einen Coupon gefunden für $29,95 die Nacht incl. wireless internet. Sollte das nicht klappen, fahre ich heute in den Zion NP und morgen zum Bryce Canyon NP und übernachte dann im Hostel in Cedar City. Es klappt jedoch, ich reserviere und fahre heute in den ca. 70 Meilen entfernten Bryce Canyon NP. Inzwischen habe ich mit der Shadow bereits über 3000 Meilen oder fast 5000 km hinter mir.
Die 89 führt in landschaftlich bekannt schöner Art durch eine grüne Bergwelt mit Wiesen, Flüssen und Wäldern. Bezüglich der Schönheit möchte ich mich nicht wiederholen. Der Fluß ist jedoch recht kräftig über die Ufer getreten und das bei dieser Hitze. Früh geht es noch, doch im Laufe des Tages sollen es 34° werden und im heute nicht angefahrenen Zion NP 39°. Ich schwitze schon beim Gedanken. Im Bryce angekommen wandere ich zunächst mal ein "wenig". Die zurückgelegten ca. 6 Meilen durch kräftige Sonne und strammen Anstiegen und Gefällen zehren jedoch ordentlich. Völlig verschwitzt erreiche ich wieder die obere Kante des Canyon und den Parkplatz. Zum Thema Landschaft lasse ich einfach die Bilder für sich sprechen. Für mich ist der Bryce Canyon NP ein absolutes must see.






Ich fahre noch einige Aussichtspunkte an ohne zu wandern, ich will heute noch in den Cedar Breaks NP und der könnte ja mal wieder früh schliessen. So setze ich mich an den Rand des Canyons und verspeisse mein heute früh gemachtes Rüherei mit Zwiebeln und Speck. Das Leben ist schön... in meinen Gedanken huscht die Horrorvision vorbei, daß in rund 9 Wochen schon alles vorbei ist...
Noch ein Wort zum Thema Wandern im Bryce, das ist durchaus empfehlenswert, auch über Nacht. Es gibt dort viele kleine, nur über Wanderwege erreichbare Campingplätze. Der Bryce soll im Mondlicht eine faszinierende Ausstrahlung haben. Gestern Nacht am Lagerfeuer war Vollmond. Warum ich das dann nicht mache? Ziemlich einfach, ohne Zelt, kein Camping. Selbst mit meinem Zelt kein Camping, den der Bryce ist Nachts nicht nur wunderschön, sondern in einer Höhe von ca. 2500-2900 Metern auch schweinekalt. Mit Kindergartenzelt und Spielzeugschlafsack sollte man da nicht aufschlagen. Die nächtlich Kälte wird auch recht anschaulich durch diverse Schneehaufen dokumentiert, die hier Mitte Mai noch vor sich hin schmelzen.
Diese Schneehaufen kommen mir jedoch gerade recht, habe ich doch daran gedacht, mir Rüherei zu machen, jedoch Besteck vergessen. Na ja, wozu hat man Hände und Schnee reinigt besser als Wasser.

Ich halte vor der Ausfahrt aus dem Park nochmal am Info-Center an und frage nach, wann der Cedar Breaks NP heute schliesst. Der schliesst gar nicht bekomme ich zur Antwort, jedoch hat er auch gar nicht aufgemacht. Dort liegen nämlich nicht nur vereinzelte Schneehaufen, sondern so viele, daß ein geregelter Besucherverkehr nicht möglich ist.
Na klasse, aber gut, daß ich gefragt habe. Ich erinnere mich nun auch wieder an die Wetterberichte vom Anfang meiner Reise, wo aus einigen Bundestaaten im Norden noch heftiger Schneefall und Tornadowarnungen gemeldet wurden. Hmmmppfff, und ich will bald in die Rocky Mountains und weiter in den Yellowstone NP. Der liegt ziemlich weit im Norden. Ist ja aber noch ein wenig hin, also nicht schon jetzt den Kopf zerbrechen. Meine geplanten nächsten Etappenziele Zion NP, Las Vegas und Death Valley sollten kein Problem bezüglich Schnee geben. Sollte es im Death Valley schneien, setze ich mich dahin und warte, bis ich erfroren bin.

