Norge 2007
Wegstrecke | 6000 km |
Länder/Regionen/ Wegpunkte |
Mittel-/Südnorwegen |
Straßenart | Landstraße |
Tour-Motorrad | HONDA XL 500 R (PD02) |
Schwierigkeit | mittel |
Schlagworte | Norwegen Enduro |
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Norge 2007
Beinahe wäre es ja ein Wanderurlaub geworden...aber gottlob nur beinahe.Aber von vorne: Angestachelt durch die DVD "Around the World“, die mein Freund Andreas zu seinem 40. geschenkt bekam, haben wir uns vorgenommen einen Enduro-Urlaub zu planen.
Bei uns beiden war das Moppedfahren ziemlich eingeschlafen, da die wenigsten unserer Bekannten aus dem Umkreis noch auf 2 Rädern unterwegs sind.
Zeit das zu ändern! Als Ziel haben wir uns Norwegen ausgeguckt...ich wollte da endlich mal, Andreas nochmal hin.
Allerdings haben wir beim Gedanken, auf den Enduros die Vogelfluglinie raufzuknattern, die Weicheier raushängen lassen und uns entschieden, die Moppeds in Andreas Ducato zu transportieren.
Kurz vor der Abreise wurde es dann spannend, da ich es immer noch nicht geschafft hatte, meiner PD02 einen Zündfunken zu entlocken. Außer dem Hallgeber und der Lima hatte ich schon alles erfolglos getauscht. Eine Ersatzlima wurde mir dann 3 Tage vor unserer geplanten Abreise zugestellt.
Getauscht und die XL erwachte zu neuem Leben!!! Was hätte ich mich im Nachhinein in dem Arsch gebissen wenn nicht.
Aber so konnte es dann auf 8 Rädern losgehen. Nach einer Gewalttour durch Deutschland , Dänemark und Schweden kamen wir nach gut 24 Stunden in Norwegen an und schlugen abends unser erstes Lager kurz vor Kongsvinger auf. Die Hauptverbindungsstraßen hatten wir uns dabei so gut es ging geklemmt.
Mein Klappstuhl hat gleich beim ersten Frühstück das Zeitliche gesegnet
Am nächsten Tag gab´s erstmal Dauerregen aber der hörte nachmittags auf...also schnell die XL und die DR 650 gestartet und die umliegenden Schotterstrecken erkundet.
Der Hammer...du fährst mitten durch den Wald und auf einmal breitet sich neben dir, quasi auf Staßenhöhe, nur durch eine Baumreihe getrennt ein riesiger See aus. Dazu kam noch die Sonne raus...das war mein Land.
Auf dem Rückweg merkte ich dann an einem seltsamen Schwingen des Edelstahlkrümmers, dass sich die Befestigungsschraube des Endtopfes gelöst hatte. Die provisorische Reparatur mit Rödeldraht erwies sich bei der folgenden Schlaglochparade als nicht sehr haltbar...dafür konnte ich mitten von der Straße mein Topcase (ich weiß, sowas fährt man nicht) aufsammeln, das ich ne Dreiviertelstunde vorher dort verloren haben musste...war wohl seitdem noch keiner vorbeigekommen.
Tags drauf ging´s dann weiter nördlich Richtung Femundsee. Die Vegetation wird hier wesentlich karger. Die Straße dorthin verläuft leider ziemlich geradeaus...es geht fast unmerklich berauf.
Am Südufer des Sees angekommen, empfingen uns Wellen an einem ausgedehnten Sandstrand...man hätte meinen können am Meer zu sein obwohl der Meeresspiegel rund 600 Meter tiefer liegt.
Die komplett veränderte Landschaft war ziemlich beeindruckend, motorradmäßig mangels Kurven aber eher mau. Fahrerisches Hiqhlight war die 7 Kilometer lange Schotterpiste von der Hauptstraße zum Campingplatz, auf der sich sogar mit dem vollbeladenen Ducato hervorragend driften ließ (ungewollt aber nicht unkontrolliert).
Auf der Hauptstraße trifft man schon fast häufiger auf Rentiere als auf Kraftfahrzeuge.
Den Jungs gehört die Straße
Getankt wird was da ist...die beiden einzigen Zapfsäulen im Umkreis von zig Kilometern
Am übernächsten Tag machten wir uns auf in Richtung Sundalsøra...Zwischenstopp in Røros, einer ehemaligen Bergwerkssiedlung, in der bis in die 70er Jahre hinein Kupfer abgebaut wurde. Heute ist die alte Siedlung quasi ein Museum und zieht scharenweise Touristen an; gut für die Stadt aber eher nicht unser Ding. Der Bankomat war uns allerdings willkommen.
