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chicago-cat 22.07.2002

Pässe, Schluchten und Lavendel: Teil 5

Wegstrecke 0 km
Länder/Regionen/
Wegpunkte
Provence
Straßenart
Tour-Motorrad
Schwierigkeit
Schlagworte
Alle 9 Kommentare anzeigen


Pässe, Schluchten und Lavendel: Teil 5

Durch die Wälder und die Schluchten des Vercors
Und irgendwann heißt es dann Abschied nehmen vom Lavendel und dem provenzalischen Leben und die Heimreise antreten. Wir wählen eine westlichere Route die uns vorbei am Mont Ventoux in den Vercors nördlich von Die führt. Dieser recht unbekannte Naturpark bietet kühle Wälder, karge Hochflächen und tiefe Schluchten, erschlossen mit wenig befahrenen aber wundervoll kurvigen und teils imposant im Fels angelegten Straßen, und kann auch für Motorradfahrer als Geheimtipp gelten.
12.7.2002 Richtung Heimat liegt noch ein Geheimtipp
Heute geht es wieder Richtung Heimat und gen Norden, jetzt wir beide zusammen mit allem Gepäck auf Anna, die davon schon etwas in die Knie geht. Sie hat sich aber im Großen und Ganzen schon brav geschlagen. Erst mal machen wir Strecke über große Straßen von Arles über Avignon nach Carpentras. Ab dann geht es schöner durch die der Rhone Ebene vorgelagerten Höhenzüge und Bergketten, vorbei am Mont Ventoux, dem ich ein letztes Mal zuwinke bevor er ganz verschwindet, über Vaison la Romaine und Nyons Richtung Gap, bis wir links in das Hinterland Richtung Die einbiegen.
Einsame Straßen ebenso wie eine einsame karge Landschaft, alles in der flirrenden Mittagshitze. Tankstellen gibt es fast keine und kurz vor Die hat Anna Blume mit 17.5 Litern Durst jeden bisher da gewesenen Rekord gebrochen. Ich wusste ja gar nicht, dass überhaupt soviel in den Tank reinpasst.
Ab Die beginnt der Teil der Etappe, der den Höhepunkt des Tages darstellen sollte und wegen dem wir diesen Weg genommen haben: Die Tour durch den Naturpark Vercors. Den hatte mir unser französischer Biker auf biker.de Roland67 anempfohlen. Und wie Recht er hatte! Schon nach wenigen Kilometern begann die Auffahrt zum Col de Rousset (1367 m). Die Südrampe führt in großartigen Serpentinen den Berg hinauf, der wie ein gigantischer Riegel das Tal absperrt.

Schon Eingangs der Strecke treffen wir wieder vermehrt auf Motorradfahrer. Der Höhepunkt war jedoch mitten auf der Südrampe als uns mit großen Gebrumm ein Tross von über 100 Motorradfahrern entgegenkommt, angeführt von einer warnblinkenden Goldwing und abgeschlossen von einem Kleinbus mit Hänger und gelber Rundumleuchte als Besenwagen. Fröhlich ungeordnet, teilweise zu dritt nebeneinander, ganz selbstverständlich unsere Straßenseite mit nutzend, kommen sie uns grüßend entgegengedonnert und der Zug will gar nicht mehr aufhören. Zum Glück konnte ich als Sozia das Grüßen übernehmen, sonst wäre Waschbär gar nicht mehr zum Schalten gekommen.
Oben auf dem Col der Rousset ist direkt vor dem Gipfeltunnel ein Rastplatz eingerichtet, von dem aus man die Aussicht und die Anlage der Südrampe aufs Beste bewundern kann. Wie gerne wären wir beide diesen Berg alleine gefahren. Waschbär hegte ganz wehmütige Gedanken an Tantchen, ich an eine unbeschwerte wendige Anna Blume.


Über die D76 geht es nach dieser Super-Passstrecke durch schattige kühle Wälder, die nach der ganzen flirrenden Hitze des Südens eine willkommene Abwechselung sind. Dann wieder weitet sich der Blick auf alpine Bergwiesen mit deutlichen Anzeichen der Nutzung als Skigebiet. Plötzlich wird aus einem kleinen Sträßchen durch den Wald eine riesenbreite vierspurige Straße mit integrierten Auto- bis Bus-Parkplätzen und Waschbär weiß gar nicht so recht, wo er nun eigentlich fahren soll. Dann wieder kommen karge Hochflächen.


Wir erreichen den Col de la Machine (1011 m), biegen um die Ecke und da liegt grandios und einfach umwerfend das Panorama des Combe Laval vor uns: eine circa 600 Meter tiefe Schlucht gesäumt von senkrechten Felsabstürzen ringsum.




