Wien - Nizza
Wegstrecke | 2400 km |
Länder/Regionen/ Wegpunkte |
Wien (Austria) - Nizza (France) ohne Autobahnen (Bericht siehe oben) |
Straßenart | Landstraße |
Tour-Motorrad | SUZUKI GSX 1250 FA |
Schwierigkeit | schwer |
Schlagworte | Wien - Nizza |
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Wien - Nizza
Wien - Nizza 2010Die Alpen - wo sie beginnen und wo sie aufhören !
Am Freitag, den 25. Juni 2010 starten wir fast pünktlich um 13.30 h von Bartholomä nach Wien. Die rund 600 km wollen wir so schnell wie möglich hinter uns bringen um dem eigentlichen Ausgangspunkt unserer Tour von Wien nach Nizza zu erreichen. Über Regensburg geht’s zur Autobahn nach Wien, das wir um ca. 20.30 h erreichen. Von Wien wollen wir die Alpen nach Möglichkeit auf deren kurvigsten Abschnitten mit den höchsten Pässen bis zu deren Ende in Nizza befahren.
Samstag 26.6.2010
Auf der Autobahnfahrt gestern hat es zwei Stunden so richtig geschüttet, so dass heute Morgen noch manche Hosen etwas klamm sind. Das stört aber nicht weiter, denn die Sonne scheint wunderbar warm auf uns und die Bikes. Es sollten die letzten Regentropfen gewesen sein bis wir in Nizza ankommen. Zuerst müssen wir nun, und das ist gar nicht einfach, eine Ortstafel von Wien finden bei der man anhalten kann und per Bilder die tatsächliche Abfahrt dokumentieren kann. Einheimische helfen uns weiter und dann klappt es auch mit den Bildern. Schnell geht’s wieder aus Wien raus und über Berndorf und Pottenstein zum ersten Pass unserer Tour, dem Hals-Pass. Hier sind die ersten Ausläufer der Alpen noch eher mit unseren Mittelgebirgen vergleichbar aber der spärliche Verkehr und der gute Belag lassen uns schon richtig Spaß haben. Dass der Spaß nicht zu groß sein sollte erklärt kurz darauf bei der Auffahrt auf den Rohrer-Sattel ein alpiner Gendarm. 70 km/h Begrenzung, aber nur für Motorräder, eine lange freie Gerade, ein Auto das 70 fährt, zwei Biker die das Auto überholen, ein Männlein das im Walde steht und schon müssen Mitch und Schuldes Bares abdrücken, um die Tour zu Ende bringen zu können. Lautstarkes Lachen ist während des Zahlungsvorganges der beiden zu hören. Es folgt der Ochsensattel, der Gscheidpass und nach der schönen Ortschaft Mariazell der Halspass. Von hier geht es weiter durch das Tal des Gesäuses nach Admont. Über Schladming kommen wir in die Region Dachstein, wo wir der Dachstein-Südwand über die Ortschaften Ramsau (geile Kurven) und Filzmoos unsere Aufwartung machen. Nach einer Kaffeepause erwartet uns der Radstätter Tauern Pass sowie der Katschbergpass und über Spital a.d. Drau kommen wir in die Nähe von Obervellach, wo wir in einer wirklich guten Wirtschaft übernachten können.
Sonntag, 27.6.2010
Es klappt mit der zeitigen Abfahrt, das ist notwendig, denn heute müssen wir schon um 16 h unser Quartier haben. Deutschland spielt gegen England, das dürfen wir nicht verpassen. Nach einem tollen Frühstück geht bei herrlicher Morgensonne über den Iselsbergpass nach Lienz, ein toller Ausblick auf die Lienzer Dolomiten wird uns beschert. Kurz nach Lienz geht’s rechts ab auf die Pustertaler Höhenstraße. Enge Sträßchen und spitze Kehren führen einspurig hoch auf eine Hochebene und durch mehrere kleinere Dörfchen nach Sillian und nach Toblach. Wir haben Italien erreicht, die Dolomiten warten. Durch das Höhlensteintal geht’s Richtung Cortina, vorher aber noch ein Schwenk über den Misurina-See und den Passo Tre Croci. Cortina wird schnell und ohne Halt durchfahren, denn ein Highlight folgt jetzt: der Passo Giau mit seiner unvergleichlichen Auffahrt und den vielen Kehren wieder Richtung Rocca Pietore hinunter. Vorher genießen wir aber noch bei einer ausgiebigen Rast auf dem Giau die gnadenlose Aussicht ringsherum. Es hilft nichts, Deutschland spielt, wir müssen weiter! Passo Fedaia, Canazei und der Karer-Pass am Rosengarten, ein Kaffee und Wasser bei der Hitze, wieder unvergleichliche Ausblicke und runter geht’s über Welschnofen und Montan nach Auer in die Bruthitze des Etschtales, wo wir beim Kalterer See in der Ortschaft Terlan ein gutes Quartier kriegen. Kaum sind wir da, beginnt schon das Spiel gegen England. Ein überragender Sieg mit Swimmingpooleinlagen in der Halbzeit. Begnadete Körper! Eine überschwängliche Siegesfeier schließt sich an.