Aber unser heutiges Ziel waren die Fjorde, und bald darauf konnte ich meinen ersten norwegischen Wasserfall sehen (der erste haut einen um, die wirklich beeindruckenden kommen aber erst später und irgendwann hört man auf, sie zu filmen oder zu fotografieren)
Abseits von Sundalsøra fanden wir einen niedlichen kleinen Campingplatz, auf dem wir für 2 Mann + Wohnmobil + Strom für 2 Übernachtungen insgesamt rund 20 € bezahlt haben.
Von hieraus machten wir uns am nächsten Tag auf über den Aursjøvegen, einen ca. 75 Kilometer langen Schotterweg durch einen der vielen Nationalparks in Norwegen.
Enduroland
Der größte Überraschungsmoment ereilte uns ziemlich am Schluß...wo ein Berg im Weg ist, da pickelt der Norweger einen Tunnel rein, das kannten wir schon...aber der hier war der Hammer...mitten in einer heftigen Schotterabfahrt mit geschätzten 15% Gefälle haben die eine Kehre in den Berg gehauen..Gefälle, unbefestigt, unbeleuchtet...nicht mal kleine Rückstrahler die den Weg markieren.
Wir fuhren rein und sahen erstmal schwarz...trotz 2 mal H4-Beleuchtung war nix zu sehen. Vorsichtig tasteten wir uns in den Berg rein bis zur Kehre...danach konnte man langsam wieder etwas erkennen, da das Ende des Tunnels näherkam.
Und weiter ging´s bergab...die Heimfahrt führte an einer Fjordstraße mit langgezogenen Kurven entlang, auf der einen Seite das Wasser nur knapp unterhalb des Straßenniveaus, auf der anderen Straßenseite die steilen Felswände mit Wasserfällen, die unter der Staße durchführen..., glücklicherweise ist man von der Natur zu Beginn noch derart eingenommen, dass man den Norwegern die Geschwindigkeitsbegrenzung auf 80km/h (Landstraße) erstmal verzeiht.
Die folgende Station war der Campingplatz am Trollveggen mit Blick auf die rund 1200m hohe Steilwand, die den letzten Kilometer absolut senkrecht aufsteigt. Ein Paradies für extreme Kletterer aber auch für Basejumper (heißen hier Fjellhoppers), die sich bei trockenem Wetter und freier Sicht trotz Verbots die Wand hinunterstürzen. Von unserem Stellplatz aus hatten wir die beste Sicht auf das (hier aber fast unbekannte) Spektakel und waren zufällig in den paar Minuten vor Ort, als sich 10 bis 12 von den Jungs auf ihren Weg nach unten machten und zum Teil direkt neben dem Campingplatz landeten.
Ist es ein Vogel? Ein Flugzeug? Mit ihren Batman-Anzügen
machen die Jungs richtig Meter bevor sie den Fallschirm öffnen.
Und mit dem Mopped muss man natürlich auf den Trollstigen (auch mehrmals). Diese supernette Bergstraße überwindet in 11 Haarnadelkurven rund 800 Höhenmeter bei 12 Prozent Steigung. Hier konnte ich trotz Geschwindigkeitsbegrenzung das erste mal am Limit fahren und war froh, die PD02 mit der Transalp-Gabel unterm Hintern zu haben. Für den ultimativen Fahrspaß ist hier eine Scheibenbremse absolut Pflicht.
Trollstigen von oben
Die nächste Tour ging fast 250 km durch den Regen um mal über den Atlanterhavsveien zu fahren. Die Atlantik-Küstenstraße verbindet auf ca. 8 km die Inseln Averøya, Lille Lauvøysund, Stor Lauvøysund, Geitøysundet, Storseisundet, Hulvågene und Vevangstraumen mit dem Festland.
Bei gutem Wetter sicher noch beeindruckender.
Als nächste Highlights wären die Bergstraßen rund um Geiranger zu nennen (Geiranger selbst lohnt höchstens für ne Tasse Kaffee oder halt ne Fjordrundfahrt). Die Adlerstraße sowie die Straße von Geiranger rauf zum Dalsnibba (Höhendifferenz 1500m) sind absolute Kurvenparadiese. Campingplatzempfehlung: Dalen Gaard, ruhig gelegen abseits von Geiranger.
