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Dirk0 20.08.2003

Piemonteser Spezialitäten

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Ligurien
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Piemonteser Spezialitäten

Schottern im Piemont
Hart an der Grenze zwischen Italien und Frankreich liegt eine der spannendsten Alpenregionen. Markus Golletz und Corina Winter starteten zu einer Entdeckungsreise in die unbekannten Regionen Piemonts und Liguriens, zu Schotter, Wein und Käse.
Die komplette Reportage mit vielen Bildern findet Ihr unter http://www.motorradkarawane.de​

"Piemonte? Ligurien?" Unverständnis ist in die Gesichter der Fragenden geschrieben. "Wo liegt den das?" Endlich kennt jemand die Piemontkirsche. Unser Reiseziel liegt in Südeuropa und zwar ‚am Fuße der Berge', wie sein Name wörtlich aussagt. Gerade die Stichtäler Piemonts sind in deutschen Landen relativ unbekannt. Schade eigentlich, denn Piemont hat einige Superlative zu bieten: Die Poquelle entspringt hier, einige der höchsten Alpenpässe verlaufen an der Grenze zu Frankreich und es gibt einige bekannte Nationalparks zu entdecken.

Es ist heiß Anfang September, als wir uns durch das Valle di Locana bewegen. Zunächst verwundert es uns nicht, dass dieses Tal etwas ausgestorben wirkt. Schließlich muss man 60 Kilometer hinein und später denselben Weg hinausfahren, möchte man zu seinem Gipfeln gelangen. Das Valle di Locana ist einer der südlichen Nachbarn des Aostatals. Kein (befahrbarer) Weg führt von hier hinüber in die autonome Region, denn dafür müsste der ‚Parco Nationale Gran Paradiso' durchquert werden und der bietet gletscherbedeckte Gipfel über 4000 Meter. Die Perle des Valle di Locana heißt ‚Col del Nivolet' und bringt es auf stattliche 2612 Meter Meereshöhe. Der Pass gehört damit zu den Top Ten der asphaltierten Alpenpässe.

Vom Städtchen Noasca schraubt sich die erste spektakuläre Serpentinegruppe hinauf, die Landschaft wird zusehends hochgebirgiger. Am Ortsausgang von Ceresole Reale begrüßt uns ein Verbotsschild. Das allseits bekannte weiß-rote Verkehrszeichen wird in Italien gerne als Haftungsausschlusses verwendet - ‚Befahren auf eigene Gefahr' eben. Treffender müsste es heißen ‚befahren zum eigenen Vergnügen', denn die Straße ist in einem ausgezeichneten Zustand und beginnt nach einem längeren Tunnel hochalpin zu werden. Endlich wird es etwas kühler und der Ausblick weitet sich deutlich. Zwei Stauseen des staatlichen italienischen Energieversorgers ENEL müssen passiert werden. Schon am ersten beginnt eine märchenhafte Almlandschaft. Das Sträßchen verläuft geschlängelt direkt über die Staumauer. Immer wieder versuchen wir den Gipfel des Gran Paradiso zu entdecken, der unter Bergsteigen als einer der leichtesten 4000er gilt. Insgeheim denke ich an eine Besteigung, doch ab September gehört der Berg allein den Tourengehern. Die Fauna des ausgedehnten Gran Paradiso Nationalparks gilt als besonders artenreich. Das ehemalige Jagdrevier des König Viktor Emanuel II ist die Heimat des größten Vorkommens an Steinböcken im gesamten Alpenraum.

