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friedmann 01.06.2007

Laß uns zu Lilo fahren…

Wegstrecke 0 km
Länder/Regionen/
Wegpunkte
Südfrankreich
Straßenart
Tour-Motorrad
Schwierigkeit
Schlagworte


Laß uns zu Lilo fahren…

2 Big Twins auf den Spuren einer Wahlfranzösin und des Schutzpatrons der HD Fahrer
Südfrankreich mit Tarn, Ardèche und Verdon sind immer wieder reizvolle Anziehungspunkte für Radfahrer, Kanuten und natürlich Biker.
…war meine Antwort auf Peters Frage: „Wo fahren wir denn in den Pfingstferien hin?“ Lilo, über 20 Jahre Motorradpraxis „hinter“ sich, hatte meinen Cevennenbericht in motorradtour.de gelesen und mich eingeladen, an die Ardèche zu kommen.
Als Treffpunkt mit Peter, hatten wir Maîche, zwischen Belfort und Neuchatel ausgemacht, genauer gesagt, im Hotel Au Bois de la Biche in Charquemont, nahe der Schweizer Grenze.
Hatte ich es gerade noch geschafft, trocken in diese kalte Gegend zu kommen, so hatte es Peter voll erwischt. Noch bevor ich das Blubbern der HD hörte, sah ich ihn in seinem roten Ganzkörperkondom durch den Regen kommen. Es herrschten gerade mal +5°, dafür war das Essen gut und die Gegend ruhig. Hin und wieder unterbrochen von dem Muhen der Kühe, denen der Regen und die Kühle wohl auch auf die Schwanzquaste ging.
Der Wetterbericht zerstörte alle Hoffnungen, trockenen Fußes nach Südfrankreich zu kommen. Unter diesen Bedingungen war Autobahn angesagt, wenn schon naß, dann mit Tempo.
In Montélimar riß die Wolkendecke auf, die Sonne des Südens wärmte und begrüßte uns. Auf dem nächsten Parkplatz den Regenkombi aus, eine Kleinigkeit essen und trinken, ein Blick in die Karte, im tomtom Banne eingegeben und ab in Richtung Sud.
In Bollène haben wir die Autobahn verlassen und in Pont Saint Esprit den ersten Espresso genossen.

Einer Eingebung folgend griff ich zum Telefon und rief Lilo an, „Ich habe euch erst morgen erwartet, aber kommt ruhig, das Zimmer ist frei.“ Das war wieder typisch, durch die vielen Terminänderungen hatte ich mich um einen Tag verhauen.
In der Strasse nach Saint Paul le Jeune, über Saint Martin d’Ardèche und Barjac, reihte sich eine Kurve an die nächste. Die Sonne brannte, der Asphalt gab seine Hitze nach oben ab, der Duft von Teer, Harz und Akazienblüten lag in der Luft. Vergessen die Kälte, der Regen, nur einfach der Wiegefrequenz der Kurven folgen.
Lilo hatte mir angedeutet, dass das Anwesen nicht in Banne direkt liegt, sondern zwischen Saint Paul le Jeune und Les Avelas . Die Sorgen waren unbegründet, der tomtom hat uns haargenau an die Einfahrt von Mas de Vigneredonne geführt. Und dann standen wir vor einem beeindruckenden Anwesen, begrüßt durch Hundegebell und einer blonden Lady auf der Balkonterasse.

Da Lilo nicht mit unserem Kommen gerechnet hatte, gab es auch kein Abendessen, sondern nur Wasser und Wein, aber wir hatten noch ausreichend Handverpflegung und entgingen so dem Hungertod.




4 Tage haben wir die Gastfreundschaft des „Bikerhotels Mas de Vigneredonne “ sowie die Kochkünste von Lilo genossen. Wir lernten Eva und Andreas, Karlheinz und seine Frau und viele andere Biker kennen, für die das TOURENFAHRER Partnerhaus eine feste Größe im Urlaubskalender eingenommen hat.
In dem Ort Banne selbst haben wir hautnah Kunst erlebt,






Mas de Vigneredonne liegt so zentral dass sich tolle Touren fahren lassen. Einige Fahrten führten uns an die Ardéche und das Umland und eine Tagestour ging nach Le Vigan zu den Bisons. Dabei gerieten wir zufällig auf die D 135, D169. Ich erwähne deshalb diese Strassenbezeichnung, weil ich demjenigen eine Flasche Schampus spendiere, der diese Strassen mit einem Schnitt von 35 km/h fährt. Für mich war es die Vorprüfung für die Dolomitenfahrt im Juni.