Ich fahre trotzdem zurück, denn es ist inzwischen doch schon 16.00, da nöhle ich mich im Hostel noch aus. Ich kaufe mir ein Riesenbecher Häägen Daas, pflanze mich in den Garten und verbreche diesen Bericht. Das Leben ist schön, ups, schon wieder.
Kein Schwein ist im Hostel, das wir ein ruhiger Abend. Die Schweden scheinen abgereist. Da kommt ein Fahrzeug auf das Gelände und zwei Jungspunde steigen aus. Das sind ja zwei richtige Banditen denke ich so bei mir und die bleiben auch noch hier, zu allem Überfluss werden die beiden in meinem Zimmer einquartiert. Da werde ich mich mal schnell sehen lassen und Lage peilen. Die beiden Banditen entpuppen sich als zwei deutsche Studenten aus LA, die während ihres Wochendausfluges Probleme mit ihrem 20 Jahre alten Dodge bekommen haben. Eine richtig typische Ami-Schleuder, mit Plüschsitze in Bordeau-Rot. Trotzden, die Karre hat was, leider nimmt sie jetzt kein Gas mehr an und die beiden konnten gerade noch den Berg runter nach Kanab rollen. Zwei echte lucky looser die beiden. Insgesamt leben sie nach dem Motto nur nicht zu wenig Party. Sie sind zum Wochendtrip mal nach Vegas und sagten sich am Sonntag, fahren wir doch mal "schnell" zum Grand Canyon und schauen uns den an. Zwei echte Vollblutkomiker, der Grand Canyon ist ja nicht so groß und ich weise sie auf die Irrsinnigkeit dieses Planes hin. Das schreckte die beiden jedoch nicht weiter, dann würden sie sich halt morgen, wohlgemerkt nach hoffentlich erfolgter Reparatur des Wagens, den Grand Canyon ansehen. Wann sie denn wieder in LA sein müßten? Auch morgen... Gröööhl. Die beiden haben echt Humor, Karre im Arsch, es ist Sonntag und die beiden planen für Morgen zum ca. 150 Meilen entfernten Grand Canyon zu fahren, einen Blick drauf zu werfen und dann ins ca. 450 Meilen entfernte LA. Das nenne ich wahren Tatendrang. Ich melde leichte Zweifel am Gelingen dieses Vorhabens an.
Derweil erscheinen die drei Schweden wieder und ein Brite aus London erscheint im Hostel. Er ist selber Biker und so ergeben sich schnell Gespräche. Die Schweden heizen derweil schon wieder das Lagerfeuer an und kramen Grillgut hervor. Hat sich was mit ruhiger Abend. Auch die eigentlich vom Partystress geschafften Studenten erwachen zu neuem Leben. So wird es auch heute spät bei netten Gesprächen und lecker Grillgut. Morgen wollen die beiden Deutschen um 7.30 aufstehen und den Briten wecken, jetzt ist es gerade 1:30. Jo, genau, 7:30, die träumen schon bevor sie schlafen gegangen sind.
Nächster Morgen, ich wache kurz nach 8:00 auf und schaue mir meine drei selig schlummernden Zimmergenossen an. Irgendwann so gegen 9:00 krabbeln dann auch die Studies aus der Koje. Inzwischen haben sie auch geschnallt, daß das heute nix wird mit Grand Canyon und LA. Also fährt man nicht nach LA sondern macht lieber sight seeing. Ob ich eine Karte habe und eine Idee, wo sie denn hinfahren könnten. Keinen Plan und keine Ahnung, die beiden sind gut drauf. Nebenbei bemerkt, das Auto teilen sie sich mit drei weitern Studenten, die eigentlich heute schon den Wagen brauchen. Ich bekomme das Dauerschmunzeln bei den beiden nicht aus dem Gesicht.
So, nun muß ich aber selber los, es ist 11:00, der Brite schläft immer noch, auch wenn es nett war kein Grund für Abscheidstränen. Adios Amigos.
Auf in den Zion NP. Auf dem Weg begegnet mir erstmals eine dieser Harleytruppen auf meiner Fahrbahn. Was für ein Horror, schnell, langsam, Foto während der Fahrt. Ich überhole im Regelfall fremde Biker nicht innerhalb der Spur. Nach 2-3 Meilen habe ich von diesem Ziehharmonikafahren und Bike-um-die-Ecke-tragen die Nase voll und drücke mich teilweise innerhalb der Spur an denen vorbei, mir Latte, wenn die sauer sind. Ich denke aber auch daran, wie sich ein Autofahrer fühlen muß, der hätte keine Chance an denen auf den Strassen hier vorbei zu kommen. Ich hasse diese Kolonnenfahrer...
Weiter geht die Fahrt, Richtung Zion. Auch hier geniese ich wieder die Fahrt für mich allein, weder Fotos können das wirklich festhalten, Worte würden sich wiederholen. So erreiche ich den Zion NP und da ist erstmal Stau am Eingang. Die Harley-Gang kann so wieder aufschliessen und nach dem Eingang halten wir alle auf dem ersten Parkplatz an, ich muß aus den Lederklamotten, sonst werde ich gegart und Helm bleibt auch unten, bei dem ständigen Stops in einem NP will ich den nicht immer auf- und absetzen. Einer der Harley-Fahrer kommt zielstrebig auf mich zu und ich erwarte eine Predigt über Überholen innerhalb der Spur. Ich lege mir bereits die Worte über be...scheidenes Kurven- , ranziges Kolonnenfahren und fotografieren während der Fahrt zurecht, was sich jedoch als unnötig erweist. Nach kurzer Begutachtung meines Gepäcks wird messerscharf geschlossen, daß ich wohl länger unterwegs bin. Es folgt das übliche Oh und Ah ob dieses Unternehmens. Man stellt sich vor, die Truppe kommt aus Chicago. Wow, auch eine weite Anreise, aber es stellt sich heraus, die Maschinen wurden hierher transportiert. Oh man... was für Biker... kein Wunder, daß die das Bike nicht ums Eck bekommen. Aber man sollte nicht zu ungerecht sein, Amis haben eben auch nicht soviel Urlaub wie wir, man munkelt was von 2 Wochen im Jahr.
Weiter geht die Fahrt durch den Zion. Der Canyon ist einfach monumental. Riesig ragen die vielen Gipfel bis weit über 2000 Meter. Der Besucherandrang ist hier ebenfalls gigantisch, aus diesem Grunde darf man wohl auch den Canyon nicht mit dem eigenen Fahrzeug befahren. Stattdessen bringt einen ganz bequem ein alle 6 Minuten fahrender Shuttle-Bus durch den Park.

