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chicago-cat 12.02.2009

Griechenland - Teil 1

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Griechenland - Teil 1

Anfahrt und Abstecher in den Norden: Delphi und Meteora
Das Land der Griechen nur mit der Seele zu suchen war uns nicht genug, und ganz handfest mit Mopeds und per Fähre machen wir uns im Juni 2008 auf den Weg zu diesem Land, das für mich immer schon die Wiege der Europäischen Kultur repräsentiert hat.
Etappen

1. Tag: St. Gallen - Klosters - Vereina-Tunnel - Ofen-Pass - Trento - Padua - Ravenna
2. Tag: Ravenna - Ancona - Fähre nach Patras
3. Tag: Patras - Elatou - Delphi
4. Tag: Delphi - Meteora
5. Tag: Meteora - Isthmus von Korinth - Mykene

Durch Engadin, Trentino und Po-Ebene zur Fähre
Am Samstag vor Pfingsten satteln Jens und ich unsere Motorräder und starten bei schönstem Sonnenschein von St. Gallen gen Süden. Jens hat die Strecke bis zur Fähre geplant, möglichst abwechslungsreich sollte sie sein, aber auch flott genug nach Ravenna führen, unserer Station bevor wir uns in Ancona nach Patras einschiffen. Das Oberengadin kennen wir schon zur Genüge, so tut es der Vereina-Tunnel um uns rasch von Klosters nach Zernez zu befördern. Der Ofen-Pass macht dann richtig Laune, die Luft ist frisch, die Sonne scheint, die Straßen leer, es ist halt noch früh im Jahr. Über Meran bis Trento setzen wir uns auf die Bahn, dort biegen wir wieder auf die Landstraße Richtung Osten ab und fahren durch das landschaftlich reizvolle Sugana-Tal mit seinen steil aufragenden Bergwänden, die ihren Baumbewuchs wie einen grünen Plelz tragen. Wir passieren den Einstieg zum Kaiserjäger-Steig, rechts geht es zum Manghen-Pass hoch, schöne Erinnerungen an vergangene Touren im Trentino.

In Bassano haben wir die Berge hinter uns gelassen und fahren hinaus in die Po-Ebene. Über Padua geht es flott nach Choggia an die Küste und von da Richtung Süden durch das Po-Delta nach Ravenna. Leider ist von einer Delta-Landschaft kaum etwas zu sehen, fast alles ist Kulturland, einige wenige Wasserflächen kommen in den Blick, insgesamt hat die Strecke doch weniger Unterhaltungswert als erhofft.

Dafür entschädigt uns Ravenna, ein hübscher geschichtsträchtiger Ort mit einer malerischen Altstadt. Leider haben wir nicht die Zeit, die berühmten byzantinischen Mosaike in den alten Kirchen zu besichtigen, aber für einen abendlichen Spaziergang durch enge Gassen und über schöne Plätze reicht es. Ein Hauch von großer Geschichte umweht uns auch in unserem Hotel, ein altes herrschaftliches Haus mit Innenhof und großzügigem Treppenhaus, wo wir uns in unserem riesigen fünf Meter hohen Zimmer mit Deckengemälde fast verlieren.

Am nächsten Morgen lasse ich es mir nicht nehmen, kurz noch am Grabmahl des ostgothischen KÖnigs Theoderich zu stoppen, dann fahren wir über die Autobahn nach Ancona, finden den Hafen, schiffen uns ein und haben dann alle Zeit der Welt, die italienische Küste hinter uns verschwinden zu sehen, das Schiff zu erkunden, zu Abend zu dinieren und nach einem Gute-Nacht Bier in unseren Kojen den griechischen Gestaden entgegen zu träumen.

Als wir am Morgen aufstehen, fahren wir schon einige Zeit entlang der griechischen Küste. Voller Vorfreude betrachten wir diese blaue Welt, vorgelagerte Inseln im tiefblauen Meer, hintereinander geschachtelten blaue Berge in verschiedenen Farbabstufungen, alles unter einem, von leichtem Zirrus weichen, hellblauen Himmel. Gegen Mittag erreichen wir Patras, drängeln uns an den Lastwagen vorbei von Bord und brausen voller Entdeckerlust davon in ein uns fremdes Land.
Ab in die Berge und dann nach Delphi

Über die elegante große Hängebrücke geht es auf das nördliche Festland. Erstmal genießen wir die Aussicht von einem hoch im Hang gelegenen kleinen Kirchlein. Unter uns liegt tiefblau und leuchtend der Golf von Korinth, dahinter erheben sich die Berge des Peloponnes, dann nehmen wir unsere Tagesetappe in Angriff.