Auf unseren Tagesfahrten entdeckten wir







Lilo, Mas de Vigneredonne, Gorges de l’ Ardèche adieu, wir wollen weiter.
In den tomtom geben wir als Ziel Carpentras ein, aber anstatt uns auf breiten Nationalstrassen zum Ziel zu führen, haben wir wieder eine Teststrecke, die D542 vor uns, bei der den Fahrgestellen einiges abverlangt wird. Irgendwann kommen Kirschbäume ins Blickfeld und wir machen eine ausgedehnte Pause. Wir haben immer noch Proviant, als Nachtisch gibt es herzhafte Krachkirschen.

Wir kommen an farbenprächtigen Höfen vorbei, leider braucht der Lavendel noch 1-2 Monate zur Blüte.
[img 38684]
In Manosque übernachten wir im Le Provence, einem Zwei Sterne Hotel, geeignet für die Durchreise.
Über Allemagne en Provence kommen wir nach Riez. Von weitem sehen wir Häuser in einer Felswand und fragen uns, wie man da wohl hinkommt. Man kommt hin-über die Route de la Lavande, wir machen eine Kaffeepause, ich flirte mit der Bäckersfrau und Peter mit zwei Flic’s, weil wir im eingeschränkten Halteverbot stehen.




Am Saint Croix de Verdon beginnt dann der Aufstieg in den Grand Canyon du Verdon. Der Verdon hat in den Voralpen von Castellane eine Schlucht von ca. 25 km Länge in den Jurakalk eingeschnitten, die in Europa einmalig ist. Eine kurvenreiche Strasse führt auf beiden Seiten des Grand Cayon zu eindrucksvollen Aussichtspunkten die bis zu 600m über der Talsohle liegen.
In Castellane ist nicht ein einziges Zimmer zu bekommen, eine Gruppe Biker empfiehlt und Digne, wir aber wollen nach Grasse.

Auf der Route Napoleon, der N 85 werden wir dann fündig, das Zwei Sterne Restaurant „Auberge du Teillon“ in La Garde. Das Zimmer ist durch den Einbau einer Nasszelle mit Toilette etwas klein geworden, dafür werden wir aber mit einem ausgezeichneten Menue für € 21,- verwöhnt. Die Gänge, die von Koch und Besitzer Yves Lépine vorbereitet und von Patricia Lépine, seiner Frau aufgetragen wurden waren so vielfältig und umfangreich, dass wir auf den Käse und den Nachtisch verzichten mussten, es ging einfach nichts mehr rein, außer einem „Mirabelle“



Yves ist übrigens Elsässer und die Liebe hat ihn in La Gard sesshaft werden lassen.
Für Peter, der seiner Tochter eine SMS für ihre Französisch Abiturarbeit schicken wollte, hatte Yves einen guten Tipp. „Schreibe nicht nur Bonne Chance, sondern schreibe auch „Scheiße,“ das bringt besonders viel Glück“ , und dann hat es sich seinen Bauch gehalten vor Lachen, der Yves. Ich weiß nicht was Peter seiner Tochter geschrieben hat, aber die Prüfung ist gut gelaufen.
Übrigens, die Auberge du Teillon ist im Guide Michelin mit zwei Kochlöffeln ausgezeichnet.
Der nächste Tag gehörte dann der Nase, denn der Besuch der Parfumerie Gaimard in Grasse war angesagt.



Während einer kostenlosen Führung wurde wir über das „Procédés d’extraction des Lavandes“ informiert. Die Kreation einer eigenen Duftmarke scheiterte an zwei Bussen mit Chinesen und Schweden, die vor uns waren. Also bestiegen wir gut duftend unsere Mopeds und düsten nach Cannes, wo ja die Vorbereitungen für die Filmfestspiele in vollem Gang waren. Das hätten wir besser nicht tun sollen. Nicht nur die bevorstehenden Festspiele machten sich durch ein erhöhtes Verkehrsaufkommen bemerkbar, zu allem Übel waren die Avenues halbseitig gesperrt, weil man ausgerechnet jetzt die Fahrbahnen ausbessern musste.
Auf jeden Fall haben unsere Big Twins gekocht und edle Körperteile darüber natürlich auch, es war höllisch.

Nach einer Strandvisite, man muß ja gucken ob die Yacht noch da ist, sind wir weiter nach Nizza, dort war es nicht besser. Den Besuch bei Caroline von Monaco haben wir dann fallen lassen und sind auf der „gut ausgebauten N 2204“ nach Bella Italia. Für die ersten 100 Kilometer haben wir dann 3 Stunden gebraucht. Warum? Schaut Euch die nachfolgenden Fotos an.