Nach einer weiteren vollendet angelegten Serpentinengruppe kriecht ein kühler Luftstrom unter unsere Motorradjacken. Wir sind kurz vor dem Gipfel und zollen der großen Höhe und dem schwindenden Tag Tribut. Das tut gut, hatte es in Cuorgnè vor gut einer Stunde noch schwüle 30 Grad. Vor uns liegen vereiste Bergriesen, im Süden muss sich der Col de l'Iseran befinden, doch hier gefällt es uns besser. Die Schlafplatzsuche verläuft unkompliziert, denn kurz hinter dem Gipfel befindet sich das Albergo Savoia, das Gäste gut und gern beherbergt. Ursprünglich war vom Col del Nivolet eine Passverbindung in das benachbarte Aostatal geplant. Sie sollte von hier direkt in das Val Savareche nach Pont und weiter nach Aosta führen. Von Pont und vom Nivolet aus führen die beiden Trassen sich zwar entgegen, verlaufen dann aber etwas unmotiviert am Hang, ohne zusammenzutreffen. Auch wenn diese Tatsache die Weiterfahrt und damit eine ausgedehnte Rundfahrt verhindert, ist sie die Basis für die intakte Natur des Gran Paradiso Naturparks. Auf Schusters Rappen unterwegs, hängen wir noch einen Tag für Erkundungen dran und erfreuen uns die Einsamkeit. Neben etlichen Murmeltieren quert nachmittags ein waschechter Erlkönig unseren Weg. Ein weiteres Indiz dafür, eine echte ‚Piemonteser Spezialität' gefunden zu haben ist die Tatsache, dass eine bekannte japanische Autofirma diesen Platz als Foto-Location für ihr neustes Modell auserkoren hat. Immer wieder wird der Erlkönig in einen LKW verladen und bei Sonnenuntergangsstimmung wieder ausgepackt. Ausgerechnet am Albergo Savoia, wo sich sonntagmittags einige Wohnmobilsten tummeln, gelingt es der Foto-Crew den Prototypen unbrauchbar zu machen. Während etliche herumstehende Rentner in Sandalen und Kniestrümpfen schlaue Ratschläge erteilen, gibt der Geländewagen keinen Mux mehr von sich - Pech gehabt.

Die kommenden Täler heißen Val Grande, Val di Ala und Val di Viù. Vom Val di Ala erhoffen wir uns viel, dort soll es eine interessante Mineralogie geben. Leider präsentiert sich zumindest der Talschluss sehr aufgeräumt, beinahe unnatürlich. Überall steht schweres Baugerät herum und der Flussoberlauf wird in ein künstliches Bachbett gepresst. Wir machen kehrt und probieren das Nachbartal. Das Val di Viù gefällt uns schon besser, hier spürt man förmlich die Ländlichkeit und das Fehlen der touristischen Struktur.

Die letzte Querverbindung zwischen dem Val di Viù und dem Val Susa ist der Col del Colombardo. Er überschreitet den Kamm rund vier Kilometer weiter westlich wie die Parallelverbindung über den Colle de Lis und behält noch eine gehörige Überraschung für uns bereit. Überwiegend geschottert und gar nicht einfach zu befahren gelangt man nach aussichtsreicher Fahrt zu der Kapelle San Giovanni. Der Platz ist wie gemacht für ein Picknick in rund 1900 Meter Höhe. In der großen, dominierenden Kapelle gibt es einen Schutzraum für Wanderer und ringsherum einige Feuerstellen. Wir packen schon mal aus.

Glockengebimmel weckt uns am Morgen. Keine Kuhglocken, sondern die Glocke am Hals des Hütehundes macht diesen Lärm und bald füllt sich die gepflegte Wiese mit Schafen. Der Schäfer und seine Hunde begrüßen uns freundlich, sie sind hier für die Graspflege zuständig. Zeit aufzubrechen um im schönen Susatal einen Cappuccino und ein Brioche zu nehmen. Die Abfahrt kostet doch einige Zeit, denn was in keiner Karte, geschweige denn im "Denzel" verzeichnet ist: die Passhöhe ist längst noch nicht erreicht! Erst als sich der Höhenmesser bei 2050 Metern einpendelt, ist der wirkliche Pass unterhalb des Monte Civrari erreicht. Hinab geht es durch malerische Schäfersiedlungen aus Naturstein in das Tal der Dora Riparia nach Susa.

Nach einer Stärkung in einem der zahllosen Straßencafes wartet ein alter Bekannter auf uns und die Africa Twin. Es ist der Col del Finèstre, ein Hausberg Susas, der uns in das Val Chisone führen soll. Seine anfänglich geteerte Piste beginnt versteckt im Ort. Kaum ein Pass bietet so viele regelmäßige Kehren, die stoisch über Susa dem Pass entgegenstreben. Nach einem finalen Schotterstück erreicht man die Passhöhe auf 2176 Metern. Am Col liegt der Einstiegspunkt in die Assietta-Kammstrasse. Da wir unterwegs sind, um unentdecktes zu entdecken, fahren wir diesmal nicht die Assietta, sonders biegen nach Südosten in Richtung der Poquelle ab. Während im Tal ein Gewitter tobt, legen wir bei Fondufaux an einem sonnigen Rastplatz mit Aussicht eine Pause ein und erfreuen uns der nachmittäglichen Wärme. Auf dem Markt von Perosa Argentina im Val Chisone ergattern wir eine weitere piemonteser Spezialität: Neben den ‚Salsicas' bieten die vielfältigen regionalen Käsesorten eine Augenweide. Sie stammen alle aus dem Val Chisone. Edamer, Gauda oder Appenzeller sucht man hier vergeblich...

