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friedmann 28.07.2006

Le Baron Rouge (The Red Baron).

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Tour-Motorrad
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Le Baron Rouge (The Red Baron).

Eine nicht alltägliche Biker-Begegnung
Harley Days in Hamburg mit fremden Menschen, von denen man sich später als Freund trennt.
Eigentlich wollte ich an diesem Donnerstagmorgen gar nicht frühstücken, die SMS meiner Freundin lag mir noch im Magen. Als ich aber den Garten betrat und die ersten Sonnenstrahlen auf der nackten Haut spürte, da waren unmittelbar Assoziationen zu Südfrankreich da.
Mit ein wenig Wehmut dachte ich an den schönen Sommerurlaub 2003 in den Cevennes, Motorradfahrenund fotografieren. Felix und Anita verwöhnten mich abends mit französischer Küche und tagsüber ernährte ich mich von Baguette und Obst.
Durch den Gedanken an Baguette lösten meine Geschmacksnerven in sekundenschnelle den Wunsch nach Kaffee, frischem Baguette und Beurre demi sel aus.
In wenigen Minuten war ich fertig angezogen und konnte meine LOLA, so hatte ich meine E-Glide getauft, besteigen. Nach Wissembourg sind es 12 km, normalerweise benötigte ich für dies Strecke 15 Minuten, an diesem Donnerstagmorgen aber lasse ich mir Zeit, Vorfreude auf das Frühstück.

Im Supermarché Atac kaufe ich Eier, Käse, Baguette und Beurre demi sel.
Nachdem ich den Laden verlassen hatte, fuhr ich nicht rechts, wie ich gekommen war, sondern bog links ab zur Ampel, um über Bad Bergzabern zu fahren.
Auf der Höhe der Abzweigung nach Dörrenbach sah ich sie, unverkennbar, das waren Harleys. Nachdem sie links nach Bad Bergzabern abgebogen waren, überholte ich einen hinter den Maschinen fahrenden Camaro und hängte mich an die Schlussmaschine, eine blaue E-Glide mit französischem Kennzeichen.
An der ersten Ampel fuhren die Biker zu meiner Überraschung kurzerhand auf den kleinen Parkplatz auf der rechten Seite. Ich konnte gerade noch grüßen und fuhr auch schon weiter.