In Cuneo haben wir einen leckeren Cappuccino getrunken und in Turin im Regen ein Hotel gesucht. Hier habe ich Peter zum ersten mal gefragt, ob Harleyfahrer einen Schutzpatron hätten, wenigstens der hätte vielleicht den Regen abstellen können. Aber Peter wusste auch nichts von einem Schutzpatron.
Wie so oft, wenn das Wetter schlecht ist, dann ist das Essen gut. Wir fanden in einem Vorort von Turin –Venaria- das Zwei Sterne Hotel „Stazione Reale“ und bekamen die Adresse einer Trattoria.
Viviana die Bedienung und Samanta, die Küchenchefin verwöhnten uns mit Antipasti,
da gab es Bresaola - getrockneter Rinderschinken, Carpaccio - Hauchdünne Scheiben von rohem Rinderfilet mit geraspeltem Parmesankäse, Olivenöl und Balsamicoessig
Caprese - Mozzarella auf Tomaten mit frischem Basilikum
Peperonata - gebratene Paprikastreifen, mariniert mit Olivenöl,
Bruschetta - geröstetes Brot mit gewürfelten Tomaten
Antipasto all'italiana - Aufschnittteller mit Parmaschinken, Salami, gekochtem Schinkenund und Rauchfleisch.

Dazu jede Menge Rotwein und die Flasche Grappa wurde einfach auf den Tisch gestellt. Das Beste war der Preis, ganze € 30,- haben wir für zwei Personen bezahlt. Also das ist wirklich ein Geheimtipp.


Anstatt über die Autobahn nach Susa hat uns der tomtom am anderen Tag in die Berge geführt, über Lanzo und Viu. War das Schicksalsfügung, denn hoch oben in den Bergen haben wir ihn dann gefunden, den Schutzpatron der Harleyfahrer, Pinocchio.

Pinocchio ist zwar in das Genre der märchenhaft-phantastischen Erzählungen einzuordnen, vielleicht wundert es deshalb nicht, wenn viele Biker ihn für den Schutzpatron der Harley-Fahrer halten. Kindliches Verhalten und nicht Erwachsen werden wollen, sind durchaus lebens- und liebenswerte Attribute. Und dass Harley-Fahrer eine über Gebühr längere Nase hätten, ist allerdings ein Gerücht. Bei Pinocchio allerdings wächst die Nase bei jeder Lüge beträchtlich, was ihn natürlich verrät und letztendlich vom Lügen abgebracht hat.
Der Ort, wo wir den Schutzpatron in Form einer 4 m großen Holzstatue fanden, heißt Viù und liegt kurz vor dem Col San Giovanni. Von Turin aus wollten wir nur ein wenig die Abgeschiedenheit der Berge genießen. Versehentlich hatte ich dem Navi Lanzo anstatt Susa eingegeben und da es keine Zufälle gibt, kamen wir in das Pinocchio-Dorf.
Weiter ging es berauf zum Colle de Lys, dort stießen wir auf eine Art militärische Feuerwehr. Während die Mannschaften in den Wäldern Löschen übten, machten sich die Oberen ein Lenz in der Sonne.



Die Abfahrt vom Colle de Lys wurde dann ein Erlebnis besonderer Art, wir fuhren Fahrrad. Dazu hatten wir den Helm auf dem Sozius festgemacht und ließen das Schwermetall einfach ohne Motor rollen. Mit 30 – 40 km/h genossen wir fast 40 Minuten eine leise Abfahrt, keine Menschenseele, kein Dorf, nur Düfte und Gerüche, es war die geilste Fahrt meines Lebens. Hungrig und durstig kamen wir in Susa an und kauften in einem Supermarkt Brot, Tomaten, Antipasti ein und gönnten uns eine feine Brotzeit.
Es war unser vorletzter Tag, wir wollten so nah wie möglich an die Schweizer Grenze, da Peter seinem Schwager noch einen Besuch abstatten und ich nach Hause fahren wollte.
Nahtlos wechselten wir von der Grenzregion Piemonte in die die französischen Westalpen, verließen in Italien die SP25 und waren plötzlich auf der N6, der Route Napoleon, der wir in das Massif de Monte Cenis folgten, Richtung Mont Blanc.
Im Val d’Isère mussten wir dann aber umkehren weil die Pässe noch gesperrt waren.
Ab Lanslebourg blieben wir auf der N6 und kamen in Bramans an mehreren riesigen Bergfestungen vorbei. In schwindeleregender Tiefe floß der Arc, eine winzige Fußgängerbrücke führte zu dem Festungsufer.
Vor 2222 Jahren zog der karthagische Feldherr Hannibal durch das Tal der Arc in Savoyen und über den Pass zwischen dem Mont Cenis und dem Mont Genèvre.


