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Du und Deine Subkultur
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Tour-Motorrad | |
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Du und Deine Subkultur
(und das Wochenende am See)Sie steht vor ihm, integer und erhaben, die linke Hand in die Hüfte gestützt, den Kopf keck in den Nacken geworfen, das hochgesteckt Haar ragt aus der Haarspange und die Haarenden des Schopfes wippen herausfordernd. Ihr blaues Nadelstreifenkostüm verleiht ihr grausame Glaubwürdigkeit und ihr Schuhwerk eine eindrückliche echte Grösse und die Überlegenheit einer ehernen Festung.
Die rechte Hand ist ihm am langen Arm entgegengestreckt, Daumen, Zeige- und der Kleinfinger bilden, während Mittel- und Ringfinger auf der Handfläche anliegen, eine magische Abwehrgeste. Mit fester Stimme schleudert sie ihm die Worte „Subkultur, Subkultur, Subkultur“ entgegen. Wie Feuerhagel prasseln die Worte in seine Seele... er ist zerstört. Sie hört sein Wimmern: „Oh nein, sagt nicht dieses schlimme Wort.... es zerreisst mir Seele und macht mein einziges Lieblingsego zunichte, denn es beschreibt mich als Ausgeburt, als minderwertige Kreatur, als schrecklich Ding, als Wechselbalg....“
Sie: „Ihr und Eure Kumpane führt Gespräche in landfällig-dümmlicher Art, eure Themen beschreiben Sachverhalte in unflätigen Worten, welche die Welt faktisch und definitiv nicht interessiert. Ihr vergeudet Eure Zeit mit Sinnlosigkeiten, Eure Geschichten sind hirnloses Geplapper ohne jedweden volkswirtschaftlichen Nutzen. Ja weiter, Ihr und Eure Kumpane seid laute, gefährliche Schädlinge, ihr seid raue Aussenseiter der Gesellschaft. Neben einer horriblen Schädigung der Ökologie seid Ihr durch Euer Rasertum akute stehende Gefahr, gegen welche stringent vorgegangen werden muss! Wenn ich es mir recht überlege, besteht aber auch ein Nutzen, da die meisten von Euch zwar wahnsinnig sind, oder vielleicht genau deswegen, besteht ein lukrativer Organspendermarkt....“
Lea, Marketingmanagerin der Schnuckiputzi Deckungsbeitragsmax AG, und Chefin der Marketingabteilung sprach so zu ihrem Verkaufsdisponenten Randy Looser, der zwar stolz auf seine starken Tatoos ist, diese jedoch immer, in schwangerer Vorahnung, durch Längärmeliges vorsorglich verdeckt hält.
"Aber, aber, aber..., wir fahren doch nur in der Freizeit, und weil wir unsere funktionale Kleidung tragen, die zugegeben keine luftige modische Sommerkleidung sein kann, sind wir doch keine gefährlichen Un- oder Untermenschen." Ja, das ist wahr, wir sind keine Unmenschen und die funktionale Kleidung macht aus uns auch keine andere Persönlichkeit. – Nein, die Kleidung unterstreicht vielleicht unsere Persönlichkeit. Umgangssprachlich und in der Philosophie bezeichnet der Begriff Persönlichkeit ja die Gesamtheit der persönlichen Eigenschaften eines Menschen, sein Gemüt bzw. Gemütsanlage, die den Charakter, also die Merkmale, die ein Individuum zu einem solchen machen.
Welches sind die auffälligen erkennbaren Merkmale des Randy Looser? Randy hat sehr, sehr kurzes Haupthaar (0.763 mm im arithmetischen Mittel), trägt immer einen 3,6- Tagebart, im Büro ein blaues langärmeliges Hemd zu den Levis-Jeans, „Kaubeustihfel“, seine Geldbörse steckt in der linken „Arschtasche“, was diese deutlich ausbeult, Randy hat einen dynamischen Schritt drauf, dabei bewundern die kleinen Sekretärinnen seinen Knackarsch. Randy (Arnold Andreas) wird von seiner Freundin geliebt, jedenfalls sagt sie dies häufig, besonders dann, wenn sie gemeinsam einen Döner essen. Randy sagt nie äh, er stottert auch nie, unterstreicht aber seine Aussagen häufig mit der Bestätigung „woll“. Eigentlich ist Randy ein „Toffer Typ“. Er ist eigentlich nie so ganz pünktlich, kommt aber nie sehr viel zu spät, - eigentlich kann man sich auf ihn verlassen, sagt jedenfalls seine Freundin Theresa. Na ja, Randy hat halt seine Tatoos, und wenn Randy zur Sommerzeit gebräunt ist, findet Theresa das auch eigentlich noch irgendwie OK. Eigentlich.... Und Randy mag Motorräder. Seine Aussage „Ein Tag ohne Bike ist ein verlorener Tag“ wird nicht von jedwedem genauso verstanden. Randys Traumbike hat einen Vau-Motor, ballert kräftig, vibriert satanisch und lässt den Kontakt zur Strasse via Arsch deutlich wahrnehmen. Theresa mag Randy Maschine auch, auch weil ja Randy sie mag. Es ist schon toll, hinten aufgehockt durch Essen zu breeezeln, wenn es warm ist, nicht zu warm, Frühling und die Pollen nicht zu doll herumfliegen, es nicht schneller als 90 geht und die abendliche Runde nicht länger als 30 Km ist. Na gut, man sieht nicht alles....,hinter der Prada-Sonnenbrille ist es ja windig, so dass Theresa sich immer ein wenig hinter Randy verstecken muss. Beim Döner dann reden sie über die mögliche Zukunft. Zwei Kinder oder Route 66? Theresa meint, dass ist beides möglich sei... während Randy durch die unendlichen Weiten puttert.... kann sie ja in Essen... Randy denkt an die Mother Road, an die Weiten in Oki, New Mex und Arizona, - das ist sowieso Männersache.