Wandern sollte man in jedem Fall zu den Emerald Pools, was gerade zu den Upper Pools recht anstregend, aber lohnend ist. Die Sonne knallt und ich Pfeife habe natürlich nichts zu Trinken dabei. Von dem über 7 Meilen langen Anstieg zu Angles Landing nehme ich daher Abstand. Von dort oben hat man jedoch sicher eine tolle Aussicht.



Ich will eh auch noch zu den Narrows, eine enge Felsenschlucht, durch die ein Fluss fliesst. Für einen Weg ist dort kein Platz, daher wandert man in dem Fluß. Das macht schon erheblich Spass. Allerdings strömt es doch schon weit vor der engen Stelle ziemlich heftig. Eigentlich hätte ich mir denken können, was folgt. Die Narrows sind wegen der viel zu starken Strömung gesperrt. Heftige Schneefälle sorgen für Schneeschmelze vom feinsten.
Auf dem Rückweg von den Narrows sitze ich mit einer weiteren Truppe Harleyfahrer im Shuttle, diese ist jedoch ganz wichtig unterwegs, alle mit den Insignien eines echten Harley-Bikers ausgestattet. Stirnband, T-Shirt und ultra-coole Sonnenbrille. Ansonsten sehen alle aus, wie typische Wohlstandsvorstadtspiesser. Was für Jecken... derartigen Firlefanz suchte man bei der Truppe heute Vormittag vergebens. Was sehe ich denn da bei einem an der Brille baumeln? Ohrenstöpsel? Ne, oder? Auf dem Besucherparkplatz angekommen warte ich dann mal bis die ihre Maschinen angeschmissen haben und, genau, der Ohrenstöpselmann hat natürlich die lauteste, sofern man von lauter überhaupt sprechen kann. Ganz toll, man baut sich an sein Motorrad die Trompeten von Jericho, damit man auch ja in einem Umkreis von 4 Quadratmeilen zu hören ist, aber selber nutzt man Ohrenstöpsel. Ohne Worte...
Ich mache mich nun auf in mein vorgebuchtes Motel im Ort Hurricane, da ist wieder ein Internetzugang inclusive und ich kann mein System mal wieder vernünftig einrichten. Aber, aber, Internet ist out of order, daher hat sich auch der relativ günstige Preis von 29,95+tax nicht wirklich gelohnt.
Morgen geht es dann weiter ins gelobte Land eines jeden Zockers. Nevada wird mich erneut kennenlernen und Las Vegas mich beherbergen.