Montag, 28.6.2010
Trotz Siegesfeier klappt es nach anfänglicher Verzögerung und einem wiederum tollen Frühstück mit der Abfahrt. Der Mendelpass am Montagmorgen macht schon richtig Spaß. Aber irgendwie scheint heute die versammelte Straßenbauerinnung in Italien auf unserer Route ihrer Tätigkeit nachzugehen. Ständig Ampeln, über Fondo und Male erreichen wir den Passo Tonnale. Eine kurze Pause bevor wir in Ponte die Legno den Gavia-Pass in Angriff nehmen. Oben ist grad mal die Straße frei geschmolzen, der See noch zugefroren aber die Aussicht mal wieder grandios. Abfahrt nach Bormio und nicht Richtung Stilfser Joch sondern nach links über Val di Dentro zum Passo Foscagno und zum Passo Eira nach Livigno, wo es in der zollfreien Zone richtig billigen Sprit geben soll, wenn nicht grad Mittagspause ist und der Automat funktioniert. Schließlich klappt es dann doch und über die Forcella Livigno erreichen wir den Bernina Pass mit Ausblick auf die Eisriesen der Bernina und auf Fotozwerge aus Japan im Glacier-Express, der uns nun bis Pontresina immer begleitet.
Über den Albula Pass erreichen wir Tiefencastel und Thusis. Beeindruckend geht es weiter mit Ausblick in tiefe Schluchten nach Disentis und zum Oberalp-Pass den wir gegen 18.00 h erreichen. Kurz zögern wir nach der Abfahrt nach Andermatt, aber der Susten-Pass reizt uns heute Abend ohne den Tagesverkehr noch. Um ein grandioses Erlebnis reicher erreichen wir Innertkirchen, wo wir dann ein von der Ausstattung her bescheidenes Quartier erhalten.
Dienstag, 29.6.2010
Nach einem, wie uns die Bedienung aus der Gegend um Jena versicherte, „dollen und ausgiebichen“ Frühstück starten wir zum Pässe-Zirkel: Grimsel-Pass, Furka-Pass, St. Gotthard, Nufenen-Pass. Die ständige Schräglage in diesem Bereich kann man einfach nicht beschreiben! Wir sind gleich morgens um neun am Grimsel, toller Sonnenschein, kein Verkehr, einfach geil. Was im Anschluss nicht so erfreut, ist die Strecke durchs Rhone-Tal. Natürlich sind wir zu knickrig um diese öde Strecke über die Autobahn zurückzulegen, aber die Hitze, den Gestank und die vielen Ortsdurchfahrten könnte man wirklich leicht vermeiden. Klasse wird es dann erst wieder bei der Auffahrt auf den Großen St.Bernhard, jedoch am Pass oben ist der See noch gefroren und die Raucher müssen wegen der Kälte schnell an der Kippe ziehen, damit es wieder runter gehen kann Richtung Aosta und damit wieder nach Italien. Aber da ist es dann schon wieder zu heiß, in einem Straßencafe darf sich dann aber jeder ein Eis kaufen. (dieser außergewöhnliche Aufenthalt wurde ausnahmsweise mal genehmigt). Nach der heutigen Etappe sind dann alle froh, als wir kurz vor Courmayeur am Beginn des Kleinen Sankt Bernhard unsere Böcke abstellen dürfen und in einer Pizzeria sowie einem schönen Hotel den Tag beenden.