Über Modane, Albertville, auf der D909 über den Col des Aravis sind wir dann nach Les Villards sur Thones gekommen, wo wir im Hotel Le Viking unsere letzte Nacht verbracht haben.





Gut gelaunt, trotz des Minifrühstücks machten wir uns auf die letzte Etappe Richtung Genfer See, in Bonneville wünschten wir uns gegenseitig bon voyage.
Als ich zuhause ankam stand der Tacho auf 3420 km, für 10 Tage ne ordentliche Menge.
Text und Fotos: Manfred Berwanger
Adressen:
Unterkunft
Lilo Riedl
Mas de Vigneredonne
Les Avelas
F - 07460 Banne
T: 0033 (0) 475 39 17 04
info@vigneredonne.com
www.vigneredonne.com
Hotel Restaurant
Au Bois de la Biche
F-25140 Charquemont
0033 (0) 3 81 44 01 82
Hotel Restaurant
Le Provence
Route de la Durance
F-04100 Manosque
0033 (0) 4 92 72 39 38
Hotel
Stazione Reale – V.le Roma 20
10078 Venaria Reale (To) Italie
Tel. 011 459 7354
HÔTEL " LE VIKING "
74 230 LES VILLARDS SUR THÔNES
Tel: 0033 (0) 4 50 02 11 78
http://www.hotel-le-viking.com​/​
Besichtigung
Weingut
Chateau Saint Martin des Champs
Pierre et Michel Birot
Route de Puimisson
F-34490 Murviel-Les-Béziers
Auberge du Teillon
Route Napoléon-La Garde
F-04120 Castellane
+33 (0)492 83 60 88
contact@auberge- teillon.com
www.auberge-teillon.com
Parfumerie
Galimard Grasse
73, Route de Cannes
F-06131 GRASSE
0033 (0) 4 93 09 20 00
www.galimard.com

Kommentare


ABSENDEN

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friedmann
Ich gestatte mir hier einmal eine Zusammenfassung und möchte die Anerkennung an
fazercrow
Matisse46
traumwunsch
Gruftipeter
Mustang 100
quickie1960 und
Nebet1 zurückgeben.
Ihr seid deshalb besondere Menschen, weil Ihr Eure Freude ausdrücken und weitergeben könnt. Dafür danke ich Euch recht herzlich,
Manfred
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friedmann
Liebe Birgit,
es war natürlich meine Absicht, Fernweh zu wecken und anderen Augen die Möglichkeit zu geben, sich an diesen Naturschönheiten zu erfreuen. Es ist auch ein Ausdruck, wie ich Motorradfahren erlebe.
Dein Kompliment freut mich besonders, weil ich weiß, welch eine hervorragende Fotografin Du bist.
Liebe Grüße
Manfred
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Nebet1
Halli Hallo :-)
so, nun bin ich auch endlich mal dazu gekommen, dein neues Werk zu lesen.
Ein wirklich klasse Bericht mit sehr schönen Aufnahmen.
Nachteil.. ich habe nun Fernweh ;-)
Fotos 10 Punkte
Bericht 10 Punkte
ergibt 20 Punkte ;-)
Liebe Grüsse
Birgit
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Missing_mini
Gelöschter Benutzer
Hi Friedmann,
habe alles von Dir geschilderte wiedererkannt...., bis auf Lilo *g*, die kenne ich nicht.
Aber die von Dir durchreisten Gebiete und Orte hatte ich selbst schon etliche Male besucht....und kann Dir nur zustimmen:
Ideales Revier um einen "Genußvollen" Motorradurlaub zu verbringen - nicht nur in Hinsicht auf die Sträßchen. ;-)
Alle Finger in die Höhe....und ebensoviele Punkte dafür!
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Missing_mini
Gelöschter Benutzer
He, ihr Dampferfahrer. Sehr schöner Bericht, flüssig zu lesen, super Fotos, da bekommt man Lust.
10 Punkte, möge der Grip mit euch sein, Salut Mustang.
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Missing_mini
Gelöschter Benutzer
So schön kann Motorradfahren sein! Punkte: alle!
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traum-wunsch
ein richti schöner Bericht, der Lust aufs Nachfahren macht!
10 points - ist doch klar :-)
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Matisse46
toller bericht, sagenhafte bilder - da kann man nur schwärmen ... dann auf zur frankreich-tour ;o))
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friedmann
Südfrankreich mit Tarn, Ardèche und Verdon sind immer wieder reizvolle Anziehungspunkte für Radfahrer, Kanuten und natürlich Biker.  mehr...
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Deaktiviert
fazercrow
ein toller bericht mit schönen bildkes, macht wieder lust auf frankreich, einiges wieder erkannt, gibt glatt 10 pünktkes. ds lesen hat spaß gemacht....grüße schickt tonia
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