Neuerdings gibt es Bestrebungen der Europäischen Union, vielen der Käsebauern den Garaus zu machen. Begründet durch Hygienevorschriften soll es den Almbauern unmöglich gemacht werden, ihren leckeren Käse zu produzieren. Wie wir die italienische Mentalität einschätzen, wird diese Richtlinie (hoffentlich) nie umgesetzt... Um zur Poquelle am Fuße des Mont Viso zu gelangen müssen wir die überladene Twin ein wenig aus den Bergen hinaus manövrieren. Hinter Pinerolo fliegt der Abzweig ins Valle Péllice an uns vorbei. Bei Bóbbio Pellice kann man zum Rifugio Bárbara abbiegen, eine Spezialität die sich wirklich lohnt. Die Single-Track-Road dort hinauf gewinnt stetig an Höhe, passiert immer wieder alte Steinhaussiedlungen und einige vom Gebirgsbach zerstörte Brücken. Oben angekommen erschließt sich ein naturbelassener Talkessel in dem es sogar erlaubt ist zu biwakieren. Natur pur, nur Wanderer Schafe und Kühe treffen wir hier. Wieder in der Ebene wenden wir uns dem 2020 Meter hohen Pian del Re zu, der ‚Hochfläche des Königs'. Mit ‚Re' kann nur der Mont Viso persönlich gemeint sein. Als auffälligster Berg weit und breit reckt er sich in 3841 Meter Höhe. Der gewaltige Fiume del Po ist hier noch eine Ansammlung schmaler Gebirgsbäche, kein Vergleich zu seinen Ausmaßen in der Poebene oder zum Mündungsdelta.

Eine dunkelgrau-drohende Wolkendecke lässt eine Diskussion über das Wenn und Aber entstehen, dann wagen wir einen Versuch, den Pian del Re zu erklimmen. Mit etwas Glück durchstechen wir die Wolkendecke in ungefähr 1900 Meter Höhe. Im Abendlicht sehen wir endlich die schimmernde Gipfelpyramide des majestätischen Mont Viso vor uns. Neben dem obligatorischen Rifugio breitet sich vor uns eine Landschaft voller Wasserfälle und Wanderwege aus. Der Gipfel soll ohne Seil und Haken zu besteigen sein, wir nehmen vorsichtshalber nur mit der 2000 m-Aussicht vorlieb. Luftlinie nicht weit vom Mont Viso entfernt, fristet ein weiterer unbekannter Pass sein Dasein. Der Weg dorthin führt - wie sollte es in Piemont anders sein - über die Poebene in das Varaita-Tal. Wir passieren Sampéyre und beschließen später die Querpassage in das benachbarte Mairatal zu nehmen. Chianale ist die letzte wellblech-bedachte italienische Siedlung, an der früher der Schlagbaum stand. Dann steigt die Straße stetig zum Colle dell'Agnello auf 2746 Meter. Wir sehen den Mont Viso von der anderen Seite, die Serpentinen im Trogtal waren atemberaubend und hier oben wird es bei strahlendblauem Himmel doch empfindlich kühl. Der Helm bleibt auf dem Kopf!