Das Ziel für heute ist Delphi, gar nicht so weit von Patras entfernt, also wählen wir eine auf unsere Karte kleinere gelbe Straße und stürzen uns mit Elan in die Berge. Natürlich haben wir noch so gar keine Ahnung, wie genau kleine gelbe Straßen in Griechenland ausgeschildert sind, noch wie sie sich anfühlen, noch ist uns die griechische Schrift so geläufig, dass wir im Vorbeifahren irgendwelche Schilder lesen könnten. Mit Lust düsen wir die kleine Straße in die Berge, kaum ein Auto bremst unseren Elan, nur zwei Esel auf der Straße wollen umrundet werden, bis wir nach etwa 2 Stunden feststellen müssen, dass wir uns hoffnungslos verfahren haben.

Auf dem Dorfplatz in einem kleinen Dorf, irgendwo in den Bergen, ist die Straße zu Ende, die drei Einheimischen, die wir dort treffen, sprechen kein Englisch, wir kein Griechisch und ich habe auch den Eindruck, dass sie zum ersten Mal in ihrem Leben eine Landkarte sehen. Jedenfalls können sie uns bei aller Hilfsbereitschaft nicht weiterhelfen und da uns allmählich auch der Sprit ausgeht, beschließen wird auf Nummer Sicher zu gehen den gleichen Weg wieder zur Küste zurückzufahren.

Dorthin finden wir wenigsten wieder sicher und können von dort auf der breiten Küstenstraße geradewegs und hoffentlich auch zügig nach Delphi gelangen. Allerdings machen wir das erste Mal mit einem Problem Bekanntschaft, das uns die nächsten Tage begleiten wird. Die erste Tankstelle ist geschlossen, so die zweite und die dritte. Noch riechen wir den Braten nicht, aber als die vierte Tankstelle von einer riesigen Autoschlange belagert wird, schwant uns, dass es ein Problem mit dem Benzin gibt. Und tatsächlich sind die Lastwagenfahrer im Streik, was die Straßen schön leer macht, aber leider gehören zu ihnen auch die Tanklastwagenfahrer, und so wird das Benzin an den Tankstellen knapp und immer mehr Tankstellen machen einfach zu, weil nichts mehr zu verkaufen ist. Wir reihen uns in die Schlange ein, aber auf einmal ist Schluss, alles ausverkauft. Diesmal haben wir noch Glück, Einwohner geben uns einen Tipp und tatsächlich können wir drei Kilometer weiter voll tanken und uns auf den Weg nach Delphi machen.
Mittlerweile ist es auch schon später Nachmittag. Während wir die Küstenstraße entlang hechten, geht die Sonne unter und es beginnt zu dämmern. Weg von der Küste fahren wir durch große Olivenhaine, silbrig grau-grün schimmert das Laub der alten Bäume, als im Fels hoch über der Ebene die Lichter von Delphi auftauchen. Einige Serpentinen später fahren wir bei Einbruch der Dunkelheit in Delphi ein, finden problemlos ein Hotel, genießen unser erstes griechisches Abendessen und fallen in die Betten.
Heute Morgen steht die Besichtigung der berühmten antiken Ruinen auf dem Programm, die nur einen kurzen Fußweg von der Stadt entfernt liegen. In der griechischen Antike galt Delphi als Mittelpunkt der Welt.

Hier an den Hängen der Parnass-Gebirges hat der Gott Apoll durch den Mund des Orakels 1700 Jahre lang geweissagt, bis der Sieg des Christentums das Orakel endgültig verstummen ließ. Prachtvolle Tempel und Schatzhäuser wurden zu seinen Ehren errichtet, deren Ruinen heute malerisch im Hang liegen.

Mächtig stehen die dorischen Säulen des Apoll-Tempels auf einer Plattform über dem Tal.


Etwas weiter unten liegt das Heiligtum der Athena mit dem zierlichen, teilweise rekonstruierten Rundbau. Der Blick über die Berge und hinab in die von Olivenbäumen graugrüne Ebene ist grandios, in der Ferne leuchtet wieder blau der Golf von Korinth.

