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redhead 14.06.2008

Nordkap und zurück - Teil 1

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Nordkap
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Tour-Motorrad
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Nordkap und zurück - Teil 1

Südnorwegen
Wo ist man wenn es im Sommer schneit?
Man fast jeden Tag den Regencombi an hat?
Es superleckere Zimtschnecken gibt?
Man auf außerordentlich viele Tunnels trifft und Legenden über Trolle liest?
....in Norwegen, geblieben sind viele schöne Erinnerungen an traumhafte Landschaften und Weite und Einsamkeit.
Morgens um sieben ging es los. Wir fuhren stundenlang auf der Autobahn und fraßen Kilometer, monotones Geradeausfahren, es war langweilig. Zwischen drin hielten wir zum Tanken, ansonsten fuhren wir durch. Wir waren alle heil froh als wir am ersten Tag nach knapp 900km bei Freunden in Kiel ankamen.
„Morgen sind es nur ein paar hundert Kilometer bis zur Fähre, wir können uns Zeitlassen. Dänemark ist nicht so groß“, tröste mich mein Freund bevor wir einschliefen.
Wir frühstückten noch genüsslich gemeinsam, es war Samstag, dann beluden gegen Mittag unsere Motorräder und zogen uns die Regenklamotten über unsere Lederkombis, der Himmel hatte eine bedrohlich dunkle Farbe angenommen. Die dänische Grenze war schnell erreicht, dort fragte uns ein Zöllner wohin wir wollen. „Zum Nordkap“ Er schaute uns mitleidig bis verständnislos an. Wir wussten selbst, dass es für Skandinavien spät im Jahr war, es war Anfang August.
Es regnete mehr oder weniger den ganzen Tag. Immer wieder, mal mehr, mal weniger intensiv. Zusätzlich war Wind aufgekommen, der war besonders eklig. Als wir abends in Hirtshals ankamen hatte die Nachtfähre nach Kristiansand wegen des Sturms, der sich in der Zwischenzeit zusammen gebraut hatte, Verspätung. Statt um kurz nach Mitternacht legten wir erst um zwei Uhr morgens ab. Später auf dem Schiff machten wir es uns auf dem Boden gemütlich. Es war eine kurze, unruhige Nacht, wir waren nicht wirklich erholt als wir am Morgen in Kristiansand ankamen.
Es regnete noch immer, wir wollten an Küste Südnorwegens entlangfahren. Auf die vielen Tunnel in Richtung Stavanger entlang der Strecke waren wir nicht wirklich vorbereitet. Einer folgte dem andern, mit Steigungen, Gefälle und Kurven, die meisten waren stockdunkel. Anfangs empfand ich es noch als spannend, aber mit der Zeit nervte es, weil man nichts von der Landschaft sah. Das einzig Gute an den Tunnels war, das es in ihnen nicht regnete und wir vor dem zuweilen beißenden Wind geschützt waren. Die kurvigen, dunklen Straßen durch die Tunnel forderten viel Aufmerksamkeit. Ich konzentrierte mich hauptsächlich auf das Rück- und Bremslicht des Vordermanns. Mit der Zeit ließ meine Konzentration auf Grund der kurzen, unruhigen Nacht immer mehr nach, ich war hundemüde. Als Hannes an einem Rastplatz den Blinker setzte war ich froh, dass wir Pause machten, wir tranken Kaffee aus der Thermoskanne. Der wärmte, sowohl unsere inzwischen klammen Finger wie auch unser Innenleben.
Der Tunnelreigen hörte endlich auf, die Landschaft die es zum bestaunen gab, war gigantisch, selbst an der Europastraße. Felsen, Wasser, Berge, malerische Täler mit ein paar Holzhäuserndie Idylle die sich uns darbot hätte man auch als eine kitschige Kulisse aus einem Roman beschreiben können, aber es war echt. Der Regen hatte aufgehört und die sich auflösenden letzten Nebelschwaden boten einen immer grandioseren Ausblick.
Was in Norwegen als Europastraße betitelt wird, entspricht einer mittleren Landstraße im bayrischen Oberland. Wir wollten trotzdem weg von der verkehrsreichen großen Strasse. Also zweigten wir auf eine Kleinere ab und dann auf eine noch kleinere mit dreistelliger Nummer. Es ging steil bergauf, kurvig, eng, fast kein Verkehr mehr. Die Landschaft wurde karg und einsam. Ziegenherden, erinnerten mich an die Alpen. Es wurde sehr windig, so dass es schwer wurde das Tempo zu halten. Da wir irgendwann mal ankommen wollten, fuhren wir gegen die Vernunft einen Tick zu schnell. Soviel zu den guten Vorsätzen die wir hatten.