Unterhalb der linksseitigen Felswand führt die Strasse durch Felsbögen und –Durchbrüche über den Abgrund hinweg, in den sich immer wieder abgrundtiefe Blicke werfen lassen. Was ein Glück, dass es – im Gegensatz zu den alpinen Straßen auf der Route des Grandes Alpes – hier eine solide Mauer die Strasse säumt und ein Gefühl der Sicherheit vermittelt.





Nach 10 Kilometern Panorama-Fahrt hoch in der Felswand windet sich die Straße in die Ebene hinab. In St. Jean en Royans biegen wir links auf die D70 ab um unser Hotel anzufahren, die Auberge du Pionier.

Es geht durch das schöne Tal wieder bergan, aber das Hotel will sich nicht zeigen. Wir fahren durch das kleine Örtchen Bouvante, wo es laut Postadresse sein sollte – aber keine Spur vom Hotel. Da sieht Waschbär auf der Karte den Tunnel du Pionnier weit oben am Berg eingezeichnet und lenkt Anna dorthin. Kurve um Kurve schlängelt sich das kleine Sträßchen höher und höher bis zum Tunnel auf wieder auf über 1000 m Höhe.

Kurz dahinter zweigt tatsächlich ein kleiner Weg ab, an dessen Ende das Hotel einsam in der Hochebene liegt, ein altes umgebautes Bauernhaus ganz allein auf weiter Flur. Hier sagen sich wirklich Hase und Igel und alle anderen Tiere des Vercors gute Nacht. So auch Haushund, Hauskatze, Waschbär und Chicago-Cat bei 1-2 Gläsern – ähäm Krügen – schönen Landweins.




Am nächsten Morgen liegen wir gänzlich in Nebel und Wolken.


Erst ein paar hundert Meter weiter unten tauchen wir durch die Wolkendecke durch und sehen wieder Talboden. Aber das Wetter ist wirklicht nicht für weitere Touren geeignet.

Wir beschließen, direkt ohne weiteren Stopp nach Bad Säckingen durchzufahren. Die anderen Schluchten wie die Grand Goulets müssen eben auf unseren nächsten Besuch warten. Den wird es ganz sicher geben.


Nach einer Regenfahrt laufen wir am Abend durchnässt aber durchaus glücklich wieder zuhause ein.
Noch ein paar Links:
- Zum Park: http://www.pnr-vercors.fr (französisch)
- Auberge du Pionnier: http://www.parcs-naturels-regi​onaux.tm.fr/hotels_au_naturel/​vercors/auberge_du_pionnier/pi​onnier_visi.html​ (auch französisch)

Kommentare


ABSENDEN

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chicago-cat
Hi Heike,
ei dann bin ich ja mal gespannt auf deinen Bericht :-)
... voller Vorfreude ... claudia
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waschbaer89
he mopedist,
du bist noch jung und hast dein ganzes leben noch vor dir
einen tröstenden gruß de waschbär
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mopedist
gggrrrrr...neidvoll auf die bilder schauen...kurven - landschaft - kurven
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heike1303
Hallo Claudia
Da war ich doch erst vor ein paar Tagen *gg*
Ach, was war das schööön.
Lieben Gruss
Heike
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Ullapool-Biker1961
Gott sei Dank ist dieser Bericht nach 5 Teilen über Pässe, Schluchten und Lavendel nun endlich zu Ende!! Das war ja nicht mehr auszuhalten!! - meine rechte Hand wurde jedesmal schweißnaß und krampfte sich zusammen; beim Lesen fiel ich fast vom Stuhl, weil ich mich zu sehr in die Kurven legte; beim Betrachten der Bilder tränten mir die Augen...
Da hilft mir jetzt nur noch eins: Selbst hin fahren und mich auf die Spur von Katz\' und Waschbär begeben...
...am Dienstag geht\'s los!
LG
Uwe
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Deaktiviert
Speedfreak
Die Straßenführung unter den Steilhängen ist ja nur geil. Da noch mit ner Flüstertüte den Hall der Felsen testen und alles auf Video aufnehmen.... ~schwärm~
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mopedist
das erstemal, ich oute mich...volle punkte...und noch viel mehr...einfach klasse
lg jürgen
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Missing_mini
Gelöschter Benutzer
hallo Cat,
einsame Spitze, eindrucksvolle Bilder, faszinierende Aussichten.
~~~volle Punktzahl~~~
Da kann man Lust auf mehr bekommen...
Danke
Marion
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chicago-cat
Und irgendwann heißt es dann Abschied nehmen vom Lavendel und dem provenzalischen Leben und die Heimreise antreten. Wir wählen eine westlichere Route die uns vorbei am Mont Ventoux in den Vercors nördlich von Die führt. Dieser recht unbekannte Naturpark bietet kühle Wälder, karge Hochflächen und tiefe Schluchten, erschlossen mit wenig befahrenen aber wundervoll kurvigen und teils imposant im Fels angelegten Straßen, und kann auch für Motorradfahrer als Geheimtipp gelten.
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