Randy könnte eigentlich ein guter Verkäufer sein, wenn er die Merkmale dieser Subkultur nicht nach aussen trüge...,das vermutet sogar Lea, die Marketingmanagerin der Schnuckiputzi Deckungsbeitragsmax AG.
„Der Begriff der Subkultur („Unterkultur“) ist ein seit den 40er Jahren in der Soziologie verwendeter Terminus, mit dem eine bestimmte Untergruppe (Teilmenge) der sozialen Akteure einer Kultur beschrieben wird, die sich im Hinblick auf zentrale Normen deutlich von der "herrschenden" Kultur abgrenzen. Eine völlige Abgrenzung, also eine den herrschenden Normen diametral gegenübergestellte soziale Gruppe wurde von Soziologen (v.a. seit den Protestbewegungen der 1960er Jahre) häufig als „Gegenkultur“ (counterculture) bezeichnet. Umgangssprachlich werden beide Begriffe häufig synonym verwendet.“
Wow! - ein schön-geistiger Höhenflug. Motorradfahren an sich wird jedoch nicht ausdrücklich erwähnt, - wenn man die Tätigkeit jedoch zum Betrachtungsgegenstand macht...
Weiter meint der Autor in Wikipedia dazu: Seit Ende der 1960er Jahre wurde der Begriff auch umgangssprachlich verwendet, zunächst von Angehörigen der "Gegenkulturen", später u. a. auch von der Schwulenszene. (Diesen Satz könnte man eigentlich in Wikipedia löschen!)
„Subkultur, Subkultur, Subkultur“ - „Oh nein, Lea, sagt bitte nicht dieses schlimme Wort..., es zerreisst mir Seele und Herz, macht mein Ego zunichte, denn es beschreibt mich als Ausgeburt, als Wechselbalg meines Seins.“ Gebückt und unterwürfig, die Hände abwehrend und überkreuzt erhoben, so fast hilflos wirkend, regt sich in Ihm der Gedanke: „Was ist, wenn sie, Lea, nur eine angepasste blöde Tussi ist, keine Ahnung vom relevanten Leben hat, ihr homo oeconomisches Denken ihre Meinung so manifestierte, dass sie die intuitiven Züge des menschlichen Verhaltens ebenfalls in der allumfassenden ökonomischen Dimension versteht; aus ihrer Sicht ein menschliches Leben allein aus nutzenorientiertem ökonomisch erfolgreichem Tun bestehen muss; ihre Welt nur diese eine und nur diese Dimension hat, - und andere für sie nicht denkbar sind?
Das Feuer flackert, und wirft schemenhafte Schattensprünge auf die abgestellten Motorräder im Hintergrund. Randy liebt seine Harley. Sie ist nicht schnell, aber sie ist seine Harley. Danis Low Rider hat den neuen 280er Reifen von Michelin drauf, - Dani öffnet den Verschluss der Bierbüchse und Schaum tritt aus der Öffnung. Kaum Mücken hier am See. Dani liebt seine Harley und er mag auch Ulla, - ihre Bierdose ist noch fast voll, - eigentlich mag sie dieses herbe Getränk nicht so. Samstagabend, Scorpions, Funken stieben aus dem Feuer, - bis Montag ist noch lang hin... Randy öffnet eine neue Bierdose, Theresa lächelt, - sie hat die Pille abgesetzt.
Kommentare
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10.03.2003
Das fliegende Klassenz...
08.05.2003
Heh das war das beste was ich bis
jetzt in dieser Woche gelesen habe.
Bring bitte weitere Beiträge,Biker sind tollerand
die achten nicht so auf Nebensächlichkeiten wie Rubriken.
Viel Spass uff de Gass
Balu
Super! Lache immer noch.
Dieter
hi Adi
Danke :-)
für diesen genialen Beitrag !!!
mir sind die Tränen beim Lachen nur so gekullert
feine Satiere
PERFEKT
kann mir mal bitte jemand diesen Randy vorstellen ....griiiinnnnsssssssss
dr Adi, Du bist ja ne Kanone *lach*
Liebe Adi,
Du bist schuld, wenn meine Lachfalten immer tiefer werden, mach bitte weiter so!!
Und wenn ich die Reaktionen auf diesen Artikel lese, dann bin ich als subkulturelle Untergruppenzugehörige hier mit meinen Lachfalten goldrichtig.
Und für die Ober-Kultis: Humor hat man, das kann man nicht lernen ;-))
So und nu les ich den Artikel gleich nochmal....
Liebs Grüssle
Gabi
....aber, die sind doch an diesen See gefahren... und irgendwie war es doch eine Tour... oder?
Hihi, super geschrieben.
Wird da Uschi beschrieben ? ~g~
Klasse, einfach nur grinsend zu lesen.
10 Punkte
-Köstlich
-Schenkelklopf
-10 Punkte
.....und die Linke zum Gruß !
Hi Adi
Deine Satiere ist unschlagbar und amüsiert mich immer köstlich.
Schöner Beitrag.... und wehe du wanderst ab weil du keine passende Rubrik findest.
Grüssle Heike