Normandie und Bretagne
Wegstrecke | 0 km |
Länder/Regionen/ Wegpunkte |
Normandie |
Straßenart | |
Tour-Motorrad | |
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Normandie und Bretagne
D-Day, Moules und CidreIch hatte mir die Normandie eigentlich eher flach vorgestellt, - ausladende Wiesen, muhende glückliche Kühe in grosser Vielzahl, aus deren Eutern die Butterpäckli nur so herausflutschen würden.
Die Normandie ist eher hügelig, offen, grün, wiesig und waldig mit vielen kleinen Dörfern besprenkelt, und was die Kühe angeht, die stehen gelassen äsend herum und tragen keine Kopftücher. Was die Normandie aber vor allem ist: Schau-Areal des D-Day von 1944. Eigentlich hatten wir nicht die Absicht eine „Kulturreise“ zu machen, - aber die hat sich dann so ergeben.
Von Dijon aus suchten wir das Loiretal und folgten dem Flusslauf bis nach Orleans.
Ich kann bestätigen, hie und da steht dort ein gar ansehnliches Schlössli am Wegesrain und eines davon, Schloss Sully, musste dann auch herhalten.
Wir erreichten das Meer am nächsten Abend in der Nähe von Caen, und nun überall fanden wir Hinweisschilder auf Ereignisse, die sich an Juno-, Gold-, Omaha- und Utah-Beach damals ergeben hatten. Ich kann mir vorstellen, dass nun fast ein Jeder eine gewisse Neugierde aufbaut.Normandie und der längste Tag, hier ist der Soldat Ryan gesucht worden und John Wayne ist hier mit seiner Luftlandetruppe in der Nähe des Utah Beach gelandet. Air Borne und St. Mère Eglise, wildes Herumgekämpfe am Point du Hoc mit Tausenden von Toten, die in einer zerwühlten Mondlandschaft zerfetzt wurden und nun auf den Heldenfriedhöfen der Region gelagert sind. Die Friedhöfe der Alliierten sind grosse ausladende Areale, sind Heldenparks, auf den Grabfeldern stehen geometrisch angeordnet weisse Grabmale und stündlich läutet eine mahnende Glocke.
Die Grabfelder der Gegner sind bescheidener. Auch hier sind Tausende eingebettet; aber was hier entsetzlich wirkt, auf diesen Gräbern sind die Geburts- und Sterbedaten eingraviert. Schrecklich, ganz, ganz viele der Bestatteten (also Tausende) waren noch nicht einmal 20 Jahre alt. Irgendwie wird der Besucher sehr schweigsam.
Die D-Day-Küste, das ist vor allem Omaha Beach, weil die Alliiertenlandung hier eben nicht so einfach verlief. Warum Ranger die Steilküste in dieser direkten Weise besetzen sollten, ist für den Betrachter auf den ersten Blick wirklich nicht erkennbar. Jedenfalls hat die Generalität der Invasionsarmee es so vorgesehen und so durchgeführt. Fast alle heroischen Filmsequenzen zeigen den blutigen und verlustreichen Kampf an diesem Strandabschnitt. Mit leichten Waffen hatten die Kriegsgegner hier am 6 Juni Feuergefechte geführt, und die wenigen deutschen MG’s hatten vom Steilhang auf den Strand leider ein ausgezeichnetes "Hasenschiessenschussfeld".
Vom Campingplatz hier oben auf dem Plateau hat man einen weitreichenden Aus- und Rundblick auf die blutige Erde. In den zeitgeschichtlichen Aufzeichnungen sind vor Ort hier viele, viele Einzelheiten detailliert dargelegt, und in zahlreichen lokalen Museen lassen sich historische Relikte bestaunen, verrostete Panzer, Kanonen, Bomben, Ausrüstungsmaterial...
Leider kann man für dicke Euros auch von dem Zeug kaufen... z. B. Bajonette, Stahlhelme mit Einschussloch... sehr geschmackvoll....
Damit aber nicht genug, - jedes Jahr finden Veteranentreffen statt und die Söhne der Helden haben die Uniformen der Befreier angelegt, haben auf Tiefladern Echtkriegsmaterial herangekarrt und spielen die Befreiung nochmals durch. So zieht die Kompanie winkend durch die Landschaft und lässt die Wimpel der Befreiung flattern.
Aus den MGs hängen endlose Mun-Gurte (hoffentlich nur Platzpatronen) und die Panzerkommandanten haben lässig den Fuss auf die Turmluke abgestellt.
Das Spektakel läuft aber nur, wenn die Motoren gut mit Sprit befeuert werden, und wenn dann die Panzerchen an der Tankstelle befüllt werden, wartet man ja gerne, und schaut zu, wie viele Literchen Benzin in so einen Panzer hineinpassen.
Das anwesende zuschauende Volk ist begeistert, Mutter füttert Lisa mit Marzipan, Papa macht Actionpix von der Truppe, Theresa hüpft, ihr kurzes T-Shirt hüpft mit, John wechselt das Magazin an der 45 er, Ben schiebt den Stahlhelm kokett in den Nacken und zündet sich eine Lucky Strike an und Lisa kotzt Marzipan auf Mutters Sommerkleid.