Blick vom Dalsnibba Richtung Geiranger
Von hier aus haben wir auch Touren zum Sommerskigebiet über´s Fjell (30 km Schotter) in zwei Versuchen (Nr. 1 bei Nebel und 10m Sicht abgebrochen) sowie zum Kjenndalsbreen (Gletscher) zwei Fjorde weiter unternommen.
Leider ist aufgrund der Klimaerwärmung nicht mehr viel mit Sommerski, und die Gletscher machen im Vergleich zu vor ein paar Jahren einen ziemlich jämmerlichen Eindruck. Für mich als Neuling war es dennoch geil.
Kjenndalsgletscher
Auf unserem Weg zu unserer letzten Station in Skjolden haben wir noch den Briksdalsbreen mitgenommen, der zwar auch rummickert, aber dafür mit einem großen Gletschersee aufwarten kann.
Von Skjolden aus sind wir noch einmal zu einer Tour über´s Sognefjell aufgebochen. Der Weg führt über eine gut ausgebaute kurvenreiche Straße durch eine hammermäßige Landschaft. Du fährst Superkurven und bei jedem Blick abseits der Straße brüllst du nur „ist das geil!!“ in den Helm.
Die Straße ist nur im Sommer passierbar...die bis zu 5 Meter hohem Holzstangen,
welche die Straße säumen, zeigen, was hier im Winter angesagt ist.
Und das war übrigens dann meine vorerst letzte Tour mit dem Mopped durch Norwegen, beim Verfrachten der XL in den Ducato hat es nämlich mächtig geknackt...und das kam nicht von der XL, sondern von meinem Rücken. So sind wir 2 Tage früher als geplant heimgefahren und haben auf dem Rückweg noch ein paar Stabkirchen mitgenommen, die so auf dem Weg rumlagen (wenn man´s schonmal im Kreuz hat...) Borgund, Øye, Høre, Lomen...die Kirche in Urnes hatten wir schon vorher mit den Enduros besucht. Diese Teile sind reine Holzkonstruktionen und bis über 900 Jahre alt...wer nur ein bisschen was für Holzarbeiten übrig hat, dem fällt der Unterkiefer auf die Knie.
Schnitzarbeiten an einer Außenwand der Stabkirche Urnes
Der Rest, den wir noch vorhatten (die Gegend um Flåm), wird auf den nächsten Norwegenurlaub verschoben.
So mittlerweile bin ich wieder gerade gebogen und hoffe euch mit dem Bericht nicht gelangweilt zu haben.
Also mich hat das Land von Anfang an in seinen Bann gezogen und sicherlich nicht zum letzten Mal gesehen.
Noch ein paar grundsätzliche Sachen zu Norwegen... die Norweger sind dabei, ihr Land touristisch zu erschließen. So werden alte Straßen kurventechnisch (leider) begradigt und alte Bergumgehungen durch Tunnel abgekürzt. Wenn immer die Möglichkeit besteht, auf alte Straßenteile auszuweichen oder Tunnel zu umfahren, sollte man das möglichst (mit der Enduro auf jeden Fall) tun...man wird fast immer dafür mit einer wunderschönen Strecke belohnt.
Maut: Privatstraßen und Straßen zu Sehenswürdigkeiten sind oft mautpflichtig. Fürs Mopped umgerechnet zwischen 4 und 9 €...lohnt auch fast immer.
Einige neue Brücken und Tunnel werden auch durch Maut finanziert...muss man sich überlegen.
XL: Die XL Ist immer noch eine super Bergziege...mit Scheibenbremse sogar bergab.
Beim nächsten mal wird aber auf Originalübersetzung zurückgerüstet...momentan ist die XL etwas länger übersetzt, was bergauf nicht immer optimal ist.
Ansonsten mit Ausnahme der verlorenen Schraube und lauterem Ventiltickern kein Ausfall bei der XL (im Gegensatz zum Fahrer).
Kommentare
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schöner Bericht und tolle Fotos. Ich war vor vielen Jahren mit dem Fahrrad + Linienbus in genau den beschriebenen Gegenden unterwegs. Da kommen einfach nur tolle Erinnerungen auf. Danke:-))
super Bericht mach süchtig um selber daszu sehen ggvlg uli
Toller Bericht und wunderschöne Bilder.
Da kommst du zu 98% auch sehr gut mit einem Straßenmopped zurecht. In Norwegen fahren ne ganze Menge Harleys rum. Mit deiner XJ würdest du da super klarkommen.
Schöner Bericht. Macht Lust auf Norwegen...Allerdings wohl eher mit einem Geländegängigen Mopped :-))