Endlich ging es bergab zum Högsfjord und wir machten Bekanntschaft mit der ersten Inlandsfähre, sie sollte in einer halben Stunde kommen. Wir fuhren an der wartenden Autoschlange vorbei und stellten uns ganz vorne hin. Keiner schaute uns schief an, daraus schlussfolgerten wir das es in Ordnung war und wir behielten die Anstelltechnik für den Rest der Reise bei. Die Überfahrt verging wie im Flug und somit war unser Tagesziel in greifbarer Nähe, nur noch 25 km bis zum Preikestolen. Hierbei handelt es sich um einen Felsen dessen Wände mehrere hundert Meter senkrecht zum Fjord hin fast kerzengerade abfallen. Wir fanden einen schönen Campingplatz in der Nähe.
Unter wolkenverhangenem Himmel, bauten wir unsere Zelte auf. Vom oft beschriebenen klaren Himmel mit einem nicht endenden Sonnenuntergang mit betörendem Farbenspiel war nichts zu sehen. Auf diesem Breitengrad gab es im August bereits wieder eine ganz kurze Nacht. Es war ziemlich duster, die regengeschwängerten Wolken schluckten sehr viel Licht. Eigentlich war uns das heute auch egal, nach dem wir etwas gegessen hatten und die restlichen Sachen verstaut waren, krochen wir in unsere Zelte, die uns nach der Nacht auf der Fähre wie ein fünf Sterne Hotel vorkamen und fielen schnell in einen tiefen traumlosen Schlaf.
Der nächste Tag begrüßte uns wolkenfrei und mit stahlblauem Himmel. Es war noch sehr früh, und kühl, man konnte den Atem sehen. Trotzdem genossen wir ein ausgiebiges Frühstück unter freiem Himmel. Die Landschaft um uns herum betörte durch ihre schlichte Schönheit, die Farben erschienen viel intensiver in dem klaren Sonnenlicht. Und es umschloss uns eine himmlische Ruhe. Der heiße Tee wärmte uns, wir saßen auf den Luftmatratzen und genossen die Stille und den Frieden um uns.
Wir fuhren am Vandrerhjem vorbei, einer Jugendherberge bei der man auch hätte zelten können, sollten wir uns merken falls wir nochmals hierher kommen. Am Parkplatze des Preikestolen, schlossen die Helme mit Vorhängeschlössern an und verstauten alles was wir gerade nicht brauchten in den bereits übervollen Koffern.
Zu Beginn führte der Weg steil durch lichten Buchenwald. Auf der ersten Anhöhe stehen Picknicktische, wir verschnauften kurz und machten einige Fotos, die Aussicht auf den See und in Richtung Küste auf Stavanger war toll. Trotz der Sonne war es noch ziemlich frisch. Der Weg veränderte sich er wurde felsig und glatt. Ein paar andere Wanderer überholten uns. Dann wurde der Weg sumpfig, gut dass wir uns für die Stiefel entschieden hatten.Heute Morgen hatten wir noch überlegt ob wir nur mit Turnschuhen aufbrechen. Eigentlich war es gar keine wirkliche Entscheidung, denn wir hätten die Stiefel nirgends mehr in unserem Gepäck untergebracht, so mussten wir sie aus Platzmangel anziehen, jetzt war es eine göttliche Eingebung. Der Aufstieg wurde immer schweißtreibender. Wir mussten die Hände zu Hilfe nehmen um die steilen Stellen zu überwinden. Am Ende der Rinne erreichten wir felsiges Plateau. Wir waren jetzt eine gute Stunde unterwegs und folgten dem Weg weiter nach rechts an einem steilen bewaldeten Hang entlang. Vom Pfad aus sahen wir ein paar kleine idyllische Seen verstreut in der Felslandschaft liegen. Ich bleib immer wieder Mal stehen um Fotos zu machen und zu Atem zukommen, es boten sich grandiose Ausblicke auf das nordöstliche Hinterland mit seinen grauen Granit- und Gneisformationen.
Wolken zogen auf, oder war es Nebel? Es war erstaunlich wie rasant das Wetter wechselte. Eine ganz mystische Stimmung. Das letzte Stück forderte mich Vollendens, es ging über schmale Felsabsätze, die senkrecht abfallende Kante zum Fjord entlang leicht bergauf. Nur nicht runter schauen, innerlich zitterte ich.
Am späten Vormittag erreichten wir die weit über den Abgrund vorspringende, 604 Meter hohe Felskanzel. Nur wenige andere Wanderer außer uns bevölkern die Plattform.
"Wenn der Preikestolen herunterstürzt, wird Stavanger ins Meer gespült", heißt es in einer alten Sage. Daran könnte durchaus etwas dran sein, wenn ich mir den mächtigen Felsklotz ansah auf dem wir standen. Die Schiffe im Fjord sahen wie kleine Spielzeugboote aus. Alles sah klein und unbedeutend aus. Die Perspektive hatte sich verändert. Der Weg hatte sich mehr als gelohnt.