Am Pass verläuft die Grenze zwischen Piemont und der Provence in den Haut-Alpes. Zurück in Sampéyre brauchen wir einen wärmenden Cappuccino, dann warten der Colle di Sampéyre und das Elvatal auf uns. Über den Colle verläuft die Varaita-Maira-Kammstraße die anspruchsvollen Enduristen (legal) einiges zu bieten hat. Auf einem kleinen Hochplateau geht es weiter nach Elva, dem geheimnisvollen okzitanischen Ort, dessen Kirchenmalerei den Forschern lange Zeit Rätsel aufgab. Die Bar-Restaurante hält viele Leckereine und erlesene Weine für die Durchreisenden parat. Das Elvatal ist ein Naturschauspiel der besonderen Art. Längst geschichtetes Gestein, nur eine handbreit Himmel und immer wieder unbeleuchtete Naturtunnel lassen Erlebnis-Feeling aufkommen. Immer noch in der Einsamkeit unterwegs gelangt man so in das Mairatal, an dessen Ende wir neben einem Sommercampingplatz ein ausgedehntes Bergbachszenario mit Wasserfällen vorfinden. Eine Piste soll hinauf zum Col Maurin führen, doch dort beginnt schnell ein Areal, das ausschließlich den Wanderern vorbehalten bleiben sollte.

An einem Stausee mit Kraftwerk biegen wir auf dem Rückweg in die Màrmora-Region ab. Dort geht es auf einspurig asphaltierten Wegen hinüber ins Grana- und Arma-Tal. Der Pass nennt sich französisch klingend Colle d'Esischie. Hier um die Ecke, am Colle di Valcavera, beginnt das Hochtal der Maira-Stura-Kammstraße. Das Netz der Militärstraßen scheint hier in 2000 Meter Höhe endlos zu sein und lässt sich ohne Angst vor Repression befahren. Wir treffen hier auf einen Hirten, der, kläffende Hunde hinter sich, mit der Fantic auf die Alm knattert. Den Feinschmecker sei gesagt, dass der köstlich-aromatische Castelmagno-Käse hier erzeugt wird. Auch der Blick vom Pass ist grandios: von hier aus lässt es sich entspannt in die Poebene schauen - diese Richtung schlagen wir jetzt ein. Der obere Teil des Valle Grana ist supermoto-mäßig eng geschnitten, später wird die Landschaft am Fluss entlang etwas offner, die Straße schneller. Wegen dem großen Höhenunterschied geht die Reise durch verschiedene Vegetationszonen. Das Santuario di San Magno ist eine der höchstgelegenen Wahlfahrtskirchen Europas. Dem Schutzpatron San Magno sind hier viele Verkehrsteilnehmer sehr dankbar. Allein zwei Wände in der Kapelle sind mit Danksagungen derjenigen behangen, die bei Unfällen noch einmal mit dem Leben davongekommen sind.

Steht den Piemontesen der Sinn nach Meer und Küste, so nehmen sie vorzugsweise mit Ligurien vorlieb. Der Weg dorthin führt fast immer durch den berühmt-berüchtigten Tende-Tunnel. Wegen seiner geringen Breite erfordert es für LKWs einer roulierenden Verkehrsreglung.

Das französische Royatal begrüßt uns spektakulär. Den Abzweig gleich hinter dem Tunnelausgang in der ersten Kehre zur legendären Ligurischen Grenzkammstraße lassen wir leider rechts liegen, Entschädigung bietet aber die schnelle Fahrt hinunter nach Tende. Dort fällt es schwer festzustellen, ob wir uns in Frankreich oder Italien aufhalten. Verräterische Hinweise geben die "Boulangerie"-Schild​er.​ Der Blick in die Analen der Stadt gibt diesbezüglich Aufschluss: war bis 1947 italienisch. Erst nach dem II. Weltkrieg wurde die Grenze um zehn Kilometer verschoben. Der Grenzübergang zwischen Italien und Frankreich lag damals bei St. Dalmas. Noch heute strahlen die Orte das undefinierbare italienisch-französischen Flair aus.

Kulturell ganz anders gepolt waren die benachbarten Brigasken, die in La Brigue und im Italienischen Realdo beheimatet sind. Zwischen den beiden Orten existiert eine empfehlenswerte grenzüberschreitende Verbindung, die in das ligurische Argentinatal führt. Über das schöne Badalucco gelangt man hier auf kurzem, aber zeitaufwendigem Wege nach San Remo. Wir bleiben zunächst im Royatal, dem ein paar kürzlich fertig gestellte Tunnel leider einige Reize nehmen. Die parallel verlaufende abenteuerliche Tendabahn braucht auf der parallelen Strecke zahllose Viadukte und Spiralentunnel um den Höhenunterschied zu überwinden. Bis zum mediterranen Grenzort Ventimiglia ist noch einmal die Staatsgrenze zu passieren, dann schlägt dem Reisenden ein milder Meereswind entgegen. Allmählich weicht die italienisch-französische Gorge-Landschaft vereinzelten Palmen und Ölbäumen. Dann erreicht man das Mündungsdelta des sich nun ‚Roia' nennenden Flusses.