Kommentare


ABSENDEN

Offline
kdk11
Das Du solange warten mußt, liegt hoffentlich am Alter Deiner Maschine. Ich brauche nämlich dringends einen neuen Vorderradreifen und hoffte, den gleich aufziehen lassen zu können. Mein jetziger ist faktisch ein Slick.
Kommentar melden
Offline
novade
Wow, wieder ein schoener Bericht.
Markengezicke gibt\'s hier tatsaechlich nicht, man zeigt sich ungeniert auf riesigen Honda- oder Kawasaki-Cruisern (Valkyrie, anyone?).
Und das mit dem Urlaub kann ich bestaetigen. Kommt halt auch drauf an, wo und was man arbeitet und wie lange man bei der Firma schon ist, der Urlaub wird dann mit der Zeit mehr. Aber nicht zu vergleichen mit Deutschland. Ausserdem gibt es hier so gut wie keine Feiertage - Ostern, Pfingsten, Himmelfahrt sind so die ersten, die ich hier (nicht) erlebt habe.
Seit zwei Wochen warte ich nun auf einen neuen Kupplungszug, um dann hoffentlich auch endlich wieder durch die Gegend zu schroten.
Weiterhin alles Gute und viel Spass!
Kommentar melden
Offline
XL1200C
Auch von mir 10 Points!!! Ich muss sagen, dass ich die \"Ecke\", in der Du unterwegs bist auch sehr gut kenne, da ich auch schon dreimal im Westen unterwegs war. Dein(e) Bericht(e) gefallen mir sehr gut. Weiter so!!!
Kommentar melden
Offline
kdk11
Ein Cheeseburger waere mir ehrlich gesagt lieber...
Kommentar melden
Offline
kdk11
Noe,
als ich ihm die Geschichte des Erwerbs erzaehlte sagte er \"good for you\". Allerdings hatte er mir gerade vorher erzaehlt, sie haetten ihre Harleys auf Trailer verladen hierhergebracht und ich hatte ihm erzaehlt, das ich da schon gute 3000 Meilen runtergerissen hatte. Wie waere da wohl jegliche Kritik seinerseits angekommen. Ich haette ihn wahrscheinlich so laut ausgelacht, dass ihr es in good old germany haettet hoeren koennen.
Ne ne, die waren schon ganz gut drauf, da war nix mit Markengezicke.
Urlaub habe ich reichlich gesammelt. Um 3 Monate wegbleiben zu koennen muss man sparsam sein.
Kommentar melden
Offline
kdk11
Dein Bike wuerde sich hier gut machen.
Kommentar melden
Offline
kdk11
Jepp, waere schoen, wenn ich immer noch was dazu schreiben wuerde. Aber meine Zeit ist knapp. Ich weiss nie, wann ich eine upload Moeglickeit habe. Oft muss das dann schnell gehen. Vieles vergesse ich auch wieder und nebenbei, es ist nicht eben komfortabel, hier einen Bericht zu speichern.
Ich komm hier zu gar nix...
Keine Beschreibung der Bilder, keine anstaenidige Fotonachbearbeitung, ueber die Haelfte meiner Ideen etwas zu schreiben, vergesse ich wieder.
...und dann ist da noch die boese Landschaft, die mich in Natura in ihren Bann zieht. Die weiten Strecken und und und...
Ich brauche ne Sekretaerin...
Kommentar melden
Offline
macko
Suuuuper 10ner Story!!!
Sag mal, haben die Harleyfahrer nix dazu gesagt daß
Du die Tour mit ner Japanerin fährst, in \"gods own country\"?
Und überhaupt......VIEVIEL Urlaub hast Du denn?? ;-)
Etwa jahrelang gesammelt? *lol*
Mann ist echt klasse Deine Reise.
Ich denke mal von DEN Erinnerungen zehrst Du
lange.
linke
Guido
Kommentar melden
Offline
tante_ju
Mein Neid ist Dir sicher ...
Kommentar melden
Missing_mini
Gelöschter Benutzer
Schließ mich mal an und laß die Finger von den leichten Mädchen in Vegas. *gg*
Kommentar melden
[Anzeige]

Ähnliche Touren

großer Ahornboden
Ein Jahr