Wir machten lange Pause, tranken Tee aus der Thermoskanne und aßen Kekse. Das Wetter verschlechterte sich wieder, innerhalb von Minuten hatten uns Wolken wie in einem Kokon umhüllt. Wir traten den Rückweg an.
Und fuhren noch ein Stück, da es noch lange Hell war.
Am nächsten Morgen wurden wir durch das Geräusch des Windes der unsere Zeltschnüre zum singen brachte und den darauf prasselnden Regen geweckt. In windeseile bauten wir die Zelte ab.Der Wind peitschte uns den Regen ins Gesicht. Als wir losfuhren, machte der Regen eine kurze Verschnaufpause. Laut Planung müssten wir heute ein ordentliches Stück fahren, doch daran war bei dem Wetter nicht zu denken. Wir fuhren stundenlang im strömenden Regen, monotones Fahren, Kilometer für Kilometer, Stunde um Stunde, Eintönigkeit, wir hatten kaum noch einen Blick für die vorbeiziehende Landschaft. Wir erreichten die Schneegrenze. Auf der Strecke waren wieder viele Tunnel, fast immer unbeleuchtet. Gefährlich war stets die Ausfahrt, wo einen eine plötzliche Windbö fast von der Strasse wehen konnte. Am Wasserfall Latefoss fuhren wir vorbei, laut Plan hätten wir hier anhalten sollen, aber bei der Suppe hätten wir eh nichts gesehen. Es regnete unaufhörlich, die Nässe war inzwischen überall, kroch durch jede Naht und jede Ritze, ich spürte meine Finger fast nicht mehr. Die Fingerkuppen hatten erst einige Zeit höllisch wehgetan, ab einem bestimmten Zeitpunkt hatte der Schmerz, der Gefühllosigkeit platz gemacht. Mir war kalt, ich klapperte mit den Zähnen und wünschte mir nichts sehnlicher als endlich anzukommen.
Nördlich von Odda fuhren wir auf einen Campingplatz. Auch wenn es unser Budget außerplanmäßig strapazierte beschlossen wir eine Hütte zu mieten. Keiner hatte Lust, nach dem langen Tag im strömenden Regen die nassen Zelte aufzubauen. Außerdem hätten wir keine Chance gehabt unsere nassen Klamotten auch nur Ansatzweise trocken zu bekommen. Die Hütte war klein, aber sie erschien uns wie ein Palast, denn es war trocken und innerhalb kurzer Zeit kuschelig warm. Jeden verfügbaren Nagel oder Haken an den Wänden hatten wir zum Aufhängen unserer nassen Klamotten genutzt. In der Hoffnung das diese bis zum Morgen trocknen.
Nachdem Essen breitete sich das Bedürfnis nach Ruhe aus, ich glaube es war der Mix aus der Kälte des Tages, der molligen Wärme der Hütte und des guten Essens, der uns so träge machte. Es war immer noch Taghell obwohl es schon 21 Uhr war.
Am nächsten Morgen hatte sich das Wetter wieder verändert, es war trocken und windstill. Wir holten uns frische Zimtschnecken zum Frühstück. Unsere Hütte, lag am Hang. Sie hatte eine kleine Terrasse, wir nahmen die Kaffeebecher mit nach draußen und genossen den grandiosen AUsblick. Schweigend frühstückten wir. Unsere Klamotten waren nicht ganz trocken geworden, mit trockenen Sachen darunter, fühlte es sich ganz passabel an. Der Mann an der Rezeption gab mir zum Abschied Tipps zu den Fähren und zum Parken am Vöringsfossen, unserem nächsten Ziel. Wir fuhren am Fähranleger vorbei.
Auf dem Weg zum Wasserfall war ein Tunnel nach dem anderen, es ging ziemlich steil aufwärts. Der Vöringsfossen ist der höchste Wasserfall Norwegens, sehr beeindruckend, allerdings zu hoch, um ihn aufs Foto zu bannen. Somit konnten wir das komplette Bild nur in unserer Erinnerung mitnehmen. Es fühlte sich so an als würde man immer wieder dieselben Leute treffen. Na ja, wir hatten auch alle mehr oder weniger dasselbe Ziel.
...to be continued
Bilder: Hannes, Micha und Stein Lilad und anderen die auf der Tour dabei waren.

Kommentare


ABSENDEN

Missing_mini
Gelöschter Benutzer
Preikestolen: 3 Timer! Vom Parkplatz also noch drei Stunden Fußweg. Aber es lohnt sich. Nur irgendwie wart ihr zu spät im Jahr dran.
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Deaktiviert
redhead
Wo ist man wenn es im Sommer schneit?
Man fast jeden Tag den Regencombi an hat?
Es superleckere Zimtschnecken gibt?
Man auf außerordentlich viele Tunnels trifft und Legenden über Trolle liest?
....in Norwegen, geblieben sind viele schöne Erinnerungen an traumhafte Landschaften und Weite und Einsamkeit.  mehr...
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Offline
till11
nur die Harten kommen ínnen Garten.*fg*
schön geschrieben, mehr........
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