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heike1303 24.10.2002

Herbst

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Herbst

Gedanken
Ich sitze hier im Büro und habe einen Text gefunden, den ich mal anfing zu schreiben. Aber damals war glaub ich was ähnliches hier veröffentlicht und so habe ich den wohl nicht beendet.
Jetzt find ich das aber doch passend.
Der Blick aus dem Bürofenster (Titelbild) zeigt, der Herbst hat Einzug gehalten, die Nächte werden länger, die Tage sind viel zu kurz.
Die Temperaturen fallen auf den Gefrierpunkt, die Sonne schafft es nicht mehr die Wärme auf die Erde zu bringen. Der Nebel verdeckt die Sicht nun fast schon jeden Morgen.
Die Blätter fallen von den Bäumen, das Laub ist bunt, ja manche Bäume sind sogar schon kahl.
Die Bergspitzen haben weisse Häubchen, die dieses Jahr nicht mehr verschwinden. Die Pässe machen nach und nach ihre Schranken runter.
Das Futter der Motorradanzüge ist schon lang wieder eingezippt, die Saison geht eindeutig dem Ende zu, auch wenn ich 12 Monate Saison habe, werde ich doch des öfteren zur Dose greifen.
Meine Q will nur noch mit Schock anfahren.
Die Treffen werden weniger, die Motorradfahrer auf den Strassen auch.
Es war ein spannendes Jahr, ich habe viele neue Leute kennen gelernt, bin mit vielen Leuten gefahren und habe viel dazu gelernt.
In den 17 Monaten, die ich mein Motorrad nun habe bin ich 42000 km in Europa herumgefahren. Ich habe allein dieses Jahr 4 Sätze Reifen verbraucht. Ich war auf etlichen Events und habe auch selbst ein paar Events organisiert.
Ich habe sicher über 100 Motorradfahrer/Innen kennen gelernt, ich möchte keinen der Bekanntschaften missen. Einige Bekanntschaften haben sich als Freundschaften
entwickelt, auch wenn manchmal 500 km und mehr dazwischen liegen.
Aber da kommt auch die Frage wieder auf: WARUM?
Im Sommer viel zu heiss unterm Helm, läuft die Suppe den Rücken runter, im Herbst, Frühjahr und Winter viel zu kalt. Die Glieder können nur noch mit heissen Bädern in Gang gebracht werden. Die nassen Sachen bei einem überraschendem Regenguss, der Schnee, der mitten im Sommer auf den Pässen fällt, man kann nichts sehen, das Visier ist beschlagen und du tastest dich auf der Strasse weiter.
Letztens erst gab es wieder einen tödlichen Unfall auf dem Klausenpass, ein Auto hatte das überholende Motorrad übersehen und abgedrängt. Tod, Genickbruch. Seine Frau fuhr mit ihrem Töff hinter ihm. Mein Beileid an dieser Stelle. Die Unglücksstelle ist wie so oft mit Blumen gekennzeichnet, der letzte Gruss. Herbst, es ist sicher nicht der letzte Unfall.
Trotz alle dem setze ich mich immer wieder gern auf meine Maschine. Mach sie an und geniesse jeden gefahrenen Meter. Jede Kurve bringt eine neue Aussicht, jeder Höhenunterschied eine andere Temperatur, jeder Höhenmeter ein anderer Geruch. Im Herbst ist das alles noch viel intensiver.

Heike

Kommentare


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mopedist
Allerlibste Heike,
meine Worte sind Begründet in der Reflexion auf Deine Textzeilen. Außerdem eine schöne Vorstellung wenn wir so in Deiner Küche über Gott und die Welt reden könnten....bis tief in die Nacht.
Und Stefan trägt Gedichte vor...hihi
Ich kenne lediglich: Wer sitzt mit seinem nackten Arsch auf dem Tank, es ist Jens, mich wundert das ihm nicht krank.
In diesem Sinne
Jürgen
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heike1303
Wenn ihr beiden denkt ich sitze schwermütig, melancholisch mit den schwersten Herbstdepressionen hier rum, muss ich euch enttäuschen. Eine Depression könnt ich heute nur bekommen, da der Blick aus dem Bürofenster genau so, wie auf dem Bild aussieht und ich bin mit dem Auto da, weil ich noch einkaufen muss :( Am Wochenende soll das Wetter auch schön werden. Da werd ich sicher ne Runde fahren gehen.
Lieben Gruss nach Kölle und W\'tal
Heike
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Missing_mini
Gelöschter Benutzer
Herbst
Die Blätter fallen, fallen wie von weit,
als welkten in den Himmeln ferne Gärten;
sie fallen mit verneinender Gebärde.

Und in den Nächten fällt die schwere Erde
aus allen Sternen in die Einsamkeit.

Wir alle fallen. Diese Hand da fällt.
Und sieh dir andre an: es ist in allen.
Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen
unendlich sanft in seinen Händen hält.

Rainer Maria Rilke
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Missing_mini
Gelöschter Benutzer
Herbst
Die Blätter fallen, fallen wie von weit,
als welkten in den Himmeln ferne Gärten;
sie fallen mit verneinender Gebärde.
Und in den Nächten fällt die schwere Erde
aus allen Sternen in die Einsamkeit.
Wir alle fallen. Diese Hand da fällt.
Und sieh dir andre an: es ist in allen.
Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen
unendlich sanft in seinen Händen hält.

Rainer Maria Rilke
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heike1303
Ich sitze hier im Büro und habe einen Text gefunden, den ich mal anfing zu schreiben. Aber damals war glaub ich was ähnliches hier veröffentlicht und so habe ich den wohl nicht beendet.
Jetzt find ich das aber doch passend.
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mopedist
Liebe Heike,
ein Artikel der wirklich wunderbar zu dieser Jahreszeit passt.
Ein bischen Melankonie....Gefühle....die Freude auf das nächste Jahr...ich würde mich jetzt am liebsten auf`s Moped schwingen, zu Dir fahren und bei einem oder mehreren Kaffee "Fertig" mit Dir gemeinsam über die letzte, und die kommende Saison phillosovieren...nä wat wär dat schön.
Einen besonderen Dank an Dich für all die schönen Stunden die wir gemeinsam erlebt haben, und nicht zuletzt auch durch dich erlebt haben, auch weil Du einen unermütlichen Enthusiasmus hast.
Ganz besonders liebe Grüße aus Köln
Jürgen
PS:Ich hoffe Jens ist gut Zuhause und nervt Dich nicht allzusehr ;-)))))))
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heike1303
Ich sitze hier im Büro und habe einen Text gefunden, den ich mal anfing zu schreiben. Aber damals war glaub ich was ähnliches hier veröffentlicht und so habe ich den wohl nicht beendet.
Jetzt find ich das aber doch passend.
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