Es ist Vorsaison und wir freuen uns über die spärlichen Besucher, viel Platz und Muße haben wir zum Schauen und Staunen und um die mehrtausendjährige Geschichte des Ortes und seine Erhabenheit auf uns wirken zu lassen.



Meteora und seine Felsenklöster
Wir brechen nach Norden auf, unser nächstes Ziel sind die Felsenklöster von Meteora. Nach der Erfahrung in den Bergen nördlich von Patras ist unsere Lust auf kleine Straßen merklich gedämpft, eben auch weil Meteora nur ein flotter Abstecher werden soll, den Hauptteil unseres Urlaubs wollen wir auf dem Peloponnes verbringen. Das Glück ist uns hold, wir finden problemlos eine Tankstelle und kommen mit unserer Tankfüllung dann auch bis Meteora. Schon von Ferne sieht man hinter Kalambaka aus der Ebene die senkrechten Felstürme aufragen. Es ist noch früh am Nachmittag und wir fahren den kleinen Rundkurs durch die pittoreske Felsenlandschaft, welcher immer wieder wechselnde Perspektiven auf die sich aus grün bewaldeten Hügeln unvermittelt erhebenden Türme bietet.

Auf vielen dieser Türme sind im Mittelalter Klöster erbaut worden, von denen auch heute noch einige genutzt werden. Die alten Gebäude scheinen sich auf den schmalen Plateaus festzuklammern, kaum vorstellbar das Leben dort oben, manchmal nur zugänglich mit Leitern oder in an Seilen gezogenen Körben.

Über Korinth auf den Peloponnes
Am nächsten Morgen ist die größte Sorge das Benzin, unsere Tanks sind fast leer. Wir haben von ein paar Bikern im Ort gehört, dass es zwanzig Kilometer nördlich noch eine offene Tankstelle geben soll. Wir fahren dorthin, durch die Berge, gelb blüht duftenden Ginster überall am Straßenrand. Tatsächlich finden wir die Tankstelle, sie hat aber nur noch verbleites Benzin. Enttäuscht fahren wir Richtung Süden, fast alle Tankstellen haben geschlossen, bei den wenigen offenen ist nur Diesel oder Verbleites zu haben.

Nach fünfzig Kilometern geben wir auf und füllen Verbleites ein, es bereitet mir fast physische Qualen, aber es geht sonst nicht mehr weiter. Auf dem weiteren Weg nach Süden klappern wir jede offene Tankstelle ab, wenn wir Glück haben tanken wir egal was, außer Diesel. So gelangen wir bis zum Isthmus von Korinth, den wir auf einer kleinen Nebenstraße überqueren um einen Blick in den beeindruckenden Durchstich zwischen dem Golf von Korinth und der Ägäis zu werfen.

In Korinth erwischt uns der einzige Regenschauer unserer Tour, über nasse Straßen geht es zu unserem ersten Ziel auf dem Peloponnes, dem sagenumwobenen Mykene. Wir quartieren uns in dem kleinen Dorf namens Mykene ein, morgen früh geht es zum Burgberg.
Weiter geht es dann im 2. Teil des Griechenland-Berichts

Kommentare


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tuffi1967
*seufz*
ich hab LUST auf URLAUB :-)))
Super Bericht & Fotos!
muss gleich weiterlesen...
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Missing_mini
Gelöschter Benutzer
Hallo Claudia!
Klasse Bericht und super Bilder von Dir, macht Lust sofort auf die gelbe S zu springen und gen Griechenland zu düsen!
Viele Grüße aus einem winterkalten Wiesbaden
Kristine
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chicago-cat
Das Land der Griechen nur mit der Seele zu suchen war uns nicht genug, und ganz handfest mit Mopeds und per Fähre machen wir uns im Juni 2008 auf den Weg zu diesem Land, das für mich immer schon die Wiege der Europäischen Kultur repräsentiert hat.  mehr...
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chicago-cat
Vielleicht etwas zum schmökern an einem winterlichen Wochenende.
Den kompletten Bericht gibt es auch auf meiner Webseite:
http://www.traving.com/tour-gr​iechenland.html​
... liebe grüße ... claudia
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