Dann fiel mir ein, dass die Franzosen vielleicht mit mir reden wollten, also fuhr ich zurück und fand die Gruppe noch bei einer Zigarettenpause. Aber irgendwie waren es jetzt mehr als vorher, etwas irritiert gelang es mir ebenfalls auf dem Platz zu halten. Als erstes fiel mir ein großgewachsener Mann mit blondem Custer Bärtchen auf, der eine lederne, amerikanische Sergantenmütze trug. Ihn fragte ich:
Wo kommt ihr denn her?“, „Aus Strasbourg“. „Und wo wollt ihr hin?“ „Nach Hamburg.“ Nach Hamburg, fragte ich ungläubig, was wollt ihr denn da? „Dort ist Harley Day“, antwortete der Große.
Ich überlegte einen Moment, hatten die Zeitungen nicht von einer 40 km langen Motorradschlange berichtet, die im Juni von Hamburg nach Kaltenkirchen unterwegs war? „Das war doch im Juni“ sagte ich, in der Überzeugung recht zu haben.
„Nein, sagte Custer, das war die Motorradmesse, jetzt fahren wir hoch um am Sonntag an der Parade in der Innenstadt teilzunehmen.“
Während meine Gefühlswelt zwischen neidvoller Bewunderung und Faszination Achterbahn fuhr, fragte mich plötzlich jemand, „Willst du mitkommen“? Mein Blick fiel auf einen Mann mit Schirmmütze und einer Zahnlücke in der unteren Zahnreihe, wahrscheinlich ein Unfall dachte ich, er war der Camarofahrer.
Meine Gedanken rasten, als Custer sagte: „Du kannst mitkommen, es gibt noch freie Zimmer, weil ein Pärchen abgesagt hat, das ist kein Problem.“
Wer sollte die Pflanzen gießen, ich hatte Feriengäste, mit Sabine, Bernd, Uta und Eugen wollte ich grillen, der Tourbericht Italien war angefangen, und jetzt dieses verlockende Angebot, mit nach Hamburg zu fahren. Alle Blicke waren auf mich gerichtet, verstehend, lächelnd, zustimmend, aber auch-; du bist willkommen.
Nach drei Minuten war die Entscheidung gefallen; ich fahre mit, sagte ich, lasst mir eine dreiviertel Stund Zeit. „Wir wollten zu dem Bikertreff Johanniskreuz, erwiderte Custer, wir könnten uns da treffen.“ Das ist eine gute Idee“, sagte ich und griff nach meinem Geldbeutel um eine Visitenkarte mit meiner Handynummer raus zu nehmen. „Hier ist meine Handynummer, wenn Du mir Deine gibst, können wir miteinander reden, sollte es Probleme geben.“ Custer gab mir die Wegbeschreibung nach Hamburg und notierte dort seine eigene Handynummer drauf. Bevor ich das Papier faltete, warf ich einen Blick auf die Nummer und den Namen- GONZO-, komischer Name, hört sich an wie der Typ aus der Sesamstrasse.
Den Feriengästen einen Zettel schreiben, die Nachbarin bitten die Blumen und die Tomaten zu giessen, Unterwäsche, Shirts und Waschzeug einpacken und fertig war ich zur Abfahrt. An Gonzo eine SMS, „bin unterwegs“.
Die B10 von Landau nach Pirmasens ist mal wieder stark befahren, Ungeduld kommt auf, hoffentlich sind die nicht weitergefahren, eigentlich hatten sie glaubwürdig gewirkt, vor allem dieser Gonzo. Die Strasse nach Johanniskreuz ist fast leer, so schnell bin ich dort noch nie hochgefahren, ich schaffe es in 25 Minuten. Hin und wieder kommen Zweifel, du bist doch verrückt so etwas zu machen, einfach loszufahren, dann kommt wieder Freude auf, mit drei anderen Harleys nach Hamburg, wann hat man so eine Gelegenheit.
Als ich auf den Parkplatz von Johanniskreuz einfahre, sehe ich sofort die geparkten Maschinen und auch gleich den Grossen mit der Lederkappe.
Mit einem freudigen Lachen erreiche ich ihren Tisch, die Tatsache sie vor mir zu sehen, trägt maßgeblich zu meiner Entspannung bei, aber jetzt fällt mir auch ein, dass ich noch kein Frühstück hatte.Ich hatte der Nachbarin den ganzen Kühlschrankinhalt samt duftendes Baguette in die Hand gedrückt.
„So, jetzt kann ich mich mal vorstellen, mein Name ist Manfred.“ Dann erfahre ich von den anderen wie sie heißen und wer welches Fahrzeug fährt. Gonzo, sein Vorname ist Volker und seine Frau Sabine fahren eine Road King, Monique fährt eine Heritage Softail und Philip ihr Mann die Electra Ultra Classic.


Luc und Marie-Jo fahren den Camaro, weil Luc einen Motorradunfall hatte, er aber unbedingt mit nach Hamburg wollte, jetzt war mir auch klar, warum ich in Bad Bergzabern mehr Fahrer als Maschinen gesehen hatte. Ich fühle sich sofort wohl in ihrer Mitte, verdränge den Wunsch nach einem Frühstück, als ich höre, dass alle ein wenig Hunger haben.


Und dann geht die Reise los, Gonzo übernimmt die Führung, dann kommt Monique, Philip lässt mir den Vortritt, dafür bin ich ihm sehr dankbar und fühle mich angenommen und integriert. In Bad Kreuznach wird bei Burger King der schlimmste Hunger gestillt. Während des Essens höre ich, dass alle, außer Sabine und Marie-Jo, Soldaten sind und sich bei internationalen Einsätzen kennen gelernt haben.In Strasbourg gibt es ein EURO-Corps HQ, in dem Volker als Stabsfeldwebel seinen Dienst tut. GONZO ist sein Nickname im >Eurocorps Chapterteam Strasbourg

Kommentare


ABSENDEN

Missing_mini
Gelöschter Benutzer
Das ist das Schöne am Mopedfahren, man lernt schnell Leute kennen und der Weg ist das Ziel, oder so. 10 Punkte.
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friedmann
Hallo Gaby,
vielen Dank für Deine aufmunternden Wünsche, ich versuche mal die Bilder nachzuliefern, liebe Grüße aus der Pfalz, Manfred
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Missing_mini
Gelöschter Benutzer
Ein super schöner Bericht und er beweist, dass Biker doch immer wieder die gleiche Wellenlänge haben gleich welcher Art sie angehören.
Weiter so !!!
Lieben Gruß
Gaby
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Missing_mini
Gelöschter Benutzer
Ein echt schöner Bericht, schade, daß das mit den Bildern in die Knie gegangen ist, aber dennoch 10 Point für den roten Baron :-)
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friedmann
Harley Days in Hamburg mit fremden Menschen, von denen man sich später als Freund trennt.  mehr...
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