Wow.... Aber irgendwann ist genug; - da ist ja doch noch mehr....es gibt weite Strände, das Badewasser hat rund 20 Grad und die Unterkünfte sind bezahlbar. Die Strässchen schlängeln sich durch die Busch-Hügel-Wiesenlandschaft so von Dorf zu Dorf. Die Stadt Bayeux hat im Krieg nicht gelitten und ist in ihrer historischen mittelalterlich-gotischen Attraktivität erhalten. Der lokale Apfelwein, Cidre, - brut oder gar molleux, ist gut trinkbar und eben hier am Meer gibt jeden Tag frische moules in vielen Varianten zubereitet.
Am Mont Saint Michel vorbei fuhren wir dann in die Bretagne hinein. Wir hatten kein Ziel, fuhren ohne GPS und waren noch nie hier. Irgendwo am nördlichen Zipfel, an der Küste fragte ich nach dem kleinen Dorf, in welchem die unbeugsamen Gallier gewohnt haben sollten, damals umgeben von den Lagern Klein-Bonum, Barbaorum.... "Asteerixe, non, jamais entendu...". meinte die junge Dame an der Tankstelle.... hmmm....
Die Küstenlandschaft ist phantastisch, - wir erlebten einen absolut blanken blauen Himmel, klares blaues Wasser in welchem man tatsächlich, auch mit Bezug auf seine Temperatur von 19 bis 20 Grad, sehr gut baden kann, - nur weiss man morgens nicht, ist das Meer da... oder noch drüben bei den Engländern. Will sagen, der Tidenhub ist gewaltig, so dass man sich zu Ebbezeit fragen muss, - watt nu?
In Karnak hatte Obelix damals viele Hinkelsteine aufgestellt und sehr viele Touristen wollten diese Felder genau an diesem Tag sehen. Zu viele Touristen.
Wir lenkten Richtung Limousin, durch die Auvergne, überquerten spontan die Cevennen und besuchten zum Abschluss noch die Ardeche. Kaum Wasser im Bach, aber viele Boote in der Schlucht. Vallon Pont d’ Arc erlitt in diesen Tagen einen Hitze- und Tourismusverkehrskollaps.
Der rund 1950 m hohe Mont Ventoux hinter Orange ist bei solchen Temperaturen meist ein phantastich kühler Aussichtsort. Es heisst, man könne bei klarer Luft Nimes sehen.
Dicke Wolken waberten jedoch an diesem Nachmittag auf den Ventoux zu. Vielleicht hätten wir oben in der Gaststätte bleiben sollen.... Das Hagelgewitter kam während der Südabfahrt über uns, und dann ging die Welt unter. An eine dicke Buche gekauert (Buchen sollst Du suchen.... na ja) ertrugen wir tapfer die murmeldicken Eiskörner. Zwar schluckten die Protektoren der Endurojacke die grösste Aufschlagenergie..... der prasselnde Lärm auf dem Helm aber war infernalisch, so dass wir uns Mut zuschreien mussten. Nach einer schier unendlich langen Zeit kam das Tageslicht schleichend zurück, der Eisschauer verwandelte sich in sanften Regen und die Weiterfahrt wurde möglich.
Wie meistens im Süden sind die Unwetter oft nur lokal. So hatte kein Regentropfen im Tal der Cèze die ausgedörrte Erde dort berührt. Wir faulenzten hier drei Tage auf einem schattigen Campingplatz, bevor wir die letzten 600 Kilometerchen der Fünftausendkilometer-Reise angingen.
Der durchschnittliche Verbrauch lag bei der BMW GS 1150 bei 5.8 Liter 95er auf 100 KM, in La Rochelle, nach etwa 3600 km Fahrt, konnte ich 0.3 Liter 15W50 auffüllen. Fazit: Keine Probleme mit dem Möfi.
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.... hi, hab schon viele Berichte hier gelesen, dieser hat was.
Muss Spass machen, mit dir unterwegs zu sein.
Möge der Grip immer mit dir sein, Salut Mustang.
10 Punkte sind eigentlich immer zu wenig.
Hallo Adi,
habe Deinen Artikel mit viel Vergnügen gelesen(und natürlich mit der Höchstpunktzahl bewertet ;-), war selber in den drei 35°-Juli-Wochen in der Gegend, bin allerdings von Köln durch Eifel, Ardennen, Picardie angereist, dann durch die Normandie (großes Highlight die Fahrt über die Pont de Normandie)an der normannischen,bretonischen Küste längs. Besonders schön fand ich die Fahrt quer durch die Bretagne über menschen- und fahrzeugleere Straßen bis ins Loiretal.
Gruß EVA
Ich hatte mir die Normandie eigentlich eher flach vorgestellt, - ausladende Wiesen, muhende glückliche Kühe in grosser Vielzahl, aus deren Eutern die Butterpäckli nur so herausflutschen würden. mehr...
Ca. 30 Punkte. Ist eine herrliche Gegend, welche sich die Alierten zun Invasion ausgesucht haben. Aber anders war dem Onkel Adolf wohl nicht beizukommen. Die Soldaten beweisen Disziplin. Selbst im Tode immer noch in Reih und Glied! Ich war schon mal da, kann diesen guten Bericht nur bestätigen!
Peter