Die quirlige Grenzstadt Venti empfängt Hinterland-Motociclisti mit verstopften Straßen, einer Rollerarmada die Ihresgleichen sucht, einer Strandpromenade und einem Markt, der einem das Wasser im Munde zusammen laufen lässt. Viele Händler kommen auch aus dem benachbarten Menton und bieten französische Waren feil. Bei dem Einkaufsbummel füllen sich die Taschen zusehends. Voll bepackt mit leckerem Proviant verlassen wir Venti und steuern das Capo Mortola an um in der Villa Hanbury, einem der schönsten botanischen Gärten Italiens, zu pausieren. Von hier aus kann die Rundfahrt über das nahe Frankreich komplettiert werden. Nicht weit von Sospel, bei Lucéram geht es auf der D 54 zwischen Col de L'Orme und La Cabanette auf die Stecke. Reichte der Col de Turini schon zum schwindelig fahren, verpasst uns diese Strecke noch den letzten Kick zum heutigen Tourentag. Knapp 20 extrem enge Serpentinen, in denen sich Schleifspuren schwerer Fahrzeuge in den Asphalt gedrückt haben, müssen durchschwungen werden, bis man später am Col de Bruas an einem Tour de France-Denkmal endet. Schon ziemlich dunkel ist es, als wir uns über den Colle della Lombarda vom Retortenskiort Isola 2000 nach Vinadio schlängeln.

Eine besondere Offroad-Episode gönnen mein Begleiter und ich uns an einem sonnigen Morgen. Nach ausgiebigem Frühstück geht es hinüber nach Frankreich über den Pass, der in Italien ‚Colle della Maddalena' und in Frankreich ‚Col de Larche' heißt und Piemont mit der Provence verbindet. Dort oben beginnt eine skurrile Landschaft aus Almwiesen und Militärbunkern, die weit verstreut umherstehen. In luftigen 2800 Metern Höhe thront das ehemalige Militärfort Tête de Viraysse, dessen mächtige Kanonenluken einst das Umland kontrollierten.

Die Piste hinauf gehört zu den schwierigeren, es erwartet uns dort angeblich ein Teilstück mit 40-prozeniger Steigung. Nach etwas umständlicher Pfadfinderei entdecken wir den Pisteneinstieg bei St. Ours und gelangen zu 40-Prozent-Stelle. Beim Anblick der Piste legen dann weder mein Begleiter mit der XT noch ich mit der Afrika Twin große Motivation an den Tag, unsere Motorräder hier zu verschrotten. Tatsächlich sehen wir auch keine Motorradprofile im Boden, dafür metertiefe Vermurrungen und allenfalls eine Allradspur. Glücklicherweise existiert eine Umfahrung, so dass wie die "Warmduschvariante" der Strecke wählen können. Der Himmel ist immer noch tiefblau als wir an Murmeltieren vorbei in den Fußrasten stehend ein Hochtal erreichen, in dem eine zerfallene, rechteckige Fortanlage liegt. Von hier aus geht es auf einem Wanderweg noch zwei Kehren höher. An den Kehren muss mehrfach reversiert werden.

An einem Sattel mit Aussicht ist dann endgültig Schluss. Der Ehrgeiz treibt uns noch die halbe Stunde Fußweg hinauf zum Gipfelfort. Die Belohnung bekommen wir in Form eines 360°-Rundumblickes, der fast bis zum Mittelmeer und zu den Schweizer Alpen reicht. Konditionell leicht verschätzt, passieren auf dem Rückweg noch zwei Umfaller. Aber was stört das schon, wenn man so viele schmackhafte Spezialitäten Piemonts probiert hat wie wir. Die Piemontkirsche ist übrigens eine Erfindung von Ferrero. Im Mon Chéri, sollen welche enthalten sein.
Die komplette Reportage mit vielen Bildern findet Ihr unter http://www.motorradkarawane.de​

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