Mittwoch, 30.6.2010
Wieder ein kühler aber schöner Morgen. Wir fahren mit beeindruckender Aussicht auf den Montblanc, der hier mit einem Höhenunterschied von 3800 m fast senkrecht nach oben zieht, in Richtung Kleiner Sankt Bernhard. Vorher kommt aber noch der wirklich empfehlenswerte Colle San Carlo, welchen wir komplett ohne Gegenverkehr überqueren. Der Carlo ist schöner und vor allem wilder als der „gloine Bernad“, aber jetzt sind wir dann ab sofort in Frankreich mit seinen wirklich hohen Pässen. Recht kurvig geht’s über Bourg St. Maurice nach Val d´Isere, dem bekannten Wintersportort, der jetzt im Sommer fast wie eine Geisterstadt wirkt. Hier jedoch gibt es wenigstens Sprit, was in der Folge nicht selbstverständlich ist. Wer in dieser Gegend unterwegs ist, sollte mindestens immer noch für 80 km Sprit im Tank haben und rechtzeitig tanken. Jetzt geht es (wie meistens außerhalb der Schweiz) hurtig hoch zum Col d´Iseran und damit bis auf 2770 m. Und glaubt es mir: Hier oben in der dünnen Luft zieht die Marlboro besonders rein! Hilft aber alles nichts, es warten der Telegraphe-Pass, der Galibier und der Lautaret-Pass auf uns. Wie alle Pässe in Frankreich einfach geil zu fahren und zumindest im Juni mit verhältnismäßig wenig Verkehr. Am Galibier oben werden wir sogar von professionellen Fotografen am Straßenrand kurz vor der Passhöhe fotografiert, was natürlich zu besonders heftiger Schräglage ermuntert. In Briancon angekommen, folgt noch der Izoard-Pass und der wirklich besonders hervorzuhebende Col de Vars. Hier gibt es eine kleine gewitterbedingte Pause in der Paßkneipe, denn es hat zum ersten Mal auf unserer Tour richtig zugezogen. Der Donner und die Blitze beeindrucken hier oben, wenn man so mittendrin ist, schon anders als im Tal. Die Pause hilft: Trocken kommen wir unten in Jausiers an. Wir stehen nun vor dem höchsten Pass der Tour, dem La Bonette, 2.802 m, es ist 17.00 h, die Reifenflanken sind warm, die Frisur sitzt! Aber oben in Richtung des Passes zucken die Blitze! Schweren Herzens hören wir heute dann halt etwas früher auf als sonst und widmen uns der französischen Küche und dem hiesigen Gebräu.
Donnerstag, 1.7.2010
Das Gewitter ist weg, das Frühstück ist typisch französisch, blos Gsälz ond koi Wurschd! Also auf geht’s zum Restefonds (2.678 m) und zum La Bonette (2.802 m). Richtig lang ist die Auffahrt und es hat Millionen von Radfahrern, die alle schon in der Nacht gestartet sein müssen. Oben wird dann bei einer Wahnsinnsaussicht das obligatorische Gipfelbild an dem Hinkelstein von Obelix geschossen. Wir sind am höchsten anfahrbaren Punkt der Alpen! Aber schnell müssen wir weg, denn schon wollen die Nächsten an den Hinkelstein. So schnell weg, dass nachher die Enkel von Louis de Funes, dem Gendarmen von Saint Tropez, von unserem Helmut einen Film drehen und ihn dann anschließend zu einem ausführlichen Gespräch einladen. Da Helm aber auch rein gar nichts versteht, wird das Gespräch von französischer Seite bald entnervt abgebrochen. Vielleicht auch deshalb, weil gerade Martin mit einem Affenzahn vorbeiheizt. Dem können die Flics aber nur mit erhobenem Zeigefinger nachwinken. Glücklich dass wieder alle zusammen sind geht es nun Richtung Meer! Klasse Pässe kommen noch, der Col St. Martin und für mich das Highlight: der Col Turini, kurz vor Monaco. Jetzt beginnt die Nacht der langen Messer mitten am Tag! Aber leider hört auch diese Kurvenorgie wie jeder andere Pass wieder auf und schon bald können wir das Meer sehen, die Landkarte von Joe stimmt jetzt auch wieder. Oben an unserem letzten Pass, dem Col de Braus, ist das Meer schon ganz nah. Bruthitze herrscht als wir so gegen 14.00 h müde aber stolz in Nizza einfahren. Nun gibt es wieder, wie schon in Wien, das Problem mit dem Bild von der Ortstafel mit uns als Beweis. Aber ein paar Mal in der Brackhitze die Aus- und Einfahrtsstraßen hin- und hergefahren und unser Beweis ist fix: wir haben es alle geschafft. Von Zuhause bis Nizza so rund 2.800 km, rund 46.000 Höhenmeter, Millionen von Kurven und eine Bombenstimmung: a long ride by hard guys!
Also auf jetzt an den Strand, ins Meer(aber nicht alle), ins Strandcafe, im T-Shirt auf dem Bike im Sonnenuntergang zum Abendessen am Meer, wieder mit diversen Getränken an den Strand und später, alle wurden von Franzosen geschuckt, zurück ins Bett.
Der Rückweg war dann aber auch noch schön!
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Klasse Tourbeschreibung. Nachdem ein Freund und ich diese Tour vor 2 Jahren mit Rennrad / Wohnmobil gemacht haben, wollen wir diesmal mit dem Motorrad über den Alpenbogen. Da sich dabei die Tagesetappen anders planen lassen, ist deine Beschreibung sehr hilfreich. Linke Hand zum Gruß